Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1921. Juli (Jahrgang 48, nr. 14452-14478)
1921-07-24 / nr. 14472
» = Eyer « N annstadt,Heltanera.23 sostsparlassakoatvnr.isos Fett-sprechen Wertungsfr.11. smlrvthr.21· Bezugspreis für Hermannstadt: shne Buftellung ins Laus wonatlich .... Lei 13:50 werteljährlich.. „. 40 mit Zustellung ewnatlich ... . Lei 15:50 sterteljährlich .. „ 49 °— mit Bestversendung für das Inland: monatlich ... . Lei 1550 vierteljährlich ... „ 45 °— Einzelne Nummer: Leut- Nr. 14472 « Dermannstadt, Sonntag 24 Juli 1921 Bezugsbestellungen 2 und Anzeigen übernimmt außer der Hauptstelle Seltanergasse ERFi jeder Rettungsperichlen und Anzeigenvermittlungsstellen des In- und Auslandes - HirXsrumänien, Bessarabien Dobrudika u. Bukowina bei Friedrich S. Bendek, Bukarest, Str. Gen. Berthelot 18 Anzeigenpreis . Der Raum einer einspaltigen Wetitzeile Tostet beim jedessmaligen Einraden bei 1.50 ‚Bei größeren Aufträgen entsprechender Nachla. Grscheint tägl it Ause es ren 48. Jahrgang i . Staatsidee. (Dr. 8. .9.) Gewiß, auch die Staaten werden duch Doeen zusammengehalten. Mit dem „‚Odiant, dum metuunt! (Sie sollen mich halten, wenn sie mich nur fürchten) geht auf die Dauer nicht. Es geht nicht einmal mit dem einfachen Sinn nach Necht und Ordnung. ES gibt tatsächlich keinen Staat und hat seinen gegeben, der sich einfach die Aufgabe sei, Necht zu schaffen und Ordnung aufrecht zu erhalten, der in dieser Weise nur feiner Untertanen wegen dart, d. i. der gesonderten Einzelinteressen wegen. Die legtere Aufgabe muß zweifellos jeder Staat erfüllen, der Aufgaben und der eigenen Selbsterhaltung wegen. Denn ohne ein zur regen Entfaltung gelangendes Einzelleben gibt es auch kein reges Gesamtleben. Neben den gesonderten Einzelinteressen gibt es 8 aber interessen verbindender Seen. Diesen verbindenden Seen gegenüber steht nun einmal seine Rechtsordnung, sein Staat mit der Objektivität, gegenüber, mit der er den Einzelinteressen gegenüber stehen soll. Jeder Staat hat tatsächlich eine Idee, in deren Dienst er sein eigenes Gefüge stellt, der er nicht nur alsachwalter seiner Untertanen gegenübersteht. Weniger abstraft ausgedrückt: die natürlichen Träger dieserdee abei auf Diesem oder dem anderen Wege in den ejitt der Staatsgewalt geießt, eben um im Besige der Staatsgewalt die Idee zur vollsten Entfaltung gelangen lassen. Ihre Rollentfaltung, wird demnachh der vorderste Gesichtspunkt aller Staatsger dieser Idee im werden weder auf jenem Wege zu verhindern, daß Die Staatsgewalt etwa später in unrechte Hände gerate, dasss etwa unter den späteren Staatsgewaltträgern die Träger der beiwußten dee nicht mehr die bestimmenden seien. Der Mittel und Wege hinzu gibt es verschiedene. Das aufrichtigste ist es, bei Feststellung der Staatverfassung darauf zu achten, daß die Staatsgewalt in verläßlichen Händen bleibe. « Das,führte beispielsweise im früheren Preußen- Deutschland um Beibehaltung einer ganz besonders e tigen Amatdifiden Gewalt. Dann war es die frühere Reichsverfassung nach ganz bestimmter Richtung ein Bismarckisches Mustertüd. Bismark hatte die deutsche Einheit geschaffen, aber er hatte“ gleichzeitig Rücksicht genommen ” das deutsche Be nach Sonder» feben, auf geschichtliche einzelstaatliche veber — eine umso innigere Rücksicht, als die einzelstaatliche Ueberlieferung des Preußentums in ihm besonders stark vege war. Zur Pflege dieser Ueberlieferungen auf erweitertem Boden war das schiwarze weiß-rote Deutschland bestimmt.. . war demnach tatsächlich etwas "ideell D Verschiedenes vom schwarz-rots goldenen Deutschtum , der alten Burschenschaft und der Paulsficche — sogar von dem dur die kleindeutsche Exbkaiserpartei gewünschten. Diese wollte wohl, daß Deutschland in Preußen aufgehe, aber mit dem Zukunftswunsch, daß Preußen dann vollständig in Deutschland aufgehe. Die Aufrechterhaltung des altpreußischen Geistes und die Erfüllung des gesamten geeinten Deutschlands mit ihm war dem: ‚gegenüber der Sinn des kurz vor dem Kriege entstandenen Preußenbundes. Was in Bismarckal etwas Selbstverständliches gelebt hatte, “wollte der Preußenbund mit bewußter Planmäßigkeit pflegen. Einer Sinnesweise, die bei aller deutschnationalen Begeisterung, bei der geistlosen Nivellierungssucht der Zeitströmung Ansehen machte, entsprach es, über das Gewordene zur Tagesordnung überzugehen,und ein einheitliches „Deutschtum‘” aus der Notorte zu schaffen.Bismarc nahm das geschichtlich gewordene Sonderbemwußtsein auch des Bayern und des Württembergs als Tatsache ‚ entgegen, für sich aber die weitere Pflege seines Preußentums an Selbstverständlichkeit in Anspruch, um diesen stärkeren preußischen Geist dann doch auch dem . mit bayerischem und württembergischem Sonderbeiwußt"sein Erfüllten einzupflanzen. Ale sorkten sie Dann reilich mit lebendigem deutschem Gesamtbewußtsein erst fein. Das war der geplante und zum Teil auch in Wirklichkeit überregte „Neudeutsche“. Leider hatte er dann auch Züge erhalten, die von Bismarckscher Denkungsweise meilenweit entfernt sind. Nun kommt aber das Meistersuük in der Einzelausführung. Der deutsche Reichstag wird al Fortlegung des norddeutschen Bundestages geschaffen, wie dieser mit Einführung des allgemeinen Stimmrechtes. Diese Einführung im norddeutschen Bunde war ja befanntlich ein politischer Schachzug im Kampf um die Vorherrschaft. Aber nun handelt es sich darum, den Schachzug ungefährlich zu machen. Und da konnten durch Ueberlassung eines unwesentlichen Teiles der Staatstätigkeit an die Einzelstaaten in geschierter Weise zwei Fliegen auf einen Schlag getroffen werden. Erstens wurde auch dem Sonderbewußtsein des Bayern und des Württembergs Rechnung getragen; dann sicherte man sich die kraftvolle Eigenart des reitenden Staates, der sein eigenes Betätigungsgebiet gleichfalls behielt und wo man sich hütete, das allgemeine Stimmrecht einzuführen, wo Gesellschaftsklaffen das entscheidende Gewicht behielten, die zuverlässige Trägerinnen der altpreußischen Ueberlieferungen und zuverlässige Trägerinnen des neudeutschen Gedankens waren, vor allem die Klasse des altpreußischen Landadel. Die gefestete Stellung dieser war naturgemäß, selbst ein Teil jener altpreußischen Ueberlieferungen. Soviel von Preußen-Deutschland. In Ungarn stand die Sache teilweise gerade umgekehrt, teilweise ebenso. Im Interesse seines staatlichen Sonderlebens konnte Ungarn dem mit Oesterreich gemeinsamen Monarchen, dessen Dynastie eigene, über Ungarns Sonderstaatshreit hinübergehende Weberlieferungen hatte, nicht eine zu roße Machtfülle einräumen. Eine eifersüchtige Reonung der parlamentarischen Befugnisse floß demnach borerst mehr aus nationalen al aus allgemein konstitutionellen Negungen. Nur war auch hier dad Gegenstüc zu Preußen zu en ‚Was. de gewissekt Sinne u it Biache ... * tonstitutioneller Grund «tze"swardo««r"·« zum Innenbesitz magyarischen Seelenlebens geworden Das hielt den Magyaren lange Zeit am westlichen LiberalisMUS fest und bei aller Interessengemeinschaft von Preußen-Deutschland innerlich sein.Andererseits geboten ihm die praktischen Lebensnotwendigkeiten—in gleicher Weise wie seinen ursprünglichen Trägerndem westlichen Liberalismus daEinhalt zu gebieten, wo er Die eigenen ‚Kreise störte. Das war hauptsäch‚füme, die der ursprünglichen Staatsidee fremd, wenn sich auf dem Gebiete des Wahlrechtes zu beachten. In jeden Fall war eine Einengung‘ des Wahlrechtes all hier das aufrichtigste Mittel, zu verhindern, daß die Staatsgewalt nicht bestimmend in die Hände von Leuten nicht geradezu feindlich gegenüber standen. Unaufrichtiger war die Sinnesweise von Apponyi und Genossen. Sie wollten alle Staatsbürger ‚in die Schanzen der Behaffjung aufnehmen‘, sagen wir, aus Untertanen zu wirklichen Bürgern machen. Damit sie aber vom bloßen Untertanenverhältnis, von dem aus sie den Staatsgeboten nur passiv Folge leisteten, zu wirklichen Bürgern, d. h. zu Bürgern der Staatsidee würden, mußten sie einen inneren Umwandlungsprozeß durchmachen. Und Apponyi war eben einer der eifrigsten, die diesen Umwandlungsprogen zu fördern suchten. Diesem Bestreben mußten die rumänischen Schulen fallen. Auch unser neues Staatsiwesen Großrumänien hat seine Staatsidee. Sein Entstehen verdankt er dem Bestreben, ein Volk, das sich bis jet Waengeient fühlte, zur Geltung gelangen zu lassen — zur Geltung geangen zu lassen, in den es einem mittelgroßen Staatswesen sein Gepräge aufbrüht. E83 versteht sich demnach von selbst, daß der Staat al solcher die Interessen dieses Volkes als eigene Interessen auffaßt. Dafür zu sorgen, daß die Zügel des Staatslebens später nicht etwa in Hände geraten, denen das erwähnte Bier fremd ist, hat er mit Rücksicht auf das ganz entschiedene zahlenmäßige Webergewicht des Domänentums seine Not . Er hat weder eine Not dazu, einen Unterschied im Ausmaß der staatsbürgerlichen Rechte unter seinen Staatsbürgern zu machen, noch hat er Not, auf seelische Eroberungen auszugehen. Daß er aber darnach trachtet, seine, besondere Aufgabe, zu deren, Ziweis er geschaffen worden ist, zu erfüllen, ist selbstverständlich. Es ist ‚selbstverständlich, daß er in der Erfüllung dieser Aufgabe gleichzeitig die Gewährleistung seines eigenen Bestandes sieht. Auch Staaten werden durch deen zuammengehalten. Die zarten Fäden des Ideenbandes alten auch das größere Gefüge der Rechtsordnung am festesten zusammen. Die Rechtsordnung wiederum sucht die Idee der Außenbedingungen ihrer Entfaltung zu gewährleisten. Dafür aber, der eigentliche Träger einer Idee zu sein, ist Die Rechtsordnung ein zu grobkörniges Ding.Auf jeden Fall muß sie sich hüten,aus einer bestimmten Idee einen Geßlerhut zu machen.Sie kann von den Staatsuntertanen daher immer nur einzelne Handlungen nicht Gesinnungen,verlangen-Das Apponyi und a leßteren verlangten, mußte abgelehnt werden, dagegen, Ion vom Protestantismus unserer Gesinnung aus. Dem Protestanten und dem Deutschen ist Gesinnungszwang der unerträglichste. Wenn Gesinnungsfreiheit das unsortraglichste aller Freiheitsrechte ist es unerträglich, wenn der Staat sich nicht damit begnügt, Handlungen zu ahnden, die unmittelbar gegen die Zeftigkeit des Staatswesens gerichtet sind, sı wenn er gar beginnt, über die einfache Staatsgesinnung hinüber die Unterwerfung unter jene besondere Staatsidee zu verlangen. Eben durch das gesinnungsriecherische Treiben streberischer Naturen hatte für uns das Wort ‚‚Staatsidee’ im alten StaatSmwesen jenen unangenehmen Klang erhalten, den er an und für sich nicht verdient. Der neue Staat hat die besondere Aufgabe, das aufstrebende Wolf der Romänen zur vollen Geltung gelangen zu lassen. Er macht aber den Eindruck, als ob aus dieser besonderen Aufgabe Schlußfolgerungen ezogen würden, die mit der staatsbürgerlichen Gleichie in allzu großem Widerspruch stehe. Man erinnert ich gelegentlich an die Wendung aus „Kabale und Liebe”: „Verlegung der Majestät in der Person seines Stellvertreters”. Die Anzahl der Majestätvertreter hat sich ungemein ausgeweitet. Einfach auf Grund völflichen Zugehörigkeit glaubt auch mancher Anspruch auf besondere Beachtung erhebe d sieht in der Zurück ‚ dieses Un] Bd . stictha nicht „ohne Erfolg bin habe. “8 ist nicht daß Hiedurch der einfachen Staatsgefin nada nicht der besonderen Aufgabe, Staat gerebt hat, gedient sei. Der gute lie f jeden, es auf ' in Sachsen wehrten ung . hs REM f : zu m Afhluf der deutsch-französischen Verhandlungen Die Verhandlungen zwischen den beiden Wiederaufbauministern Louheur und Rathenau sind zum Abschluß gebracht worden. Die Verhandlungen bedürfen allerdings noch der Natifizierung durch beide Regierungen. In den nächsten Tagen werden Staatssekretär Dr. Bergmann und Direktor Guggenheimer der deutschen Regierung das mit den französischen Sachverständigen getroffene Abkommen unterbreiten. Ueber dessen Inhalt teilt der „Petit Parisien“ folgendes mit: Das Abkommen wird erst Gültigkeit haben, nachdem der Bericht, der innerhalb 48 Stunden geprüft sein soll, von beiden Regierungen gebilligt worden it. Zwei Arten von Fragen waren zu Lösen: Die eine bezog sich auf den Mechanismus der Reparationen, die andere auf den Handelsverkehr zwischen Frankreich und Deutschland. Bei der Zusammenkunft zwischen Zouchent und Rathenau in Wiesbaden nahm man wahr, daß die Angelegenheit der Naturalleistungen eine ernstliche Regelung erfahren müsse. Wenn Frankreich geneigt war, die deutschen Lieferungen anzunehmen, mußten doch gewisse Erleichterungen gewährt und der Preis des zu liefernden Materials günstiger gestellt werden als der der Holzhäuser, die von Deutschland kürzlich angeboten wurden. Um diese verschiedenen Schwierigkeiten zu lösen, einigte man sich beiderseits auf einen Organisierungsplan, der dahin geht, daß die französischen Käufer im zerstörten Gebiet mit den deutschen Verkäufern in unmittelbare Verbindung treten. Die Zahlungen würden durch Vermittlung eines oder mehrerer Bureaus vor sich gehen, die vom Staate eingerichtet werden, und denen der Käufer als Zahlung eine Erklärung über die erlittenen Schäden übergeben würde. Das Bureau müsse dann den 7 deutschen Verkäufer im deutscher Reichsmark entschädigen. Diese3 Syitem war bereits auf der Brüsseler Konferenz in Aussicht genommen worden, da er den Einfluß de Staates auf ein Mindestmaß verringert und gestattet, daß ss der Mechanismus der Reparationen im allgemeinen mehr den im Handelsverkehr üblichen Gebräuchen anpaßt. Es müßten jedoch auch die Rücktwirfungen erwogen werden, die diese Operation auf die Handelstätigkeit der beiden Länder ausüben würde. Wenn Frankreich sich darauf * h +: ar 5 3 A E Sr 2 SHINE i. . » IT Dr ET ARE ER LER