Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1921. Juli (Jahrgang 48, nr. 14452-14478)

1921-07-31 / nr. 14478

ist-« of- ° - Er En Ki­er « 8 "wonatlih . . wit Bostverssendung für das Inland: snatlih .... werteljährlih .. „ Einzelne Nummer: Leu 1’— il Unser­ altem L Wadhdeltuneth «"« MAY-u- X; Faust-Mei- Ne. 11. Verwaltung Nr. 21 Bezugspreis für Hermannstadt: ; e Bustellung ins Haus Senat. Sei 1890 serteljährlich .. „ 40 mit Zustellung ‚wonatlich .... Lei 1550 w­erteljährlich... „ II— Nr. 14478 Hermannstadt, Sonntag 31. Juli 1921 . ... Bezug-Umwe- MIÆML Herumtasten-Mess« banntegassesr.d d­itu l­eeeZengsvetsch Mä­­nzeigenbetmittlnns des JspJthAns st­es üt Altrmnam­en Wessau obrudschawsutowina Friedrich S. Bendek, Bukarest, Str. Gen. Berthelot 216. Anzeigenpreis: Der Raum einer einspalti; Betitzeile Zoftet a in maligen Einrüden Le Bei größeren Au­­gen entsprechender Nachlaß. t täglich mit Ausnahm Fe one auch Geieriege > 48. Jahrgang Kleinasien — Oberschlesien — Irland., (9. BL.) Auch Heute noch, wo die griechischen Truppen b­eigetragen die türkischen Nationalisten gegen die Stoß­­punkte ihrer Macht zu verfolgen, kann es allzu früh sein, über den Ausgang des griechisch-türkischen Krieges ein ab­­schließendes Urteil zu sprechen. Wir haben es mit einem Bewegungsstieg zu tun, wo der wirkliche Stand der Ope­­rationen und die künftigen Möglichkeiten außerordentlich i­tiver zu beurteilen sind. Wer hätte noch vor wenig Tagen das heutige Bild der Lage voraussehen können. Damals standen die­­ siegreichen Angoraer Türken nahe am Bospo­­ur, englische Kriegsschiffe erschienen vor Konstantinopel, um die Irben­snahme der Stadt durch Kemal Pasha zu verhindern. Und in Athen war die Stimmung abgrund­­tief gedrüht; man sprach von drohenden Unruhen, vom bevorstehenden Sturze der Dynastie und Venizelos mag ihon im Geiste die Stunde seiner Rückkerufung heran­­nahen gesehen haben. Wie ganz anders ist heute das Bild vom Kriegsschauplage.. Die Griechen haben die unwich­­­­tigsten Eisenbahnlinien des Kampfraumes in Besis, ihre Truppen dringen unaufhaltsam gegen die feindliche Haupt­­stadt vor, die türkische Armee soll in völliger Auflösung sein und drei Viertel ihres Effektivbestandes verloren haben, und die Nachrichtenbüros sind schon verm­egen genug, die Gefangennahme Kemal Paichas mitsamt seinem Gene­­ralstabe zu verkünden. Ganz so weit stehen: Die Dinge, heute entschieden noch, nicht. Es handelt sich, "wie gesagt, in Kleinasien um einen Beiwegungskrieg, two das Versagen « ie ont zu werfen dermag, sp. NRUOWie « ·-«EZ.’2M;JJHOKke,"«-zäc’«m7ikdeii-«’»sixz ««-der"" Rüdenderung eines eben erst eroberten Etappen­aumes geführt wird. Gerade­­ der rasche Umschlag des Kriegs­­gracks zugunsten Griechenlands muß zur­­ Vorsicht in der Beurteilung auch der heutigen Kam­pflage mahnen. Damit soll dem großen militärischen Erfolge Griechen­­lands in Saleinasien sein Abbruch getan werden. Die griechische Armee hat Glänzendes geleitet, als sie, aus schwerster Bedrängnis, schon nahe an die Meeresfülle her­­angebrüht, zum erfolgreichen Gegenangriff überging.­ Und dem militärischen Erfolge­n ist der politische gleichzusehen. Der erste Siegesschwung der Angorarer Regierung ist ge­­brochen. Selbst wenn ihre Lage noch weit günstiger steht, als die Zogealgpiäce es melden, ist die Möglichkeit des Erscheinens der femalistischen Truppen an der Küste Euro­­pas doch weit hinausgeschoben. Eine Gefahr hätte dieses Erscheinen tatsächlich bedeutet. Wohl kann man der ritter­­lichen Auflehnung Kemal PBaichas gegen die Knebelungen des Friedensvertrages den­­ Sevres und der­ zündenden Ausstrahlung seines Freiheitswillens auf das türkische Wolf gefühlsmäßige Sympathie nicht versagen. Heute aber be­­wahrt der griechische Sieg den Osten Europas davor, daß die mit Sowjetrußland verbündetee Macht vor dem öst­­lichen Tore Europas erscheint. Das Bündnis Kemal Paschas mit Ruslands roter Negierung ist es, um dessen zwillen ein Erfolg der türkischen Waffen zu fürchten gew­esen­ wäre. Heute sehen Lobert Feuerschein­ aus allen den vielen Brand­­herden des Balkans hervor. Das Uebertreten der Heere Kemal Pashas auf europäischen Boden hätte von Schid­­ih alsichwerer Bedeutung für den ganzen Osten Europas werden können.­­ Für die französische Politik bedeutet die Niederlage der Angoraer Türken eine schivere Enttäuschung. Seitdem das griechische Wolf seinen König aus deutschen Fürsten­­geschlecht zurückberief, hatte Frankreich seine Freundschaft den nationalistischen Türken zugewendet. Der Grund dafür war einerseits der Groll gegen Griechenland, das den getreuen Ententevasallen V Benizelos vertrieben hatte, an­­dererseits das Bestreben, der Sicherung eines starken­­ Einflusses auf die türkische Frage eine Karte gegenüber England in die Hand zu­ bekommen. Die Entwickklung der mohammedanischen Frage­n­ für England von größter Bedeutung. Sie greift von Kleinasien hinü­ber nach Hegypten und Indien, den Singpfeilern der englischen Welt­­herrschaft.. Sie sind heute wichtiger als je,­da Kanada und Australien Neigung zeigen, eigene politische Wege zu gehen. Die Entwickklung der Dinge in Wien liegt Eng­­land heute näher am­ Herzen als jede europäische Frage mit Ausnahme­ der K­irchen. War es Frankreich möglich, Ein­­fluß auf­ die nationaltürkische Bewegung zu gewinnen, dann hatte er ein Mittel in der Hand, England den fran­­zösischen Wünschen gegenüber Deutschland gefügig zu machen. Dieser sehr klug gedachte französische Plan it durch die Niederlage Kemal Paichas hinfällig geworden. Hieraus vor allem erklärt sich die Hartwürfigkeit, mit der Briand die Entscheidung über Oberschlesien um jeden Preis hinausschieben will. Gelingt es ihm zu erreichen, daß der Oberste Rat erst im Herbste zusammentritt, dann besteht noch Hoffnung, daß­ bis dahin entweder in der großen Politik sich manches zu Gunsten Frankreich, än­­dern fan­ı, oder haß in Oberschlesien selbst Zustände ge­­schaffen werden, die den Sieg des französisch-polnischen Standpunktes verbürgen. Diesmal aber wollen die beiden anderen Bejagungs­­mächte, England und Italien, den Absichten­ Frankreichs nicht folgen. Sie drängen energisch auf baldigen Zusam­­mentritt des Obersten Rates, damit das Schiesal Ober­­schlesiens entschieden werde. Ihrem Drängen hat ji Frank­­reich nicht entziehen können, er hat der Einberufung des­ O­bersten Rates für den 4. August zugestimmt. Nun aber sucht Frankreich auf anderem Wege ich den Sieg seines Standpunktes zu sichern. Er fordert die Entsendung neuer Truppen nach Oberschlesien, um den Entscheidungen des Obersten Rates die Durchführungsmöglichkeit zu sichern. England hat bereits erklärt, seine Truppen entsenden zu können, Italien it im Innern und an der Adria voll beschäftigt. Es kümen daher für­­­berschlesien abermals nur französische Truppen in Betracht. Kann Frankreich deren Entsendung durchlegen, dann hat er die Aussichten Polens abermals wesentlich verbessert. Im Besitz einer starren Truppenmacht in Oberschlesien kan er die dortigen Ereignisse nach­ seinem Willen lenken. Denn wer die Voll­­zugsgewalt für die’ Beischlüffe des Obersten Rates hat, der hat: für seinen gewonnenes Spi­titel -­chuldig«s-«kn«­­­ rscht,wir es nicht schwer fallem die deutschen Or­­ganisationen zur Verübung von Unbesonnenheiten zu pro­­vozieren und sie dann als’diejenigen hinzustellen,die den Entscheidungen des Obersten Rates den Gehorsam verweigert hätten.Dann kann abermals das Heer der regulä­ren und irregulären Korsantybanden über Oberschle­­sien sich ergießen und die französischen Besatzungen werden sie an der Erreichung ihrer Ziele sicherlich­ nicht hindern." N­as u Er innerer Zusammenbruch .­­von der"Bettlerannee,die sich vom Hunger­·­getrieben abermals in Bewegung fest, man jagt — nach Sibirien, man fürchtet —" gegen Weizen. D­ort­ gibt es noch Brot und Vieh, und in Rußland Hungern 25 Millionen Menschen. Hinter den Fragen des Tages: Kleinasien, Oberschlesien, Jeland steht das tarrende Gorgonenhaupt der Zukunft frage aufgerichtet: Rußland. In düsteren Reichen stehen für Deutschland die Vorberei­­tungen zur Entscheidung über Oberschlesien. Unfaßbar ist es, das nach vollendeten Friedens­­werte einem Wolfe solche Gewalt angetart werden kann. Und doch lt­e8 sa. Vielleicht gehen Frankreichs­ Ziele od) weiter. Ein­­ Widerstand Deutschlands gegen die ihm drohende Vergewaltigung wird in vielen französischen Kreisen­­als die Gelegenheit dazu angesehen, Deutschland endgültig den Fuß in den Nahen zu legen. Kommt es zu Kämpfen in Oberschlesien, dann ist es nicht ausgeschlossen, daß Frankreich die Bejeßung des ganzen Ruhrgebietes voll­­zieht, daß sein Machtswille sich­ auf Hamburg, vielleicht auf Berlin richtet. Wohl schien es seit einiger Zeit, als ob England gewillt sei, dem­ Uebermaß der, französischen Ansprüche eine Grenze zu ziehen. Aber bisher hat Eng­­land, wenn es zur Entscheidung kam, dem französischen Forderungen immer noch nacgeg­eben — müssen. Auch diesmal kommt es — Groß Kleinasien — nicht mit freien Händen zur Konferenz des Obersten­ Rates. In den Verhandlungen mit Irland gehen die Dinge nicht so, wie Lloyd George es will. De Balera it zur Berichterstattung an seine Freunde abgereist, im dem Beratungen ist eine P­ause eingetreten. Englands Stellung zur oberschlesischen Frage wird stark bestimmt durch­ die Aussichten, unter denen die Verhandlungen mit De Valera wieder beginnen werden. Kommt es nicht zur Einigung­­ mit den ren, dann ist England abermals durch eigene Angelegenheiten gebunden, dann wird es sich abermals mit Frankreich ausgleichen mäüssen. 3 · gewonnen,selbst um den Preis­,daß­ der neuen europäischen Staatenordnung eine neue Bresche geschlagen wird. . Drohend steht.i . Schredenswand­au und Reserven ein‘ Lande, das­­­­nachgeben­­ ee Die Parlamentsreden unserer Abgeordneten zur Agrarreform. "­­ Rede des Abgeordneten­ Brandsch zur Generaldebatte,gehalten in der Kammers sigung vomls.Juli 1921. Geehrte Kammer!Jc­ ergreife in der allgem­einen Debatte über die siebenbürgische Agrarreform deshalb­­das Wort,um noch einmal offen einige hauptsächliche allgemeines Motive darzulegen,­die uns veranlassen,das Gesetz abzulehnen . Zunächst erlaube ich mir zwei Feststellungen: «… ist nicht wahr, daß uns in erster Reihe nur egoistische nationale Interessen zu dieser Stellungnahme heran­­fassen. Ebenso ist nicht wahr, daß wir Gegner einer wirklich demokratischen Agrarreform sind. Nach einer genauen Statistik, die wir haben, gibt es nicht einmal 300 fächli­che Grundbefiter, die über 50 Joch Grund­­besib haben. Der Besis unserer Bauern erreicht im Durchschnitt nicht einmal 11 Soc. Von diesem Gesichts­­punkt aus können wir also der Agrarreform mit Ge­­lassenheit entgegensehen. Auch in den übrigen Gegen­­den, in denen Deutsche wohnen, sind ähnliche­ Berhält- Hilfe. Was uns also dazu bestimmt, die Geset­svorlage abzulehnen, sind ganz andere Gründe. « In erster Reihe sind es volkswirtschaftliche Ursachen allgemeiner Natur.Die Lage der Agrarreform ist vor allen Dingen eine wirtschaftliche Staatsfrage ersten Ranges und muß also zuerst von wirtschaftlichen Grund­­sätzen ausgehen Ich bitte mir nun ehrlich namen­­ten auf die Frage:ist das jem­als geschehen?ewiß nicht im Gegenteil,diese Frage ist zu einer politischen Frage, zu einer Parteifrage gemacht worden,in der nicht sak­­ische Prinzipien,sondern S’agworte entscheiden.(Le hafter Beifall bei den deutsen Abgeordneten.)Ist je­­mals bedacht worden,inwieweit die landwirtschaftliche Produktion durch die en. gefördert oder ge­­stört wird? It an die Wichtigkeit der Erhaltung des Mittelbe­rges für die Entwiclung einer rationellen Land­­wirtschaft jemals gedacht worden? Ist jemals vom Zu­­sammenhang der Weidewirtschaft mit der Viehzucht, von dieser Lebensfrage des Kleinen Grundbefiges, die Nede gewesen? Ist die Bedeutung de Bauerngutes von über­­ 50 Joch für die Gemeinden und ihren landw­irtschaft­­lichen Fortschritt begriffen worden? Statt diese Probleme, deren es­ noch eine ganze Neihe gibt, ins Auge zu fassen und ihrer Bedeutung im Rahmen des Gesäßes zu entsprechen, sehen­ wir ein mechanisches und geistloses Aufteilen von Grundfuäden — und dazu a entsprechende statistische Unterlage. Was in dieser Hinsicht ei­­n ist, bildet seine genügende Basis. (Lebhafter Beifall.) . Die Agrarfrage ist bekanntlich auch ei­­ soziales Problem, handelt es sich doch in ihr um die Schaf­­fung eines wirtschaftlich befriedigten Bauernstandes. Auch dieses Problem ist nicht gründlich bedacht worden. Glaubt jemand, der das wirtschaftliche Leben der Gegenwart fennt, im­m­it daran, daß man durch Zuteilen von höchstens 5 bis 10 Joch einen solchen Bauernstand schaffen ann, selbst wenn der Bauer den Willen und die Fähigkeit hat, seinen Beruf auszufüllen und man ihm dazu alle Betriebsmittel in die Hand gibt? Das ist völlig ausgeschlossen. (Beifall.) Wer den Betrieb der kleinen Bauernwirtschaft fennt, weiß, daß der Klein­­bauer nur dann lebensfähig bleibt, wenn er in der Lage ist, entweder den Boden bis zum höchsten Grade auszunügen und hochwertige Produkte oder Handelspro­­dukte zu erzeugen, wie sie etwa die landwirtschaftlichen Industrien verarbeiten,­­ oder mit Viehzucht sich zu befassen. Nun sind Träger der oe In­­dustrie und Förderer einer rationellen Landwirtschaft vor allem die elfen, die duch die Agrarreform vernichtet werden. Eine Borbedingung für die Viehzucht ist eine rationelle Auswügung der Hutweide und ihre Beilege

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