Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1921. November (Jahrgang 48, nr. 14527-14549)

1921-11-26 / nr. 14546

. -Saie-2« ; ' i ·s ai . . . -, ... ,... . «.. u ku . i - \ x % 3 a k ee 4 Et RN $ TE: « «-·. . ·T.’««’, " « · “ « WJSWMIZ«unWUM"WWMmsz Beschlüsse in Washington. Frankreichs Tonnage — Die Brage Chinas. Rafahgette, 24. November. Frankreich wird eine­­ Tonnage von 300.000 Tonnen für seine größeren Schiffs­­einheiten gleich Japan verlangen und ebensoviel Untersee­­boote wie England­­s ·Bezüglich Chinas wurde folgendes angenommen Die Konferenz wird neuerdings die rechtmäßig erworbenen Rechte der Mächte in China und besonders die Rechte Japans in der Nähe Koreas zum Gegenstand neuer Be­­sprechungen machen. Was die früheren Rechte anbelangt, die einen z­weifelhaftern Charakter haben als jenes Recht, das Japan in Schaltung hat, hofft die Konferenz auf eine freundschaftliche Uebereinkunft. Die Konferenz verbietet den Mächten die Einflußsphäre weiter auszudehnen und sein Unternehmen, welches die Bedrohung der japanischen Sicherheit bedeuten würde, zu unterstügen. Letteres wurde zur Beruhigung Japans beschlossen, damit er die Errichtung von Unternehmungen in der Nachbarschaft des Gebietes, das schon früher unter seinen Einfluß gestellt war, nicht als Bedrohung ansehe. Die Randabrüstung vorläufig abgelehnt, Lafayette, 24. Novem­ber. Die Erklärung Briands, daß die Abrüstung des Landheeres unter den gegebenen Ver­­hältnissen für Ftankreich unmöglich ist, wird von politi­­schen Kreisen an diese Frage endgültig regelnd angesehen. BDeuts­ russisch-englische Zusammenarbeit Stinnes’ Verhandlungen in London­­ , Anerkennung der Sowjet. Berlin, 24. November. Vor seiner Abreise nach London hatte Hugo Stinnes mit den Bolschem­­iendele­­gationen mehrere Besprechungen, welche die Ausarbeitung eines Ent­wurfes für die Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Zusam­menarbeit zwischen Deutschen, Russen und Engländern zur Grundlage hatte. # Berlin, 24. November. Die Zeitungen melden die Anwwesenheit zahlreicher Bolschewikendelegationen in Berlin, welche Medikamente, Lokomotiven, Chemikalien und sonstige Materialien kaufen. Ihre Hauptaufgabe i­st jedoch die An­­erkennung der So­wjetregierung von Deutschland zu er­­langen. Neue Wirtschaftspolitik der Sowjets. Nom, 21. November. Die Moskauer Räteregierung­en Industrieunternehmen, in denen Metallwaren, Mineralwasser, Lebensmittel und Chemikalien erzeugt werden, und die Drucereien an Privatpersonen abge­­treten. Durch dieses Vorgehen beweist die Räteregie­­rung, daß sie angefangen hat, ihre Wirtschaftspolitik gründlich zu ändern. .·­ « . ‚Reichs Stunde ist der Reichsverband der Industrie in bezug auf die Kredithilfe für die Reparationsleistungen an­­deren Sinnes geworden. _ Während er bisher an Die Kreditaktion Bedingungen geknüpft hat, die für die regierung unanne­hmbar waren, so zum Bei­­spiel die Entstaatlichung der Reichseisenbahnen und an­­derer­­ Staatsbetriebe, erklärt er sich jet im Einver­­nehmen mit den Vertretern der Banken zu der Kredit­­ilfe bereit, ohne diese Bedingungen zu erneuern. Die­eichsregierung hat dadurch Luft für die nächsten Monate gewonnen. Durch die Devisenhergabe der In­­dustrie und der Banken, die die Grundlage einer aus­­ländischen IAnreihe bilden werden, sind die notwendigen Baliten für die Januar- und Februarzahlun­­gen der Reparation gewährleistet. * Ein bürgerlicher Stadtvorsteher in Berlin, Berlin, 23. November. Heute wurde in der Ber­­liner Stadtverordnetenversammlung unter großer Erre­­gung der wolfsparteiliche Stadtverordnete Caspari mit 115 Stimmen zum Stadtvorsteher gewählt, wobei 74 Stimmen auf den Mehrheitssozialisten Träger fielen. Zum erstenmal seit der Revolution ist ein bürgerlicher Stadtvorsteher gewählt wor­­den. Sämtliche sozialistischen Stadtverordneten ver­­ließen den Saal und die V­ersammlung wurde beschluß­­unfähig. Die Mehrheitssozialisten hatten auf den Posten Anspruch erhoben, weil sie die stärkste Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung sind. Mitevitvenges sfciein Großindustrie ·.gesichert­­wichiemi aller Bedknuusen für die Z « % ’ Aredithliie. Berlin, 3. November. Morgen um die Mittag­­­­stunde wird die Tegte Besprechung z­wischen der Nercs­­regierung und der Neparationskommission stattfinden, die auf den Abend festgerecht ist, nbhezu in legter oT — Der english-französische Streitfall in der Levantefrage. London, 24. November. Eine neue Note des eng­­lischen Kabinetts bezüglich des franjo-türkischen Ab­­kommens wird Ende der Woche in Paris überreicht. Die Note wird von dem Gesichtspunkt ausgehen, daß das Angoraer Abkommen nicht ein totales Abkommen ist, sondern ein Abkommen, welches die Interessen aller Verbündeten in der Levante berücksichtigen müßte. Die Note wird noch die Ankündigung enthalten, daß Eng­­land geneigt sein könnte, seine Interessen in der Levante selbst zu verteidigen. (Gründung eines romänischen Tou­­ristenflubs.) Am Dienstag ist in Klausenburg in­­folge Anregung des Universitätsprofessors Racopita der erste romänische­­­ouristenflub diesseits der Kar­­pathen gegründet worden. Zum P­räsidenten dieses Klubs, der seinen Sig in Klausenb­urg hat, wurde Dr. Racopita gräßlte­­i ns (Blafett-Ausstellung in Bufarest.) Im Athenäum in Bufarest hat fest der Wiener Medailleur Anton Weinberger eine sehr beinerfensiverte Aus­­stellung seiner Plafetts veranstaltet, die noch bis 30. d. M. zu sehen ist, der Künstler ist bekanntlich ein Banater Schwabe, der seit vielen Jahren in Wien lebt und sich in den dortigen Künstlertreifen eine angesehene­ Stellung geschaffen hat. (Brand der Tömdiker Sägemühle.) Die „Kronstädter Zeitung“ schreibt: In der Nacht vom leb­­ten Bonnabend auf Sonntag ist die frühere Milhische Säge auf dem sogenannten Bauplatz im Szaraz (Ober)­­- Zömtsch vofk­ommen niedergebrannt. Die umliegenden Gebäude, Arbeiterhäuser, Kle5holz- und Schnittmate­­rialv­orräte, sowie das neben der Rollbahn liegende städtische Brennholz (etwa 5.609 Klaftern) konnten ge­ rettet werden. Wer am großen Brande, welcher neben dem Maschinenhaufe entstanden zu sein scheint, Schuld trägt, ist noch nicht geklärt. Allen Anzeichen nach, scheint eine besmwillige Brandstiftung vorzuliegen, da die Säge seit Tagen nicht im­­ Betriebe war und weder der Dampf­kesfel des Sägewerkes gebeizt war, noch sonst in dem Nebenräumen des Kesselhauses mit Feuer gearbeitet wurde. — Die Sägeanlage war seit dem Sommer dieses Jahres in den Besit der Altien-Gesellschaft „Secelele“ übergegangen, welche die von der Stadt Kronstadt heuer getauften Obertömösher Waldungen ausnüßen ‚sollte. — Die Säge soll angeblich nicht versichert sein, was für diese neue, strebsame Aktiengesellschaft, welche zum größten Seile aus angesehenen Siebendörfer Ro­­manen besteht, ein harter Schlag wäre, da der Schaden gegen eine Million Lei beträgt. (Sie wollen nicht tschechisch werden.) Die die Berliner „Allgemeine Zeitung“ aus Ratibor meldet, fanden am Sonntag in den Gemeinden Haatich, Ow­ Ihüs, Sandau und Kreuzenort große Kundgebungen und Einspruchsversammlungen gegen die Abtretung die­­ses Gebietes an die Tschechoslowakei statt. Die ge­­nannten Orte liegen im südlichen Zipfel des Kreises Ratibor an der Oder in Oberschlesien. Die D­epöl­­kerung dieser Orte schließt sich zu gemeinsamer Abwehr in einer Interessengemeinschaft zusammen und erläßt folgenden Hilferuf: Die Gemeinden s­ollen von Der Lihechoslowakei aneftiert werden. Wir waren, sind und wollen deutsih bleiben und rufen unsere deutschen Volks­­genossen in höchster Not um Hilfe. Bei­ Deutschland zu verbleiben ist unser gutes Recht. Wir werden uns jeder Gefeßgebung durch eine fremde Macht mit­­ allen Mitteln widerlegen. — Gleichzeitig wurden Einspruchs­­drahtungen an den Reichspräsidenten und an den Ber­­ferbundsrat abgesendet. s­­ «­­(Internationale wissenschaftliche Be­ziehungen.)Es ist ein erfreulichen Zeichen der Wiederaufnahme internationaler Beziehungen,daß Pros fesso deward De Int von der Universität Cams­bridges sich zurzeit in Berlin aufhält,um den Be­­trieb der Theaterwissenschaft an der Berliner Univers­i­tät kennenzulerne.Die argentinische Regie­­rung führt durch ihren Vertreter in Deutschland ge­­ Lebte Nachrichten. Die Volksabstimmung in Dedenburg. Lafayette, 24. November. Die Botschafterkon­­ferenz studiert die Volksabstimmung in Dedenburg und befaßte sich hierbei mit den Angelegenheiten, welche mit der Anwendung des Friedensvertrages zusammen­­hängen. Grobe bürgerliche Mehrheit in Belgien. Lafayette, 24. November. Die belgischen Wahlen ergaben folgendes Gesultet: 34 Liberale, 65 Sozialisten, 79 Katholiken, &,Kommunisten und 1 Dissi­­dent. Die bü­rgerlichen Parteien erhielten somit eine erdrüdende Mehrheit. . ER mann me­ine neunnomenen Plauderei über Kunst und Kunstgewerbe. spusette Goldschmidt. Das Interesse süßbildende Kunsts,sowohl für die sogenannte hohe Kunst, wie für die angewandte Kunst, wird bei uns immer größer, und z­war mehren sie nicht die begeisterten Schwärmer, sondern die ausübenden Künstler und die Käufer. Und merkwürdig, gerade jeßt bei der­ großen Teuerung; jegt, wo jedes Ding je ‚ schwer zu beschaffen ist, in einer eit, wo so wenig ge­­­­baut wird. Gerade jet hat man das Bedü­rfnis nach künstlerischer Wohnungseinrichtung, nach künstlerischer­­ Kleidung und Schmuc, mehr als früher, wie alles leichter zu haben war. . Eben gerade jegt, wo alles im Leben so real, so hart und nüchtern ist, brauchen wir die Kunst als Aus­­gleich, um die Freude wieder zu finden. Die Kunst aber ist ein ganz merk­ürdiges Etwas. Gerade jei, wo wir so gerne wieder alles haben möc­­hen, wie wir es einst hatten, hat sie ein ganz anderes, ein ganz neues leid an. Wir mußten schon so gut, wie ein Baum aussieht, wie die Gestalt eines Men­­schen gemalt werden muß, um natürlich zu wirken, und fest malen die Künstler meistens absichtlich unnatürlic. Das ist der Expressionismus, sagt man uns und es wird uns so sehwer, uns darein zu finden, daß ein jeder Künstler das Recht hat so zu schaffen, wie er es em­­pfindet. Wenn wir uns aber die Mühe nehmen nach dem Ziwe und Ziel des’ Künstlers zu suchen, dann erleben wir doch noch, die Freude am Kunstwerk, wenn Dieses eben echt war. Die vielen Sen­e verstandenen Nachahmungen und Uebertreibungen find­es, welche das Verstehen so erschweren und den Widerspruch herausfer­­fordern. Das echte Kunstwerk braucht nicht verteidigt zu werden, das sp für sich, wenn auch nur für den, welcher hören will Die Biele der erpressionistischen Malerei sind zum großen Teil auf­ das Dekorative gerichtet und darum ist diese Kunstrichtung im Kunstgewerbe fahl leichter zu Zum Kunstgewerbe gehören verstehen, als im Bip, natürlich nicht ale gemalten Kassetten und gestickten P­oliter, sondern alles, was fünstlerisch schmüc­kend, einem Ziede dient. Ich las einmal, daß Kunst nichts anderes als Geschmad sei. . Es ist seine Frage, daß der Geschmad eine große Nolte in­ der Kunst spielt, aber mit Geschmach allein entsteht noch Feine­­ Kunst, das Geistige ist und bleibt immer die erste For­­derung in aller Kunst. . Und­ hiermit Tiefe sich auch aller Unterschied zwischen­­ Gewerbe und S Kunstgewwerbe erklären. Jedes Gewerbe und jede Handarbeit­­ wird zum Kunsthand­wers, wenn es geistige Arbeit ist. Dem­­nach vermeidet das De alles mechanische, nicht nur alles maschinell hergestellte, sondern auch alles, was mechanisch aussieht, ja sogar was mechanisch ge­­dacht ist. _ Je ursprünglicher, je frischer, je­­ origineller, desto wertvoller in jeder Kunst. Und nun kommt der Geschmack, der über dem Ganzen Liegt, der als Gelbst­­verständlichkeit das Ganze adelt. Das ist Kunst über­­haupt und Kunstgewerbe Kunstauffassung macht nun der oberflächliche­­ Be­­trachter den Vorwurf der Ungenauigkeit, Schlampigkeit. Dieser­ oberflächliche Betrachter merkt eben nicht, dass der moderne Künstler seine­ Gründlich­­keit und Genauigkeit auf das Geistige verwendet, auf die Arbeit, die er vor der eigentlichen Ausführung leistet und bei der Ausführung vermeidet er das mechanische absichtli. Bei einer runden Linie z. B. vermeidet der Künstler die absolute Kreisform. Es wäre ihm ja ein leichtes, diese mit dem Zirkel zu machen, aber wie tot die absolute Kreisform neben lebendigen Linien wirkt, davon kann sich jeder selbst überzeugen. Selbstverständlich kann man niemanden aningen, die Lebendige Linie der toten vorzuziehen, In mir jemand immer wieder antwortet, mir gefällt aber ein tadelloser Kreis besser als eine fromme Linie, dann, bin ich natürlich, mit meiner Weisheit am Ende. Ebenso ist­­ mit der unnatürlichen mensch­­lichen Gestalt, der wir in der modernen Kunst so oft begegnen. Diese Freiheit des Künstlers wird wohl vom Unfähigen oft mißbraucht, der Fähige aber verwendet sie, um schönere Linien und schönere Kompositionen im besonderen. , Dieser ingurn zu gestalten Auch hier komnmt es freilichs auf die Absichtes Käinfhlers an bei einem Portrait der schönen Linie zuliebe die Natürlichkeit zu opfern, it ein Unding, denn der Zinweg des Portraits ist vor allem Wiedergabe der Persönlichkeit. Bei­ einem Buch­­einband dagegen ist: gewiß die Komposition im Raum und die schöne Linie wichtiger als die Natürlichkeit der menschlichen Gestalt oder der Blume, an welche die verwendeten Linien erinnern! Die Verzierung zines Bucherels muß Ornament sein, welches Motiv immer zur Verwendung kommt. Wer aber aus Eigensinn oder aus Unfähigkeit sich in Diesem Dedanken nicht vertiefen kann, verkürzt nur si selbst, denn, es liegt ein hoher Genus in der Beschäftigung mit der Kunst. Wie viel Genus, liegt doch $. D., in der Neueinrichtung einer Wohnung. Wie kann ich mich da mit jeder Art Kunstgegenstand befassen.. Die Frage der Zivwelmäßigkeit eines Gegen­­standes steht ganz von selbst im Vordergrund und zweckmäßig ist ein. Kunstgewerblicher Gegenstand dann, wenn er scön ist, und schön zweckmäßig ist, ist er, wenn 63 gibt überaus mannigfaltige­­ Techniken im Kunstgewerbe, e3 Tießen , sich unmöglich alle aufzählen, denn fast jeder Künstler erfindet sich wieder eine­nzug Technik. Mit­ Nadel, Pinsel, Stift und Merkel, mit allen möglichen Werkzeugen und Material macht der Künstler seine Arbeit. Wir Hier in Sermannstadt haben in der Museumpflegerschaft oft Gelegenheit, kunstgewerbliche Arbeiten zu sehen, z.B. Balikarbeit, das ij mit Wachs gezeichnete und fest eingefachte Malerei auf Seide und Stoff, oder die in neuester Zeit dorthin gelangte Seidenmalerei mit farbiger Tu­­je, wel Teßtere besonders schön in der Farbenzu­­sammenstellung sind. Dann das aus Holz geschnit­­­tene und bemalte Kinderspielzeug. Die Lampenschirme, die Blumen wasen und schließlich der aus Gold und Silber­­ gearbeitete Schmud mit echten Steinen. ·All diese kunstgewerblichen Arbeitm brauchen wir nicht unbedingt notwendig so zum Leben und doch säme und das Leben so nüchtern und aren vor, hätten wir .... der . . I­er AR -

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