Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1921. November (Jahrgang 48, nr. 14527-14549)
1921-11-26 / nr. 14546
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Letteres wurde zur Beruhigung Japans beschlossen, damit er die Errichtung von Unternehmungen in der Nachbarschaft des Gebietes, das schon früher unter seinen Einfluß gestellt war, nicht als Bedrohung ansehe. Die Randabrüstung vorläufig abgelehnt, Lafayette, 24. November. Die Erklärung Briands, daß die Abrüstung des Landheeres unter den gegebenen Verhältnissen für Ftankreich unmöglich ist, wird von politischen Kreisen an diese Frage endgültig regelnd angesehen. BDeuts russisch-englische Zusammenarbeit Stinnes’ Verhandlungen in London , Anerkennung der Sowjet. Berlin, 24. November. Vor seiner Abreise nach London hatte Hugo Stinnes mit den Bolschemiendelegationen mehrere Besprechungen, welche die Ausarbeitung eines Entwurfes für die Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschen, Russen und Engländern zur Grundlage hatte. # Berlin, 24. November. Die Zeitungen melden die Anwwesenheit zahlreicher Bolschewikendelegationen in Berlin, welche Medikamente, Lokomotiven, Chemikalien und sonstige Materialien kaufen. Ihre Hauptaufgabe ist jedoch die Anerkennung der Sowjetregierung von Deutschland zu erlangen. Neue Wirtschaftspolitik der Sowjets. Nom, 21. November. Die Moskauer Räteregierungen Industrieunternehmen, in denen Metallwaren, Mineralwasser, Lebensmittel und Chemikalien erzeugt werden, und die Drucereien an Privatpersonen abgetreten. Durch dieses Vorgehen beweist die Räteregierung, daß sie angefangen hat, ihre Wirtschaftspolitik gründlich zu ändern. .· « . ‚Reichs Stunde ist der Reichsverband der Industrie in bezug auf die Kredithilfe für die Reparationsleistungen anderen Sinnes geworden. _ Während er bisher an Die Kreditaktion Bedingungen geknüpft hat, die für die regierung unannehmbar waren, so zum Beispiel die Entstaatlichung der Reichseisenbahnen und anderer Staatsbetriebe, erklärt er sich jet im Einvernehmen mit den Vertretern der Banken zu der Kreditilfe bereit, ohne diese Bedingungen zu erneuern. Dieeichsregierung hat dadurch Luft für die nächsten Monate gewonnen. Durch die Devisenhergabe der Industrie und der Banken, die die Grundlage einer ausländischen IAnreihe bilden werden, sind die notwendigen Baliten für die Januar- und Februarzahlungen der Reparation gewährleistet. * Ein bürgerlicher Stadtvorsteher in Berlin, Berlin, 23. November. Heute wurde in der Berliner Stadtverordnetenversammlung unter großer Erregung der wolfsparteiliche Stadtverordnete Caspari mit 115 Stimmen zum Stadtvorsteher gewählt, wobei 74 Stimmen auf den Mehrheitssozialisten Träger fielen. Zum erstenmal seit der Revolution ist ein bürgerlicher Stadtvorsteher gewählt worden. Sämtliche sozialistischen Stadtverordneten verließen den Saal und die Versammlung wurde beschlußunfähig. Die Mehrheitssozialisten hatten auf den Posten Anspruch erhoben, weil sie die stärkste Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung sind. Mitevitvenges sfciein Großindustrie ·.gesichertwichiemi aller Bedknuusen für die Z « % ’ Aredithliie. Berlin, 3. November. Morgen um die Mittagstunde wird die Tegte Besprechung zwischen der Nercsregierung und der Neparationskommission stattfinden, die auf den Abend festgerecht ist, nbhezu in legter oT — Der english-französische Streitfall in der Levantefrage. London, 24. November. Eine neue Note des englischen Kabinetts bezüglich des franjo-türkischen Abkommens wird Ende der Woche in Paris überreicht. Die Note wird von dem Gesichtspunkt ausgehen, daß das Angoraer Abkommen nicht ein totales Abkommen ist, sondern ein Abkommen, welches die Interessen aller Verbündeten in der Levante berücksichtigen müßte. Die Note wird noch die Ankündigung enthalten, daß England geneigt sein könnte, seine Interessen in der Levante selbst zu verteidigen. (Gründung eines romänischen Touristenflubs.) Am Dienstag ist in Klausenburg infolge Anregung des Universitätsprofessors Racopita der erste romänischeouristenflub diesseits der Karpathen gegründet worden. Zum Präsidenten dieses Klubs, der seinen Sig in Klausenburg hat, wurde Dr. Racopita gräßltei ns (Blafett-Ausstellung in Bufarest.) Im Athenäum in Bufarest hat fest der Wiener Medailleur Anton Weinberger eine sehr beinerfensiverte Ausstellung seiner Plafetts veranstaltet, die noch bis 30. d. M. zu sehen ist, der Künstler ist bekanntlich ein Banater Schwabe, der seit vielen Jahren in Wien lebt und sich in den dortigen Künstlertreifen eine angesehene Stellung geschaffen hat. (Brand der Tömdiker Sägemühle.) Die „Kronstädter Zeitung“ schreibt: In der Nacht vom lebten Bonnabend auf Sonntag ist die frühere Milhische Säge auf dem sogenannten Bauplatz im Szaraz (Ober)- Zömtsch vofkommen niedergebrannt. Die umliegenden Gebäude, Arbeiterhäuser, Kle5holz- und Schnittmaterialvorräte, sowie das neben der Rollbahn liegende städtische Brennholz (etwa 5.609 Klaftern) konnten ge rettet werden. Wer am großen Brande, welcher neben dem Maschinenhaufe entstanden zu sein scheint, Schuld trägt, ist noch nicht geklärt. Allen Anzeichen nach, scheint eine besmwillige Brandstiftung vorzuliegen, da die Säge seit Tagen nicht im Betriebe war und weder der Dampfkesfel des Sägewerkes gebeizt war, noch sonst in dem Nebenräumen des Kesselhauses mit Feuer gearbeitet wurde. — Die Sägeanlage war seit dem Sommer dieses Jahres in den Besit der Altien-Gesellschaft „Secelele“ übergegangen, welche die von der Stadt Kronstadt heuer getauften Obertömösher Waldungen ausnüßen ‚sollte. — Die Säge soll angeblich nicht versichert sein, was für diese neue, strebsame Aktiengesellschaft, welche zum größten Seile aus angesehenen Siebendörfer Romanen besteht, ein harter Schlag wäre, da der Schaden gegen eine Million Lei beträgt. (Sie wollen nicht tschechisch werden.) Die die Berliner „Allgemeine Zeitung“ aus Ratibor meldet, fanden am Sonntag in den Gemeinden Haatich, Ow Ihüs, Sandau und Kreuzenort große Kundgebungen und Einspruchsversammlungen gegen die Abtretung dieses Gebietes an die Tschechoslowakei statt. Die genannten Orte liegen im südlichen Zipfel des Kreises Ratibor an der Oder in Oberschlesien. Die Depölkerung dieser Orte schließt sich zu gemeinsamer Abwehr in einer Interessengemeinschaft zusammen und erläßt folgenden Hilferuf: Die Gemeinden sollen von Der Lihechoslowakei aneftiert werden. Wir waren, sind und wollen deutsih bleiben und rufen unsere deutschen Volksgenossen in höchster Not um Hilfe. Bei Deutschland zu verbleiben ist unser gutes Recht. Wir werden uns jeder Gefeßgebung durch eine fremde Macht mit allen Mitteln widerlegen. — Gleichzeitig wurden Einspruchsdrahtungen an den Reichspräsidenten und an den Berferbundsrat abgesendet. s «(Internationale wissenschaftliche Beziehungen.)Es ist ein erfreulichen Zeichen der Wiederaufnahme internationaler Beziehungen,daß Pros fesso deward De Int von der Universität Camsbridges sich zurzeit in Berlin aufhält,um den Betrieb der Theaterwissenschaft an der Berliner Universität kennenzulerne.Die argentinische Regierung führt durch ihren Vertreter in Deutschland ge Lebte Nachrichten. Die Volksabstimmung in Dedenburg. Lafayette, 24. November. Die Botschafterkonferenz studiert die Volksabstimmung in Dedenburg und befaßte sich hierbei mit den Angelegenheiten, welche mit der Anwendung des Friedensvertrages zusammenhängen. Grobe bürgerliche Mehrheit in Belgien. Lafayette, 24. November. Die belgischen Wahlen ergaben folgendes Gesultet: 34 Liberale, 65 Sozialisten, 79 Katholiken, &,Kommunisten und 1 Dissident. Die bürgerlichen Parteien erhielten somit eine erdrüdende Mehrheit. . ER mann meine neunnomenen Plauderei über Kunst und Kunstgewerbe. spusette Goldschmidt. Das Interesse süßbildende Kunsts,sowohl für die sogenannte hohe Kunst, wie für die angewandte Kunst, wird bei uns immer größer, und zwar mehren sie nicht die begeisterten Schwärmer, sondern die ausübenden Künstler und die Käufer. Und merkwürdig, gerade jeßt bei der großen Teuerung; jegt, wo jedes Ding je ‚ schwer zu beschaffen ist, in einer eit, wo so wenig gebaut wird. Gerade jet hat man das Bedürfnis nach künstlerischer Wohnungseinrichtung, nach künstlerischer Kleidung und Schmuc, mehr als früher, wie alles leichter zu haben war. . Eben gerade jegt, wo alles im Leben so real, so hart und nüchtern ist, brauchen wir die Kunst als Ausgleich, um die Freude wieder zu finden. Die Kunst aber ist ein ganz merkürdiges Etwas. Gerade jei, wo wir so gerne wieder alles haben möchen, wie wir es einst hatten, hat sie ein ganz anderes, ein ganz neues leid an. Wir mußten schon so gut, wie ein Baum aussieht, wie die Gestalt eines Menschen gemalt werden muß, um natürlich zu wirken, und fest malen die Künstler meistens absichtlich unnatürlic. Das ist der Expressionismus, sagt man uns und es wird uns so sehwer, uns darein zu finden, daß ein jeder Künstler das Recht hat so zu schaffen, wie er es empfindet. Wenn wir uns aber die Mühe nehmen nach dem Ziwe und Ziel des’ Künstlers zu suchen, dann erleben wir doch noch, die Freude am Kunstwerk, wenn Dieses eben echt war. Die vielen Sene verstandenen Nachahmungen und Uebertreibungen findes, welche das Verstehen so erschweren und den Widerspruch herausferfordern. Das echte Kunstwerk braucht nicht verteidigt zu werden, das sp für sich, wenn auch nur für den, welcher hören will Die Biele der erpressionistischen Malerei sind zum großen Teil auf das Dekorative gerichtet und darum ist diese Kunstrichtung im Kunstgewerbe fahl leichter zu Zum Kunstgewerbe gehören verstehen, als im Bip, natürlich nicht ale gemalten Kassetten und gestickten Politer, sondern alles, was fünstlerisch schmückend, einem Ziede dient. Ich las einmal, daß Kunst nichts anderes als Geschmad sei. . Es ist seine Frage, daß der Geschmad eine große Nolte in der Kunst spielt, aber mit Geschmach allein entsteht noch Feine Kunst, das Geistige ist und bleibt immer die erste Forderung in aller Kunst. . Und hiermit Tiefe sich auch aller Unterschied zwischen Gewerbe und S Kunstgewwerbe erklären. Jedes Gewerbe und jede Handarbeit wird zum Kunsthandwers, wenn es geistige Arbeit ist. Demnach vermeidet das De alles mechanische, nicht nur alles maschinell hergestellte, sondern auch alles, was mechanisch aussieht, ja sogar was mechanisch gedacht ist. _ Je ursprünglicher, je frischer, je origineller, desto wertvoller in jeder Kunst. Und nun kommt der Geschmack, der über dem Ganzen Liegt, der als Gelbstverständlichkeit das Ganze adelt. Das ist Kunst überhaupt und Kunstgewerbe Kunstauffassung macht nun der oberflächliche Betrachter den Vorwurf der Ungenauigkeit, Schlampigkeit. Dieser oberflächliche Betrachter merkt eben nicht, dass der moderne Künstler seine Gründlichkeit und Genauigkeit auf das Geistige verwendet, auf die Arbeit, die er vor der eigentlichen Ausführung leistet und bei der Ausführung vermeidet er das mechanische absichtli. Bei einer runden Linie z. B. vermeidet der Künstler die absolute Kreisform. Es wäre ihm ja ein leichtes, diese mit dem Zirkel zu machen, aber wie tot die absolute Kreisform neben lebendigen Linien wirkt, davon kann sich jeder selbst überzeugen. Selbstverständlich kann man niemanden aningen, die Lebendige Linie der toten vorzuziehen, In mir jemand immer wieder antwortet, mir gefällt aber ein tadelloser Kreis besser als eine fromme Linie, dann, bin ich natürlich, mit meiner Weisheit am Ende. Ebenso ist mit der unnatürlichen menschlichen Gestalt, der wir in der modernen Kunst so oft begegnen. Diese Freiheit des Künstlers wird wohl vom Unfähigen oft mißbraucht, der Fähige aber verwendet sie, um schönere Linien und schönere Kompositionen im besonderen. , Dieser ingurn zu gestalten Auch hier komnmt es freilichs auf die Absichtes Käinfhlers an bei einem Portrait der schönen Linie zuliebe die Natürlichkeit zu opfern, it ein Unding, denn der Zinweg des Portraits ist vor allem Wiedergabe der Persönlichkeit. Bei einem Bucheinband dagegen ist: gewiß die Komposition im Raum und die schöne Linie wichtiger als die Natürlichkeit der menschlichen Gestalt oder der Blume, an welche die verwendeten Linien erinnern! Die Verzierung zines Bucherels muß Ornament sein, welches Motiv immer zur Verwendung kommt. Wer aber aus Eigensinn oder aus Unfähigkeit sich in Diesem Dedanken nicht vertiefen kann, verkürzt nur si selbst, denn, es liegt ein hoher Genus in der Beschäftigung mit der Kunst. Wie viel Genus, liegt doch $. D., in der Neueinrichtung einer Wohnung. Wie kann ich mich da mit jeder Art Kunstgegenstand befassen.. Die Frage der Zivwelmäßigkeit eines Gegenstandes steht ganz von selbst im Vordergrund und zweckmäßig ist ein. Kunstgewerblicher Gegenstand dann, wenn er scön ist, und schön zweckmäßig ist, ist er, wenn 63 gibt überaus mannigfaltige Techniken im Kunstgewerbe, e3 Tießen , sich unmöglich alle aufzählen, denn fast jeder Künstler erfindet sich wieder einenzug Technik. Mit Nadel, Pinsel, Stift und Merkel, mit allen möglichen Werkzeugen und Material macht der Künstler seine Arbeit. Wir Hier in Sermannstadt haben in der Museumpflegerschaft oft Gelegenheit, kunstgewerbliche Arbeiten zu sehen, z.B. Balikarbeit, das ij mit Wachs gezeichnete und fest eingefachte Malerei auf Seide und Stoff, oder die in neuester Zeit dorthin gelangte Seidenmalerei mit farbiger Tuje, wel Teßtere besonders schön in der Farbenzusammenstellung sind. Dann das aus Holz geschnittene und bemalte Kinderspielzeug. Die Lampenschirme, die Blumen wasen und schließlich der aus Gold und Silber gearbeitete Schmud mit echten Steinen. ·All diese kunstgewerblichen Arbeitm brauchen wir nicht unbedingt notwendig so zum Leben und doch säme und das Leben so nüchtern und aren vor, hätten wir .... der . . Ier AR -