Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1928. Oktober (Jahrgang 55, nr. 16574-16599)

1928-10-14 / nr. 16585

Schriftleitung:‘ Bezugspreis für einen Monat: Berme Nr. 16585 Dtung für das Deu Hermannstadt, Sonntag den ee ee HAUS engen FF zum in Romänien sing in Mariafir. ir. 25, Verwaltung: Nr. 25 — Fernsprecher: Scriftleitung Air. 11; Verwaltung ir. 431 Zuftellung Lei 90—: mit Zuftellung L 100­—; mit Postversendung : Inland: L 100'—; Ausland: L 135 °’ — Einzelnummer L &— 14. Oktober 1928 55. Iahegang Innere Abrüstung in Oesterreich? Die Auswirkungen des Wiener-Reustädter S Heimwehrtages., von unserem ständigen Mitarbeiter. " Wien, 10. Oktober. CE­­Be der Draht und die Österreichischen Tages- Blätter bereits aller Welt berichtet haben, ist, der mit Hän­­gen und Bangen einwarte,a Heimkehrtag in Wiener­ Neustadt wihig und friedlidhg verlaufen. Daß dem so war, war vor allem ein Berdienst der Staatsge­walt, die diesmal ihre ängstliche Scheu vor etwaiger Kraftentfaltung abgelegt und für ausreichende Sicherheismaßregeln gesorgt hatte.­­ konnte er geschehen, da in der Tat am D­ormittage die Heimtreuen und am Nach­mittage die sozialdemokratischen Schubbündte und deren Mitläufer demonstrierend, aber im Hoffter Ruhe und Ordnung durch die Stunden der z­weit­­größten Stadt Niederösterreichs marschierten. Wenige Tage vor dem geforderen 7. Oktober gab es noch noch so aus, als ob der Streit um Wiener-Neustadt zu ernsthaften Auseinanderlegungen zwiscen dem Parteien und der Regierung führen sollte. Die weit später angelagte josial­­demokratische Segenkundgebung gegen den seit Monaten angekindigten und behördlich genehmigten Aufmarsch der Seimswehren war, im Westen. Augenblick Rapeen, vom Polizeichef Wiener-Neustadts, verboten worden, wos auf so­­fort Verhandlungen zwischen Der Regierung und Der So­­zialdemokratischen P­artei begannen, da lettere durchaus nicht auf Die Gegendemonstration verzichten zu Fünmen meinte. Es gelang denn auch, zu einer Einigung zu komen, laut welcher die Führer der Sozialdemokratie Die Bürg­­­heit dafür übernahmen, Daß die vom Den Behörden ger­troffenen Sich­erheitsmaßregeln respettiert und Feinzrei Aus­­schweitungen vorkommen würden. In der Tat befand sich Die Parteileitung in einer argen Klemme. Gie Hatte zwar ursprünglich nur die Absicht gehabt, Die Regierung derart einzuschlichtern, daß Diese beide Kundgebungen verbiete, denn am und für sich regte sie eigentlich gar kein Gewicht darauf, ihre Massen nach Wiener­ Neustadt zu bringen, das mit einiger Gefahr und mit hohen Kosten verbunden war. Um diesen Einschüchterungspersuchen Naddrud zu ver» Yeihen, ließ man durch die rote Presse die wüstesten Hab­artifel gegen Heimtoc­ten und Reg­erung verbreigen. Man behauptete, dass, falls nicht beide Unternehmungen unter­blieben, man 200.000 bis 300.000 P­arteiangehörige in der sozialdemokratischen Syoc­burg aufmarschieren lassen werde und da­ man für nichts g­estehen könne uf. Als Die Re­­gierung wider Erwarten fest­hielt und s­ogar nur die sozialistische Regenkundgebung verbot, war man in der größten Berfegenheit. Denn man hatte bestimmt mit Dem Verbote beider Aufmärsche gerechnet. Nun blieb nichts übrig, als zu­ verhandeln. Denn die aufgewiegelten Massen konnten sonst nicht mehr gebändigt werden. Andererseits war 3­ar, daß gegen das mächtige Aufgebot von Polizei, Gendarmerie und Militär, das Wigner-Neustadt in ein förmliches Heerlager verwandelt hatte, nichts auszurichten sein würde. So bequemte man sich denn zu der erwähnten Einigung, die freilich der roten Gegenk­undgebung alles Gewicht nahen. Statt der angekündigten H­underttausende erschienen Denn auch nur 17.000 Mann des Republikanischen Schußbundes, denen sich noch ungefähr ebenso wi­ Te andere Parteigänger der Sozialdemokrate anschloffen. Wenn man bedenkt, da die Heimwehren wenige Stunden vorher mit mehr als 20­00 Mann durch die Stadt gezogen waren, sind Dies keine impon’genden Zahlen. Worin besteht man aber die eigentliche Bedeutung Dess­sen, was sie am 7. Oktober in der großen Industriest­adt Niederösterreichs abgespielt hat? Es wurde der Beweis er­­bracht, dass die Regierung nicht mehr gewillt sei, die An­­­prüche der Sozialdemokratie, dahingehend, dass überall, wo sie Die Mehrheit Bildet, keine andere Gruppe öffentlich auftreten dürfe, anzuerkennen, sondern­ daß sie entschlossen sei, der Gleichheit vor dem Gesete und der geisslich ver­­bürgten freien Meinungskundgebung unter allen Aufständen Achtung zu verschaffen. Es wurde aber auch, den Führern der Sozialdemokratie Erar, daß auf dem beschrittenen Wege der V­ergesvaltigung des politischen Gegners nicht weiter gegangen werden könne, menn man nicht Die Gefahren in­­serer Kämpfe heraufbesch­rönen wollte. Ya­mın das mäch­­tige Erstarken der Henwehten Die Chancen: der Sozialdeno- Batie für Diesen Gall jede viel ungünstiger gestaltet hat, als dies Bis vor einem Jahre der Fall war, wo der Ak­publikanische Schulbund noch die Einzige Wehrorganisation von Gewicht bildete, hat man plöglich im roten Lager das Bedürfnis gefühlt, in hohen Zönen die­ Notwendigkeit der inneren Abrüstung und der Versöhnung zu preisen. Was plöglich Diese Umkehr war, ergibt sich aus der Tatfache, das noch wenige Tage vor dem 7. Oktober Die gesamte sozial­­demokratische Breite fich in wirkenden Angriffen gegen die Regierung und in den niedrigsten Beschimpfungen der Heimk­ehren erging. Um das Bericht doch, einigermaßen zu wah­­ren und um den Umfall nicht allau Deutlich erkennen zu hafsen, mußte freilich noch auf Dem sogenannten „Arbeiter­­tage“ — so nannte man die Serentundg­bung in Wiener­ Neustadt — der gewerene Staatsfanrker Dr. Anner gazen die „Hanenschwangier“ und „Saizisten“, wie die Heim­­wehren im Yargon der Sozialdemokratie genannt werden, Attache reiten. Ih­­re verjöhliche Not folgte sodannr der Höchstkommandierende des Republianischen Schulbun­­des, Dr. Deut, der ausdrücltic exflärte, es habe sich gezeigt, daß in­ Oesterreich, weder extrem Links, noch ext rechts regiert werden könne und, daß alfe, faszistischen oder andere — a ss sozialdemokratische — Burschversuche pam Uebel seien. Wenn er freilich zum Schluffa behauptete, daß der Schußbund ters bereit getreten sei, Die Hand zum Frie­­den zu bieten, das­ aber Die Segenseite davon nichts habe wiren wollen, so war Dies nichts als die übliche Demago­­gische Verdrehung des tatsächlichen Verhältnisses. Ilustriert wird Der Wert solcher Behaupungen dadurch, daß am gleichen Tage in Wien der soziademokratische Bürgermeister Sei in einer Öffentlichen Rede erklärte. Die Heimkehren seien Schuld davon, wenn die innere Abrüstung nicht von­statten gehe, denn sie wolle nicht so wie Der Schulbund, d. h. sie worte sich nicht Dessen Forderungen und Vorschlägen bedingungslos fügen. Daß aber ein ehelicher Friede stets nur auf gegenseitiger Verständigung und auf gegenseitigem Nach­geben beruhen kann, muß man im den Seifen der allzu machtgewwohnten Sozialdemstratie erst mach lernen: Ehen finden beim Bundestanzier Verhandlungen statt, die darauf abzielen, die plöglich von unferen Bisher No jie­­gesftolgen und kampfbereiten Sozialdiemofvaten Heiß er­­sehnte „innere Abh­öftung“ — sie ist im Handumdrehen zum Schlagworte geworden — in die Wege zu reiten. An den Brakatwänden und Anschlagsäulen Wiens prangen seit einigen Tagen Aufrufe der „Liga für Menschenrechte“, ein­er pazifistisch-Freimaurerischen Bereinigung, die die innere Ab­­rüstung und die Aufhebung sämtlicher Wehrverbände for­­dern. Nun wäre es sicherlich an und für sich Begräffensswert, wenn alles aus dem Wege geräumt würde, was einer­­ Beruhigung der Gemüter im Wege sirbt, allein 8 muß Doch daran festgehalten werden, daß, Die Regierung erst dann auf Die sozialdemokratischen Wünsche wird eingehen­ können, wenn die Partei sichere Bürgschaften dafür bietet, daß der Republ­kanisch> Schußbund, Dessen terroristisches Vor­­gehen die Wurzel alles Hebels war und ist, tatsächlich zu bestehen aufhört und nicht in allerlei Borfreidungen, als da sind rote Sur­vereine, Spottvereinigungen, Naturfreunde uf. sein Lawwesen weiter treibt. Daß ihm Die materiellen Eistenzbedingungen so lange Nicht fehlen werden, als Wien von der sozialdemokratischen Partei beherrscht und verwal­­tet wird, ist­ Har, es müßte also dafür gesorgt werden, daß hier ein für allemal reiner Sich gemacht wird. Die nicht­­marzistiichen Wehrverbände, die lediglich zu dem Himedke entstanden sind, um sich der Gewalttätigkeit des Schuß- Bundes einwehren zu können, werden in dem Augendliche gerne dem Schauplate abtreten, wia Dieter Ywed helang- 108 gewo­rden ist. Einstweilen aber hören wir nur die Bot­­bat, aber es fehlt ung der Staube « Yer Tepte Widerstand der enefischen Geldgeber beseitigt­­ nescu hat sein Eintreffen für heute angekündigt. Die Un Bukarest, 13. Oktober. Unter den Mitgliedern der Regierung herrschte gestern großer Optimismus. Es wirde den Yournefisten angedeutet, daß laut den Texten telegra­­phiscen Berichten­ der romanischen Delegierten, die In­­reihe a8 abgeschlossen angesehen werden künne. Der ver­­einten Bemühungen der romanischen und französischern N’e­­­treter sei es gelungen, nunmehr auch­ den rechten Wider­­sand der englischen Geldgeber zu beseitigen. Victor Anto­­kunft, der Vertreter des Yuslandlapitales Yixfte fi­­us Gründen, die mit der Anreihe­fegbst nicht zusammenhängen, um einige Tage verzögern und wird im Laufe der nächsten Woche erfolgen. Weder die näheren Bedingungen, wie Emif­­finsfurs und Yinsfuß, wic nach wie vor strengstes Stile Sch­weigen beobachtet. Vor der Parlaments­eröffnung. qutianu in Audienzheim Regentschaftsrat. Bukarest 13,Oktober.Der Ministres Präsident wurde gestiern vom Regentsc­haftsrat einbängerter AudienzempM- gen.Gibert s wikete über die argegmwärtigen Stand der­ AM­­Lethefmge und legte die Thromse derur Eröffnuung des· Parlamentes zur Utv­erzeichnung Mandiachcihtm erschien GewenalPresan,d­er über den Verlauf der Belge in demlliierten Festilischkeiænbe·riwhcke­ te,·landsbenzs. Unterfertigung der Thronreda Batkaresix 13.0kwben Die Regentschaft umersei­tigte gestern der mittagdsie vson Vintilsanation vorge­­legte Thmnredektureröffnung des Parlaments, Die Wahl der Vizepräsidente der Sammer. Bukaresix 13.­Oktber.8sns der«Fr­agederaht» der Viziepräsidentin für dslekcammey und dsen Senat isq in letster Grunde eine b­edeutsame Wendlungenges« wem­.Wie­ berichtet wird,ve.stiakwmspskimgkichdiegw-IT «si«cit,ssämtliche VizepräfitentemQuäkstsoszenvfw.deer"« Sessumwieksekwähslen zmlassen.»Politisches iGrünM,«s mneissiser Liciewcjhlwesgsen des Konfliktses des­ Justini-H­» süevsmit istmte Miresau hat sichnn die Regierung u.s schwen.MN der Kammer neue Männer,Mis dere ehemalige Minister oder Ministrestkandidatem für diese Posten aufzustellen. Im Senat wird das frühere Bin wiedergewählt werden, - „Streng vertrauliche Besprechungen«. Buravecu,13.Owa'er.­Die»8upm«veröiffetlicht d­ie interessante Meldung daß und mletzt DagWM fchen dem Immmini­ster Dsucanthihai Pioplovich als treter der mtiowaWtistischen Perteh streng­­vertrauliche B­esprechungen JuTUYIMM bät­ dem die denaveck verfolgte mein Grithmen zwischen dws beiden politischen Gruppen über eine Anzahl mächtigerr Probleme, insbesondere die Anleihefrage, zu Schaffen. Es, sei eine Vereinbarung in dem Sinne ustandegekom­­men, daß die Nationalzaranisten, von der Notwendigkeit der Anleihe für unser Wirtschaft steben überzeugt, diese unter der Bedingung ihrer raschen Verwirklichung radhalt- 108 ammerfennen. Die „Quota“ Deutet an, daß im Diesem Zusammenhange, begreiflicherweise auch die Frage der Ne­gierungsnachfolge erörtert und im Prinzipe gere­­gelt worden sei und fraat ich, 05 unter diesen Luständent die politische DOffensive Mantus noch fiortgefeßt Diese recht umwahrscheinlich singende Meidung wird unter vollem "Vorbehalte weitergegeben, Das Sampitempo soll beschleunigt werden D Bufarest, 13. Oktober, Aulius Manttu und D­irgil Madgearu sind gestern Vormittag von der Klausen­­burger Versammlung in Bukarest eingetroffen. Beide berich­­ten, daß sie, Die ausgezeichneten Gindrüde aus Klausen­­burg mitgenommen hätten. Manitu erklärte den Soumtali­­sten,. Daß in­ Siebenbürgen eine ungeheure Kampfesluft und Beneisterung berriche. Es ver­­lautet, daß die führenden Männer der Partei Mantu auf­­gefordert hätten, das Tempo des Kampfes zu be­scleunigen, wäre? » - üi is ir 3 I v = ?

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