Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1939. Juni (Jahrgang 66, nr. 19829-19852)

1939-06-11 / nr. 19837

2 Taxa postalä plätit& in numärar cosei. aprob. 34.757/939 Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien ,Direktor: Hermann Plattner, Hauptscriftleiter: Alfred König, verantwortlicher Schriftleiter: Hans Plattuter,­­ Eigentümer: Siebenbürgisg-Deutsche Beh­agd-Aktien-Gesellschaft Eingetragen in das Register der Veröffentlichungen beim Hermannstädter Gerichshof unter Zahl 21/1938 Nr. 19837 Sibiu- Hermannstadt, Sonntag 11. Juni 1939 66. Jahrgang „lade wo B“ Königstage (9. PL) Die glanzvollen Veranstaltungen Dieser Woche haben mit den großen Kundgebungen vom 7. und 8. Juni ihren Höhepunkt erreicht und die Festes­­stimmung, die in Diesen Tagen von der Hauptstadt aus in das ganze Land ausstrahlte, beginnt wieder in den Alltag hinüber zu gleiten. Wohl werden in Bularest die Empfänge und Festlichkeiten zu Ehren der ausländischen Gäste die am staatspolitischen Geben teilhabenden Persönlichkeiten und die ihr zugehörigen Gesellschaftstreife noch längere Zeit in Atem halten und das Bularester internationale Reitturnier, das be­­­wegte Leben und Treiben um die Veranstaltungen der „Luna Bucureftilor“ wird den Tausenden, die in die Hauptstadt strömen, Anregung und Zerstreuung in Zülle bieten. Aber draußen im weiten Arbeitsland Rumäniens raufhen fon die Sensen durch die Som­­merwiesen, die große Melodie der Bauernarbeit zieht über die Aderfluren und Nebenhügel. Der Bauer it zu seiner Arbeit zurückgekehrt, aber in seinen Ar­­beitstag flingt der Marschtatt der Aufzüge und Kund­­gebungen nach, die auch für ihn diese Tage erfüllten. Dem Bemwußtsein des Auslandes hat sie Die Tat­­sind zu davor eingeprägt, wie uns alle Königs unmittelbar im Vordergrund der Ereignisse und Kund­­gebungen Dieser Tage stand. Was daneben in den Heußerungen einzelner Wortführer und in den Auf­­geboten der Massen in Erscheinung trat, Das waren Die engsten Getreuen des SHerrschers, das waren die Massen des Volkes, die mach seinem Willen und nach seinem Befehl marschieren. Wir sind uns bewußt, daß in den großen Fragen der Staats­­und Bolfspolitik jeder V­ergleich unzulänglich ist. Aber teitdem drängt sie aus den­­ Veranstaltungen dieser Woche der Vergleich auf mit den großen Kundgebungen des Nürnberger Parteitages in Deutschland. Hier wie Dort eine starre Führerpersönlichkeit, nach deren Willen sich alles gestaltet und vollzieht, hier wie Dort der Aufmarsch der Kernscharen und um sie Die großen Aufgebote des Bolfes, die zusammengeströmt sind, um nie Ausrichtung und neue Weisungen zu erhalten. Hier wie dort im Kern stück der Veranstaltun­­gen die Wehrmacht und die Jugend. Natürlich ist eine Gleichheit der Königsmädche unseres Landes mit dem Nürnberger Parteitag weder gewollt, noch im einzelnen vorhanden. Der Nürnberger Parteitag ist so eigenartig aus deutschem V­olfswesen hervorgegangen und mit dem nationalsozialistischen Speengut Adolf Hitlers erfüllt, wie Die Woche des 8. Juni Das Gepräge der Persön­­lichkeit unseres Königs und der von ihm geführten Staatspolitik trägt. Aber all in unserem Lande ist in den legten Jahren bei Diesen Tagen ein Zusammen­­hang von­­ Staatsführung und Welt und Jugend mit bezwingender Kraft in Erscheinung getreten, wie es bisher im vollendetsten Vorbild nur im Deutschland Adolf Hitlers ji Fund getan hat. Die politische Schlagkraft der Festtage war in diesem Jahr besonders­ verstärkt durch die feierliche Eröffnung der beiden Körperschaften der Geietgebung, die aus den Testen allgemeinen Landeswahlen hervorgegangen sind. So wie das Ergebnis der Wahlen selbst eine gew­altige V­ertrauenskundgebung für die von seiner Majestät dem König persönlich geführte Politik war, so hat er auch in der Thronrede der künftigen Tätigkeit des Parlaments die Wege gewiesen. Aus den Ereig­­nissen seit seiner Heimkehr ins Land, denen der erste Teil der Thronrede einen Rückblick widmete, ist die heutige Gestaltung unserer Landespolitik organisch her­­vorgewachsen. Der Hader der Parteien, die zunehmende Umsturzgefahr, das Versagen der Negierungen vor der Aufgabe der Wahrung der Staatsautorität haben in folgerichtigen Entwicklungsstufen zur persönlichen Über­­nahme der Staatsleitung d­urch den Herrscher, zur Aus­­prägung seiner Gedanken und Ziellegungen auf das Antrig unserer Landespolitik geführt. Das Funda­­ment dieser geistigen Neuschöpfung der rumänischen Staatspolitik aber wurde gelegt dur Die neue Ver­­fassung, dur den Ausbau der Wehrmacht, Durch Die Sufazeit, 9. Juni. Boi den versammelten beiden Häusern der neuen Gefeggebung ergriff heute mittag Auß­enminister Gafencu das Wort zu folgen­­den außenpolitischen Ausführungen: Ich häte mich glücklich, dem neuen Parlament meine Eindrücke vermitteln zu künsen, die ich auf der großen Reise gewann, die ich vor einigen Wochen im Ausland unternahm. Hiebei möchte ich neuerlich meinen Dant für den so herzlichen und aufrichtigen Empfang zum Ausbruch bringen, der mir in Berlin als Gast der Reichsregierung bereitet wurde, und ebenso in Bel­­gien, England, F­rankreich, Italien, beim HL. Stuhl und in Südflamm­en. Mit einigen Län­­dern verbinden uns alterprobte Freundschaften, mit anderen sind wir so, glücklich, ‚die Beziehungen frucht­­barer und loyaler Zus­ammenarbeit festigen zu können. Weberall konnte ich feststellen, wie sehr man die polit­­ien und wirtschaftlichen Beziehungen zu unserem Lande schäst und wie viel Vertrauen, man in Diesen beivegten und sorgenvollen Tagen dem­ friedlichen und Doch jo gewichtigen Wort Rumäniens entgegenbringt. Während ich allerorts, wo ich mich aufhielt, mit der gleichen Offenheit die Polität Rumäniens darlegte, die nir aus Furcht oder aus Berechnung maßvoll ist, sondern mit unseren berechtigten Bemühungen im Ein- Hang steht, wurde ich mir dessen bewußt, daß derjenige, der selbst in stürmischer Zeit den Frieden zu füen wagt, an Frieden erntet. Und mit Genugtuung, die ich auch Ihnen vermitteln möchte, wurde mir klar, daß die Einheit unseres Landes, ebenso wie seine Kraft und Unabhängigkeit überall als Grundlage der Ordnung und des Friedens gewertet werden. ... Für den europäischen Frieden Mannhaftigkeit abhängt. Um die Sicherheit des Landes zu festigen, bedarf es in diesem Augenblick des Ein­­faßes unserer ganzen Kraft und unseres angestrengten Willens. Die Freundschaft, Die man uns überall ent­­gegenbringt, erleichtert es uns, trug aller Wirrnisse, unseren Pflichten in seelischer Ruhe, im Bemwußtsein der Gerechtigkeit und des Friedenswillens nachzusom­­men. Diese Pflichten sind umso zahlreicher, je allge­meiner die Freundschaft ist, die man ung bezeigt. Unter den fremden Stimmen, die auf Klarheit in diesen Fragen gedrungen haben, war auch eine, Die die Frage stellte: Was will Rumänien? Beabstctigt es etwa in einer so besvegten Zeit, in der 0) in der inter­­nationalen Politik die Lager in Kampfstellung gegen­­überstehen und in­ der alle Blide auf Dieses ‘ untet sind, eine neue Formel darzu zu sag niere Antwort lautet: Weshalb nicht? Die For­­mel, Die wir vorschlagen, ist keineswegs neu. Ihr­­ Name findet wo im Betouchtsein aller einen Wis­­­­s­verhall: Europa! Um diese Formel zu entwickeln, bedarf es seiner lang­­wierigen­­ Berechnungen, noch ist es erforderlich, sich in ideologisches Herumtasten zu verlieren. Der Sinn für die Wirklichkeit führt Dir zu ihr heran. Es gibt wohl kaum eine Wirklichkeit, an die wir und in unserer Zeit öfter stoßen, als Dieses Europa, da es nicht leben kann, solange wir nicht das Mittel ausfindig machen, zusammenzuleben, und das, falls er zusammenbrechen sollte, und alle unter seinen Trümmern begraben würde. Ih habe den Gedanken der Einheit und Unteil­­barkeit Europas in allen Hauptstädten vertreten, nur die ich kam, und wo D dieselbe glanzvolle Zivilisation am Rande des Abgrundes darum ringt, der V­ernich­­tung zu entgehen. Insbesondere wurde ich mir Dieser europäischen­­ Einheit dann bewußt, wenn ich die Gen­danten“ und „Besorgnisse der Staatenlenfer vernahm, mit denen ich die Ehre Hatte zu sprechen. Ich werde niemals die Worte vergessen, mit denen mir die füh­­rende Persönlichkeit eines mächtigen Reiches auf dem Festland klarlegte, wie nach dem zu eri­artenden Bilde des Krieges von morgen am Ende des Kampfes Sieger und Besiegte auf verwüsteten Boden unter den gleichen Trümmern liegen würden. Ich habe Diese Worte, Dur die so eindeutig und plastisch eine mannhafte I­eber­­zeugung zum Ausdruch kommt, h­insichtlich der Unmöge­lichkeit, den Krieg unter den heutigen Umständen als ein Ziel oder eine Lösung zu betrachten, einer Friedens­­botischaft gleich, von Land zu Land getragen und überall habe i­) als verständnisvolles Echo das Einbekenntnis der gleichen Mieberzeugung davon vernommen. Natürlich bedeutet Die Ablehnung des Kriegsgedan­­kens noc lange nicht den Sieg des Friedenswillens. Denn hinsichtlich des Krieges it man überall der glei­­chen­­ Auffassung, während bezüglich des Friedens ein jeder seine eigene Ansicht vertritt. Wir leben in einer bewegten Zeit, in der es weder Krieg noch Frie­den gibt. Der Gedanke, dieser Wirrnis der Gewalt ein Ende zu machen, ist wo nicht geschwunden. Wir­­ sehen, wie die­­­üstungen zunehmen, die Schüßengrä­­ben immer tiefer werden, die sich an den Fronten zwischen den Staaten hinziehen. Wir leben in einer militärischen und Heidischen Zeit, deren Anforderungen mit Männlichkeit zu­­ begegnen jedes Ball verpflichtet ist. Diese heidische Zeit hat aber fast überall Männer aus dem­ Geschlecht des verflosteten Krieges ans Ruder ge­bracht, Männer, die nicht die Furcht vor Dem­ Kampf, sondern die lebendige Vorstellung von den vermischten­­den Folgen eines neuen Krieges Davon abhält, den in mern­­ Rumäniens Weg zur Erhaltung des Friedens Das Erposee des Außenministers vor dem Parlament Die Eindrücke der großen Au­slandreise Meine Herren! Es ist natürlich, daß Diese Einheit, die heute so festgefügt erscheint, von uns und unserer Gehege und die Maßnahmen der Regierungsämter, die dem gesamten staatsbürgerlichen Leben ebenso einen neuen geistigen Gehalt, wie eine neue Regelung gaben. An diese grundschaffenden Werke der drei Iekten Halb­­jahre werden si die Arbeiten der neugewählten Ge­­seßgebung organic anzufügen haben. Mit dieser Weg­­weisung und mit den Wünschen des Herrschers zu­ er­­folgreicher Tätigkeit ist die Eröffnung des ersten Parla­­ments im Zeichen des neuen Staatsaufbaues ausge­­sprochen worden. An den Eröffnungsjigungen von Senat und Kam­­mer haben auch­ unsere deutschen Volksvertreter teil­­genommen, unter den Bolfsmassen, die dem Feste bei­­mwohnten, in den Reihen der Jugend und der Sport­­verbände sind auch die Angehörigen unserer Deutschen Volksgemeinschaft in Rumänien einhergeschritten. Auch diesmal Haben: wir findgetan, daß­ wir dem K­önigs­­wort mie­ stet$, so auch jegt Geninge Teisten,­ uns ein­­­­zufügen in den­ Rahmen des rumänischen Staates und in seine Gefeglichkeit. Mit hoher Freude hat er uns erfüllt, daß­ unter den Ehrengästen,­ die an Diesen' , Leittagen , teilnahmen, unser deutsches Mutterland­­ in der Persönlichkeit Des Neidsjugendführers Baldur ben Shirad mit seinem Führungsstabe besonders eindruchsvoll vertreten war und daß ein auszeichnen­der Empfang ihm bereitet wurde. Es scheint uns der schönste Ausklang D­ieser Festtage zu sein, daß Die ‚schon länger angebahnten freundschaftlichen Beziehun­­gen zwischen der Jugend Deutschlands und Rumäniens bei Diesem Anlaß eine neue Beschäftigung erfahren haben. Denn die Jugend der Nationen ist dazu be­­rufen, das Leben der Völfer von morgen zu gestalten. · DBEn, 3

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