G. A. Seyler: Geschichte der Heraldik (Wappenwesen, Wappenkunst und Wappenwissenschaft)

III. Buch. Das Wappenwesen vom Ende des vierzehnten bis in die Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts - I. Abschnitt. Das Wappenwesen im engeren Sinne und der Adelstand - 20. Capitel. Wappen - Streitigkeiten.

des Heil. Rom. Reichs Erz-Marfchalck-Amt ist, nicht gebrauchen solle, alsdann unser Keyserlich Brive, des wir Euch hierinn ein Abi'chrifft zufchicken, eigentlich ausweiset. Und darumb begern wir au Euch, von Rom. Keyserl. Macht ernstlich gebietend, ob der vorgenannt Herzog Johanns sich uber und wieder die obgemelten unser Schrifften Gebote und Erklährung der ehgenann­ten Wapen und Titel zu gebrauchen understünde. so bald er des unterrichtet oder sonst innen wirdet, dass ir ihm dann solchs zathon, soferr an Ench i^r, nit ge­stattet , sondern von Stund an dieselben Wapen und Titel, wo die an den Enden, do ihr des ungefehrlich Macht bettet, angeflagen würden, durch die euren ab­tun lassen, ilme tür keinen Churfürsten noch Erz-Mar­l'chalck haltet, noch ihme also fchreibet, noch seine Brive, darinnen solcher Titel begriffen were, annehmet, bey Vermeidung unser fweren Ungenade, und einer Peen, nemlich 50 Marek lötiges Goldes, unfs in unser Keyserlich Cammer unablesslich zubezalen. daran thut ihr unser ernstliche Meynung und fonder Gefallen. Ge­ben zu Nürnberg am Montag nach S. Bartholomes des heiligen Zwolfboten Tagk 14711). Ad mandátum Domini Imperatoris in consilio. Ausnahmsweise erlaubte der Kaiser durch Urkunde d. d. Graetz 23. Januar 1473 der Stadt Lübeck, der wie andern von Ihm unter einer Pon befohlen worden war, den Herzogen von Lauenburg den Titel des Her­zogthums von Sachsen und Kurfürstenthums nicht zu gehen (zur Vermeidung von „vffrure vnd vnraidt so anders zwifchn den herzogen von Laweuburg vnd der stat Lübeck entstehen mochten"; durch drei Jahre, denselben den Titel zu geben 2). — In dem Successious-Streite wegen der Hinterlassen­schaft des 1464 verstorbenen Herzogs Otto III. von Pommern - Stettin zwischen dem Kurfürsten von Brandenburg und den Herzogen von Wolgast wurden die Argumente vielfach aus dem Wappenweseu ent­nommen. Es ist unzweifelhaft, dass Kurfürst Friedrich IL sofort deu Stettiner Greifen (roth in Silber) in sein Wappen aufnahm, wenn gleich der sphragistische Ge­brauch in der Zeit vor 1466 nicht nachweisbar ist. Die Herzoge von Wolgast schrieben an den Kur­fürsten Friedrich von Brandenburg d. d. Gripswolde am Nien Jars dage 1465: „Mochte iwr live sick noch anders bedencken und nemen uns to willen und to dinste und laten uns by unsen landen und luden, de to dem gripe horen und dilgen unsen titel weder ath, he eleidet dar doch nicht." . Der Kurfürst antwortete darauf s. d. Cölu an der Sprew am dinstag nach dem Achten tag der heiligen dreier könig dage 1465 3) „wille wy lw gerne laten by den landen die to lw én gripe horen, Wanu die lant die to unnsem gripe horen wille wy myt göte und rechte wol be­holdenn." An die Herzoge von Meklenhurg, die sich der Wol­gaster Fürsten angenommen hatten, schrieb Kurfürst Friedrich s. d. Cöln an der Sprew am dag Anthoni 1465: „ . . . Alse hebben uns dy genanten Hern uubilli­ken verclagen .... und hedden gantz nicht gemeiud adder gehopet, dat sy sick des landes Stettin und po­mern ete. scholden annehmen und uns alfso Irrnisse doran don und wy doch godes recht darfo hebben uns verlediget uud angefallen und sy dar Jo nein erfen to sind So dann der Stettinischeu bern nicht mer ifs, dy tom Roden gripen horen manues gesiechte . . . Oft wol In Iwen brief berurdt werdet, dy wapen wisen er rechtikeyt wol uth Schal man dat ua dem wapenn teilen, so sy wy widt genug gescheden unse wapen dar Sterin pomern ete. under ifs, is ein Rot gripe In einem witten fehle, er grip ifs Swart in einen gelen felde" *). • Die Wolgastischen Herzoge Wartislav X. und Erich IL sandten zur Führung ihrer Sache an Kaiser Friedrich III. mehrere Abgeordnete, unter welchen sich auch der Doctor Mathias von Wedel, Lehrer des Rechts an der Greifswaldischen Universität befand. Wedel hielt eine Vertheidigungsrede an den Kaiser in platt­deutscher 3Iundart, und reichte sie demnächst in lateinischer Uebersetzung ein 5) von welcher hier ein Auszug folge: „Attendat eciam Imperialis vestra Majestas ducem Ottonem tüisse patruum et agnatum dominorum nieo­rum sicut probari et de gradu iu gradum de persona in personam legitime poterit computari Illumque cum inclitis prineipibus dominis meis ac ipsos cum eo et utriusque progenitores eorundem eadem arma et e un de ni tit ulu in a longis temporibus retroactis ac a tanto tempore et per totum tempus, de cujus con­trario hominum memoria non existit, gessisse et ha­buisse nec nunc post obitum ducis Ottonis ll Inin et illa novi ter assumsisse Ac si forsan quod absit sacra vestra Maje?tas Inclitorum prineipum dominorum meorum generosam et nobilem antiquitatem, agnacionis tituli et armorum similitudineiu ac alia predicta non plene attendet, Attendat tamen eosdem dominos meos ac progenitores eorum Majestati vestre sacre et sacro Romano Imperio nullo unquain tempore inobedientes fuisse aut rebelles . . . „Gloriosissime Imperator, sunt forsan nonnulli asse­rentes dominos meos predictos habere arma sua spe­cialia, armis domini ducis Ottoiiis non concordantia, monentur et dicunt duces et dominos meos Griffonem habere nigrum, ducem autem Ottonem habuisse Griffo­nem rubrum ergo ete. Séd illorum assertioiiem, que aut ex veritatis ignorancia affectata procedi faciliter poterit respouderi quia verum est quod prineipes et domini mei predicti Griffonem babeni nigrum ex terri­torio Wol gast én si, quod uon est ducatus per sé séd provincia particularis ducatus Stetinensis et pomoranie ete. Et iu illo territorio sive provincia regunt Et est eciam verum quod in signum agnacionis et ducalis ori­ginis domini mei et progenitores eorum lu plenis eorum armis et Sigillis habebaut prout hodie babent Griffonem rubrum, ut quondam dux Otto et ejus progenitores; prout omnino extitit manifestum" *) . . . Es kam dann zwar der Friede von Soldin 27. Ja­nim - 1466 zu Stande in dem ausgemacht wird: „Wy upgenanten Marggraven, unse erven unde nakamen, Marggraven tho Brandenborgh, unde wy ghe­nanten hertoghen Erick unde Wartzlaff unde unse erven Scholen uns ock des Tytels unde der wapene van den landen Stettyn, Panieren, Cassuhen, Wenden heyder syd bruken unde scryven" 7). Jedoch war der Streit damit noch nicht begraben. Im Jahre 1469 übernahm der König von Polen die Schlichtung desselben. Es wurden pommersehe Abgeordnete unter welchen 1) J. J. Müller a. a. 0. S. 521 f. 2) Chmel, reg. IL 644. 3) v. Raumer cod. dipl. Brandenb. I. 267 ff. 4) v. Raumer, cod. dipl. Brandenb. I. 269 f. 5) Kosegarten, Pominersche und Rügische Geschichts­denkmäler (Greifswald 1834) I. 339. 6) v. Raumer, Cod. dipl. Brandenb. I. 255 f. 7) Riedel, Cod. dipl. Brand. Supplemeutband S. 89.

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