Süd-Ost, Januar 1936 (Jahrgang 2, nr. 1-24)

1936-01-01 / nr. 1

Der Krieg undst afrika Abessinischer Angriff bevorstehend London,30.Dezember­.Der englische Kriegsberichts­erstatter meldet aus Addiss Adeba»:Die Fasten für das­­ Vaterland sind zu Ende.—Nunmehr soll der grobe Angriff der Abessiniek einsetzen.Der Negus will Makalle von drei Sesten­d angreifen und erobern. Italienische Militärs begraben die Truppenzusammen­­stellungen, da die Luftwaffe Gelegenheit bekommt, sie wirksam anzugreifen Rom. 31. Dezember. Der italienische Heer­sbericht meldet: Eine Kolonne Erithräer konnte sich heute in der Provinz Tembien mit einer dort in Stellung befind­­lichen Kolonne vereinigen. Die Abersinier hatten bei dieser Gelegenheit große Verluste­­ An der Ghomalifront bei Gorahet machten die italienischen Truppen verschiedene Erkundungszüge, die erfolgreich­ verliefen. Die Luftwaffe entwickelte eine lebhafte Tätigkeit.­ ­ Die Tschechoslowakei klammert ich an Rußland Äußerungen des Tschechischen Ministerpräsidenten Moskau. 31. Dezember. Die „Sswestija“ bringt eine Unterredung ihres Prager Vertreters mit dem tschecho­­slowakischen Ministerpräsidenten Lodza, der allen Tac­­hruk auf die Wichtigkeit einer engen Zusammenarbeit der beiden Länder legte. Er erklärte ss für eine Politik der „kollektiven Sicherheit“, die sich nicht nur auf den Völ­­kerbund, sondern auch auf die innere Stärke der einzeln Staaten stoßen müsse. Weiter teilte er mit, daß die Zu­­sammenarbeit der Tschechoslowakei mit So­wjetrußland für die Aufrechterhaltung des europäischen Friedens von gleicher Bedeutung sei wie die Zusammenarbeit mit der Kleinen Entente oder das Bündnis mit Franke­rei. Ferner sprach er sich für eine Entwicklung der kulturellen Beziehungen zwischen Sowjetruß­­land und der Tichechoslowakei aus und betonte seine Genugtuung darüber, daß die wirtschaftliche Zusammen­­arbeit sich immer enger gestalte. Prag, 31. Dezember. Die Leitung „Slowak*“ be= fabt fit) mit der Lage der Tichechoslowakei im Falle eines Krieges und gelangt zu der Folgerung, daß weder Frankreich noch Rußland wirksam helfen könnten. LZepteres kann über Polen nimmer­ mehr Hilfe bringen und au R­umänien verbiete bis nach den Durchzug sowjetrussischer Truppen. Die Ein­­ige Lösung ringe in einen Bündnis mit Polen. Ein russisch-mongolisches Militärbü­ndnis Tokio, 31. Dezember. Die japanischen Blätter be­­richten über ein sowjetrusisch-mongolisches Militärbündnis, das Moskau zum Herrn der äußeren Mongolei machen soll. Rußland erstrebe die Errichtung eines Stoßpunktes gegen die Machtgruppe Japan-Mandschukun-Nordchina. (Neueste Nachrichten auf der 4. Seite) Süd-Ost Mittwoch,den­ 1.Januar 1986—Formel Der Beobachter Die Hermannstädter Kirchenwahl Am Sonny hat die Wahl in die­­ Hermannstädter Gemeindevertretung und Bezirkskirchenversammlung [tatt] gefunden, sun es uns auch immer unverantwortlic­hrschien, daß das Presbyterium eines nichtigen Grundes wegen die Kirchengemeinde zum zweiten Mal den Er­­schülterungen einer Wahl ansjeßt, froßdem die Be­­völkerung im ersten Wahlgang ihren Willen sehr ein» deulia zum Ausdruck gebracht hatte, so müssen wir heute doch sagen: „Es war gut, daß es zu Dieser zweiten Wahl gekommen ist.“ Denn zwei wichtige Erkenntnise hat sie uns vermittelt, die sich weit über den Sermannstädter Kreis hinaus auswirken werden. Erstens: Während die Gruppe Fabrisius die Forderung aufh­ellte, daß die Wahlliste nach dem Prinzip der Arbeit und dem Prinzip der bisherigen Leitung im Rahmen der Kirche aufgestellt werden müsse, bestanden die Gegner — es sind die­selben sieben Herren, deren Name immer dann in der Oeffentlichkeit erklingen wenn es in der Kirchengemeinde Sank und Streit gibt — darauf, daß vom Bersonen- und ag die Life zusammengelegt werde. Und die zweite Erkenntnis! Die sieben unentwegten Heber verfuhlen diese Kirchenwahl dazu auszunüßen, das Bebtrauen in die Aufrichtigkeit der Friedensbereitschaft Fri Fabritius, zu er­schüttern, wohl wissend, daß sie damit die ganze Auf­­bauarbeit in unserem Volke, die nur auf der Grundlage des Vertrauens möglich is, untergraben. Darum hat die Gruppe Fabritius, angewidert von diesem Treiben, er­­klärt, lieber an den Wahlen nicht teilzunehmen, als das Merk des Landesobmannes gefährden zu lassen. Daher bat sie an die Bevölkerung den Aufruf erlassen, an der Wahl nit Teilzunehmen. Bei der geririgen Wahl nun, in der es darum ging, ob die Bevölkerung dieser Aufforderung folge und damit den Strich zwischen sich und diesen verantwortungsl­ofen Elementen ziehe, ist der Wille unserer Bevölkerung eindeutig zum Ausdruck gekommen. Er befast, die Be­­völkerung Hermannstads wünscht unter Führung von Friß Fabrisius endlich zu Frrede und Arbeit zu kommen, sie verurteilt auf das Scärfste jedes Bestreben, diese Ent­­wicklung zu gefährden. Denn wie ist das Ergebnis des gestrigen Tages?Von rund 7000 Wählern erhielt die Liste Baumann 1261 Stimmen,während auf die Liste der DVR 199 abgege­­ben wurde.Der Rest der Bevölkeru­n­g machte sich den Standpunkt der Fabritiusgruppe zu eigen Wenn man bedenkt,daß die Liste Baumann in ihrem Wahlaufruf über ZOOO Stimmen für­ sich in Anspruch nahm­,wenn man bedenkt,wie fieberhaftk und mit welchen Mitteln vom Wahlkomitee gearbeitet wurde, wie nur zur Durch­­führung der Wahl ein „Frauenschußbund“ gegründet wurde, wenn man bedenkt, daß am Wahltan 5 Autos in­ der Stadt nach Wählern fahndeten, daß sonar das Frauenheim geleert wurde, und wenn man nun das kärglice Ergebnis, diese 1261 Stimmen flieht, dann­­ kann man sagen: es war eine blamable Niederlage der Riite Baumann. Das Volk hat gesprochen, es hat sehr eindeutig aesprocen. Es fragt sich nur, wie ss diese, von dem „überwältigenden Vertrauen“ der Bevölkerung getragenen Neugewählten in ihrer neuen Morde fühlen werden? Oder sollte der eine und andere unter ihnen doch die Folgerungen aus dieser Wahl ziehen ? Und nun nach etwas über unsere guten Freunde, die DDR! Wann schon das Ergebnis der ersten Wahl uns die besondere Anerkennung vor dem Erfolg der DDR abnötigte, so müssen wir ansählich des renigen, noch geringeren Wahlergebnisses ihnen unsere uneingeschränkte Hochachtung aussprechen! 199 Stimmen von 7000 — das ist schon allerhand! Doch Scherz beiseite! It dieses Wahlergebnis nit auch ein Zeichen dafür, daß auch die lesen VB d­asgenosfen gehend werden? Denn wenn die DER hergeht und eine „inerparteiliche Liste“ aufs trefft, dann lachen sogar die Hühner! —11 « Im Januar Abschied des Landestheaters Das ist der Krieg!­ ­ Das französische Blatt „La Bvoir“ veröffentlichte vor kurzem folgende Glosse: Mas bedeutet der Krieg? Er bedeutet die Berichtung der besten Elemente eines Volkes. M­an konnte unlängst sesen, daß sich zahlreiche italienische Freiwillige bei der italienischen Botschaft in Paris ge­­meldet haben, um in die afrikanische Armee eingereiht zu werden, daß aber nur die Jüngsten und die Kräftige­ren unter ihnen berückidligt wurden. Der Arteg führt nicht zu einer Auslese,, die die Schwachen und Ungesunden ausmerzt, sondern er erhält im Gegenteil diese Schwächen und opfert die Starken und die Zungen, die Hoffnung der Rasse und des Volkes ... Was die materiellen Ber­uffe anbelangt, so­ll ihr astronomischer Wert in einem Dokument dargetan werden, das vom Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten herausgegeben wird, dem Congressional Record. Darin wird festgestellt, daß nach­ den besten Gtalistliken der Weltkrieg 400 Milliarden Dollar an ver­­nichteten Reichtümern gekostet hat. Mit dieser Summe würde man in der Lage gewesen s­ein, für jede Familie in den Vereinigten Staaten, in Kanada, Australien, England, Irland, Frankreich, Belgien, Deutschland und Ausland ein Stäuschen im Werte von 2500 Dollar zu bauen, es mit Möbeln im Werte von 1000 Dollar auszustalten, und es mit 5 Ncres Boden (202 Ar, also 20200 Quadratmeter) im Werte von je 100 Dollar zu umgeben. Nachdem dies geschehen wäre, würde noch Geld übrigbleiben, um jeder Stadt mit mehr als 20000 Einwohnern in den ausgezählten Ländern eine Bibliothek im­­ Werte von 5 Millionen Dollar und eine Universität im Werte von 10 Millionen Dollar zu geben. Das dann noch übrigbleibende Geld würde immer noch ausreichen, um ganz Frankreich und ganz Belgien kaufen, d. h. all das, was es in diesen beiden Ländern an bebautem Rand, an Häusern, Fabriken, Kirchen, Eisenbahnen, Wegen, kurz an all dem gibt, was im Jahre 1914 irgendeinen Wert darstellte. Das ist der Krieg! Tagesneuigkeiten „Unser Weg zur Erneuerung des deutschen Volkes in Rumänien“. Erst wenige Wochen sind seit dem Erscheinen dieser Schrift von Dr. Otlo Friß Tickeli vergangen und Shon­tt fast die ganze Auflage verkauft. Immer noch gibt es aber­ viele Volksgenossen, die das Büchlein nicht gelesen haben. Darum nehmen wir gerade die vorliegende Folge unseres Blattes zum Anlaß, erneut auf diese Schrift hinzuweisen und sprechen als M­unich für das Neue Jahr aus, es mögen recht viele, ja alle Volksgenossen selber erfahren, was ein reifer Mensch über die Erneuerung unseres Volkes zu sagen hat. Der geringe Preis von nur 25 LXer erlaubt es jedem Volksgenossen, sich die Schrift anzuschaffen, die in jeder Buchhandlung oder unmittelbar von der Ber­riebsstelle Emil Bruckner, S Hermannstadt, Königin Maria G Strake 1/1. Stock, bezogen werden ka­nn. Mad) auswärts gegen Bozeinsendung obigen Betrages zuzüglich 6 Lei für Porto und Verpackung. „Hilfswerk für arme Gemeinden der evang. Randeskirche U. B.* Es haben für den „Hilfsfond“ der evang. Randeskirche zu dem obinen Zwecke einge­­zahlt: Die jährlichen Volksgenossen der Nitrogen U.‘ ©. in Diciosanmarlin sei 1494.— Nicht vergeblich im Kino gewesen. Ein Höckerweib in Semeswar hat — wie das heutzutag so vorkommt — viele Gläubiger. Sie vertröffele sie immer wieder auf die Seit nach den Leiertagen. Dann aber gab’s keinen Ausweg mehr, Oder doch? Nun, sie ließ sich von einem „Freund“ an den Kaffen binden, Zeitungspapier in den Mund stopfen (guten Appetit!) und in solcher Lage auffinden. Sammelnd erklärte sie, daß ihr 100.000 Kei geraubt worden seien. Aber die Polizei kam ihr alsbald dahinter. Nun hat sie nichts erreicht, im Gegenteil ihre Züge hat sich „kompliziert“. Sreilih ist sie al berühmt geworden. Erdbeben bei Straßburg und in der Schweiz. Wie aus Paris berichtet wird, wurden am 30. Dezember früh im Gebiet Straßburgs zwei Erdflöße wahrgenom­­­­men, von denen der zweite von unterirdischem Getölfe begleitet war. Ebenso wurde an diesem Tage zur selben Stunde in der ganzen Schweiz Erdbeben festgestellt, das, wenn es auch weiter keinen Schaden anrichtete — so doch viele Bewohner aus dem Schlaf schreckte. Große Überschwenmungen. Während bei uns die Niederschläge Thon seit Monaten viel zu spärlich sind, werden aus Spanien, Frankreich und England große Ueberschwemmungen gemeldet, die den Verkehr vielfach unterbinden und großen Materialschaden verursachen. Argentinien zerstört Weingärten. Die argentinische Regierung heißt neuerdings die Zerstörung von Wein­­gärten guf, um die Weinproduktion um 100 000 Liter zu vermindern. Damit soll die Ueberproduktion aus der Welt geschafft werden. Die Weinbergbelißer werden von der Regierung entschädigt.­ Mer Hat die Margarine erdacht? Die Margarine hat ein Mann erdac­ht, von dem man es am wenigsten vermutet hätte: Kaiser Napoleon III. Er beauftragte 1869 den Chemiker Mege-Maurice, ein Produkt herzu­ stellen, das ebenso wohlschmeckend wie Buffsy, „aber.. Das deutend billiger sei, wobei er an die arme Bevölkerung dachıte. Und so erhielt die Welt — die erste Margarine! Das Schöne Dodejla völlig verarmt. Zu welchen Au­ständen das bolschewistische Reatme führt, geht hervor aus einem P Bericht, den die Brüsseler Zeitung „Ba Nation Belge“ kürzlich­ veröffentlichte. Der Redsende, der diesen Bericht schrieb, halte Gelegenheit, einige Stunden in dem einst so Schönen und glücklichen Odefla zuzubringen von den Zuständen, die er in dem heutigen Odefla be­­wahrte, schreibt er erschlittert: „Der Hafen von Odefla, wo es früher recht lebhaft zuging, sieht nun wie for aus. Ich sah da nur vier Schiffe, von denen nur eins beladen war. Die größte Zahl der Hafenarbeiter besteht aus Frauen, die barfuß laufen und kaum bekleidet sind. Das Ufer it einer MWülfe ähnlich. Was vom früheren Odella zurückblieb, zeugt von der vergangenen Schönheit und Blüte der­­ Stadt. Die Gebäude befinden sich in traurigem Sufland, abgefallene Fassaden und schmäßige Sensierscheiben. Die Straßenbahnen werden von Frauen geführt, die Wagen sind ausnahmslos schmäßig und vernachlässigt. Sch bekam den Eindruck, daR seit 1914 kein Wagen gestrichen wurde. Nur einige Anlicher mit grauenerregenden Droschen sind zu sehen. In vielen Geschäften gibt es ü­berhaupt keine Waren, nur in den „Sorgiin-Läden­“ ist etwas zu haben.“ So sehen die Folgen einer rein intellektualistisschen und wirklichkeits­­fremden M Wirtschaftskonstruktion aus, in deren Verwirk­­lichung sich der Machdünkel des Moskauer bolsche­­wistischen Despoten gefällt. Hermannstädter Nachrichten Kirchenmusik in der evarg. Stadtpfarrkirche U. 8. Heute, am Altjahrsabend, 6 Uhr abends: P. MW. Schulz „Des Jahres Iepte Stunden für gem. Chor (Brukenthaler) — Mittwoch, den 1. Januar 1936, 10 Uhr vorm.: „Bau der Freudigkeit des Glauben“ (Mel. a. d. 9. 1698) für Tenorsolo und Orgel (Solo: Walter Haas). Sammlung für den geistlichen Almosjenfond der evang. Landeskirche. Es wird auch auf diesem Wege den Besuchern unserer Gottfesdienste am Nleujahr 5­tag in Erinnerung gebracht, daß am GShlufle der Gottesdienste kirchenordnungsgemäß: die Kollekte für den geistlichen Wimpfenford der evang. Randeskirche Trafte findet, aus dem arme vaterländische evang. Gemeinden unterstüßt werden und es ergeht die Biffe an die Ge­­meindemitglieder, ihre hilfreiche Unterstüßung nit zu verjagen. Das evang. Pfarramt U. 8. Röm.skath. Stadtpfarrkirche. Am 31. Dezember 1935, Dienstag­nachmittag um 6 Uhr hält S. Hw. Abt« Stadtpfarrer Adolf Borbuhner eine Predigt in deutscher Sprache und nachher feierliche Danksagung

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