Tagblatt, August 1924 (Jahrgang 2, nr. 175-199)

1924-08-01 / nr. 175

P":f.,"« BE 3 ME Ceile 2. Treitag "1. August 1924. Nr. 175. ganzen Dorfe. Wenn dann die Flammen schon hoch vom Dache herleuchten, werden­­ sie erst meist von einem Lungen unwahr­­genommen, oder wie oft kommt es vor, daß der Brand erst von den am Felde arbeiten­­den Bauern entdeckt wird. Bis dann ein Lunge ins Freie läuft und Lärm schlagend die Dorfbewohner alarmiert, und sie end­­lich in voller Rüstung an der Brandstätte erscheinen, ist meist schon eine kostbare Viertelstunde verstrichen. In dieser Viertel- Stunde hat das Feuer schon mächtige Ver­­wüstungen angerichtet. Die bestgeschulte und am besten ausgerüstete Feuerwehr kann da ihre Tätigkeit nur mehr auf die Lokali­­sierung des Brandes beschränken. Und wie oft gelingt auch das nigt . . . und ganze Gemeinden fallen den Flammen zum Opfer. . .8 fehlt also in erster Reihe an not­wen­­diger Wahsarkeit Nur ganz wenige burgenländische Gemeinden besigen einen Gemeindepolizisten oder gar eine Dolirekte Feuerwache. Er muß also für en wach­­sames Auge gesorgt werden. Um nicht die fostbare Arbeitskraft eines Erwachsenen der Feldarbeit zu entwenden, kann man einen reiferen Dorfjungen dazu verwenden. Ein­ gefreiter, aufgewehter Knabe wird gegen eine geringe Entloh­­nung gerne das Amt eines Wächters über­­nehmen und dasselbe mit Ambition bez­­iehen. Natürlich muß er von seinen Pflichten unterrichtet werden, die Wichtigkeit seiner­­ Betrauung auffassen können und auch über so viel­­ Musselkraft verfügen, daß er die Sturmglocke läuten könne. In den kleine­­ren Gemeinden Deutschlands, welche sie eine andere Wache nicht leiten können, ha­ ben sich, diese Knaben vorzüglich bewährt und ihr Amt gewissenhafter versehen, wie­mand träger und schläfriger Erwachsener. Große Nachlässigkeiten begehen die bur­­genländischen Haus- und Hofbesiger auch­h auf den Gebiete der Feuerversicherung. Die Meldungen über die Brandschäden berichten meist darüber, daß nur ein kleiner Teil des Schadens durch Versicherungssummen ge­tilgt wird. Die Burgenländer begehen zu ihrem großen Schaden die Schlamperei, dab sie die vor mehreren Jahren damals amag aagv 219­ aunung ayoguou au Inv nur mehr einen geringen Wert repräsen­­tiert) versicherten ‚Objekte nicht auf eine höhere, dem heutigen Geldwerte angemes­­sene Summe überschreiben lassen. Diese Racläfsigkeit rächt sich dann natürlich bei einem Brandfalle, wo oft nur eine lächer­­liche Summe als Ersat zu Händen der Ge­­schädigten einläuft. "Die Wiener Meile. Aus Wien wird gemeldet: In der sommen­den Woche sind der Wiener Meise in den Bundes­­ländern auf gewiß originelle Weise Re­­frame gemacht. Fünfzehn junge Leute von den Wiener Hochschulen werden per Rad die Bundesländer bereifen, um­­ in den einzelnen Städten und größeren Gemeinden bei den Ge­schäftsleuten vorzusprechen und sie zur Wiener Meile einzuladen. Sie werden in kleineren Gruppen die Bundesländer befahren, und drei von ihnen werden ich im Burgenlande­ einfinden und Die einheimischen Geschäftsleute bes ne­u den burgenländischen Straßen­­aufen. Aus Wien wird gemeldet: Wie berichtet, hat im Nationalrate Der Abgeordnete Dr. Ellenbogen bei der Beratung im Finanzausscur eine Resolution eingebracht, in der­ die Negier­­ung aufgefordert wird, der besonderen Natlständigkeit des Straßen- und Brückenbaues im­­ Burgenland durch möglichst ausgiebige Aufwendung von Investitionen aus dem Titel Stra­­ßenbauten Rechnung zu tragen. Um nun ein klares Bild über das zu schaffen, 1008 das Burgenland in dieser Beziehung er­warten kann, erwähnen wir, daß in den Bundesvoranschlägen für das Jahr 1924 (mit Ausnahme Wiens) die übrigen acht Bundesländer insgesamt 4 Milliarden und 638 Millionen Kronen bekommen. Das Burgenland allein erhält eine Milliarde. Dies wäre also fast der vierte Teil der ganzen Summe, welche verhältnismäßig groß erscheinen mag, im Burgenland müssen aber 10 große Verfau­nnisse auf den Straßen gutgemacht werden, Da­ Diese Summe lange nicht zu Behebung der allergrößten Mängel reicht. Abgeordneter Sailer hat übrigens in seine feßten Rede an Die Regierung die Aufforderung gerichtet, dem Burgenland jenen Betrag zu DBez­willigen, der seitens der burgenländischen Abgeordneten bei der Budgetdebatte ge­­fordert wurde — das wäre 30 Mil­­liarden. Nun, diese Summe wird man gewiß nicht für das Burgenland in das Budget für Straßen- und Pfrarien­­bauten einreihen können, doch heffen wir, daß man die Ansprüche des Bur­­genlandes als eine gerechte Forderung behandelt und eine unmebige Summe bewilligt, welche die tiefmiütterliche eine Milliarde um viele übertrifft. Spende aus Amerifa. Hermann­­ aus Wörtherberg wan­derte voriges Jahr nach Amerifa aus. Er vergaß auch in der Fremde nicht auf seine Heimat und sammelte für die Schulkinder von Wörtherberg 73 Dollar an seinen in Amerifa lebenden Lands­­en.­ine Wortheih werde aus Boppendorf. nzahligemal berichteten wir schon über die vielen unhaltbaren Zustände bei der burgenländischen Post, welche Hunderte von Gemeinden in die Alrzustände des Postwesens zurückwerfen. Geschieht aber irgend­wo eine Veränderu­ng, so führt ie bestimmt zu einer noch größeren Bes­chlimmerung der vorherigen Lage. So wurde vor kurzem die Boppendo­r­­fer Boftablage an Das Boriam­t Heiligenkreuz angeschlosfen. Na­türlich hat die ganze Verordnung seinen praftischen Zweck und können dadurch, höchstens monatlich einge hunderttausend , Papierfronen erspart werden. Poppen­­­­dorf hat aber die unangenehme Besderz­ung davon. Wenn die Bortsendungen fest statt in einigen Tagen, erst nach M Wochenfrist eintreffen, jo tt dies einzig und allein der oben erwähnten Abänder­­ung zu verdanken. Sein Wunder, wenn sich da die Dorfbemegnerschaft nach der längstvergangenen Zeit zurütlehnt, wo die Bottfutihe alle vierzehn Tage mit ihrem freundlichen „Zrara!” im Die Dorfstraße einfuhr. Die­s am wenigstens genau, zur bestimmten Zeit an. lintere Bolt im XX. Jahrhundert schämt sich nicht, an jämmerlich besoldeten Bojtboten arungsfünfte zu üben. ie wieder Krieg! Die aus Wien ausgehende Bewegung „Nie wieder Krieg!”, welche am Sonntag den 27. Juli in einer großen Demonstration ausge­­flommen war, fand auch im ganzen B­u­r­­genlande .Wieder. In den Städ­­ten, wo Eisenstadt, GSauer­­brunn, Mattersdorf und Ober­marth, fanden Umzüge mit großer Beteiligung statt. Es wurden auch über­­all, fast in allen Gemeinden, wo sich Anhänger freiheitlicher Ideen befinden, Versammlungen abgehalten, bei denen die Redner die Verheerungen des Welt­­krieges und die sch­weren Folgen desselben schilderzen­­gelarbeiterstreit. Am 26. Juli 994 sind die Ziegelarbeiter in der Wim­­pasfinger Ziegelei der Bauindustrie- und Handels-A.-G. in Wien wegen Lohndiffe­­renzen in den Streik getreten. Sie for­­dern eine Böprozentige Lohnerhöhung. Sämtliche Arbeiten des Betriebes sind bis auf die Fortführung­ des Feuers im Ningofen eingestellt. Am 23. Juli be­innen die Lohnforderungen. Pe unihöner Prozeß. Aus Sen­­eigdorf wird gemeldet: Am 18. Juli wurde in N­euhbens am Kra fenbach die Schlußverhandlung eines son­­derbaren Prozesses abgehalten. Der dem Bezirksgericht Jennersdorf zuge­teilte Landesgerichtsrat Dr. Mar Bre­­finger führte die Verhandlung dar­um in Neuhaus durch, weil über 6 Zeu­­gen vorgeladen werden mußten. Der ganze Prozeß dreht sich im Die Leh­­rermwahl, nach der einerseits Die Leh­­rer Rosef Kater und Vofti. anderer­­seits Pfarrer Weber und die Lehrerin Zinster gegeneinander verschiedene Beschuldigungen aussprachen. Nach einer sechsstündigen Verhandlung wurden die beiden ersteren freigesprochen, in einer darauffolgenden Verhandlung Pfarrer Weber bedingt zu 300.000 Kronen und Lehrerin Linster bedingt­­ 500.000 Kronen teilt. Mit dieser Angelegenheit wird sich nachträglich unwahrscheinlich die Yandes­­regierung und die Staatsanwaltschaft be­­schäftigen müssen. Die Landesregierung insofern, al bei der Lehrerwahl fremde Einflüsse mitgewirkt haben sollen. Die Staatsan­waltschaft wieder, weil bei der in das Kinderspiel, X‘, Gortulan Geldstrafe Verhandlung mehrere Zeugen aussagten, da die Lehrerin Linster bei ihrer An­­gelobung statt , 39 gelobe” „Ich gelogen gt haben soll . . . Todesverflärungen. Auf neues An­­uhemn der Angehörigen werden vom Wiener Landesgerichte nach dem 1. Jän­­ner, beziehungsweise 20. Februar 1925 folgende im Weltkrieg gefallene oder verschollene Burgenländer für tot erklärt: Sofef Jenny, geboren am 16. Sep­­tember 1882 in Schüßen am Gebirge, ist zu Kriegsbeginn an den russischen Kriegs- Schauplag abgegangen und wird either vermißt. Michael Strobl, geboren am 7. Fe­­bruar 1885 im Dllersdorf, Bezirk Güs­­sing, ist an der russische Front in Gefan­­genschaft geraten. Lebte Nachricht vom 6. Jänner 1918 aus Tula, Ruhland. Josef Ernst, geboren am 14. April 1889 in Sankt Margarethen, Bezirk Eisenstadt, ist in russische Gefangenschaft geraten. Lebte Nachricht aus Park vom 18. November 1917. , Anton Grandits, geboren am 16. Jänner 1881 in Strnaß, Bezirk Güffing, ist um den russischen Kriegsschauplat ab­­gegangen, schrieb zuleit am 20. Jänner 1915 und wird seither vermißt. ‚­ohann Franfl, geboren am 11. Jänner 1875 in Oberbildein, Bezirk Güif­­fing, ist 1915 an den nördlichen S Kriegs­ Schauplat abgegangen, dann im rumänis­­se Kriegsgefangenschaft geraten. Lebte Nachricht vom 22. Jänner 1917 aus Gare -Lipotyel, seither vermißt. Paul Schremser, geboren am 8. März 1892 in Raiding, Bezirk Ober­­pullendorf, it zu Kriegsbeginn an die russische Front abgegangen und wird seither vermißt. Stanz Bauer, geboren am 13. De­zember 1886 im Szent-Jarab, zuständig nach KRehnig, Bezrf Oberwarth, ist auf den serbischen Kriegsschauplag abgegan­­gen und wird seither vermißt. oo. Goberling. Gelddiebstahl. Am 13. Juli, nach einem Bahr­ und Viehmark­te in Dreihütten, wurde dem Häusler Johann Hermann aus Gober­­ling der Erlös für eine verfaufte Kuh im Bei­trage von fünf Millionen Kronen am Heim­­wege, al er sich in betrunfenem Zustande neben dem Wege entfleidete und einschlief, ge­­stohlen. Wegen dringenden V­erdachtes, den Diebstahl­ begangen zu haben, wurden am 22. Juli der Zimmermann Johann 8. aus Neustift und dessen Vater Jofef R. aus Schlaining-Stadt verhaftet und dem Bezirks­­gericht in Oberwarth eingeliefert. verur: |; Müdigkeit, frische Luft, Ruhe. Aber (Nachdruch verboten.) „Adalifes Ehe.” Roman von Ed­dy Ebenstein, 6 Rertießung.) Adalife empfand eine beflem­mende, nach Kühle, sie tanzte weiter in einem Kauf mit halbgeschlossenen Augen. Bis sie plöglich über etwas stolperte wind bei­­nahe gefallen wäre. Der Schred machte sie jäh wieder ganz wa. Sie stand mit den Füßen in die Schleppe einer Dame verstrict und wäre sicher im nächststen Augenloli gestürzt, hätte Leo Sottulans Arm sie nicht mit starrer Kraft erfaßt, in die Höhe gehoben und mit fühnem Chmung auf freies Parfett erstellt. Gleich darauf tanzte er mit ihr weiter, als wäre nichts geschehen. Sie aber hatte sefundenlang, wäh­­rend sie, von feinem Arm getragen, frei in der Luft schmelzte, ein Wunderlich fremdes, berauschendes Gefühl von Ge­­borgensein. Wie war er starr und gei­­stesgegenwärtig! Und wie war das jah gewesen! In schöner Verwirrung sah fiz zu ihm auf. Sein Gesicht war ernst, Augen lachten, aber seine „Haben Sie sich gefürchtet?” fragte er leise.­­­­­­ . .,Nein.«« Dann schaviegen sie wied­er,aber ihre Blicke blieben in seinander ruhen. »Was denken Sie jetzt?«fragt­e Ada­­life plötzlich. kése „Daß ich ein geliebtes Weib so durch das ganze Leben tragen möchte, wie dort bin Sie eine Sekunde lang. Aber, es müßte eben mein Weib sein in jedem Sinn!” antwortete er ohne zu Zögern. Adalife senkte den Blick. „Es ist sehr heiß hier,“ murmelte sie in steigender Verwirrung. Sofort tanzte er mit ihr aus dem Kreise der anderen Paare heraus, bot ihr den Arm und führte sie nach einem der Exfer, die duch Blumengruppen und Seidenvorhänge den Eindruck fleiner, ab­­geschlossener Räume machten. „Sieh­st es Fühler, nicht wahr? Hier wollen wir ein wenig ausruhen und plaudern, wenn es Ihnen recht ist.“ Sie nichte nur, Ihr ten ging im­­mer noch schwer, ihr Herz Klopfte seltsam unruhig. Zange nach Mitternacht, d­a Die bei­­den Schwestern Hesc.t3 im Bett . [naen und das Licht Abgrır.11 heiten farie stlaudia plößlich Ipatih: „Nun, írie ving es denn mit deinen Künsten? Haft abern, fertig gebracht? „Ich bin seine Braut, erst Wir haben v3 heute verlobt,“ antwortete ADaL: je aus ihrem Bett heci9.:, ruhig. „bei nt:te, jage ez einstweilen den anderen n’& nit. erst mit­­ einen Eltern sprechen.“ Totenstille: folgte Diesen Worte, Kuda war so faffir::3s15, daß Terit herausbrachte.. 3 Karoline BSci­ulan fa in ihrem mit viel Geschnicht eingerichteten Wohnzimmer und mark­te am gederften runfüdstich auf „ihre Männer”. Dar­­unter waren Leopold, der Gatte, ur 2er der Sohn, gemeint. Frau Karoline war heute in beson­ders gehobener Stimmurr denn eS war er dreiunddreißigster Vermählungetag, up sie freute sich Schon, den durch seine Cjchäfte meist zerfersuten Gatten mt mejer „Newigkeit” zu überraschen. Bori­­gs Nacht hatte er die­­n Festtag nämlich pefiformen vergessen und ich miat genna Satber wundern können, wie einem jo mos pasfieren Bonnter Dransen schneite 83. Im Rantin des Femimers aber brannte ein heffer Feuer, dessen Wärme ımd flat mder Schein den, mt hibischen Berjerteppichen, gediegener, alte Möbeln und guten Bildern ange­fillten Raum noch dehagaluher eiih­ermen ließen. An den Kensierz blühten Gras auıtben, , und auf dem Staffeetuich hatte Fr Karoline eine Blasihrle mit B. [ten neben den Kuchen und ein ge­heimnisvolles Palhen, m­it dem sie Den Seiten überraschen wollte, getreint. Während ihr Bit int Hin- und Her­­gehe darüber hinglitt,­ zogen Erinner­­ungsbilder aus ihrer Eheleben an ihr hinüber. Welcher Abstand g­emischen heute und darmale, als sie Ressold Die Hand ihre Ziehen reichte! Damals hatten je no im einer bes­cherteiien Mietwohnung gewohnt, dit im­ eigenen Hause, sie jegt. Und He bitten sich vorgenomm­en, das an Tage der Schhzeit von Leoy­irs Vater über ac ninene Seldwarengeldüt mit Hilfe ps. Karolimes Mitgift im einen Stoß­­betrieb umzuandern. ‚Denn immer im gabden stehen, wie ent, die Eltern, ist 99 niht unser Ziel. ge". Linden? Dazu heben wir zu viel gel nt.” hatte Leopold gesagt, der Real- Schule und Handelsih­re absolviert hatte. Und sie, die als wand Habende Näherz­­ied,:er eine höbere Töchtersemrie Sejuate, bitte Tahend genidht: , Na, Das it Do ÉL. Leopold, dab m­­r hadlommen me leur.” (Fortlegung folgt.) Sie sehnte sich Frau Leo Grottulaa muß « au sie sein Stefan Friedrich Spediteur, Zoll- u. Handelsagentur Sopron, Szöchenyipl. 16 Telephon Nr. 109 und 41 ea

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