Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1842 (Jahrgang 3, nr. 1-102)

1842-10-14 / nr. 81

1842. Dritter Nr. S1. PRANSSILVANIA Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Hermannstadt, den 14. October. Nicht ist alles Gold, was gleißt, Glück nicht alles was so heißt, Nicht alles Freude was so­­ scheint. Damit hab’ ich gar manches gemeint. Göthe. - ginn nn === - m Jahrgang Nousseau und die Gräfin Dubarry. (Schluß.) Nicolas reis­te ab der unbedachtsame Mann! Wußte er denn nicht, daß der, welcher abwesend ist, immer im Nachtheil steht ? Schien es ihm uns möglich, daß die Entfernung, die größte Feindin der Liebe, das kaum erblühte Verhältniß in seinem Keim zu ersticken vermöchte ? Hatte er nicht bemerkt, daß der Chevalier d'Aubuisson, ein junger Herr voll Anmaßung , Jenny häufig durch die Fenster ihres Ladens lorgnettirt , ja, daß er sogar gewagt hatte, mit den Spißen seiner parfümirten Handschuhe die rosigen Finger des jungen Mädchens zu berühren ? Ach ! das Herz Jenny's war ohne Schuß gegen die Verführungen der Eitelkeit , gegen den Glanz eines schönen Namens. Der Chevalier d'Aubuisson wußte die Abwesenheit Nicolas zu bewugen: da sie ihn sehen mußte, fand Jenny ihn schön, da sie ihn hören mußte , erschien er ihr liebenswürdig, da sie an ihn denken mußte, vergaß sie dessen, der sie zur Gattin erwählt hatte. Der Chevalier war un­­verschämt , das junge Mädchen leichtgläubig , ein erstes Rendez­ vous ward zugestanden, und 14 Tage nach der von Nicolas für seine Rückkehr festgesegten Zeit stattete er ihr einen Besuch auf dem Zimmer ab. Aber, als ob Gott die Strafe unmittelbar der Sünde auf dem Fuße folgen lassen wollte, in diesem Augenblik ertönte ein schnelles Klopfen an der Thür. * Jenny ward bleich, und der Che­­valier , mit dergleichen Vorfällen vertraut , eilte in den Alkoven , welcher ihn unsichtbar machte. Es trat jemand herein, es war Nicolas ; sein Aeußeres war mager geworden, er trug die Spuren der Erschöpfung und Leiden an sich. Sein erstes Gefühl war , auf Jenny zuzueilen und sie an sein Herz zu drücken , aber ich weiß nicht, welche dunkle Ahnung ihn davon zurückhielt. Erstaunt“ über die Unbeweglichkeit des jungen Mäd­­chens , ließ er die Arme sinken und sprach nur :­­“ „Jenny , ich bin es.“ — „Wie spät kommst Du zurück!“ — ant­­wortete sie, sich bemühend , ihrer Bewegung Herr zu werden. — „Es ist wahr.“ — antwortete Nicolas , sie fest anblikend — „aber als ich zu Hause ankam, fand ich meinen Vater mit einer schreilichen Krank­­heit kämpfend, der er unterliegen mußte . . . Lange Rechte brachte ich an seinem Bette zu, und häufig, ich­ muß es gestehen , habe im Gott angeklagt, we­­niger , weil er meinen Vater zu solchen Leiden ver­­dammte , als weil er mich von Dir entfernt hielt.“ Jenny senkte schweigend das Haupt. — „Aber so rede doch, antworte mir, warum diese Verlegenheit , diese Blässe ?” — sprach Ni­­colas , der das geträumte Glück entfliehen sah. — „DO, geh’ weg!" -- sprach­ Jenny mit zit­­ternder Stimme — „morgen sollst Du Alles wise­­fen, aber gehe jeßt, um's Himmelswillen ! “ Nicolas sah sie erschre>t an. / „Und Deine Versprechungen, Deine Schwüre ?” Jenny schüttelte den Kopf und sprach leise : — „Es ist zu spät.“ ; — ,D, mein Kerl,” — fügte die Dame hinzu, indem sie Jean Jacques anblichte — „wenn sie den jungen Mann gesehen hätten, Sie würden­­ erstarrt sein bei dem Anbl­ eines sol<en Schmer­­zes. Er ging auf Jenny zu, um sie zu bitten, a a £ NEE m NN

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