Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-03-31 / nr. 26

= 1843. Vierter Hermannstadt, den 31. März. Nr. 26. : Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Am­ Himmel geschehen Zeichen und Wunder, Und aus den Wolken , blutigroth, Hängt der Herrgott den Kriegsmantel "runter. . Den Kometen steht er, wie eine Ruthe, Drohend am Himmelsfenster aus. Wallensteins Lager. PRANSSIEVANTLA. Jahrgang.­ ­­ ­­ Kometenfragen. Was soll das neue Himmelszeichen bedeuten ? — daß ist bei vielen die erste und wichtigste Ko­­metenfrage. „„Kein Komet ohne Unglück,“ glaubten scon die alten Griechen, und waren doch die ges­­cheutesten Leute ihres Zeitalters. Der Engländer Whiston schrieb die Sündfluth einem Kometen zu, und war einer der größten Astronomen des 17. Jahr­­hunderts. In den Statuten der von Friedrich Wil­­helm I. gestifteten Berliner Akademie der Wissen­­schaften wird ihren Mitgliedern eingeschärft, sobald ein Komet erscheine, Rath zu pflegen,­­nicht nur über dessen Bedeutung ,­ sondern auch über die Gegen­­anstalten , die man zu treffen habe. ,„Kein Komet ohne Unglück“ hören wir auch heutzutage oft sagen. , Und folglich können wir hinzusehen , je größer der Kern oder der Schweif eines Kometen, desto größer und furchtbarer auch das Unglaf, das er­­ ent­­weder blos ankündigt oder selber bewirkt; denn die Unglückspropheten , welche jenen uralten Glauben gewissenhaft pflegen, zerfallen in zwei besondere Klassen.­­ Die einen sehen in jedem Kometen einen Boten, der aus fernen, je­nen Welträumen geschi>t werde, um ung Erdenbewohnern irgend ein unheilvolles Erz­­eigniß voraus zu verfündigen Weil aber diese Boten selbst stumm sind, so machen sie es mit ih­­nen, wie ehemals schlechte Maler, welche den ab­­gebildeten Personen lange, Papierstreifen "aus dem Munde herabhängend malten , auf welche sie dann oft die rührendesten Reden schrieben Julius Cäsar wurde im Jahre 44 v. Chr. ermordet, Jerusalem im Jahre 70 n. Chr. zerstört; sobald eins und das andere geschehen war, wurde es in Form einer Pro­­phezei­ung auf die Schweife der Kometen, die in beiden Jahren am Himmel geglänzt hatten, geschrie­­ben. Auf­ die nehmliche unfehlbare Art hielt sich auch der ehrliche Lubieneß fest überzeugt, daß der Komet von­ 1454 — eine große Prügelei der Lüne­­burger­ Schusterzunft in der Kneipe, ein anderer eine Kapenkrankheit in Tyros u. s. w. bedeutet habe. *) Das ist in Kürze die Logik aller Kometendeuter und die Geschichte aller Kometenprophezeihungen. Es gibt unter dem Monde mehr wirkliches und einge­­bildetes Unglut, als Kometen über demselben, und so ist denn noch kein Komet erschienen, dem man nicht hinterher eine Hiobspost, die er gebracht, hätte andichten können, dagegen aber sind Kriege, Seu­­chen, Hunger und andere viel wichtigere Dinge, als die nach der Meinung des Aberglaubens durch be­­sondere Kometen angesagte Hühnerpest in Westphalen oder das Lüneburger Blaumontagsscandal, ohne Kos­meten über die Menschen gekommen. Ein anderer Theil derjenigen, welche jeder sicht­­bare Haarstern aus der Fassung bringt, erblickt in ihnen nicht bloße Unheils­b­o­ten, sondern wirkliche Unheils­s<öpfer. Je nachdem — um nur eine Art dieses Raisonnements anzuführen — ein Ko­­metenjahr unmäßig heiß oder ungewöhnlich kalt ist, hat nach der Meinung von diesen der Komet ent­­weder bei seinem Vorbeizuge unsere Atmosphäre über­­ *) Bol. J. J. Littrow über den gefürchteten Ko­­meten des gegenwärtigen Jahres 1832 und über Ko­­meten Mech Wien 1852. 8. ©. 86.

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