Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-05-05 / nr. 36

1843. Nr. 36. Vierter Hermannstadt, den 5. Mai. Jahrgang. Das Volksschulwesen in Siebenbürgen. (Fortlegung.) Den ersten Schritt zur Besserung that derjenige, welcher seinen Fehler erkennt, welcher den Muth hat, ihn offen zu bekennen. = . Bei den andern Nationen Siebenbürgens kann ge­­genwärtig von Volksbildung noch gar nicht die Rede “ sein, aber auch bei den Sachsen haben verbesserte Sculpläne und Schuleinrichtungen kaum kennbaren Einfluß auf das Leben des gemeinhin sogenannten Bürger - und Bauernstandes , besonders des Zeßtern , geäußert, und es liegt der Beweis klar , daß noch ein oder mehre Grundübel in unserm Volks­­schulwesen unbeseitigt sind. — No< herrscht beson­­ders auf den Dörfern Wahn und Aberglauben bis zum Hexenglauben herab, noch sind nach dem Zeug­­nisse ergrauter Volkslehrer die Sitten nicht besser als vor einem halben Jahrhundert, die Rohheit wenig gemildert, die Kenntnisse über die wohlthätigen Kräfte der Natur, wierüber ihre Schrecnisse, wenig gemehrt , Vaterlandsliebe und Gemeinsinn noch we­­niger; ein wenig mehr Lesen, Schreiben und Rechnen kann kaum ein Gewinn genannt werden. „Was in aller Welt,‘ sagt der berühmte Satyriker, Johannes Falk, „nüßen dem Staate Spißbuben, die lesen, Spißbuben, die schreiben , Spißbuben, die rechnen können ? Sie sind ihm nur um so gefährlicher.“ — Eine achtbare Stimme in Nr. 43 und 44 der Blätter für Geist , Gemüth und Vaterlandskunde v. NJ. 1842 „­“ schlägt ein abgesondertes , in Birtheim zu errichtendes Schullehrer - Seminarium für künftige Dorfschullehrer als sicheres Mittel zur Verbesserung des Volksschulwesens vor. Ein zweckmäßiger , be­­herzigenswerther Vorschlag ! Denn in der That brin­­gen die Dorfschullehrer vom Gymnasium oft eine Menge Gelehrsamkeit mit, die sie in dem neuen Beruf entweder nicht anwenden können, oder , was noch schlechter ist, am unrechten Orte anwenden. Wenn nun auch ein abgesondertes Schullehrersemi­­nar unstreitig zur Bildung künftiger Volksschullehrer eine wesentliche Bedingung ist; so gehört es doch eben so wesentlich zur Erzielung eines einflußreichen Volksunterrichtes , daß der tüchtig gebildete Volks­­schullehrer besser besoldet werde, als es gemeinhin der Fall ist, daß er unabhängiger, von der Will­­führ der Gemeinde gestellt werde, und daß er eben in Folge der beiden vorangehenden Postulate mit mehr Ansehn­ umgeben werde. Etwa dasselbe for­­dert der berühmte Poliß in seinen „Staatswissen­­schaftlichen Vorlesungen, ““ wo er Seite 339 noch hinzuseßt : „Denn geachtet und ausgezeichnet in der öffentlichen Meinung der Gemeinden und ihrer eig­­nen. Zöglinge müssen die Schullehrer erscheinen, die mit Erfolg wirken sollen. Wer von Oben her nicht geachtet und nicht nach der Verdienstlichkeit sei­­nes Wirkens anerkannt wird, muß zuleit servil und nachlässig werden in seinem Beruf. — — Als Hauptbedingung jener Emancipation und Selbstän­­digkeit der Schullehrer wird­ aber die feste Be­­soldung derselben, wie bei allen andern Staats­­dienern, erfordert. Denn so lange der Lehrer in Hinsicht des sogenannten Schullohnes von den Eltern der schulfähigen Kinder abhängig bleibt, so lange diese Eltern besonders aus den untern Ständen in der Meinung stehen, daß der Schullehrer von ihren Groschen und Kreuzern , von ihren Zinsbroden und von ihren dürftigen Geschenken bei den ihm zuge­­standnen jährlichen Umzügen durch den Ort leben muß; so lange kann auch der Schullehrerstand nicht zu dem Selbstgefühle seiner hochwichtigen Stellung den zweiten derjenige, TRANSSILVANIER. Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Ein fröhliches und zufriedenes Herz macht ein fröhlich Angesicht , aber wenn das Herz bekümmert ist, so fällt auch der Muth Salamo.

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