Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1846 (Jahrgang 7, nr. 1-104)

1846-03-24 / nr. 24

' ' Scheramistadt am 24. März. Nr. 24. Sacher gilt, d­ANSSILVANIA. Beiblatt zum Siebenbürger Voten.­­ Sächsischer Ultraismus. Motto: Wissen Sie was ein Wirier ist? Wissen Sie was ein deutscher Wirier ist? Wissen Sie was ein alter deutscher Wirier ist? Bemoostes Haupt. Wissen Sie, meine Herren, was Ultraismus ist, „was­ dies Wort bedeutet? — Ein barbarisches Wort, welches Cicero und Horaz, die alten Römer Überhaupt nicht kannten, weil sie zu nüchtern waren um das Ding selbst zu haben, welches dieses Wort bezeichnet, ein man­gelneues, von der Siebtzeit gebildetes oder erfundenes Wort, weil nur die Verschrobenheit und Affectation der neuesten Zeit ein solches Ding erfinden konnte, wodurc natürlich auch eine Bezeichnung­ für das Ding nöthig gemacht wurde. — Das Wort kommt von „Ultra“ her, und man nennt Ultras diejenigen Menschen, welche über das Ziel hinausschießen oder in blindem Eifer neben dem Ziele vorbeirennen. Ultraismus wird also diejenigen Bestrebungen eines­­ Menschen oder einer Partei bezeich­­nen, die über das Ziel hinausgehn, oder neben dem Ziele vorbeirennen. Ultraismus ist demnach als nicht maßhal­­tende Bestrebungen bezeichnend immer etwas Verdams­mungswürdiges, weil er entweder seiner Natur nachh oder im den Mitteln, die er anwendet, ein Recht oder Rechts­­gefühl verlegt und dadurch unsittlich oder — wenn dies nicht der Fall ist,­­­ wenigstens lächerlich wird. Wir haben in den lesten verflossenen Jahren viel von magya­­rischen Ultra­s und magyarischem­ Ultraismus gesprochen, oft uns darüber beklagt, oft auch darüber gelacht. Die ungarische Nation hat ein Ziel ins Auge ge­­faßt, das aller Anstrengungen und Bestrebungen werth ist, nämlich die ungarische Nation und Nationalität zu gleicher Stufe der Bildung und Macht, des Ansehns und der Anerkennung mit den Übrigen gebildeten Nationen der coilisirten Welt emporzuheben, und als­­ nächstes, ge­­eignetes Mittel erschien die Kultur der Nationalsprache. == Dieß ist ein schönes,­­ehrenhaftes, sittliches Ziel. — Viele Magyaren waren und sind mit der Erreichung dieses Zieles aber nicht zufrieden: sie verlangen daß alle innerhalb der Grenzen des ungarischen Reiches (im wei­­testen Sinne) wohnenden nicht-ungarischen Völkersch­aften ‚die eigne Nationalsprache aufgeben, die magyarische an­­nehmen und Magyaren werden. — Dieß ist Ultrais­­mus, diese Bestrebungen sind unedel, unsittlich, weil sie das Recht und das Rechts- und Nationalgefühl anderer Völkerschaften verleßt. Dieß nennen wir Ultraismus, weil er über das Ziel hinausschießt. — Der Ultraismus äußert sich aber auch in Handlungen, welche der Errei­­chung des Zieles durchaus nicht förderlich, ja derselben oft hinderlich sind, und nichts anders bezwecken als die ultraistischen Stimmungen und Bestrebungen des Han­­delnden kund zu geben, dadur< wird nun der Ultraismus gehäffig und oft lächerlich. Wo lange die magyarischen Ultra­s ihr Ziel auf keine andere Weise zu erreichen se­­hen als durch zweckdienliche und gefegliche Mittel, z. B. durch Erhebung der ungarischen Sprache zur diplomati­­schen, durch Einführung der ungarischen Sprache als Unterrichtssprache in den Schulen 2c. — so lange hat der Ultraismus derselben, wenn auch an sich verdammlich, doch nichts Gehäffiges oder Lächerliches an sich, wenn aber ein ungarischer Deputirter im Landtagssaale sich so Weit vergißt den Wunsch auszusprechen, „daß dieser Saal nie durch ein deutsches Wort entheiligt werden möge!“ wenn ein Mitglied der Haromszeker Markalkongregation eifert, man solle den Sachsen alle Rechte und Priiile­­gien nehmen, weil sie sich durch Opposition gegen die Bestrebungen des Magyarismus derselben unwürdig ge­­macht haben, so ist dieser Ultraismus gehässig. =­ Wenn ein im Sachsenlande, der deutschen Sprache kundiger, weifender Ungar sich lieber tagelang zum Stummsein ver­­dammt als mit den der ungarischen Sprache nicht kun­­­digen Sachsen­deutsch redet, wenn der reiselustige Ma­­gyar lieber zu Hause bleibt, als mit einem deutsch ge­­schriebenen Passe ins Ausland reiset, wenn er aus blin­­dem Hasse gegen deutsches Wesen verschmäht den Landler x IM­ EN ß 2 KNEE NI A ee

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