Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1848 (Jahrgang 9, nr. 42-101)

1848-07-24 / nr. 59

234 So wie wir das Morgenroth der jungen Freiheit jubelnd begrüßen , ebenso entschieden und gerade mißbil­­ligten wir den Mißbrauch derselben und das Treiben jener, die offen oder versteht, den Gathusiadmus jugend­­licher Herzen vom rechten Wege ablenkten ; = eben so entschieden weisen wir die Gesinnungen jener zurüc, die da grollend zögern sich der wahren Freiheit anzuschlie­­ßen, wie wir die Uebergriffe jener verdammen, die in der göttlichen Urkunde der Freiheit einen Freibrief für ihre ungeregelten Leidenschaften zu lesen glauben. So wie Ihr, fühlen wir uns tief verlegt durch das, was im Mai in Wien und wie es geschah. “ Möge uns die seither aus der Beobachtung der weitern Entwicke­­lungen geschöpfte Hoffnung nicht täuschen, daß man auch dort beginne das Rechte aufzufassen , und zu erkennen, wo der Freiheit Freunde und wo ihre Feinde stehen. Uns wird man stets unter den erstern finden, denn wir wollen wir hr, theure Kameraden, die Ordnung, wir wollen wie Ihr das Recht, wie Ihr das Gut un­­serer Constitution mit gleicher Liebe und Aufopferung bewachen, wir wollen wie Ihr freudig einstehen, wo es "gilt diese höchsten Güter der Menschheit zu wahren und der Willkühr der Uebelwollenden so­wie den auf Zerset­­zung der bürgerlichen Gesellschaft hinarbeitenden Faktio­­nen männlich und fest entgegen­treten. Und so Ihr biedern Kameraden in Lemberg schlie­­ßen wir uns in gleichen Gesinnungen fest an Guch , so reichen wir Euch wahre Brüder in Prag brüderlich die Rechte , die Ihr so schnell berufen waren , das gegebene Manneswort : Separationsgelüste und übermüthige Ger­walt wühlender Faktionisten nieder zu drücken, mit Eu­­rem Blute einzulösen , so reichen wir Euch übrigen Ka­­meraden der Armee die Hand zum Bunde thätig zu le­­ben und freudig zu sterben für ein freies und starkes Oesterreich und für den, der seine Größe, Stärke und Freiheit gewiß wahr und redlich will, für unfern erha­­benen Monarchen Ferdinand­ Hermannstadt am 6. Juli 1848. Romanen oder Walachen. Bereits zwei, unserer geehrtesten sächsischen Schrift­­steller sehen wir seit dem 15. Mai an die Stelle des im Deutschen seit Jahrhunderten allein gangbaren Volks­­namen­s„Walachen“, den Namen ,„Romanen““ seßen und dieß Verfahren auf dem Sag gründen : der wahre Name jedes Volks sei derjenige, mit welchem er sich selbst nennt. Diesem Saße und somit auch dem darauf gegrün­­deten Verfahren glaube ich nur mit der Beschränkung beipflichten zu dürfen, daß der wahre Name jedes Volks in seiner eigenen Sprache derjenige ist, mit wel­­chem es sich selbst nennt; denn da jedes Volk so viele Namen hat, als es besondere Sprachen sprechende Wör­­ter gibt, die es kennen, und jedes Volk Meister seiner eigenen Sprache ist , die Volksnamen aber eben so gut, wie andere Benennungen zu den Gegenständen der freien Sprachthätigkeit­ eines Volks gehören , so ist es klar, daß jedes Volk nur in seiner eignen Sprache über Na­­men, also, au) über seinen eignen zu verfügen hat. Hat Herr Bischof S <a­g­una in der Blasendorfer Volks­­versammlung das Verlangen ausgesprochen , die Wala­­chen sollten fortan durch sich selbst und Andere Romani genannt werden, so war er, da er ohne Zweifel wala­­<isch gesprochen , nicht nur ganz in seinem Rechte, son­­dern er hat auch zugleich einen Akt Sprachreinigung vor­­genommen, da das bisherige Rumani offenbar nur ein verdorbenes Romani ist. Die Anwendung dieses nämli­­chen Namens aber von den Deutschen, Ungarn und an­­deren Völkern in ihren betreffenden Sprachen verlangen, hieße einem jeden dieser Völker in seine Sprachbildungs­­berechtigung eingreifen. Wir nennen uns Deutsche. Was würden die Franzosen, Engländer, Ungarn und die Walachen selbst dazu sagen, wenn wir verlangten, sie sollten uns in ihren Sprachen nicht mehr les allemands, the germans, a’ nemetek, nyamezi, sondern les deut­­sches, ihe deutsches, a’ deutschek, deutschi nennen ? Im besten Falle, denke ich,­­ würden sie unser sonderba­­­es Verlangen gar Feiner Antwort würdigen, sondern­ in ihrer Weise fortsprechen. Etwas Anderes wäre es noch, wenn ein Volksname einen Spott oder irgend­eine Bes­ziehung zu etwas Häßlichem enthielte, da könnte wohl das damit bezeichnete Volk zur Humanität der auf Bildung der betreffenden Sprache, Einflußnehmenden, re­­curiren und den Wunsch aussprechen , sie möchten doch den unvortheilhaften Namen gegen einen Andern vertau­­schen, doch auch da ihn nicht selbst vorschreiben. Aber auch dieser Grund dürfte, wie ich glaube, bei der­ deut­­schen Benennung ‚‚Walachen‘’ nicht obwalten. So viel von Seite der Sprachberechtigung im Allgemeinen. Aber auch im besonderen dünkt mir diese Namens­­veränderung unpassend. Eine Sprache nimmt an Vollkommenheit zu, wenn sie durch die von ihr gebrauch­­ten Wörter immer strenger unterscheidet, nicht aber das zu Unterscheidende in der Benennung zusammenwirft.

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