Zsombolyaer Zeitung, 1907 (Jahrgang 20, nr. 1-52)

1907-01-06 / nr. 1

a Zoomen, 1907. Jahrgang Ar. 1. "= 170 ] ZEITUNG Organ für locale und öffentliche Interessen. „halbjährig . ..“ > Pränumerationspreise: ganzjährig 8 Kr. vierteljährig . 2 Kr. | Einzelne Nummer 20 Hell. Für das Ausland und Amerika ganzjährig 10 Kronen. Verantwortlicher Redakteur : | | | JOHANN KOCH jun. | IN Inserate | werden nur gegen Vorausbezahlung in unserer Admi­­nistration und in allen Annoncen-Expeditionen des In- und Auslandes angenommen. Erscheint jeden Sonntag... gg Liebe und Gintracht. Wo, den Bürger Liebesband umschlingt Dort der Wohlstand und der Reichthum winkt, Wo der Herr herablaßt sich zum Knecht, Lebt mit ihm, in Freude leben läßt, Dort der Arbeit segen voller Gang, Ist ein Blüh'n, die Freude in dem Land. Ehrt die Arbeit, ehrt den rauhen Mann, Der in Wind­­ und Wetter schaffen kann, Lieb den Bürger der dir veben steht, Mit dir schafft, dannt das Land sich hiebt, Der, wenn auch mit dir da nicht verwandt, Ein gleiches Kind von diesem Vaterland, Gleicher Trieb zum Vaterland bewegt, Dessen Nam’ euch beide gleich erregt. Zsondolya 4. Jänner 1907. felder, — so wob der DIELEN Erfolg überall ausbleibt. Eben sprach ich mit einem schlichten Arbeiter, der in Deutschland 6 Monate bei der Feldarbeit zubrachte, und von dort ein Ersparniß von 200 fl. mitbrach­­te, und nur im Kurzen die Zustände von Deutschland beschrieb. Er konnte mir nicht die liebevolle Herablassung des Gutsherrn, der bei seinem 600 Morgen Besitz, ein Doppelmillionär ist, genug loben, — der ganz einfach Herr Hoffmann­ heißt, — zum Frühgruß seinem Arbeiter die Hand drück­­te, — und bei der Beendung einer jeden Hausarbeit ein Tänzchen arrangirte, mit seinen Ungarn, denn er hatte nur diese, — mittanzte und Bier mittrank. “Bei so einem, man kann sagen, brü- Es ist eine eigentümliche a­­ „ai­nn gegen seine j Matinnen, in dar. Beichich tchte den revolutionären Freiheitskämpfen m­iß; von el Riten seine, genseitige Volksliebe sich so äußert, daß man einander in Liebe zugethan, freudig für dieselbe kämpft, und den Tod vielmals­­ jubelnd aufsucht. Ich habe diesen Frei­­heitsrausch gesehen, und mitgefühlt im Jah­­re 1846, und fenne diese mächtige Erregung der Volksliebe, die alle Stände­­ gleich machte, und uns den Himmel auf Erde verhieß. Dieser Rausch ist längst vorüber, u. die zerklüftenden vormärzlichen Zustände, der sich absperrende Kastengeist ist längst wieder eingekehrt, --- und Hader, Neid, 3 Uneinigkeit zersplittern alle unsere Arbeits­­r­­­ufen die war, un der Socialismus in Deutschland sich mehr auf die Fabriksarbeiter beschränkt: Echte, herzliche Bürgerliebe zwischen Ungarn­, Söhnen und Töchtern, zu uns komme, dein erhebendes, süd­liches Reich, werfen wir den Klassenstolz, diese hohen, man möchte sagen eselhaften Titulaturen weg, und erhelle, mache das “sich, zutraulich, denn sonst dringen die ho­­hen Theorien des Wohlstandes, und­ der diesen zu­ bewirfenden Geiege, nie in die Massen, unsere Archive füllen sich mit tod­­ten Geiegen, und das Leben bleibt wüste und leer wie bis jeßt. ‚und Geburtsunterschiede. Man muß bekennen, daß die gebil­­deten Klassen, den niedern Volksmassen gegenüber bei uns noch immer­ zu weit stehen, und leitere von den ersteren nur dann aufgesucht werden, wenn man sie braucht. Ja selbst die höhere Gesellschaft wirft besonders die Politik, dann Rang­­und materielles Ringen in Unfriede, in Haß, in Neid un­­ter sich. Aber auch Bürger und Landwirte geben sich viel zu oft einer allzu leiden­­schaftlichen Parteipolitik hin, die dann in ihrer blinden Rücksichtslosigkeit allen ge­­sellschaftlichen Verkehr, jedwedes gemeinsa­­mes Zusammenwirken zum Wohle der en­­­geren Heimat über den Haufen wirft und unmöglich macht Gar viele können eben die Parteipolitik,“ die Wanderpoliti von einer friedlichen, arbeitenden äponutit,­­ einer vernünftigen Hauspolitik nicht tren­­nen. Die­ Bürgerliebe ohne Unterschied der und aller jener Kluften, die dieses avitische althe­r­­kömmliche Reich in seiner Gesellschaft zer­reißen, sollte als ein allgemeines schönes zu allen gemeinmüßigen Tha­­ten vereinigen, denn es sei wohl verstan­­den, daß vereintes gemeinmüßiges Wirken von allen auf die persönliche, materielle Lage eines jeden belebend wirkt; und der deutsche Besitzer/+seinen eigenen Vortheil fennt und verfolgt, — wenn ex mit freund» | Mationalitäten, der Religion, Leben gemüt­ | Band uns FÄ = ana mmi F­euilleton. Wie man Walzer tanzt. pen aus dem Ballsaale. 1. D­ te Tänzerin. Groß, schlank und gef 1. Vierundzwanzig Meter alte Alanxon oder­ irische Spißen an einer Schleppe in Form eines Pfauenschweifes, welcher sich majestätisch präsentirt. Wenig Schmud, aber blendend. Einen Strauß von natürlichen Blumen in der Hand. Begegnet fast jedem mit demselben Lächeln triumphirender Anmuth. Tanze­n mit Schi>. Geruht sich zu verneigen falls ihr Tänzer ein Prinz­­ ist, es falls er das Glück hat, ihr nicht zu mißfallen? Be­­l ist eine außergewöhnliche Kunst, um ihre Bei ak "Schleppe, welche sie nie zu genieren I, welche harmonisch ihre Bewegungen M­­et zurückzuschieben. Während „des Tanzes tut sie die Schulter ihres Tänzers, sieht „aber darum doch alles, was vorgeht. 2. Die treuherzige Tänzerin. Gewöhnlich wunderlich gekleidet. Hat Schultern,» “die, ihren Wangen ähnlich, erregen, stottert ver­­wirrt, bleibt stehen um zu sagen : „Ja, mein Herr!“ Gibt acht, um nach der Vorschrift ihres Meisters zu tanzen, verliert aber zumeist den Takt, verwickelt die Füße in der Schleppe, oder­ bleibt mit dem Fächer hängen, welcher dabei zerbricht. Tanzt mechanisch, wagt weder zu schauen. Findet dennoch nach einer Reihe von daß sie sich­­ auf dem­ Balle göttlich Unfällen,­­ Aub­ignit habe. 3. Die Gesetzte. Fühlt sich in ihrem Kleide, ihren Schuhen und Handschuhen beengt. Beißt sich in die Lippen um den Mund zu verkleinern, und spricht nebstdem durch die Nase. Affekt irt eine fremde Aussprache. Hat eine eigen­­tümliche Art, ihren Fächer zu halten. Ein Blik ohne Wärme streift ihren Tänzen. Sie hat ein Lächeln ohne Reiz. Ist weder jung noch einneh­­mend. Langweilig wie eins Regenwetter. 4 Der gute Tropf. Ein großer Junge. Er hebt die Tänzerin wie eine Feder auf, flüstert ihr Ohr. Dummheiten oder kleine Unselönenfischteiten in's große L errethen, lacht aus vollem Herzen, daß man ihm seine Dummheiten gar nicht übel nehmen kann, verdrängt die Leute, macht sich rücksichts­­[05 Plaz und tanzt die ganze Nacht. Er ist die, Vorsehung der Mütter, der Erstschönheiten und“ der fleinen Pensionärinnen- Hat viel Muth, verzehrt das erbärmlichste Nachtmahl und walzt mit den üppigsten Nierendamen. Würde auch mit einer Obelisfe oder dem Thurme des hl. Läßt die Aermste Jakobus „tanzen, ohne zu ermüden. Nicht vor­­nehm, aber Ber: Wird viel eingeladen. 5. Eine Dame, die sich gut un­­terhält, Klein , wenig fett. Das Ganze in malvengelber Gaze de Campery oder was­­sergrünem, ‚Zaffet mit Brüffeller oder Chantilly­­spitzen. „Sie ist plauderhaft, beweglich, drückt He Frau die Hand, erzählt von den Masern ihres Ik Sohnes oder von ihren Unfällen auf der E­isenbahn. Eine ‚gute Familienmutter, aber: auf d em Ball will nim­mit.. jede Aufforderung sie sich unterhalten. Sie mit Wonne an, trinkt, ißt, stet­s Zuckerwerk in die Tasche, geht erst fort, wenn man die Kerzen auslöscht. Mit ei­­nem Wort: sie will für ihr gutes Geld auch etwas haben.­­ x ‚gerne. Für zweimal hunderttausend Kronen 6. Der junge Mann, welcher heirathen will. Außergewöhnlich ehrt fuch­tsvoll jungen Mädchen gegenüber, dabei charmant den Matronen vis-à-vis. Spürt die Mitgift, wie ein Jagdhund das Wild von zwi Walzer, noch eine für „dreimal hunderttausend Quadrille,­­ bei viermal hunderttausend fordert er die Mama auf, für fünfmal hunderttausend bit­­tet er das Fräulein, ihm dem ganzen Kotillon zu gewähren, für eine Million würde er sich zu Tanzt­aus- Berührt dem Kutscher auf den Bo> setzen. gezeichnet. 260 Sein Gewerbe. | ’ u S7

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