Banater Deutsche Zeitung, Mai 1925 (Jahrgang 7, nr. 98-121)
1925-05-01 / nr. 98
> u As - - 7. Jahr: ang Timiioare-Temesvar, Freitag, den 1. Mai 1925 MODELLBHAUS Toffler Temesvar, gegenüber dem Hotel Ferdinand, Frühjahrsneuheiken in Mänteln, Kie’dein und Blusen Volkspresse Bezugspreis: Inland ganzjährig 720, halbjährig 369, vierteljährig 189 und zonarisch 60 Lei Znstellung in Temesvar: 19 Lei * Ausland ganzjährig 7 Dollar * Einzelnummer 3 Rei "Zarin und Verwaltung: Temesvar, Stadt, Deutsches 8 Sans Bernspreger Rr. 14-18 x « Erscheink täglich 3 Uhr nachmittags Ne. 98 EE. anderen Das blutende Bulgarien Neuere Morde Kampf zwischen Kommunisten und Militär "Sofia, 29. April. Vorgestern abend wurden auf der Straße von Sofia nach Bojana der Gemeindesekretär und der Gemeindediener von Bojana von einem unbekannten Manne getötet. Dieser war von den vorgenannten Amtspersonen wegen mansgelnder Ausweispapiere abgehalten worden. Während seiner Eskortierung feuerte er auf seine Bewerern.in der Nähe der. gleiter mehrere Schüsse ab und entkam. Die Nachform KIR nach ihm blieben vorerst ergebnislos. Geterwerha alias) daß sich der Unbekannte mit er Zu>erfabrik von Sofia versteht aufhalte. Bei Tagesanbruch klopften Polizeiagenten an das 42 . Haus, in welchem sich die Verschwörer aufhalten sollten. Auf das Klopfen wurde die Haustür geöffnet , und die eindringenden Polizisten mit Schüssen empfangen. Die entstehende Verwirrung bewußten die Insassen des Hauses, um zu entfliehen. Sie liefen schießend bis zu dem in der Nähe befindlichen, mehrere Meter tiefen Graben, der als Abwasserkanal f im Wladajafluß dient, und verschanzten sich in dem Kanal scheint schon seit längerer Zeit Schwörern als Munitionsversteck gedient zu "haben. Der Kanal ist zur Stunde von Militär befest. Den ganzen Tag über hörte man aus der Richtung des Kanals lebhaftes Schießen. Die Verschwörer sind gut verschanzt und verteidigen sich erbittert. Sofia, 29. April. In dem Hause eines Bauernführers, dessen Name noch verschwiegen wird, entdeckte die Polizei das Versteß der Kommunisten. Als die Polizei in das Haus drang, wurde sie mit Handgranaten und Nebelverschüssen empfangen. Sieben Kommunisten konncten entfliehen und sich in einem Walde bei Vladerska-Rijeka verbergen. Gendarmerie und Polizei nahm die Verfolgung rend der der flüchtenden Kommunisten auf. Dabei wurden 7 Gendarmen getötet. Die Kommunisten verschlupften sich in einem Graben, so daß das Militär ausrüden und den Kampf mit ihnen aufnehmen mußte. Nach langem Kampfe ist es den Regierungstruppen, die General Lazarov selbst befehligte, gelungen, die Kommunisten unschädlich zu machen. Drei von ihnen wurden erschossen, die übrigen aber gefangen genommen. Sofia, 29. April. Die Sauptverhandlung gegen die Täter des Anschlages auf die Kathedrale sollte am 1. Mai stattfinden, da die Untersuchung aber bisher nicht beendet ist, wurde sie auf unbestimmte Zeit vertagt. Sofia, 29. April. Der Agrarkommunistenführer Grancsarov wurde außerhalb der Hauptstadt nach Sofia, 29. April. Eine von einem Oberstleutgeführte Patrouille wollte in einem Hause, von dem man vermutete, daß es Verschwörer beherberge, eine Durchsuchung vornehmen. Als er mit seinen Leuten in das Haus eindrang, wurde er von der öffnenden Person durch Revolverschüsse getötet. Der Täter ist in der entstehenden Verwirrung entflohen. Sämtliche Hausbewohner, darunter drei Russen, in deren Zimmer beim Eindringen der Patrouille Licht brannte, wurden verhaftet, angegriffen und da er Wi gemacht. Dd. leistete, nieder - — - T Die Fusion der Averescu- und Marghilomanparte: eine abgemachte Sache Die Habsburgerfrage in Ungarn Bukarest, 29. April, (2.) Mitteilungen aus politischen Kreisen zufolge ist die Fusion Averescus mit Marghiloman eine ausgemachte Sache. Die öffentliche Verlautbarung ist nur wegen der Erkrankung Marghilomans verschoben worden, dürfte aber in kürzester Zeit erfolgen. „Lupta“ bemerkt hiezu, Averescu und Marghiloman hätten betreffend der künftigen Außsrendpolitik der neufusionierten Partei verschlossen, eine eventuelle Wiedereinlegung der Habsburger auf den ungarischen Thron als eine innere Angelegenheit Ungarns zu betrachten. Dies sei auch die Ursache der jüngsten Aeußerungen Mperescus über diese Frage, die von der ungarischen Presse wiedergegeben worden seien und in unserem Parlamente von der Opposition heftig kritisiert wurden. Die bessarabische Frage eine innere Angelegenheit Rumäniens Der Völkerbund und die deutsche Reichspräsidentenwahl - Außenministerium, Bukarest, 29. April. (L.) Der Generalsekretär des Völkerbundes Avenol, der gegenwärtig in Bukarest weilt, empfing gestern die Journalisten in denen er einen Ueberblick über die internationale Lage und die bisherige Tätigkeit des Völkerbundes gab. Er hob besonders die Erklärung Painleves hervor, daß die Außenpolitik des Völkerbundes auch diejenige der französischen Regierung sei. Weber seine Ansicht zur Wahl Hindenburgs befragt, erklärt Avend, man könne kein endgültiges Urteil abgeben, bevor man die Weiterenteisung in Deutschland nicht kenne. Jedenfalls sei die Wahl an und für sich sein unüberwindbares Hinderung für die Zulassung Deutschlands zum Völkerbunde. Bezüglich der Möglichkeit eines Anschlusses Oesterreichs an Deutschland erklärte Avenol, dies wäre eine internationale Angelegenheit, da sich Oesterreich ver Stützungsaktion protokollarisch verpflichtet hätte, jene seine politische oder wirtschaftlich Unabhängigkeit berührende Handlung zu unterassen. Ueber Bessarabien befragt, sagte Avenolienne keine bessarabische Frage. Hier handelt es „Ich sich um sein internationales Problem, sondern um eine rein Henne erste Angelegenhei:en | Aus dem Ministerrat Das Arbeitsprogramm der Gesetzgebung Bukarest, 29. April. (L.) Der heutige Ministerrat stellte das Programm für die Parlamentssession fest. Dem Senat werden das Autonomiegesetz betreffend die Eisenbahnen und die anderen von der Kammer während der rechten Session angenommenen Gesetze vorgelegt werden, der Kammer hingegen die Verwaltungsreform, das Geset über die Beschleunigung des Gerichtsverfahrens. Ferner sind folgende Entwürfe zur ENT fecitagefths das konfessionelle Schulgesetz, das Alfoholgesetz, die Vereinheitlichung des Personenrechtes, das Gesetz über die Arbeiterkammern, die Verlängerung des Privilegiums der Nationalbank. Der Ministerrat beschlos ferner, sämtlichen Verwaltungsbehörden mitzuteilen, daß der 1. Mai sein offizieller Feiertag sei. Der Ministerrat ratifizierte ferner die gestern gemeldete Ernennung Leonte Moldovans zum Bürgermeister von Braila. - geheißen. An „Banatul Romanesc" Von Franz Blassovica. Ich wurde vom „Temesvarer Hirlap“ interviewt, ein Bild über die heutige wirtschaftliche Lage des Banater Schwabentumes zu geben. Sch tat's. Denn für Politiker und Journalisten geziemt es sich, so etwas nicht zu verweigern. Ic habe ja wiederholt auch für rumänische Zeitungen meine Meinungen abgegeben. Und bekanntlich tat es General Averescu, dessen Parteiorgan „Banatul Romanesc“ bisher war, auch vor Budapester magdarischen Zeitungen. Mein Interview erschien in der Osternummer des „Temesd. Hirlap“. Natürlich schilderte ich wahrheitsgetreu und sachlich, daß der scheinbare Wohl„stand unserer schwäbischen Dörfer älteren Ursprunges ist, hingegen die Nichteinlösung der Kriegsanleihen, die Art der Einlösung unserer Kronennoten, Mammalisierungen, Requirierungen, Exportverbote, Exporttaxen usw. unsere schwäbischen Landwirte schwer bedrücken, mit Verarmung bedrohen. Ich habe dies ja in unseren deutschen Zeitungen wiederholt begründet und erörtert, und bin mir. Dessen gewiß, daß mir aus den Kreisen der Borfes nie widersprechen wird.“ +---+ Dennoch bezeichnet „Banatul Romanesc“ in einem langen Artikel diese sachliche Konstatierung allgemein bekannter wirtschaftlicher Tates als ein 2iebaugen mit der magharischer Minorität. Das Blatt behauptet, meine Ausführungen stehen im Gegensage zur heutigen Auffassung des schwäbischen Volkes ; sie entspringen jenem magyarischen Geiste, welcher nur auf das materielle Gedeihen bedacht war, für ideale völkische Auffassung keinen Sinn hatte, sondern 95 Prozent unserer Intelligenz Renegaten wurden. Hingegen gedeihe seht unter rumänischem Szepter das Schwabentum sowohl geistig, wie wirtschaftlich. Nun, was wahr ist, soll ehrlich eingestanden werden. Es ist wahr, daß unser Volk in der Vergangenheit zu sehr materialistisch, wirtschaftlich eingestellt war und sein völkisches Bewußtsein, seine idealen Güter dabei vernachlässigt hat, und waß die schwäbische Intelligenz daran mitschuldig war. Ein bißchen ist's vielleicht auch heute noch der Fall. Die Rumänen brauchen sich diesen Vorwurf nicht zu machen. Darum verübeln sie es uns aber jett, daß wir ihrem guten Beispiele folgen, mit ähnlicher Zähigkeit für unser Volkstum, unsere deutsche Schule und Kultur eintreten? Warum pyrosselt man heute unsere Kirchen und die mit Gewaltakten viel mehr, als Schulautonoes seiner Zeit geschah, als die politischen und kirchlichen Faktoren des Rumänentums in den 80-er und 90-er Jahren dagegen jenen erbiterten Kampf führten, welcher in den Bänden der Cartea Kirea und im berühmten „Memorandum“ verewigt ist . Uebrigens ist unser Volk stets schwäbisch geblieben, und auch in inferer Intelligenz hat es nie 95 Prozent Renegaten gegeben. Auf die speziellen Ursachen unserer Vergangenheit hinzuweisen und die viel zarteren Methoden zu schildern, mit welchen uns das Magyarentum für sich zu gewinnen trachtete, würde zu weit führen. Ich will nur feststellen, daß unser völkisches Erwachen nicht eines Datums mit dem rumänischen Imperium hierorts ist. Wir schwäbischen Intelligenzler, sowohl ich, wie Dr. Muth und andere angebliche „Magyaronen“, haben schon längst vor dem Zusammenbruche Beratungen abgehalten zwei 3 Neubelebung Des vdeutschen Volksbewußtseins, Gründung eines „deutschen Kulturvereines“ usw. Anläßlich des Umsturzes im Jahre 1918 wurde sofort der „Deutsch-schwäbische Volksrat“ gebildet; auf dessen Veranlassung wurde sofort — noch unter ungarischem Regime — in allen unteren Volksschulen wieder die ausschließliche deutsche Unterrichtssprache eingeführt, und noch vom damaligen ungarischen Unterrichtsminister gut. Unter dem Regime der „Nationalpartei“ gelang es uns dann auch, das deutsche Realgymnasium in Temesvar zu erlangen und die „Kathol. deutsche Lehrerpräparandie“ zu gründen, a = *