Banater Deutsche Zeitung, Mai 1925 (Jahrgang 7, nr. 98-121)

1925-05-01 / nr. 98

Seite 2 er im Jahre 1921 die „Deutsch-schwäbische Volksge­­meinschaft“ ins Leben zu rufen. Seit dem liberalen Regime, welchem „Banatul Romanesc“ heute Lobhymnen singt, weht aber ein Samum über unsere staatstreuen völkischen Bestre­­bungen und droht all’ die Blüten idealer Volks- und Kulturarbeit zu verlengen. Warum fordert man von uns heute, was man nun in der Vergangenheit zum Vorwurfe machte, und warum versagt man uns dasselbe, für welches die Rumänen durch Jahr­­zehnte erbittert gekämpft haben: unsere deutschen Säulen, unsere­ Schulautonomie, die Gleich­berechtigung und gleichmäßige Behandlung mit unseren rumänischen Mitbürgern in Aemtern und im öffentlichen Leben? und ideal gebessert. Wir haben uns ja völkisch warum will man uus nun wieder verschlechtern auf kulturellem Ge­­biete ebenso, wie auf wirtschaftlichem?­­ Mein Interview bewegte sich ausschließlich um wirtschaftliche Fragen. Meine diesbezüglichen Klagen kann man auch von jedem angeschlossenen Gebiete bestätigt haben. Rumänen der Möge doch „Donatul Romanesc" zum Beispiel die Rede ver­­öffentlichen, welche der rumänis­c Landwirt und Exporteur Taran unlängst in der­ Generalver­­sammlung des Sindicatul Agricol gehalten hat. Ist Taran viel Zeit auch ein „Magyarone“?­­ „Banatul Romanesc“ versuchte es gar nicht, meine volkswirtschaftliche Kritik­ zu widerlegen. Es hat sich Dadurch eine vergebliche Mühe erspart. Lei­­der empfinden wir auf ideal-völkisch­em und Schulgebiete, auf welche der Artikelschreiber die Diskussion hinüberleitete, noch ärgere Bedräng­­nis. Eine sachli<e Besprechung all* dieser Fra­­gen­: kehre — sei es in der Presse oder im mündlichen Ver­­k begrüßen wir mit Freuden und können unseren rumänischen Mitbürgern versichern, unsererseits stets Verständnis und ehrliches Entge­­genkommen finden werden. Denn wir sind getreue Staatsbürger, die das Gedeihen des Landes wün­­schen, die aber im Gegensaße zu der von den Rumä­­nen verurteilten Vergangenheit auch unserem de­u­t­­schen Bollstume unbedingt Treue wahren, für unsere­ deutschen Schulen und sonstige Bürger­­rechte zumindest mit derselben Zähigkeit kämpfen werden, wie es die Rumänen selbst in der Vergan­­genheit getan haben,­­ daß sie. EEE EIER TEZSESTTTIRETET Beschlußunfähigkeit auf der ganzen Linie Die Angelegenheit Pan Halipa in der Kammer Zutarest, 29. April. (2.) In der heutigen Se­­natsstzung brachte die Regierung den Gefegentwu­rf über Die Sonntagsruhe und über die Arbeit jugend­­iger Personen ein. Ferner den Gefegentwurf über die Regelung der Radiotelephonie.­­ In Die Debatte wurde nicht eingegangen, da der Senat­ nicht beschlußfähig war. Bukarest, 29. April. (L.) In der Kammer inter­­pellierte der Liberale Valjena wegen der Affäre des Zaranisten Ban Halipa, der bekanntlich vor eini­­gen Tagen von einem Gendarmerieleutnant in So­­rova geohrfeigt wurde. Minister T­atarescu erklärte, daß eine strenge Untersuchung dieser Angelegenheit bereits an­­geordnet wurde. (Beifall.)­­Die Kammer beschließt sodann, ab Freitag mit der Debatte über die Verwaltungs­reform in den Nachmittagssitzungen beginnen zu wollen,­­ in­ den Nachtflgungen aber über die Novelle zur Zivilpro­­­­zeßord­nung zu diskutieren. Die Situng wird hierauf wegen Beschluß­­unfähigkeit geschlossen. - - rn in Daar ET AN nn Freitag, den 1. Mai 1995 T ­­­­ ­­ er gegen die „Scharfe Kritik Nichträumung der Kölner Zone Wann wird die himmelschreiende Ungerechtigkeit aufhören ? 2% Berlin, 29. April. In einer Voll­igung des deut­­schen Handel­s- und Gewerbestandes beleuchtete Reichskanzler Dr. Luther in ausführlicher Weise die Wichtigkeit der Wirtschaftsfaktoren bei der wei­­teren Entwicklung des Deutschen Reiches. Er stellte fest, daß die deutsche Valuta voll­­ständig gesichert sei und daß die Reichsbank die Mittel zur Stabilisierung der Mark in der Hand habe.­­­­ Deutschland kann in seinem abgerüsteten Zustand mit Recht erwarten, daß ihm Sicherheiten gegen ei­­nen Angriff geboten werden,­­umso mehr, als jeder zeugt auch, nur einigermaßen Sachverständige über­­ist, daß es einen Krieg zu führen außerstande ist. Der deutsche Standpunkt ist so klar und verständlich, daß kein Zweifel über die Ab­­sichten Deutschlands bestehen kann. Obwohl nicht rat­­sam ist, das allein schon schwerfällige Sicherheits­­problem mit anderen Fragen zu verknüpfen, können die Verbündeten die Sicherheitsfrage in Verbindung mit der Räumung der besetzten Gebiete be­­schleunigen und eine allgemeine Vereinba­­rung in die Wege leiten. Deutschland wird auch Dies mit Freuden begrüßen. Die deutschen Staatsmänner und Volkswirtschaftler unterlassen es niemals, der friedlichen Verständigung und der soli­­darischen Zusammenarbeit Vorschub zu leisten. (ES ist ein unhaltbarer Zustand, einem Land­ we­­gen angeblicher Vertrags­versäumnisse Repressa­­lien aufzuerlegen, ohne ihm die M­ö­g­­lichkeit zu geben, sein Recht zu bewei­­sen. Deutschland erwartet von den Regierungen der Verbündeten, daß sie diesen Umständen ein Ende bereiten. Die Räumung ist nicht nur ein deut­­sches, sondern­ ein europäisches Interesse, da die Po­­litik an dieser Verschleppung darnieder­­liegt. Die deutsche Regierung strebt mit allen Kräf­­ten einer Lösung der europäischen Probleme zu und entfaltete auch in der Sicherheitsfrage seine bekannte Tätigkeit. Die Völker empfinden immer mehr die Notwen­­digkeit, daß in der Räumungs­frage, diesem wichtigsten politischen Problem Europas, die lastende Unsicherheit und das Dunkel aufhöre. Die an Deutschland durch die Nichträumung der besetzten Gebiete begangene Ungerechtigkeit wurde aufrechterhalten, ohne daß sie begründet worden wäre. - Verschwörung gegen den englischen Außenminister Die Kommunisten an der Arbeit London, 29. April. Wie die Blätter melden, wurde eine kommunistische Verschwörung, die sich die Ermor­­dung Chamberlains zum Ziel gesetzt hatte, ent­­leert. Auf die Verschwörung wurden die englischen Be­­hörden durch eine ausländische Gesandtschaft aufmerksam gemacht. Das Ministerium des Reußern wird in dieser Angelegenheit wahrscheinlich in kurzer Zeit ein amtliches Kommunique veröffentlichen. - Die Wahl Hindenburgs ist der Abwehrwille des heutigen Volkes gegen den Kommunismus, sagt England Das Reutersche Büro meldet: Auch die letzten Erwägungen in gut unterrichteten englischen Kreisen über die Wahl Hindenburgs bestätigen die ur­­­­sprüngliche Ansicht, daß die deutsche Regierung ihre Verpflichtungen einhalten werde, wie sie was bisher­­ getan. Man müsse abwarten, was Deutschland für Vorschläge machen wird. Man ist der Ansicht, daß die Rück­ehr des Generalfeldmarschalls nicht als Wendung zum „Preußentum“, betrachtet werden darf. Die ausschlaggebenden Faktoren für die Wahl­­ waren erstens die Persönlichkeit Hindenburgs an sich“ und dann der Abwehrwille gegen eine kommunistische Bewegung, wie sie sich kürzlich in Bulgarien gezeigt hat. Man kann auch nicht annehmen, daß die Wahl­­ notwendigerweise eine besondere Wirkung auf die augenblickliche Lage in der Entwaffnung und Mili­­tärkontrolle Deutschlands ausüben werde. Wie Associated Prep meldet, haben sich in Ame­­rika amtliche und diplomatische Stellen zur Wahl Hindenburgs nicht geäußert. Dagegen ist bekannt ge­­worden, daß das Schatzamt das Wahlergebnis nicht als wirtschaftlich bedrohlich betrachtet. Die in ver­­schiedenen Kreisen herrschende Befürchtung, das Wahlergebnis werde auf die amerikanische Bankwelt­­ zurückwirken, wurde als hinfällig bezeichnet, da sich das amerikanische anlagesuchende Kapital nur wenig um Politik kümmere, wenn der deutsche Regierungs­­­­apparat so in Ordnung bleibe wie bisher. Berlin, 29. April. Die „Vossische Zeitung“ be­­tont, daß Hindenburgs außenpolitische Konti­­nuität für die Verhandlungen der Sicherheitswert­e und für eine internationale Verständigung preche. Vertagung des Botschafterrates Paris, 29. April. Der Botschafterrat wurde auf un­­s bestimmte Zeit vertagt, nachdem die Botschafter von ihren Regierungen keine bestimmten Direktiven erhielten. Eine freundschaftliche Demarche der Entente­­­­mächte bei den Balkanstaaten Bukarest, 29. April. Im Zusammenhang mit dem Ansuchen, das Bulgarien zweck zeitweiliger Erhö­­hung der bewaffneten Macht im Interesse der Auf­­rechterhaltung der Ruhe an die verbündeten Groß­­mächte richtete, unternahmen diese bei „den Regierun­­gen in Bukarest, Athen und Belgrad eine freund­­schaftliche Demarche, um dahin zu wirken, daß sich diese Staaten vom bulgarischen Ansuchen nicht wi­­dersezen und dadurch den eventuellen katastrophalen Folgen, die eine Ausdehnung der bulgarischen Ereig­­nisse für Mittel- und Osteuropa haben könnten, Rech­­nung tragen. ka Die Wette Skizze von Margarete Heilmann: „Du meinst wirklich, Trudel, daß euer Hausarzt sich für mich interessiert?“ „Ganz klar!“ „Ich bin aber gar nicht von ihm begeistert!“ Trudel Hull, Die junge Frau des Haus­es, biß sich auf die Lippen und sah so vergnügt aus, als ob ihre Freundin soeben et­was besonders Schönes erzählt hätte. „Was Dur sagst!“ rief sie aus. „Was du sagst!“ wiederholte Gerda böse. „Du glaubst es wohl etwa nicht? Weil du und dein Mann auf jedes Wort schwören, das dieser Doktor orakelt, muß ich na­­türlich auch sofort . . .“ ; ; „Sofort? Du bist doch jeht sechs Wochen hier bei uns am­ Haft oft genug Gelegenheit gehabt, Doktor Suhl richtig kennenzulernen.“ : „Na ja — das stimmt. Bei der Halsentzündung­ von euerm Büllechen kam er sogar zweimal täglich.“ „Und nachher bekam Jürgen Bronchialkatarrh und­­ ich die Grippe. Stets hat er für uns Zeit gefunden. Da­­bei schiet er keine Rechnung.“ „Aber jeßt Frommt­ er immer noch jeden zweiten Tag, wo wir doch alle gesund sind. Weshalb eigentlich?“ „Ich sage dir ja, Gerda, er interessiert sich offen­bar für dich.“ i­er Gerda legte den Arm um ihre Freundin. „Ihr habt nich wohl eingeladen, um mich mit dem Dok­tor zu ver­­heiraten? Dreh dich weg, Trudel, Du bist ganz rot ge­­worden, Schättle nicht den Kopf.“ „Du hast Seen . . 5- „Na ja, ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen.” „23 Schön, Gerda, Ich leugne nicht, daß wir daran gedacht haben. Jürgen hält den Doktor Für einen ges­wilsenhaften, tüchtigen Menschen. Als Arzt ist in­ unserer Stadt. Was ihm fehlt, ist eine Frau.“ er beliebt „Da wird er sich was Nettes raussuchen,­­ mit sei­­nem Geschmack! Wie kann man zu einem grauen Anzug einen grauen Schlips tragen! Und gestern sein Ober­­hemd: 'Es war so bunt, daß man farbenklin­d werden mußte. Den Praline-Hut hat er sicher vom Großvater ge­­erbt. Solche Form seht Berlin nicht mal ein Schuster­­junge auff zur Einsegnung.“ „Allerdings, ein Furchtbarer Makel!! Und daß er weder Monokel, noch goldenes Armband, noch helle Ga­­marchen und drunter seidene Loden trägt . . . Auch kein Korsett, um die schlankte Taille zu betonen . . .“ „Spott nicht, Truldel.“ Sag mir lieber, wie ich heut Mittag die Backbühn­en recht knusprig rausfliegt.” „Nanu, du willst Doch nicht etwa an i den Herd? Wederlaß das lieber mix.“ „Wir haben aber gewettet.“ RE­STEN „Wer?“ Die Frau Pastorin rieß die Augen auf. „Ra, dem­ Jürgen nicht. Dr. Suhl natürlich. Er sagte nämlich, ein Berliner Mädel hätte keine Ahmung, wie ein Braten ange­eßt wird oder eine Mehlspeise ge­­backen. So was könnten bloß Pastorfrauen und Klein­­städterinnen. Worauf ich natürlich das Gegenteil be­­hauptete.“ ; „a und —?“" „Also, wenn ich heut! Mittag die Hühnchen allein backe, Hab’ ich die Wette gewonnen. Bekomm ich's nicht fertig, gewinnt er. Für jeden Fall hab ich ihm­­ einen Schlips genäht. Aus dem grünen Band, weißt du, was ich neulich als Gürtel trug. Aber jezt komm in die Küche,­­ Trudel, und leg’ mir alles zurecht, was ich brauche — damit ich mich nicht blamiere, Weißt du noch, wie wir's in der Schule machten? Da hast du mir auch immer vor­­gesagt . . 4 2 Bun „Darf ich bitten?“ Die junge Frau öffnete die Tür zur Stube von ihrem Manne: „Das Essen ist fertig.” Doktor Suhl und ider Hausherr folgten ihr ins Speisezimmer und feßten sich an den Tisch, auf­­ dem drei Gedecke lagen. 5 . Der Arzt zeigte das größte Interesse für alle Bes­­ichte über Bübchens Fortschritte, daß er richtig laut la­­chen konnte, wenn Mutter ans Bett kam, daß er Vaterns­­ Finger fest in seiner Faust hielt und einen märc­henhaften Appetit zeigte. Dabei blichte Suhl immer wieder gespannt zur Tür. Vom Backhuhn nahm er nur ein kleines Stück: „Es ist wohl nicht nach Ihrem Geschmach? fragte Trudel. . . .: „D, delikat wie alles bei Ihnen.“ „Wirklich? Hat aber auch Gerda gebacken.“ Der Doktor neigte sich über den Teller. „Ja , aber wo ist denn Fräulein Gerda? Ich dachte schon, sie wäre abgereist.“ "03 | „Hab' ich's Ihnen noch nicht erzählt?” fragte Jür­­gen harmlos, . : „Aber kein Wort. Was ist denn 1038?“ Er zerdrückte mit der Gabel die Kartoffeln zu Brei und stocherte drin, ohne Gerda einen­ Bissen zum Munde zu führen. „Also Fräulein reitet?” Hat dieses wunderbar m­ulprige Hühnchen zube­­„Sieh ,mal, Jürgen, wie er die Geflügelknochen mit seinem­­ Sezierbli> i umguckt“, lachte Trudel, „weil Hevda...“ „Spann' ihn nicht so auf die Folter. Es ist ja nichts Schlimmes.“ : oe „Ist ihr irgend etwas zugestoßen?“ Doktor Suhl sah so unglücklich aus, daß Jürgen ihn beruhigen mußte. „Nicht der Rede wert. Pure Eitelkeit.“ „Sie hat sich die Haut ,an ein paar Stellen­ ver­­brannt.“ - : Der Gast schob den Teller beiseite, „Wordurch?“ fragte _ - - Ex» - RE 4

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