Banater Deutsche Zeitung, November 1927 (Jahrgang 9, nr. 246-270)

1927-11-01 / nr. 246

Bellen uu, 2 nzz ne B.D. A.-Wochen für Die kulturelle Einheit aller Deutschen (K. M.) Das Rumänentum bangt bekanntlich um seine außerhalb der Grenzen wohnenden Volks­­angehörigen, und sein Staat wendet erhebliche Mit­­tel zur Erhaltung der rumänischen Schulen in Maze­­donien auf. Auch das deutsche­ Volk besißt ähnlich gefährdete Außenstände. Wohnen doch von den hun­­dert Millionen Deutschen nahezu vierzig Millionen außerhalb des Reiches, und dürfen doch von diesen vierzig Millionen fast dreißig als völkisch bedroht angesprochen werden. Unterstützungen seitens des deutschen Staates erhalten sie nun freilich nicht. Was für die Pflege ihrer kulturellen Belange vom Reiche aus getan wird, ist Leistung privater Stellen, Ver­­einsarbeit, Liebesgabe deutscher Menschen im Mut­­terlande an die deutschen Menschen im Auslande, wozu angemerkt werden muß, daß sich am­ Liebes­­werk noch lange nicht so viele beteiligen, wie möglich und erwünscht wäre. Das konnte man wieder einmal feststellen: an Hand der Werbewochen, die der V. D. A., der Verein für das Deutschtum im Auslande, im Laufe des Ok­­tober in verschiedenen Landschaften der Deutschen Reiches veranstaltete. Nicht als ob es an Teilneh­­mern gefehlt hätte, aber müßte nicht fast ein jeder Deutsche an den Bestrebungen einer so lebenswichti­­gen Körperschaft teilhaben? Wie die Dinge liegen, scheint es aber, daß erst das heranwachsende Ge­­schlecht genügend Einsicht und Freudigkeit dafür aufbringen wird: die Jugend, zumal die der Mittel­­schulen, ist zum Teil Feuer und Flamme für die über­­parteiliche­dee der deutschen­­ Kulturgemeinschaft. Diese Jugend stand denn auch im Mittelpunkt der V. D. A. -Werbewochen des Oktober. Sch beobachtete sie vornehmlich in Sachsen. Man hatte an allerhand gedacht, was ziehen könnte. Zu­­mal in­ Dresden bot man Verschiedenstes auf. So zum Beispiel genossen Tausende ein höchst wirkungs­­volles Feuerwerk, das a man inmitten der Stadt, am Elbeufer vor den Ministerien, abbrannte. Das Volk drängte sich auf den Brücken und an­ beiden Ufern des schönen, von der ausgeglichenen Architektonik der früheren Königs­stadt prächtig eingerahmten Flusses. Auf der Brühlschen Terrasse war großes Treffen der Maßgebenden, unter denen man auch den Reichs­­minister a. D. Dr. Külz sah, der sich auch als Redner in den Dienst des fluge Worte über V. D. A. gestellt hatte und dabei die deutsche Kulturgemein­­schaft fand. Der Reichsaußenminister Stresemann, mit dessen Erscheinen man ursprünglich gerechnet hatte, war verhindert. Statt seiner eröffnete der Hochschullehrer Pro­­fessor Dr. Obst aus Hannover die Dresdener Woche mit einem geistvollen Vortrage „Das deutsche Volk als Weltvolk“, der tausende Zuhörer hätte haben müssen, aber nur wenige Hundert angezogen hatte. Denn, wie Reiche haben ich schon andeutete: die Erwachsenen im sich größtenteils nicht zur Erkenntnis des Problems durchringen können, die graue Sorge, dazu vielfach Unfähigkeit sich geistig umzustellen, mit­­unter auch Tov im Parteipanzer, halten allzu viele ferne. Das empfand man auch an den sieben oder acht Abenden, die Dresden in Pieschen Strehlen, Grüna und in anderen Stadtbezirken veranstaltete: trotz sportlicher und gesanglicher Darbietungen waren sie schlecht besucht. Um so dichter gefüllt waren die Hörsäle der Schulen, wo Kenner die Frage, darunter Dr. Karl Bell aus Cassel, der uns Banatern alter Freund und Helfer ist, zur Mittelschuljugend sprächen. Man sah es den gespannten, erregten, be­­geisterten Gesichtern der Schüler an, wie die Idee sie packte. Und wie in Dresden war es in anderen Städten Sachsens: die Jugend trat deutlich auf den Plan als die zukünftige Förderin und Hüterin des heiligen Feuers. Gymnasien, Realschulen, Handels­­schulen: überall weiten sich Zellen zu starken Orga­­nismen, an denen man seine Freude haben kann. Ein Teil der Lehrerschaft, aber nur ein Teil, unter­­stüßt die Jugend bei ihren Bestrebungen. Wenig er­­freulich ist die bisherige Zurückhaltung der Rolfs­­schullehrerschaft. Die Führung liegt in der Hand der Studienräte der Mittelschulen. So z. B. besiten die Schulgruppen des V. D. A. in Sachsen im Dres­­dener Studienrat Durach einen tatkräftigen­­ Füh­­rer. An einzelnen Schulen leiten umsichtige Schüler die Bewegung. An anderen ist es wohl der Rektor (Direktor) selber, der die Schülerschaft anleitet wie etwa in Crimitschau Studiendirektor Dr. Deich­­mann.­­ Sehr würdig verlief der Auftakt zur Werbe­­woche in der Sachsenstadt Zittau (Lausitz): zuerst vermittelt ein erstaunlich geschulter, starker Schüler­­vor der Zuhörerschaft das Werk Beethovens „Auf den Ruinen von Athen“­­in ergreifender Weise, dann sprach Reichsminister a. D. Dr. Külz über die Bande, die Binnen- und Außendeutschtum einigen.­­ Nie wieder werde das Deutsche Reich in die Teil­­nahmslosigkeit der Vorkriegszeit hinsichtlich der vierzig auslandsdeutscher Millionen verfallen, man wisse, daß geistig Deutsch zu Deutsch gehöre. Das Auslandsdeutschtum muß dem V.D. A. die uneigennügige Mühe danken, die aus den an­­strengenden Werbewochen sprach. S< selber war Zeuge, wie sich der Leiter der sächsischen Werbe­­woche W. Berger in Dresden an den Gedanken fest­­und rastlos verausgabte. ka 197 £ ZE +2 > zz & N . 4 zf" 4 Pr 2 TZ EDE ur 25 © une x KES EU 214 5 TE » SEHR ENGERENN Pr ERPIIKELn „Bartater Deutsche Zeitung* ? Minister Johann Nistor für den Ausbau des Temeswarer Polytechnikums zu En ER! von europäischem use Feierliche­­n... der Borlefungen In An­wesenheit des Ministers für öffentliche Arbeiten, Johann Nistor, vieler Festgäste und der Hochschüler fand gestern vormittag die feierliche Er­­öffnung der Vorlesungen am hiesigen Polytechnikum statt. Nach dem Festgottesdienst, der vom Erzpriester Patric Tziufra unter der geistlichen Assistenz des Fabriser Pfarrers Gabriel Selegeanm zelebriert wurde, hielt Rektor Dr. V. Valcovici eine An­­sprache, in der er sich vor allem den verstorbenen K­ö­­nigs Ferdinand erinnerte, der von der Aufgabe des Temeswarer Polytechnikums sprechend, nachdrulich betont hatte, daß diese technische Hochschule Rumä­­niens gleichzeitig mit der wissenschaftlichen Tätig­­keit auch ein nationales Werk zu vollbringen habe. Dann fuhr der Rektor in seiner schwungvollen und baren Ausdrucksart fort: Unserer Hochschule haften unleugbar noch viele Mängel an. Doch ist es zu­ haften, daß denselben durch“ hinge­­bungsvolle Arbeit und gesteigerten Fleiß abge­­holfen werden kann. Eine der wichtigsten Aufga­­ben ist die Erweiterung der Hochschule und die Errichtung zweier neuer Abteilungen zur Ausbildung von Bau- und kommerziellen In­­genieuren. Was die nationale Seite betrifft, so ist das Poly­­technikum dank der Zusammensetzung der Hörerschaft, wobei das Altreich und die angeschlossenen Provin­­zen fast im gleichen Verhältnis vertreten sind, zu einem Herd der nationalen Einheit geworden, der sich den Auswüchsen eines schädlichen Regionalismus kräftig und mit Erfolg entgegenstellt. Rektor Dr. Valcovici befaßte sich noch eingehend mit der Frage der Aufnahmsprüfungen und wies darauf hin, daß man nicht darauf verzich­­ten könne, eine Auswahl zu treffen, da es nur auf diese Weise möglich sei, daß die Hochschule die Auf­­gabe die der Tatsache, daß die Ingenieure Rumä­­niens ihre Diplome größtenteils im Ausland erwar­­ben, entspringe und in der Ausbildung guter Inge­­nieure in der möglichst kürzesten Zeit bestehe, vollkom­­men erfülle. Dazu sei aber auch notwendig, daß für die Hochschüler, die zum überwiegenden Teil aus ärmlichen Verhältnissen stammen, Studentenheime errichtet werden, wo sie von den materiellen Sor­­gen ganz frei mit vollem Ernst ihren Studien wid­­men können. Deshalb sei die Eröffnung des großen Studienheimes für 270 Hochschüler am hiesigen Po­­lytechnikum im heutigen Schuljahre von außeror­­dentlicher Bedeutung. Der Hochschule standen auch in diesem­ Jahre das Finanz- und das Ministerium für öffentliche Arbeiten, die Stadt Temeswar mit einer Million Lei und die verschiedenen Unterneh­­mungen mit Spenden unterstoßend zur Seite. Von den Hochschülern und den Festgästen lebhaft begrüßt, ergriff Minister für öffentliche Johann Nistor das Wort und stellte fest, daß Arbeiten was er am Temeswarer Polytechnikum sah und hörte, die amtlichen Berichte, aus denen er die Hochschule bisher kannte, weit über­­treffe. Das große kulturelle Werk, daß das Polytechnikum in dieser schönen Stadt, einstens eine mächtige Festung, vollbringe, von der Re­­gierung, die in ihrem Programm ein großes Gewicht auf die kulturellen Aufgaben lege, lie­­bevoll gefördert werde. Welcher Wandel der Zeiten, statt der alten türkischen Zwingburg,­ ­­­ die die Zukunftsbestrebungen eines ganzen Volkes unterdrücken sollte, dieses Heim der Wissenschaft, aus dem sich das Licht freier Ge­­danken über das ganze Land Die Regierung sei durchdrungen von der absoluten Notwendigkeit, das Temes­­warer BP polytechnik um den modernsten Anforderungen entsprechend auszubauen, daß sein Ruf auc­h über die Grenzen des Landes dringe. Das Land sei unermeß­­lich reich, doch zur Verwertung der Reichtümer brauche man vor allen Dingen gute Inge­­nieure. Die Studentenschaft sei eingedenkt der nationalen Vergangenheit, denn nur dann wa­­ren die großen Opfer nicht vergeblich; sie müsse Ideale haben, doch nu­c­hsdestoweniger hüte sie sich, sich von Strömungen mitreißen­ zu lassen, die für sie keinen Nutzen haben, die wissen­­schaftliche Arbeit an der Hochschule und die Er­­starrung des Staates aber nur stören. ergieße. Bukarest, 30. Oktober. Nach der gestrigen Stanı­­meinigung fand eine Besprechung der Budgetkom­­mission der Kammer statt. Finanzminister Vintila Bratianır zeigte daß der Schulden-Liquidierungs­s­fond an, auf drei Milliarden erhöht wurde, also das Doppelte betrage wie im Vorjahre. Ueber den Einwand eines Mitgliedes, daß auch andere Bedürfnisse des Staates zu deren seien, erwiderte Bratianu, die Konven­­tion, die mit der Nationalbank abgeschlossen wurde, sei verpflichtend. Außerdem sei es besser, fett die Schulden an die Nationalbank abzuzahlen als später, wenn der Leu revalorisiert sein werde. Erhöhung des Schuldenfonds Keine Annäherung zwischen Bratianu und Mariu Bukarest, 30. Oktober. „Adeverul“ und „Cuvan­­tul“ hatten im Zusammenhang mit den letzten Erk­lärungen im Parlament die Nachricht von einer be­­vorstehenden Annäherung zwischen den National­­zavanisten und den Liberalen gebracht. Die „Dreptatea“ heute aufs heftigste dementiert diese Nachricht und erklärt, die Haltung der Nationalzaranisten sei wiederholt und klar in den Spalten der „Dreptatea“ ausgedrückt worden. Es habe auch keine Annäherung zwischen den Natio­­nalzaranisten und Liberalen stattgefunden. ­4 dpa ven . ee Dienstag, 1. November 1927. en "x ° Der Kongreß der­­ Absolventen des Polytech­­nikums Am Temeswarer Polytechnikum wurden bisher 105 Ingenieure ausgebildet: 52 für Maschinen- und 53 für Bergbau. Die Absolventen versammelten sich­­ gestern zu einem Kongreß, dessen Ehrenkomitee u. a. Minister für öffentliche Arbeiten Johann Nister, Industrieminister Ludwig Mraz­ek, Präfekt Julius Co­ste, Divisionskommandant General Prodan, Bürgermeister Dr. Lucian Georgevici, Oberprä­­sident der königlichen Tafel, Dr. Alexander Marta, Wasserleitungsdirektor Ing. Stan Vidrighin und Generaldirektor der Steg C. Orghidan hören. Der Kongreß wurde gestern nachmittag­ange­­um­ 4 Uhr eröffnet und Prof. V. Blasian hielt einen Vortrag über die wissenschaftliche Betriebsleitung im Bergbau. Am Abend fand im Restaurant des Ho­­tels Ferdinand ein gemeinsames Nachtmahl statt. Der Kongreß legte heute vormittag seine Arbeiten fort. In der Sektion für Mechanik und Elektrizität wurden folgende Vorträge gehalten: Errichtung eines­­ elektrotechnischen Präzisionslaboratoriums von Prof. Andronesch, der Aviatik von Hauptmann Niculescu. Die Not­­wendigkeit von Spezialstudien In der Bergbausektion sprachen von Miculescen, Baltenoiw über Minenverwaltung, über das rumänische Element in der gegenwärtigen Krise der Petroleumindustrie, Bratofiu über die Ausbeutung der Petroleum­quellen und Caransu über das Hydraulische Ddamm­­werk dem Bergwerk Petrila im Schil-Tal. In der gemeinsamen Sitzung der Sektionen sprach Prof. Teodorescu über den technischen Unterricht nach Beendigung der Schule und Parade teilte Bemer­­kungen eines gewesenen Hochschülers über das Stu­­dienprogramm mit. Nachmittag hielt Butuc über den Anfang der Ingenieurskarriere einen Vortrag. Siebzig Jahre Temeswarer Gasfabrik Ing. Georg Stancu, behandelte in einem Vortrag den Produktionswechsel im Temeswarer Gaswert, das gerade vor 70 Jahren, am 1. November 1857, seiner Bestimmung übergeben wurde und die älteste Gasfabrik Rumäniens ist. Kaltulationsmethoden in “ Ein österreichischer Nobelpreis- Träger Das Nobelpreiskomitee hat den Nobelpreis für Medi­­zin und Physiologie für das Jahr­ 1927 dem Professor Julius Wagner von Jauregg (unser Bild) von der Uni­­versität Wien verliehen. Professor Wagner-I Jauregg ist durch seine" erfolgreiche Heilbehandlung der progressiven Paralyse und der Rückenmarksschwindsucht durch Malaria­­impfung bekannt geworden.­­ Pr |.

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