Banater Deutsche Zeitung, September 1929 (Jahrgang 11, nr. 197-221)

1929-09-01 / nr. 197

„;, : Seite 2 | nn Banater Deutsche Zeitung Sonntag, 1. September 1929 Eine Katholische deutsche Haus­­­­­­wirtschaftsschule in Temeswar­ en die deutschen Eltern des Banates Auf die Eröffnung der za. Deutschen Haus­wirtschaftsschule können wir die Eltern schulentwach­­sener Mädchen nicht nachdrücklich genug aufmerksam machen. Besonders bei unserer Landbevöl­­kerung herrscht noch immer die irrige Auffassung, daß Die weibliche Jugend einer Schulung nicht bedarf. Auch­ wohlhabende Bauern, die etwas übriges tun­­ wollten, ließen es bisher in den meisten Fällen­­ bei den „vier Bürger“ bewenden.­­­­ Nun bekamen die Mädchen in den vier­ Bürger­­schulklassen sehr wertvolle Kenntnisse mit auf den Le­­sbenerweg, und es ist sehr schade, daß der Schultypus der Bürgerschule den Vereinheitlichungsbestrebungen zum­ Opfer fiel. Aber die Bürgerschule und. Die an ihre Stelle getretene Unterstufe des Lyzeums. haben eigentlich keinen abgeschlossenen Lehrgang: sie bilden die unerläßliche Grundlage für die Bildung der Mädchen, die sich zu Lehrerinnen, Beamtinnen usw. ausbilden lassen wollen, aber wesentlich mehr bieten sie auch nicht, als eine gute Volksschule. Die Zeit und das Geld, die die Unterstufe der Mittelschule kostet, lohnt sich erst dann, wenn Das Mädchen weiterlernt, eine Absolventin der Bürger­­schule oder des Untergymnasiums wird sich beim W­e­i­­terlernen von einer Absolventin der Volksschule wesentlich unterscheiden, wenn sie terlernen, läuft der Unterschied mehr aber nicht w­i­­oher, weniger darauf hinaus, daß die einen „herrisch“ werden Und die Vollstracht ablegen. i „Unsere Bauernmädchen wurden bisher nach Ab­­solvierung der Unterstufe der Mittelschule gewöhnlich in der Wirtschaft behalten. Viel kann ja so ein 13--14- jähriges Mädchen nicht leisten, und viel konnte es selbst in der besten Wirtschaft nicht lernen.­­ “=„ Die meisten Mädchen hätten ja gerne weiterge­­lernt, aber was? Lehrerin oder Beamtin wollten sie nicht werden, was sie als­ zukünftige Hausfrauen brauchten, konnten sie­ nicht­ in einer Schule lernen, wo ihnen ihre Vorbildung­ zugute kommen wäre. Sie mußten also das tun, was sie auch ohne Bürgerschule tun hätten können: Müt­­tern das abguben, was diese von Großmüttern auf demselben Wege gelernt hatte. „Seht soll es anders werden. Wenn das Mädchen nach Absolvierung der Unterstufe der Mittelschule nicht zu Hause bleibt, sondern noch 2 Jahre in die­­ Hauswirtschaftsschule geht, ist sie ja noch lange keine „Studierte“, aber von Muttern wird sie in der Wirtschaft nichts mehr zu lernen b1­wa denn sie wird eine Beraterin der Mutter sein, nicht nur, wenn es gilt einen Brief zu schreiben, sondern auch in Küche, Hof und Garten. er Ver A faat, soll auch B sagen, wer seiner Toch­­ter in der Unterstufe der Mittelschule die Möglichkeit eröffnet hat zu einer Fortbildung, soll diese Möglich­­keit auch augnitten und das Mädchen nicht mit 13 bis 14 Jahren in die Wirtschaft einspannen oder, was vielleicht noch schlechter ist, als sich langweilen­­des „Fräulein“ zu Hause müßig herumlaufen lassen, sondern soll sie auf 2 Jahre den Schulschwestern an­­vertrauen. Sie kommt mit 15—16 Jahren noch im­­mer rechtzeitig in die Wirtschaft und in­ die Gesell­­schaft und wird dann jedenfalls anders auftreten, und sich anders behaupten können. Dasselbe gilt natürlich auch für die Eltern, deren Töchter statt der Unterstufe der Mittelschule, die 7. Klasse der Volksschule absolviert haben. Wir haben nur halbe Arbeit wir in der Banatia, in Wolleg geleistet, wenn und­­ sonstwo tüchtige Männer heranbilden. Deshalb­ ist die neue Hauswirtschaftsschule besonders zu begrüßen, we ar tüchtige, deutsche ‚Hausfrauen herat­­et. Eine Aufgabe der Zukunft wird es sein „auch da­­für zu sorgen, daß eine Fortbildungsmöglichkeit für die Mädchen geschaffen wird, die auf einen Bro­t­­erwerb, einen Beruf, angewiesen sind. Denn die Absolventin der Landwirtschaftsschule wird sich im­­ Lebenskampf sicher behaupten können, wenn sie auch nicht gerade diplomiert ist, aber auf „verdienende“ Frauen hat man es hier noch nicht­­ abgesehen, son­­­dern die Bedürfnisse der zukünftigen Hausfrau. sind Mutter im Auge. M sch Deutsche Hausfrauen und deutsche Mütter, die brauchen wir am dringendsten. Wenn das Werk ge­­lingt — und es muß gelingen -- sind wir- um einen­­ bedeutenden Schritt weitergekommen. ii * +. Die in den Temeswarer Weingärten­ gelegene Musterwirtschaft der Schulschwestern . (gewesenes Kralik'sches Gut), in dem bisher ein Altersheim un­­tergebracht war, erhält im September IL. 3. eine neue Bestimmung: Das Hauptgebäude wird zu einem Internat für die Zöglinge einer Hauswirt­­schaftsschule­­ umgestaltet, in deren Dienst, die nach der Enteignung noch verbliebenen Gärten, Bart,­­Wirtschaftsgebäude und der ganze Fundus Instruc­­ti­3 der Wirtschaft gestellt werden sollen. Schon seit vielen Jahren wird im Banat das­ Bedürfnis empfunden nach einer Schule für die ‚überwiegende Mehrheit der deutschen Mädchen, die­­ zwar nicht an die Universität gelangen wollen — für die also das Gymnasium nicht entspricht — die sich aber doch nicht mit den Kenntnissen begnügen wollen und sollen, die ihnen die Volks- oder Bürger­­scule und das Elternhaus vermittelt. Gerade die Jahre, in denen das Mädchen geistig am ausnahm­sfähiasten ist, gingen bisher verloren, weil das Heimat­dorf dem voltsichul- oder bürger­­schulentwachsenen Mädchen so gut wie gar feine Fortbildungsmöglichkeiten bot.­­ Die Aufgabe der neuen Schule ist tüchtige Hausfrauen heranzubilden. Hausfrauen im be­sten Sinne des Wortes, die nicht nur den Kochlöffel handhaben können, sondern in allen Fragen der Wirtschaft (Geflügelzucht, Garten, Feldwirtschaft, Milchwirtschaft) Bescheid wissen, Bücher führen kön­­nen, die sich bei der Säuglingspflege nicht erst bei anderen Rat holen müssen, und denen allgemeine Bildung in Literatur, Geschichte usw. zu Gute kom­­men soll, mit einem Wort, es soll eine Schule wer­­den, die keine Diplome und Titel verleiht, dafür um­­so mehr praktische Kenntnisse fürs Leben. Die Schule umfaßt 2 Jahrgänge. Aufgenommen werden Absolventinnen der Unterstufe der Mittel­­schule (3.—4. Gymnasial- oder Bürgerschulklasse) oder Absolventinn­en der 7. Volksschulklasse, die eine Auf­­nahmeprüfung bestehen. Die Unterrichtssprache ist deutsch. Den Unterricht besorgen entsprechend quali­­fizierte Lehrkräfte der Schulschwestern, denen eine aus Deutschland entsendete Fachmännin mit Rat und Tat beisteht. Einen geeigneteren Ort für die neue Schule, als die Musterwirtschaft der Schulschwestern, hätte man wohl kaum finden können: Sie vereint alle Vorteile des städtischen und des Landlebens, die Zöglinge wohnen auf dem Gebiete der Stadt und sind dennoch in ganz ländlicher Umgebung. Auch können erwach­­sene Mädchen sicher nirgends besser geborgen sein und erzogen werden, als unter der Obhut unserer Schul­­schwestern. 8 a Vormerkungen für die Haus­wirtschaftsschule werden im Mutterhause der Schulschwestern Temes­­war, Sofefstadt, Bonnazgaffe (Telephon 657) ents­tegengenommen, wo auch nähere Auskünfte erteilt werden. Ausnahmsbedingungen sind dieselben wie bei den internen Zöglingen des Gymnasiums. . - | hu : | Rundfunk Für die Auslandsdeutschen Weltsender Serien ist endlich Fertig! x. Berlin, Ende August Der große Kurzwellensender der Reichspost in Zeesen bei Berlin ist endlich fertiggestellt worden. Er hat schon in den letzten vierzehn Tagen versuchsweise Sendungen durchgeführt und soll nach den vorliegen­­den Berichten in der ganzen Welt vorzüglich empfan­­gen werden. Die feierliche Eröffnung findet in den Tagen der großen J Funkausstellung mit einem eige­­nen Festprogramm statt. Damit erschließt sich der deutsche Rundfunk einen Aufgabenkreis, dessen Bedeutung nur schwer zu um­­reißen ist. Die Selbstverständlichkeit, mit der jeder­­mann in Deutschland deutsche Vorträge, Sendespiele, deutsche Musik und überhaupt­­ deutsche Kultur „empfangen“ kann, soll nun auch den vierzig Millionen Deutschen zugute kom­­men, die außerhalb der Reichsgrenzen wohnen. Vorbedingung dazu ist eine bedeutende Reich­s­weite des Senders, und diese Aufgabe erfüllt gerade der Kurzwellensender in besonderem Maße. Wäh­­rend sich nämlich die langen Wellen parallel zur Erd­­oberfläche ausbreiten und sehr schnell ihre Energie verlieren, werden die k zen Wellen bis an die äu­­ßersten Grenzen der Atmosphä emporgeschleudert und fallen dann direkt und o­­i­n. Daraus etwa in einem Umkreis — überhaupt nicht, da ge­­meinen Kurzwellen-Empfängern im Lautsprecher empfangen werden. Weberall in der Welt,"wo Deutsche leben, wer­­den sie von nun an in der Lage sein, regelmä­­ßig und sicher deutschen Rundfunk zu hören. Und darauf kommt es an­,­ regelmäßig und eher empfangen zu können! Tschechoslowakei, in Ungarn, fie in der, Rumänien, Jugosla­­wien, in Rußland, in Südtirol waren natürlich theo­­retisch schon früher in der Lage, deutsche Stationen zu empfangen. Aber sie brauchten dazu­ einen kost­­spieligen Apparat. Und gerade jene Kreise, die sich solche Apparate leisten können, haben es nicht so nö­­tig, in „drahtloser“ Verbindung mit der deutschen Kultur zu bleiben, da sie ohnehin deutsche Zeitungen und Bücher lesen und Reisen nach Deutschland und Oesterreich unternehmen können. Es­ ist viel wichtiger, „den deutschen Bauern im Banat, in Sieben­­bürgen, in der Zips, deutsche Sendungen zu rate müssen auch überall, wo Deutsche wohnen, in gu- möglichst billig zu haben sein. Dann wird sich der deutsche Rundfunk eine weit­­ meinde schaffen, wie sie begeisterter und dankbarer innerhalb der Reichsgrenzen finden ist. z Daß der Zeesener Sender auch den anderen Völ­­kern zugute kommt, daß es nüßlich erscheint, auch Nord- und Südamerikaner, Russen, Spanier und Japaner mit deutschen Sendungen zu beliefern, ist ja selbstverständlich. Aber die wichtigste Aufgabe, die der neue Sender zu erfüllen hat, ist noch die: ein einigendes Band um alle Deutschen auf der Erde zu schlingen.­ ­ Ein einigendes Band um alle Deutschen auf der Erde | * «| ter Qutalitätztyd mögli Dhe Deutschen eite Hörge- — | „. ' Von Wo Prinz Eugens Peter Jung tapfte Heere Stritten einst für deutsche Ehre: Zwischen Heren und Gebüsch Glänzt nur grüner Weideplüsch. Aus den Augen alter Mauern Sieht man keine Späher lauern, Keine Blitze zucken auf Und es klirrt kein Degenknauf. Keine Fahne sieht man flattern, Keine Salve hört man m­attern, Und sein Reiter stürmt voran­­ Auf dem weiten Wiesenplan. Alles wechselt wild hienieden, Und der Kampf Den der Halbmond ist längst entschieden, einst im Flug Bis an Deutschlands Tore trug, | BE. (a. 558 Verschollene | Von Prof. Josef Striegl Wirkliche Talente haben wir Banater Schwaben nicht allzuviele. Ueberragende Größen, deren Na­­men auch außerhalb der Grenzen unserer engeren Heimat bekannt sind, nur ganz wenige. Es wäre aber eine Herabsezung und Geringschäßung unseres eige­­nen Wesens, wenn wir sagen möchten, wir wären ein untalentiertes Volk. Denn, wo wir unsere Hand ans Werk legen, erzielen wir stets Erfolge, deren wir uns nicht zu schämen brauchen. Und dennoch kennen wir nur ganz wenige solcher Talente, auf die wir alle stolz sein könnten. Was mag wohl die Ursache des­­sen sein? Wo sind sie, die sich auf dem Gebiete der­ Literatur, der Kunst oder der Wissenschaften, sei es im Theorie oder in Praxis, ganz besonders hervorgetan hätten? Diese Fragen bedürfen einer Erörterung und dürfen uns nicht gleichgültig sein, unserer deutschen als Taglöhner dahindarben, ein mancher hätte sich : Die Politik war schuld daran,­­ unsere unglückse­­lige Vergangenheit. Unglükselig in Bezug auf das Wir haben aber auch noch viele andere verschol­­lene Talente. Namenlose Helden, die den göttlichen Funken zwar im Herzen trugen, vermochten sich aber nicht zu entfalten, weil ihr Talent bereits im Keime erstickte. Sie konnten sich nicht emporringen,­­weil prüdende Armut, in vielen Fällen Unverständnis oder Gleichgültigkeit sie nicht an die reich sprudelnde Quelle des Wissens herbeiließen. Der vielleicht ein hervorragender Künstler hätte werden können, mußte ! Der größte Teil unserer Talente ist verschollen und eug für ewig verloren. Denn sie bereicherten die Kultur einer fremden Nation. Sie gingen in fremdem Volks­tum auf und lebten sich in fremder Sprache, in fremdem Milieu aus. Ein Tömörkeny Istvan, Banız ter Abstammung, mit dem ursprünglichen Namen Stefan Steingaßner, schrieb seine berühmten Werke in magyarischer Sprache und nahm seine Figuren aus dem Bauernleben des magyarischen Tieflandes. Der Verfcieger Franz Herzog schuf sich auf literarischem Gebiete als Herczeg Ferencz einen in ganz Europa kklingenden Namen. Und da könnte man doch eines ganze Reihe talentierter Schwabensöhne hervorzäh­­len, die, aus unserer Mitte hervorgegangen, fremden Nation Glanz und Ruhm verschafften. einer Es sind verschollene Talente, nicht als Talente, sondern als Deutsche, als Schwaben. Völkische. Wir lernten fremde Gößen anbeten und vergaßen unserer deutschen Art. Kultur.­­ Fer

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