Neppendorfer Blätter, 1925 (Jahrgang 23, nr. 3-52)

1925-01-18 / nr. 3

­­ TE run­de Meppendorfer Blätter Seite 3 Was wirst du uns bringen, du kommendes Jahr! Ein frohes Gelingen? Not, Kummer, Gefahr ? Ein gänzli­­cherjagen ? Den Weg aus der Nacht ? So werden dir Fragen entgegengebracht. Zum Jahreswecsel. Wir fragen und sorgen, doch redest du nicht. Wem kündet der Morgen des Abends Gesicht! Mer kann denn ergründen, — mir find ja so blind — wo Ströme einfft münden, die Quellen noch: find ! _ Dir laufchen beklemmen dem dröhnenden Schall. Doch siegt auch verschwommen die Zukunft im AI, dem Neujahr ein Profit, vertrauend dem Herrn: Einst wird wieder blinken manc­ finkender Stern! « . Uebereifer. Im Tageblatt fand zu lesen: Der vertauschte Schirm. Es regnet auf der Straße in Strömen. Ein Herr, der ohne Schirm seiner Wege geht, sieht vor sich einen andern gehen, den er für seinen Freund X hält und den er deshalb mit den Worten: „Hallo, gib mir sofort den Schirm!“ Bordial in den Rücken stößt. Zu seinem Screcen sieht er, daß der Mann, der sie auf die freundschaftliche Aufforderung umdreht, ein M­ildfremder is. Seine V­erblüffung steigert sich aber, als ihm der Mann mit allen eidigen nervöser Erregung den Schirm einhändigt und stottert: „V­erzeihen Sie gütig ich — ich wußte nicht, daß er Ihnen ge­­hört.“ Aber das it noch gar nichts! Dieser Tage be­ nußte ein Industrieller spät abends die Straßenbahn, um einen Brief nach dem Bahnhof zu fragen. Als er vom Wagen abstieg, fühlte er plößlich einen Stoß und stellte gleichzeitig fest, daß seine Taschenuhr verschwun­­­den war. Ohne einen Zweifel über die Persönlichkeit des Diebes zu haben, jeßte er einem Herrn nach, stellte ihn mit vorgehaltenem Revolver und schrie ihn an: „Gib mir die Uhr, oder ich schieße dich nieder !“ Der Unbekannte folgte eingeschüchtert dieser Aufforde­­rung. Der Industrielle legte seinen Weg fort, gab den Brief auf und kehrte nach Hause zurükk, um seiner Frau von seiner Geistesgegenwart zu berichten. Die aber rief entreßt aus: „Um Gottes willen, was hast du denn da getan?* und zeigte auf den Tisch, wo die Uhr lag, die der vergeßliche Mann liegen gelassen hatte. Da wurde der Herr Industrielle aber sehr klein­­laut, was wir begreifen können. Go kann man aus lauter Verstreutheit zum wahrhaftigen Straßenräuber avancieren ! — Gar nichts fehlt ihr. Einen hat sie ja bereits, und der zweite wird heute noch bei Heldenberg bestellt ! ‚Schnell abgeholien. — Ihre Tochter ist ein Engel, Herr Neureich, wenn ihr auch die­ Flügel fehlen. g Schüttelreim. Der Nachtschwärmer. Beim Morgengrauen nacht zu Bett er wankte, weil ihm vor einem Donner weiter bangte. Sa, aber nur... Frau Neureich: Kennen Sie Richhard Wagner? Frau Raffke: Wagner? — D­­a, aber nur vom Sehen! Die schlechten Zigarren. — Du glaubst nicht, lieber Freund, was du mir mit deinem Weihnachtsgeschenk, dem Kirchen Zigar­­ren, für eine Freude gemacht hast! Mein Leben lang werde ich dir dankbar sein, denn endlich, endlich habe ich mir das verfluchte gesundheitsschädlige Rauchen abgewöhnt! Der schlaue Hannes. Das Neugeborene schreit fürchterlich. Die Mutter wiegt es eine Meile, da sie aber viel zu tun hat, soll der Mann, der am eifer die Pfeife raucht, weil er­­wiegen. „Romm’ ber, hannes,“ sagt seine Eheliebste, „wieg’ du jet ä biffel, ’s is ja auch­ deine Hälfte.“ — „Laß mich in Ruh’!“ antwortet Hannes: „MWieg’ du deine S Hälfte, ich laß meine schrei’n !“ Allerlei. Nur in einem Falle gestattet dir die gute Sitte, eine fremde Frau ‚zu umarmen, — wenn man Musik dazu macht. — Wenn man etwas behaupten will­, ruft man Gott zum Zeugen, weil er niemals widerspricht. Ueber den Einwurf eines Gescheiten läßt sich streiten ; bei der Entgegnung eines Dummen muß­ man verstummen. — Die Freundschaft endigt, wo das Darlehen beginnt. „Unbrodan“ heilt Tiber Gicht und Rheuma R

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