Lustige Welt, 1930 (Jahrgang 28, nr. 1-51)

1930-01-01 / nr. 1

; ET BE « Sylvesternacht in der Großstadt. Die Banjos schwirrten, melanch­olisch sangen die Sarophone, die Trommel knalterte, und eine Stimme drang schwermütig durch den Raum: „Oh, Hannah!“ Mar ja an der Bar und beschäftigte sich mit einem Getränk und den schönen Augen der Bardame. Plößlich war es Mar, als ob ihn jemand von hinten starr ansähe. Er wandte sich nach den Tanzen­­den um, und versuchte festzustellen, woher der Blick ge­­­­kommen war. Niemand sah ihn an. In seiner Nähe tanzte ein Paar vorüber, das ihm gefiel. Es war ein großer, dicker Mann mit einer Dame, die sein Äußerst gar nicht zu ihm paßte. Sie war schlank, fast ein wenig zu schlank. Ihr schillerndes Kleid­­ aus Gilbertamee trug fteie Ausschnitte an Rücken und Brust. Sebt wandte sie Mar das Gesicht zu und sah ihn an. Mar fühlte, daßs dieser­ Blick etwas bedeuten sollte. Sicher war sie es an gewesen, die ihn vorhin angeblickt hatte, als er mit der Bardame sprach. Was aber in aller Welt konnte diesser Blick bedeuten? Noch­­ immer starrte sie ihn aus ihren hellgrauen großen Augen an, die unter schwarz bemalten Brauen saßen, bis ihr Tänzer sie so führte, daß Mar ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte. Mar wandte ic ich zu seinem Getränk und nippte­ nachdenklich daran. Als die Musik schwieg, sah er, dab die Dame von ihrem Herrn an einen Tisch geführt wurde, der hinter einer wuchtigen Säule stand, so daß sie nun für Mar verschwunden war. ‚Er wartete darauf, daß der dicke Herr hinter der Er­wartete us der» geblich. Der Dicke hatte also am gleichen Titeh wie sie­­ Säule wieder auftauchen würde, Plan genommen. Möglicherweise war er ihr Gatte. Als die Musik von neuem zu raffeln und lärmen anfing, schritt Mar auf die Säule zu. Richtig, da Jaken die beiden. Er rupfte sich noch­ immer den Schweiß von der Gfirn, sie trommelte un­­geduldig mit den Fingerjeigen auf der Tischplatte. »Darf ich die gnädige Frau zu einem Chharleiten bitten?« Der Djchenickte mehr ehe mal mit dem Kopf,die Dame stand sofort auf,lächelte Max zu und begann sogleich zu tanzen. Max betrachtete sie aufmerksam.Sie war nicht sehlischem Plö­tzlich sagte die Fremde:»Ich möchte Sie um eine große Gefälligkeit bitten. Erschrecken Gie aber nicht, es ist nicht so Schlimm. Ich wende mich an Gie als einen Unbekannten, weil ich keinen andern Auge­­ weg mehr weiß. Ich glaube Ihnen anzusehen, daß Sie Verständnis und Großzügigkeit besißen ; außerdem ver­­bringen Sie, wie ich gemerkt habe, die Neujahrsnacht allein hier, und das kommt mir zugute. “Versprechen Sie mir aber, niemals’ und zu niemand von dem zu reden, was ich Ihnen jeßt sage.“ Marens Beine bewegten si im aufgeregten Takt der Musik, als er erwiderte: „Gnädige Frau können sie ganz auf meine V­erschwiegenheit verlassen.“ „Hören Sie,“ sagte seine Tänzerin, „ich liebe einen Mann; es ist aber nicht mein Mann. Mein Mann ist der Herr dort hinter der Säule. Seit ein paar Wochen beobachtet er mich und Fred. Er schleicht immer hinter uns leer und tut dann wer weiß wie freundlich, wenn er uns zusammen erwischt. Wir haben unsere Zusammen­­künfte Show einschränken müssen. Ich bin jedoch über­­zeugt, er weiß alles. Stellen Sie ich vor, welchen Schreck ich bekam, als ich vorhin Fred hier auftauchen sah. Ist mit ein paar Freunden gekommen, dieser und vorsichtige Zunge. Natürlich bloß, um in meiner Nähe zu sein. Er hat uns begrüßt und mich schon zweimal zum Tanzen aufgefordert. Ich fürchte eine Szene. Mein Mann­ wird sehr leicht erregt, und deshalb möchte ich Sie bitten, mit mir heute noch öfter zu tanzen, und zwar bitte ich besonders, Fred möglichhst zuvorzukommen.“ Die Musik brach ab. Die Paare blieben stehen und gaben durch Klalchen dem Wunsch nach einer Wiederholung des Tanzes Ausdruck. Sofort begann die Jazzband wieder zu spielen. Die Dame fuhr fort: „Ich hoffe, Sie sind modern genug, um mich wegen einer solchen Bitte, die im Mund einer Frau ungewöhnlich klingen mag, nicht zu ver­urteilen.“ . Mai erwiderte: „Ic werde mit dem größten Bergnagen Ihren Wunsch erfüllen, gnädige Frau. Ich verstehe, die Eifersucht Ihres Gatten soll von Fred abgelenkt werden. Ich finde den als wirklich recht nett.“ „Sehen Sie, das dort ist Fred, er schaut dauernd hierher, er ist zu unvorsichtig ... .* Mar tanzte in dieser Silvesternacht fünfmal mit der Gattin des dicken Herrn. Um 1 Uhr, als die Musik das neue Jahr mit gellenden Tönen und Trommelschlägen begrüßt hatte und die Zuffigkeit auf der Höhe fand, verließ der Dicke mit Daily die Diele. Sie hatte Mar auf seinen Wunsch ihren Namen ver­­raten. Mar folgte dem Paar mit den Augen und sah dann auf Fred. Zu seinem Erstaunen hatte sich Fred neben eine sehr junge, hübscge Dame an einen anderen Tusch­ gefegt. Mar rief den Oberkellner : „Zahlen !“ Der Kellner überreichte ihm die Rechnung. Mar griff ka ae dose Die Tale war fort. 33% et 1293

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