Neuer Weg, 1970. november (22. évfolyam, 6684-6708. szám)

1970-11-25 / 6704. szám

I Die Zeitung erscheint täglich (ausser Montag). Abonnements : einmonatig 8 Lei, Vierteljährig 24 Lei, halbjährig 48 Lei, ganzjährig 96 Lei. — Bestellungen werden von den Postämtern, den Briefträgern und den freiwilligen Zeitungsverteilern entgegengenommen 1 BIBLIOTECA,,ASTRA"! Ii c; I a I I I____I Neuerwen Politische Tageszeitung in der Sozialistischen Republik Rumänien 22. Jahrgang / Nr. 6704 Bukarest, Mittwoch, 25. November 1970 Proletarier aller Länder, vereinigt euch! Redaktion und Verwaltung: Bukarest, Piaţa Scinteii, Telefon: 17 6010,. 17 60 20 (Zentrale), 18 1217 (Redaktion), 18 16 92 (Verwaltung). — Redaktionsvertretungen in Temesvár, Kronstadt, Hermannstadt, Arad, Reschitza, Mediasch, Hunedoara, Lugosch, Agnetheln, Bistritz, Schässburg, Sathmar Einzelpreis 30 Bani Investvorbereitungen 1971 dulden keinen Aufschub Im Kreis Temesch stehen noch die Hälfte der Bauunterlagen aus / Baubetriebe dürfen nicht am falschen Ende sparen Temesvár (NW). — Die Investarbeiten, die im Kreis Temesch 1971 durchgeführt werden sollen, sind um etwa 15 Prozent umfang- t reicher als die im Plan für das laufende Jahr vorgesehenen. Es ist des­halb nur selbstverständlich, dass man diesen Arbeiten schon jetzt volle Aufmerksamkeit schenkt, zumal ein Teil dieser Investarbeiten in diesem Jahr in Angriff genommen wurde, um sie im nächsten Jahr zu vollen­den oder weiterzuführen. Wie notwendig das ist, hat eine dieser (• Tage auf Kreisebene vorgenommene Ana­lyse bestätigt, bei der festgestellt wurde, dass es auch diesmal Versäumnisse und Verzögerungen gibt, die, wenn sie nicht , energisch behoben werden, zu ebensol­chen oder gar grösseren Schwierigkeiten bei der Erfüllung des Investplans führen könnten, wie man sie an diesem Jahres­ende bei einigen Objekten hat. Worum geht es konkret ? Von den 16 Investar­beiten, die bereits in diesem Jahr in An­griff genommen werden sollten, wurden zwar 15 begonnen (während an der letz- . ten erst die Vorbereitungen zur Eröff­nung der Baustelle im Gange sind), aber das für dieses Jahr vorgesehene Bauvolu­men ist bisher nur zu 49 Prozent erfüllt « worden. Eine recht dünne Grundlage. Was die Erstellung der Bauunterlagen betrifft, die für Arbeiten, die 1971 weiter­geführt werden, bereits am 1. Oktober * hätten vorliegen müssen (für neu zu be­ginnende Arbeiten heisst der Stichtag 1. Dezember), steht man auch nicht glän­zend. Obwohl man einigen Investträgern ^“''"bescheinigen kann, dass sie sich redlich bemühten (Dermatina, 6 Martie, Auto- Transportunternehmen u. a-), liegen auf Kreisebene erst 45 Prozent der Unterla­gen für die 1971 durchzuführenden Arbei­ten vor. Die Betriebe der Chemieindu­strie verfügen erst über ein Drittel (35 Prozent), die des Maschinenbaus über knapp die Hälfte (49 Prozent) der not­wendigen Unterlagen. Grosse Rückstände gibt es vor allem bei den Bauunterlagen, die für die Arbeiten bei „Tehnometal“, „Electromotor“, „Ceramica“ Hatzfeld und bei der Hanfrösterei Grosssanktnikolaus notwendig sind. Das schafft den Baube­trieben Schwierigkeiten bei der bedarfs­gerechten Materialversorgung und bei der entsprechenden Vorbereitung des Bauge­schehens. Man darf den Baubetrieben nicht auf die Dauer zumuten, dass sie in der zwei­ten Jahreshälfte all das verkraften, was sie bei etwas mehr Rührigkeit der Be­darfsträger in der ersten Jahreshälfte hätten bauen können, und muss die feh­lenden Bauunterlagen schleunigst bereit­stellen. Was man den Baubetrieben aber ohne weiteres zumuten darf, ist, dass sie die Gelder, die sie für die Organisierung der Baustellen kassieren, auch dafür ver­wenden und sich nicht durch falsch ver­standene Einsparungen bei der Anlegung von Zufahrtswegen, Leitungen usw., wie dies auf den meisten Baustellen geschieht, die im Winter ohnehin schwere Arbeit noch zusätzlich komplizieren. Ein Bereich, in dem man diesmal we­sentlich besser steht als in vergangenen Jahren, ist die Kontraktierung der tech­nologischen Anlagen und Ausrüstungen. Aber auch hier darf man sich nicht mit dem Erreichten zufriedengeben, zumal einige Bedarfsträger noch wichtige Auf­träge zu vergeben haben und selbst Im­portanlagen im Werte von 18 Millionen Lei noch nicht bestellt sind. Waggonfabrik in Caracal Jahresproduktion sieht 4800 Güter- und Kesselwagen vor Craiova. — In der Stadt Caracal ist mit dem Bau eines neuen Waggonwerks be­gonnen worden. Die neue Industrieeinheit wird nach Entwürfen des Projektierungs­instituts für Maschinenbau errichtet, wäh­rend die Anlagen. die hier aufgestellt werden sollen, zum Grossteil im Lande hergestellt werden. Bei Erreichung der Endkapazität ist eine Jahresproduktion von insgesamt 4800 Vierachsern — Güter­und Kesselwagen — vorgesehen. 4 Fahrzeugbau vergrössert Sortiment Schwerlaster von 12 Tonnen vor Fertigung . Kronstadt. — Die Herstellerbetriebe der Industriezentrale für LKW- und Trak­torenbau haben im Laufe dieses Jahres mehrere Fahrzeug'muster in Fertigung ge- , nomnten, zu denen zwei vervollkomm­nte, allradgetriebene Schleppertypen von 65 PS und der schwere Raupenschlepper von 150 PS mit Frontallader von 1,6 cbm zählen. Die Lastkraftwagenbauer brachten ein neues Fahrgestell für Betontranspor­ter heraus. Gegenwärtig wird ein Schwer­laster von 12 Tonnen mit Dieselmotor in Fertigung genommen. Auch die Zubehörindustrie ist bei der Fertigungsaufnahme neuer Bauteile sehr rege. Das Kühler- und Kabelwerk in Kronstadt baut für den Dacia 1300 einen neuen Kühler. Das Herrriannstädter Auto­ersatzteilwerk brachte Stossdämpfer und Scheibenwischer heraus. Im Automeca­­nica-Werk in Mediasch steht ein Schleppzug in Fertigung, der für den Transport von Treibstoffen ausgelegt ist. “ Die Mîrşa-Werke bereiten die Fertigung eines luftbereiften Landwirtschaftsanhän­gers von 5 Tonnen vor. Zu den Neuhei­ten des Bukarester Autobuzul-Werks zählt «ein Nutzfahrzeug von 1,2 Tonnen und ein moderner Rettungswagen vom Typ TV 52 S. Tiefste Sonde Olteniens Craiova. — Die tiefste Bohrung Olte­niens hat dieser Tage das Unternehmen für Erdölbohrungen Craiova niederge­bracht. Dabei wurde eine moderne Anla­ge rumänischer Bauart verwendet, die eine Tiefe von mehr als 6020 Metern er­reicht. Diese Tiefe bedeutet einen neuen Rekord, da die bisherige tiefste Sonde (Nr. 901 Ţicleni) nur 6019 Meter in die Erde drang. Zur Zeit wird an der Nieder­bringung weiterer drei Tiefbohrungen in verschiedenen Erdölfeldern Olteniens ge­arbeitet. Wie wird das Wetter? Die letzten 48 Stunden: Das über ganz Europa lagernde kontinentale Tief hat Rumänien erfasst. Gleichzeitig ist ein Hoch­druckgebiet eingedrungen, das in weUen Teilen des Landes trockenes Wetter und eine weitere Abkühlung verursacht hat. Dadurch lagen die gestrigen Tageswerte verhältnismässig niedriger als die nächtlichen Tiefstwerte. Weiterentwicklung : Der Einfluss des Hochdruckgebiets hält an. Dadurch kaltes, doch überwiegend niederschlagsfreies Wetter, örtliche Niederschläge nur im Südosten des Landes. Nächtliche Tiefstwerte zwischen minus 5 und 5 Grad, Tageshöchstwerte 4 bis 12 Grad. Gebirge : Kühl bis kalt bei überwiegend wolkenlosem Himmel. Vereinzelte Schneefälle in den Ostkarpaten. In den Tälern Morgen­nebel. Die Schneedecke : Paring — 22 cm, Omul — 8 cm, Hohe Rinne — 21 cm, Semenik — 10 cm, Ţarcu — 4 cm. Staatstheater Hermannstadt, deutsche Abteilung „ICH BIN NICHT DER EIFFELTURM Das Erfolgsstück Ecaterina Oproius wurde bisher in zehn europäischen Ländern aufgeführt. Gegenwärtig erfolgen Inszenierungen in New York, in der DDR, in der Tschecho­slowakei, in Ungarn, Japan und Jugoslawien „Ich bin nicht der Eiffelturm“ am 26. November, 20 Uhr, in Bukarest Studio-Saal des Nationaltheaters In den Hauptrollen Ingrid O y n t z e n und Christian Maurer Am 27. November im gleichen Saal „UNSRE KLEINE STADT von Thorrtton Wilder Karten an der Theaterkasse Staatstheater Hermannstadt, deutsche Abteilung Tagesspiegel Sprachgesellschaft gegründet Bukarest. — In der Hauptstadt ist die Rumänische Gesellschaft für Sprachwissenschaft gegründet wor­den. Die Gesellschaft will, wie auf der Gründungssitzung erklärt wurde, vor allem Fachleute dieses For­schungsgebiets zum Studium von all­gemeinen linguistischen Fragen und zu dem der rumänischen Sprache der Gegenwart zusammenfassen. Zum Vorsitzenden des Leitungsrates wurde Akad. Al. Graur gewählt, Sekretär ist Akad. Al. Rosetti. Feierstunde für J. F. Kennedy Dallas. — Mit einer Feierstunde im Parkland-Hospital ist in Dallas der 7. Todestag des in dieser Stadt er­mordeten ehemaligen amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy began­gen worden. Zur Erinnerung an Ken­nedy wurde an der Tür des Spital­zimmers Nr. 1. in dem der Präsident verstarb, ein Kranz niedergelegt. An­schliessend nahmen ungefähr 300 Ju­gendliche aus Texas, Oklahoma und New Mexiko an einer Gedenkstunde im John Kennedy Memóriái von Dal­las teil, das in der Nähe der Stelle errichtet wurde, von wo aus die Schüsse auf Kennedy abgegeben wur­den. England für USA-Airbus ? London. — Die englische Regierung scheint nun einen Ausweg aus dem Dilemma, sich an der Finanzierung des westeuropäischen Airbus-Projekts „A 300 B“ zu beteiligen oder ein ei­genes Projekt „BAC 3-11“ zu bauen, gefunden zu haben. Wie die Londo­ner Tageszeitung „The Times“ berich­tet, ist es möglich, dass beide Vor-' haben aufgegeben werden und sich England für den amerikanischen Airbus „Tristar“ entscheidet, der ge­genwärtig von der Firma „Lockheed“ vorbereitet wird. Die Zeitung behaup­tet, dass die Experten des westeuro­päischen Konsortiums, die am ver­gangenen Wochenende mit britischen Fachleuten zusammentrafen, über die­ses Vorhaben Londons bereits infor­miert wurden. Orsolics protestiert Wien. — Die österreichischen Orga­nisationen, die den Boxsport des Landes steuern, sind mit der Ent­scheidung im Europameisterschafts­kampf zwischen dem Österreicher Orsolics und dem Engländer Ralph Charles nicht zufrieden. Bekanntlich wurde der Fight vom Engländer ent­schieden, der Orsolics in der 12. Run­de k. o. schlug. In einer Eingabe an den Europäischen Boxverband wird nun von österreichischer Seite be­hauptet, dass Charles den entschei­denden Faustschlag anbrachte, nach­dem der Ringrichter das Breck-Zei­­chen gegeben hatte. Die Österreicher wollen auch einen Film vorführen, aus dem einwandfrei hervorgehen soll, dass Charles’ K.o.-Schlag unter die Gürtellinie von Orsolics geführt wurde. „Befreiungsmission“ des Pentagons scheiterte US-Verteidigungsminister gibt neue Version für Bombenangriffe auf DR Vietnam Washington (Agerpres). — Zwei Tage nach der Erklärung, in der US-Verteidi­gungsminister Melvin Laird die Behaup­tung auf gestellt hatte, die Bombenangriffe der amerikanischen Luftwaffe auf das Territorium der DR Vietnam hätten sich nur gegen die nordvietnamesischen Fla. Geschützstellungen gerichtet, hielt dieser eine Pressekonferenz ab, worin er neue Enthüllungen in Verbindung mit den Zie­len dieser Aggression machte. Er infor­mierte die anwesenden Journalisten, dass im Laufe des Angriffs ein Hubschrauber- Sonderkommando tief in das Territo­rium der DR Vietnam bis zu den Aussen­­bezirken der Landeshauptstadt eingedrun­gen sei, in Verfolgung einer sogenannten „Rettungsaktion“ zugunsten der bei frü­heren Bombenangriffen gegen die DR Vietnam in Gefangenschaft geratenen amerikanischen Piloten. Laird gab zu, dass die Mission gescheitert sei. Nach Meinung politischer Beobachter rücken die Behauptungen des US-Vertei­­digungsministers den Luftüberfall auf das Territorium der DR Vietnam in ein neues Licht. Insbesondere werden die schwerwiegenden Folgen des Beschlusses der Washingtoner Administration unter­strichen, eine solche „Mission“ im Luft­raum eines unabhängigen und souverä­nen Staates zu unternehmen. Associated Press berichtet, dass die Gegner des Vietnamkrieges im Senat die Mitteilung „mit Skepsis und Befremden“ aufgenommen haben. Senator Edward Kennedy kritisierte den Entschluss und fügte hinzu, er beklage eine Politik, die solches gestatte. „Meiner Meinung nach ist das rascheste Verfahren, unsere Pilo­ten in Freiheit zu sehen, die Ankündigung unseres Beschlusses über vollständigen Abzug aus Vietnam.“ Proteste gegen die Aggression der Kolonialsöldlinge Weltweite Solidarität mit dem Volke von Guinea Moskau (Agerpres). — Die Regierung der Sowjetunion veröffentlichte eine Er­klärung, worin sie die sofortige Einstel­lung der imperialistischen Aggression ge­gen das Volk von Guinea und den Ab­zug der Kolonialsöldlinge vom Territo­rium des unabhängigen Staates Guinea fordert. Die Sowjetunion unterstützt ent­schlossen den Kampf des Volkes von Guinea sowie die Bemühungen der afri­kanischen Staaten, den Aggressoren eine Abfuhr zu erteilen, und verurteilt ent­schieden die Aktion der Interventionisten und ihrer Beihelfer, die eine Provokation an die Adresse der afrikanischen Staaten und aller für nationale Unabhängigkeit kämpfenden Völker ist. Belgrad. — Präsident Josip Broz Tito gab in Verbindung mit der bewaffneten Intervention in Guinea eine Erklärung ab, worin es heisst, dass „die Völker und die Regierung Jugoslawiens dieses Verbre­chen, dessen Opfer ein freies, fortschritt-liches, nichtpaktgebundenes Land gewor­den ist, auf das energischste verurteilt“. Berlin. — Die Deutsche Demokratische Republik verurteilt entschieden die im­perialistische Aggression gegen die natio­nale Unabhängigkeit und Souveränität des Volkes von Guinea, heisst es in einer Erklärung des Aussenministeriums der DDR. Der skrupellose Überfall der impe­rialistischen Söldner forderte zahlreiche Menschenopfer, und es wurden viele Per­sonen verletzt. Unter den Opfern der im­perialistischen Aggression ist auch der Stellvertretende Botschaftschef der DDR in Guinea, Siegfried Krabs. Auch der Handelsrat der DDR-Botschaft, Helmut Fischer, wurde schwer verletzt. Die DDR stellt sich entschlossen auf die Seite des Volkes von Guinea, das unter Führung Präsident Seku Tures das imperialistische Attentat zurückweist, heisst es in der Er­klärung. Lesen Sie auch auf Seite 2 un­seren Kommentar „Verschwörung der Ko­lonialisten“. Telegramme GENOSSEN NICOLAE CEAUŞESCU Vorsitzender des Staatsrates der Sozialistischen Republik Rumänien Bukarest Ich habe die Ehre, Sie davon in Kenntnis zu setzen, dass die Republik Guinea Gegenstand eines unqualifizierbaren Angriffs des portugiesischen Imperialismus war, der am 22. November d. J„ um 2 Uhr morgens, an mehreren Stellen der Hauptstadt europäische und afrikanische Söldner landete. Diese Aggression ist durch den Ver­such gekennzeichnet, die Errungenschaften, die die guineische sozialistische Revolu­tion im Rahmen der sozialistischen Weltrevolution erzielt hat, zu untergraben Wir sind Ihrer militanten Solidarität sicher. Mit dem Ausdruck hoher Wertschätzung AHMED SEKU TURÉ SEINER EXZELLENZ HERRN AHMED SEKU TURÉ Präsident der Republik Guinea Conakry Ich habe die Ehre. Ihnen den Erhalt Ihrer Botschaft vom 22. November d. J. zu bestätigen. Mit tiefer Empörung habe ich vom Angriff des portugiesischen Imperialismus auf den Staat Guinea, der Landung von Söldnern am 22. November d. J. an ver­schiedenen Stellen der Hauptstadt der Republik Guinea erfahren. Wir sind überzeugt, dass das guineische Volk, ein aktiver Faktor im Kampf gegen Imperialismus, Kolonialismus und Neokolonialismus, unter Führung der Demokratischen Partei Guineas geeint Vorgehen und die Invasionskräfte nieder­ringen wird. Ich versichere Sie, Exzellenz, dass das rumänische Volk und die rumänische Regierung mit dem gerechten Kampf des befreundeten guineischen Volkes für na­tionale Freiheit, Unabhängigkeit und Souveränität, gegen die imperialistische Aggression solidarisch sind. NICOLAE CEAUŞESCU Vorsitzender des Staatsrates der Sozialistischen Republik Rumänien Rundschau international Eine Stadt in Furcht vor Krebs Radioaktiver Sand beim Wohnungsbau verwendet Denver. — Tausende von Einwohnern des kleinen Städtchens Grand Junc­tion im amerikanischen Bundesstaat Colorado werden Tag für Tag radioaktiv bestrahlt. Ihre Häuser stehen festgemauert an den westlichen Ausläufern der Rocky Mountains — auf radioaktivem Müll. In Colorado wird in grossem Umfang Uranerz abgebaut. Bei der Gewinnung des Urans bleiben sandförmige Rück­stände übrig, und dieser „Sand“ wui-de den örtlichen Bauunternehmen von Grand Junction für ihre Zwecke überlassen. Bei den meisten der von 1951 bis 1966 etwa 4000 errichteten Gebäude in dem 20 000- Einwohner-Städtchen wurde auf diese Weise der radioaktive Baustoff verwen­det. Nicht einer dachte in jener Zeit daran, dass dieser „strahlende Sand“ ein Gesundheitsrisiko bedeutet. Nur durch reinen Zufall entdeckten Robert Siek, heute Chef der radiologi­schen Gesundheitsabteilung in Colorado, und Robert Snelling, stellvertretender Direktor im öffentlichen Gesundheits­dienst der Vereinigten Staaten, die leicht­sinnige Verwendung der Uranerz-Rück­stände zum Wohnungsbau in Grand Junction. Kurz erliess die Gesundheits­behörde von Colorado ein entsprechen­des Verbot. Heute übernimmt niemand die Verant­wortung für die Freigabe des radioktiven Abfalls für Bauzwecke. Das Büro der amerikanischen Atomenergiekommission in Grand Junction erklärt, dies falle nicht in seinen Kompetenzbereich. Es wurde darauf verwiesen, dass alle Beteiligten gewusst haben, dass der Sand radium­haltig war. „Damals wurde das jedoch noch nicht als so ein Problem angesehen wie heute.“ Eine Gefahr für die Gesundheit der Bewohner der entsprechenden Häuser besteht durch das Radon — ein Edelgas, das sich beim Zerfall von Radium-Iso­topen entwickelt. Wenn das Radon durch den Beton sickert, bilden sich feste Teil­chen, die eingeatmet — sich in den Lun­gen absetzen und zu Krebs führen kön­nen. Hinzu kommt, dass die radioaktive Strahlung des Radons die Gefahr von Leukämie erhöht. Die möglichen Auswirkungen sind in ihrem Ausmass jedoch noch unbekannt. Erst im vergangenen Frühjahr wurde mit entsprechenden zeitraubenden Studien begonnen, die aber mindestens ein Jahr in Anspruch nehmen werden. Derweil warten die Einwohner von Grand Junc­tion offensichtlich in aller Ruhe ab, wie sich die Dinge entwickeln. Zu ihrer na­hezu stoischen Ruhe hat die Ansicht der Mehrzahl der mit dem Fall befassten Wissenschaftler beigetragen, dass es bei dem geringen Ausmass von radioaktiver Strahlung Jahrzehnte bis zu einer ern­sten Gesundheitsgefährdung dauern wird. Sié lesen heute: AU5LAND Verschwörung der Kolonialisten Zu dem Piratenakt gegen die Republik Guinea My-Lai-Schlüsselfigur vor Gericht Argentiniens Gewerkschaften im Vormarsch Politische Forderungen der Allgemei­nen Arbeitskonföderation (Seite 2) REPORTAGE Bukarester Perspektiven Wie wird die Hauptstadt im Jahre 1990 aussehen ? Einige Bemerkungen zu einer Ausstellung (Seite 3) DER LESER MEINT Briefe an die Radaktion „Haltet den Dieb" auf Infrarot (Seite 4) SPORT / ROMAN (Seite 5) LOKALES : BANAT / SIEBENBÜRGEN (Seite 6) Buchsalon 1970 Von Franz Heinz E s ist zum ersten Male, dass den Fachleuten und dem Leserpublikum eine so umfassende Schau präsentiert wird, ein so weitreichender Einblick in die Buchproduktion unseres Landes. Was hier übersichtlich und geschmackvoll angeordnet wurde, ist zwar ausschliesslich die Pro­duktion des laufenden Jahres, veranschau­licht hingegen recht sichtbar die Tendenz zur Profilierung unserer Verlage, die von einem anspruchsvolleren Buchmarkt gefor­dert wird. Die Vielfalt und Zielsicherheit unserer heutigen Buchproduktion ist das Ergebnis einer unvergessenen, fruchtbaren Tradition und vor allem eines riesigen Arbeitsauf­wands der letzten 25 Jahre. In diesem Zeitraum sind insgesamt 116 000 Titel mit der astronomischen Auflagenhöhe von mehr als 10 Milliarden Exemplaren er­schienen. Noch nie wurden in Rumänien so viele Bücher gedruckt und verkauft; noch nie funktionierte das Bibliothekswesen besser, noch nie haben so viele Bauern gelesen wie heute. Man kann diesen Buchberg kritisch be­leuchten, wie man will — der Weg zu dem heutigen Buchsalon, zu dem heutigen An­gebot unserer Buchhandlungen wäre ohne diesen Berg nicht denkbar, nicht ohne den als Masse gewonnenen und prätentiöser gewordenen Leser. In unserer Gesellschafts­ordnung ist dqs Buch nicht in erster Lini.e Ware, die unverkäuflichen Bestände inter­essieren uns vor allem als Gedankengut, das den Leser nicht erreichte, das er ab­lehnt, weil es möglicherweise daneben­gedacht wurde oder doch künstlerisch da­neben formuliert. Nach wie vor bleibt der, Buchhandel der verlässlichste Test, der al­lerdings den Nachteil der Verspätung auf­­weist, im konkreten Fall nichts mehr än­dern zu können. Man soll jedoch nicht nur, durch Schaden klug werden. Der grosse Buchsalon im Bukarester Dalles-Saal ist darum nicht als Leistungsschau gedacht, sondern als offener und direkter Dialog zwischen Autoren, Verlegern und Lesern. Sehen wir uns im Buchsalon um, so ist dieser permanente Dialog spürbar. Was hier in 1500 Titeln in mehreren Sprachen an Belletristik, politischer Literatur und an Kunstbüchern vorliegt, dürfte, als ein Er« gebnis ständiger Kontaktsuche, dem aktuel­len Bedürfnis des Leserpublikums weitge­hend entsprechen. Die letzte Neuorganisa­tion des Verlagswesens, die einer vielfälti­geren und anspruchsvolleren Buchproduk­tion neue Möglichkeiten erschliesst, macht sich, bei einer genaueren Einsicht, eben nicht nur in der Anzahl der Buchstärttle bemerkbar. Der Kriterion Verlag nimmt sich in die­ser Umgebung grosser Konkurrenz durch­aus nicht als kleinerer Bruder aus. Nicht nur flächenmässig, auch qualitätsmässig, was die Auswahl und Aufmachung des Angebots anbelangt, halten die deutschen und ungarischen Bücher einem Vergleich stand. Unter anderen finden wir Franz Liebhards neuen Essayband ausgestellt, Claus Stephanis erstes Prosabuch, Cezar Petrescus grossen Roman „Das schwarze Gold", die Ferienbuch-Reihe. Bücher, die den Aufgabenkreis des Verlags umreissen. Bestes und Neues aus der einheimischen deutschen Produktion vorzulegen, gut Ge­wähltes aus der rumänischen und der Weltliteratur. Ein Einblick in den Verlags­plan 1971 vervollständigt die Übersicht, „ stimmt den Buchfreund zuversichtlich — vorausgesetzt, dass er zu seinem Exemplar kommt. Denn die Auflage ist noch immer minimal bemessen, oder genauer gesagt, spürbar unter der Nachfrage. Es hat wenig Sinn, sich um immer schönere Bücher zu bemühen, wenn diese für den Leser nicht erreichbar sind. Die schönste Buchausstel­lung schlittert in eine Fragwürdigkeit, die kompetenteste Rezension bleibt in ;diesem Falle eine Geste der Eigenliebe. Wir müssen einräumen, dass der er­wähnte grosse Dialog nicht vor diesem und vor überhaupt keinem Problem halt macht. Eine der wichtigsten Fragen, die auf dem Buchsalon behandelt werden, ist der Buchvertrieb. Wir können uns davon freilich keine Sofortlösung erhoffen. Die Tatsache, dass die meisten Bücher schnell vergriffen sind, ist noch nicht dem Ergebe nis einer Marktforschung gleichzusetzen. Was demgegenüber aber verhindert wer­den muss, ist die Abfindung mit dieser. Sachlage. In zwei Tagen ausverkauft wor­den zu sein, ist für einen Autor nicht un­bedingt erfreulich, wenn es sich um 503 Exemplare handelt. Und auf Kosten de4 Lesers eventuelle Stöcke zu vermeiden) läuft dem Sinn unseres Buchhandels zu­wider. Der Dialog zu diesem Thema darf sich freilich nicht auf das Ereignis be­schränken.

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