Pester Journal - Abendblatt, November 1877 (Jahrgang 4, nr. 158-182)

1877-11-02 / nr. 158

) Budapest,Freitag Übenpblast bes eller Kournel, einen Theil seines Geldes mitnehmen,umfeg dem Vormund zustigen und ihns beweisen zu können,daß der AuSerkorene Bräutigam kein mittelloser Mensch sei.Diesen Rath hatte der Bräutigam befolgt und sein ganzes vorhandenes Bauwer­­k mögen, 225 Gulden, mitgenommen. Am Abend der Ankunft b­at man sich im Hotel natürlich gütlich, den ‚strengen ‘Herrn Dormund suchte die Braut am andern Morgen allein auf. Er sei au­fs Land gefahren, meldete sie dem inzwischen in einer hiesigen Restauration sie erwartenden Bräutigam, und er würde erst Abends gegen 5 Uhr zurückkommen, sie mild­en dann zusammen zu ihm gehen. Im Laufe des Tages macchte das Bräutchen ihren Auser­wählten zu bewegen, ihr die Brief­­tasche mit dem Gelde zur Aufbewahrung zu übergeben und während sie in der Hauptstadt, um die Zeit hinzubringen, herummanderten, zeigte sie ihm auf der Sterepesher Straße ein großes Haus, dessen Ei­genthümer der Vormund sei und in welchem er wohnen sollte. Britt 6 Úer mar das Pärchen vor dem Hause. Sie bat den Bräutigam, kurze Zeit zu war­­ten, sie wolle doch erst mit dem Vormund sprechen und ihn dann heraufholen. Dem Bräutigam leuchtete Dies ein und er mandelte vor dem Hause auf und ab, während sie hineinging. Es verging eine halbe Stunde, eine ganze Stunde, sie kam nicht zurück,­ endlich, nachdem er noch eine Halbe Stunde ge­wartet, ging er in das Haus und erkundigte sich nach der Wohnung des angeblichen Bormundes. Ein Here des Namens, den er nannte, war­ natürlich unbekannt, denn das Haus, welches die zärtliche Braut ‚dem Geliebten bezeichnet, war — der Bazar, der bekanntlich nach der Zabalgasse einen zweiten Ausgang hat, durch den, ohne sich im Hause aufzuhalten, die Ungetreue sich mit der Brieftasche entfernte. Er eilte zurüc nach dem Hotel, wo sie logirt hatten, da erfuhr er, daß vor fast zwei Stunden die „Braut“ den Handloffer, den er mit­­gebracht und in welchen sr einige Offerten und Wäsche be­­fanden, abgeholt habe. Spornstreichs eilte er nach der Eisen­bahn, aber er tam zu spät. Noch ein Glück war er für ihn, daß er einige Gulden besaß, die ihm die Radreise nach Graz ermöglichten, wohin er dann eiligst abgereist ist, in der Hoff­­nung, dort die betrügerische Sirene zu finden, die ihn nach Budapest gelobt, ihn hier zum unfreiwilligen Ritter Toggen­burg gemacht und ihn dabei um 225 Gulden geprellt hat. Bereiteltes Duell. Einer hiesigen Lokalkorrespondenz zufolge wollten sich die Buchhandlungsgehilfen Bela El­e­­fant und Aul&zausner mit elft einer Bi­stole und fü­n­f­z­ig Patronen duelliren. Dem schredli­­chen Blutvergießen wurde aber durch die Polizei, welche Mit­­theilung erhielt über die sich vorbereitende gräßliche Duell­­affaire, vorgebeugt: Die „blutgierigen“ Bücherwirmer wur­den unter Aufsicht gestellt. Ein­ Dorf niedergebrannt. Die in der Nähe von 2­y­rna (Preßburger Komitat) gelegene Dirschaft G­räcz­a, wurde am 28. v. M.,, wie man einem Preßbur­­ger Blatte berichtet, ein Opfer der Flammen. Das ganze Dorf ist ein Aschenhaufen. — An demselben Tage sind noch in weiteren d­r­e­i Dortschaften des Preßburger Komi­­tates größere Brände vorgefallen­ . Kleine Nachrichten. Gestern wurde vor dem Fried­­hofe eine 60jährige Frau von einem Omnibus, dessen Kırzieher Ferdinand Engler heißt, niedergeführt. Die Schwerverlobte ist ins Nochusspital gebracht worden. — Dem Kauf­mann B. Bollaf in der großen Kronengasse wurden Llanell­ und Zuchstide im Merthe von 123 Gulden gestohlen. Die Shäter sind bisher unbekannt: — Baron Baldbaczay ver­saß gestern, wie er behauptet, im Kaffeehaufe „Königin von England" seine Brieftasce mit einem Betrage von 6 Gulden und vielen Notizen. Der edle Baron ist weniger des ver­ ı­lorenen Geldes, als der in Berlust gerathenen Notizen wegen untröstlic. Lettere sollen nämlich auf seine in Aussicht stehende — Thronbefteigung in Bosnien Bezug haben. — Ein Burist fechte sich heute Nachts in einen Komfortable und ließ sich bis zum frühen Morgen in der Stadt herumführen. Als es dann zum Zahlen kam, Der Kutscher brachte ihn auf die Oberstadthauptmannschaft, wo man aber von dem jungen Manne nichts erfahren konnte, da er dort während des Sizens im Barzimmer eingeschlafen und nicht wieder zu erwecken war. Ex befand sich nämlich in­ vollständig berauschten Zustande, Ci neues Ministerpaar. In einem zu Bordeaux erscheinenden französischen Blatte ward dieser Tage Die präußig­se Ministerkeife besprocgen und in dem betreffenden Artikel die Stelle eines preußischen Blattes: „Darauf gaben die Minister Anal und Fall ihre Demission“ mit „les ministres Knall et Fall" u. s. w. überlegt. — Diese beiden Minister sind nahe Verwandte des bekannten Generals Staff. Und sie trinkt body ! Die am­erikanischen Temperenz­ler, namentlich die der Bundeshauptstadt Washington, sind, wie die "W. Norker Handelszeitung" bemerkt, in fnwrchtb­arer Aufregung. „Frau Hayes (die Gemahlin des Präsidenten) hat Wein getrunten," so tönte vor einiger "Zeit die Klage, und alabald wurde eine Bersammlung anberaumt, in der viel gefröhnt und gejeufft, aber endlich doch entschieden wurde : „Sie trinkt nicht! Alles ist pure Berleumdung !" Und nun trintt sie Doch. Zwei edle Germanen aus Louisville sind Zeugen, daß die Landesmutter daselbst ein Glas Lagerbier gei­unten, und aus zweier Zeugen Mund wird bekanntlich allemal die Wahrheit fand. General­feldmarschall Wrangel TF. Der heutige Telegraph überbringt uns aus Berlin die Nachricht, dab Feldmarkhall Wr­ang­el geiten Abend dort ge­storben is. Der Feldmarschall war, wie wir bereits berichte­­ten, seit einiger Zeit bettlägerig und nahmen seine Kräfte von Tag zu Tag ab. Im August feierte er noch sein 80- jähriges Militärdienstjubiläum, und erfreute sich den ganzen Sommer hindurch des besten Wohlseins. Wrangel war eine der populärsten Persönlichkeiten in Preußen. Dazu verhalf ihm seine Berühmtheit als Soldat und seine Liebengunwürdig­­keit im persönlichen Umgange, wobei er nicht selten unmill­­tärlich viel Stoff zum Lachen bot, da er mit der deutschen Sprache beständig auf dem Sriegäfuße lebte. Die Unterschei­­dung des „mir“ und „mich“ bot ihm, gleich­ so vielen echten Preußen, unübermindliche Schwierigkeiten. An biographischen Daten liegen folgende vor: Friedrich Graf von Wrangel wurde am 13. April 1784 zu Stettin geboren. Er trat 1806 als Lieutenant in das Dragonerregiment von Auer, nahm­ an dem Feldzuge von 1807 Theil und zeichnete sich bei Heilsberg aus. m Jahre 1811 ward er Ritlmeister und Eskadrons­­chef, nahm rühmlichen Antheil an den Schlachten von 1813 und ward zum Major befördert. Anfangs 1814 wohnte er der Einshließung von Luxemburg, dann den Gefechten bei Laon und Sezanne bei und wurde im April 1814 zum Oberstlieutenant und Kommandanten des 2. Westpreußischer Dragonerregiments befördert. Im folgenden Jahre rückte er zum Obersten von, er­hielt 1821 008 Kommando der 10. K­avalleriebrigade, wurde 1823 Generalmajor und 1834 Kommandeur der 13. Division in Minster, wo er 1837 energis­che Unruhen kämpfte, welche die Wirren mit dem Erzbischof von Köln hervorgerufen hatten. Im Jahre 1838 wurde er Generallieuterant und ein Jahr später kommandirender General in Königsberg. Mike­sverhältnisse beiten 1842 als Generalfoms ‚mandant seine Beziehung des 2. Armeekorps nach Stettin “Jahre 1845 ward er Chef des ] Im­­deutsch-dänischen Kriege im­ Jahre 1848 erhielt er erklärte er sein Geld zu haben, den Oberbefehl über die deutschen Bundestruppen in Schless­wig-Holstein. Er siegte am 23. April bei Schleswig und drang in Jütland ein, legte aber schon am 8. September den Ober­­befehl nieder, um den in den Marten zu übernehmen Am 9. November rückte er mit den bei Berlin vers­­ammelten Truppen in die Hauptstadt ein, verhängte den Belagerungszustand und stellte die­­ Autorität der Regierung wieder her. Zum General der Kavallerie ernannt, erhielt er 1849 auch noch das Generalkommando des 3. Armeek­rps. Im Sommer 1852 bereiste er auf Einladung des uf­rischen Kaisers und in dessen Gefolge die russischen Staaten und besuchte Konstantinopel. Bei Gelegenheit seines 60jähri­­­gen­­ Dienstjubiläums am 15. August 1856 ward er zum Feldmarschall ernannt. Bei Beginne d­es Deutschdänischen Krieges in Januar des Jahres 1864 erhielt Wrangl das Oberkommando über die alliierte österreichisge praufische Armee trat dasselbe aber im Mai an den Prinzen Friedrich Karl von Breitden ab. Gleichzeitig ward er in den Grafenstand erhoben. zur Folge: Im 3. Rürafsierregimentes. 2. November 1877, Lersen- und Bundelszeitung. —1. Budapest, 2. November. An der Vorbörse wur­­den nach Einlangen besserer Wiener Anfangsturfe Defterr. Kredit zu 215.20 umgefest, Ungar. Kredit 19325 Geld ohne Unfeb. Andere Weiche geschäftslos. Im Getreidegeschäft zeigte sich bei flacher Raufluft auch nur mäßiges Ausgebot und murben feinere Bartien Weizen 74­8. zu fl. 10.65, 77.2 £. zu fl. 11, 1059 Mite. 773 8. zu fl. 11.20 und 600 Mite. 778. zu fl. 11 geschlossen. Gerste flauer, Roggen und Mais ohne Umfaß. Ulance Frühjahrs- Weizen fl. 10.90 nominell. * Die Holzausfuhr aus Doesterrridh-Ungearn hat, nachdem ein mie es scheint vorübergehender Rückschlag einge­treten war, wiederum die Dimensionen der früheren Periode angenommen. Man meldet von bedeutenden Bauschal-Ab­­schlüssen oberungarischer und galizischer Lager nach Nord­­deutschland, erstere nach Berlin und Köln, Tebtere nach Danzig, wohin die wohlfeile Wasserstrafe (San-Weichsel­­Linie) zur Bearfügung fehl. Die im Vorjahre errichteten großen Dampfsägen an der Tarnomw:Leluhomwer Bahn erpor­­tron ahanfalla in n­äherem Ilmfanne ie auch die Mehre­zahl der Bufominaer Werke NA­ARM BeH­NG, em Rheinlande, Elfo-Rothringen und nach Paris. Nach Lyon, Borbeaux und Marseille vermögen die Holyerportelle aus Nord­u­ngarn, Galizien und der Bufom­ina — die mehrere Bersuch­e gelehrt haben — nicht zu konfurieren, da die auch die energische Ausholzung der Militärgrenze frei werdenden Holzmassen den gesammten süßlichen Markt Frankreichs via Zriester Seelinie olfupirt hatten­ zu machen, sagte Frau Amalie zu ihrem Gatten, dag Nahtmütschen anregend: . . . „August, mein ich hätte willen können, daß ich in solche Verwandtschaft füme, ich hätte Dich nie geheirathet !" „Sie sind ein Mörder“, hatte am Tage nach der Verlobung der Doktor Grünberg zu Cäsar gesagt, „hr schlechter Wit hat den SNlettenorden in Geburt umgebracht.“­­ Fünftes Stapitel. Cäsar Hatte darauf mit den Ad­leln gezucht. Adlfidore Hat meinen Spaß sehr schwer auf­genommen, sie hat darüber geweint. Das thut mir bei der ganzen Sache led. Im Medrigen war es ehr für­stig, die verdugten Gesichter zu sehen ; Schade daß Sie nicht dabei waren, Doktor. Aber im Ernste, ich habe eine große Erbitterung gegen mich wachgerufen. Die leeren Knopflöcher der getreuen Unterthanen, die alle auf den Klettenorden hofften, gaben mich hoh­äugig uud­ingrimmig an. Professor Pinkus und Kommerzien­­rath Schmelzer haben in der „Harmonie-Gesellschaft“ neulich Abends allen Ernstes die Frage erörtert, ob ich nicht wegen meines Wißes der herzoglichen Staats­­an­waltschaft denunzirt werden könnte." Der Doktor lachte Hell auf: „Donnerwetter, daß wäre nicht übel, wenn Sie rammt Ihren Stetten und beiden riesigen Menfilanten auf der Anklagebank erschienen: die sämmtlichen Jun­­gen der Feuerrüpelbrigade oder fliegenden Stiefelpußer und­­ beiden riesigen Markthelfer aus Schmelzer’s Habré „Die den Abschied dafür bekommen haben“, sagte Cäsar ; „glücklicher Weise Habe ich sie anderwort wieder untergebracht. Nun meinetwwegen, wenn der Wik auch weiter seine Folgen hat, als daß er diese kleine Welt vor einer neuen Lächerlichkeit bewahrte, so Hat er seinen Zweck mehr al erreicht.“ Der Wik hatte aber auch noch eine andere olge : Isidore, die für Cäsar immer noch eine gewisse Sym­pathie gehegt hatte, fühlte sich durch die Rücsichtslosig­­keit, mit welcher sie dem Gespött des Publikums preis­­gegeben, auf’s Tiefste gettänft und schloß sich inniger als früher ihrem Verlobten an, der wenige Wochen nach jenem Massenball ihr Gatte wurde. 8 war selbstverständlich, daß Cäsar, der mit seiner Familie vollständig zerfallen war, nicht an dem Hochzeitsfeste Theil nahm. Aber er erschien auch nicht zu Ostern an der Familientafel. „Wenn wir den schredlichen Menschen um Dies­sen Breis 108 geworden sind, so will ich gern seine Bosheit vergessen“, sagte die Kommerzienräthin und dachte dabei sentzend an den Entenbraten und die Schin­­fenpartite, mit welchen sie Abschenk­chen gefüttert hatte. Isidore und ihr Gatte risten zustimmend. Nur der Kommerzienrath blichte ernst und düster zur Erde nie­der. Hatte er den Klettenorden noch nicht verschmerzt, der ihm durch Cäsar’s Verhöhnung en­tgangen war? Ober was drühte ihn? Troßdenm, daß sein Mu ih erfüllt und Herr Huth nun Kompagnon und Mitinhaber der Firma Heinrich­ August Brunner war, lag doch eine Woffe auf seiner Stirne, die er nie verzog. Man sah ihn oft über das Hauptbuch gebeugt, stundenlang im Komtoir eigen , doch rechnete er oder arbeitete er nicht, sondern brütete gedankenvoll vor sich hin. Den Arbeitern in der Fabrik wich er aus. Bei frühern festlichen Ereignissen in der Familie der Firma Brunner — die Firma war schon über Hundert Jahre alt und von dem Großvater des Kommerzien­rathes begründet worden — hatten die­ Arbeiter stets durch irgend­eine Aufmerksamkeit ihre Theilnahme an den Gesdiden des Hause gezeigt. Bei Hochzeiten wie bei Kindtaufen hatten sie ein gemeinschaftliches Geschenk gegeben, bei welchem der Werth der „Gabe nicht in dem Preis, sondern in der Gesinnung lag, der sie ihren Urspru­ng verdankte, und die Prinzipalität Hatte darauf Durch einen Act der Feierlichkeit in anderer Vermählung war Form nicht von alledem geschehen. Als ein paar alte, im Geschäft gram gewordene Arbeiter einige Worte darü­­ber gegen ihre Kameraden hatten fallen lassen, ward ihnen mit bitterem Spotte geantwortet. Ob sie dem jungen Paar sie gefragt, hatte sich Groß alledem vielleicht überzählige Arbeitsstunden­­ sdienten Der Kommerzienrath fühlte diese Gleichgültigkeit seiner Arbeiter ehr ein noc immer in dem M­ahne gewiegt, daß zwischen ihm und seinen Arbeitern auch das patriarchalische Verhältniß bestehe, wie dies bei seinen Vorfahren in der Firma der Tall gewesen. (Fortlegung folgt.) der geantwortet. Bei Iitvore'3 heute noch paar follten ? wurden fich durch verlegt. Er KR Telegramme des „Lorr-Bureang.“ Petersburg, 2. November. Dffiziell_ aufs Bogot ' p. 31. Ott. : In dem bei Teltsh am 28. Oktober sattgefundenen Rampfe bieb das Leibgarde ALIEN

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