Oedenburger Zeitung, 1892. Juli (Jahrgang 25, nr. 149-174)

1892-07-01 / nr. 149

Die lieben Gäste erschienen, um den Stand der Weinkulturen zu besichtigen. Sie äußer­­ten sich jede befriedigt von dem Stande der An­­pflanzugen in den­ Nebsschulen und über die mit Veredelungen erzielten schönen Resultate. Trogdem meinten diese Fachmähner, man solle das Haupt­­gewicht auf die sorgfältige Behandlung der infizirten M Weingärten mit Schwefelkohlenstoff legen, welche Ansicht sie mit Beispielen aus ihrer reichen Er­­fahrung erhärteten. &3 ist von unberechenbarem Schaden, daß Unberufene ‚die Bestrebungen solcher Männer wie Pfarrer Renner und Sekretär Kobza in den Zeitungen zu verkleinern suchen. Die Landbevöl­­kerung ist ohnedem indolent,­­ man sie gegen ihren Lehrer mißtrauisch, so geschieht gar nichts zur Fernhaltung der Philioreragefahr. Durch fortwährendes Aneifern, Anregen von Seite der Herren Kobza und Renner aber wird denn doch der so nothwendige Kampf aufge­­nommen. Schöne Resultate haben wir bereit, in Folge der Beiprigung mit Schwefelfohlentoff aufzuweisen und sie würden noch bedeutend glänzender sein, wenn derselbe nicht an Qualität einge­­b­üßt hätte. Schwefelfohlenstoff wie er vor Jahren beschaffen war und wie er heute verkauft wird, ist ein wesentlicher Unterscied. Er ist zwar billiger geworden, aber dafür ohne Vergleich­ unwirksamer. Wir wollen das Augenmerk des Iöbl. Prä­­sidium des landwirthschaftlichen Vereines auf diesen Uebelstand renten, um ehestens Abhilfe zu erwirken, damit den Gemeinden echter Schwefelkohlenstoff wie vor Jahren ausgefolgt werde. As Kuriosum habe ich Schließlich noch zu berichten, daß zu den vielen Schädlingen des Weinstodes neuerdings ein Feuer aufgetaucht ist und hie und da beobachtet wird, nämlich die Schildk­laut (Cochenille) welche hier zwar­ seine großen Dimensionen anzunehmen droht , immerhin jedoch lästig erscheint. Dieses Infekt ist in Mexiko daheim und richtet dort große Verheerungen an. J. H. . Wenn man die entzügenden, tief ergreifenden Töne vernimmt, die der Peruaner der Jaina (einem Nährgeflecht der alten Hirtenflöte nicht unähnlich) entlodt, dann glaubt man unwillkürlich, man sähe den legten Inka weinend und wehlsagend um die Ruinen seiner alten Königsburg schleichen und höre ihn den Fluch des Himmels auf die Gott- und pflichtvergessenen Spanier herabflehen. Sämmtliche Biegen, welche die Zigeuner-Kapelle zur Aufführung brachte, fanden den ungetheilten Beifall des p. t. Publikums, welches unausgefeßt applaudirte. Die meisten Säfte wären gern noch länger geblieben, doch endlich magnte der Zeiger der Uhr allen Ernsten daran, daß es die h­öchste Zeit sei, die „abscheulichen“ Stiegen zum Bahnhof „Hinaufzu- Klettern“. Die Musik­apelle sandte ihnen­­ einen schönen Scheidegruß nach bis hinauf auf die waldigen Höhen. — Heute Morgens ging vor Tagesgrauen ein schweres­ Gewitter über unserem Ba­deorte nieder, richtete jedoch glückicherweise seinerlei Schaden an. Uebrigens Hat sich Die Temperatur infolge des Gewitters derart abgekühlt, daß die hiesigen Badegäste zu Mänteln und­­ ihre Zuflucht nehmen mußten. H. AT TEE Csorna, 29. Juni. [Orig.-Korr) (Der Jahrmarkt und seine traurigen Fol­­gen.) Bei günstigem Wetter fand vorgestern der Jahrmarkt statt und war besonders der Viehmarkt reich beihiet. Es wurden 1600 Thiere, zumeist Ochsen, zu guten Breiten verkauft. Ein sehr trauriges Ende nahm der Jahr­­markt für Johann­­ Pfeifermann, der Ge­­schäftsleiter im Gasthause seines Vaters ist. AL derselbe mad; aufreibenden Markte ganz erschöpft fr zur Ruhe begab, verfiel Pfeifermann in so tiefen Schlaf, daß er die Strolche, die in seine Wohnung eindrangen und den Revolver jammt der feinen Geldtasche ihm förmlich unter dem Kopftiften Hervorzogen, gar nicht’hörte. Ja selbst das große Geräusch, das die Aufsprengung der Kästen verursachte, vernahm Pfeifermann nicht und so konnten die Diebe den ganzen Baarvorrath von 800 fl., ferner eine goldene Uhr und Kette, eine silberne Uhr mit zwei Ketten, eine Regale-Obliga­­tion im Werthe von 50 fl, 3 Stüd Arbeitsbücher und sonstigen Schmud, ungestört in ihren Befug nehmen und si unbehelligt zu entfernen. Der verursachte Schaden beträgt an tausend Gulden. Der Eindbrecher muß mit den Lokalverhältnissen sehr vertraut gewesen­ sein. Obzwar Morgens 5 Uhr der Raub bereits bemerkt wurde, sind die Nachforschungen bisher resultatlos geblieben. Ein gemeingefährliches Individuum, das mit sich beim Verhöre in mehrfache Widersprüche geriet­, wurde verhaftet. Der freche Raub­ hat Hier­ enormes Aufftehen erregt. « Duildes und’ Trantiges in den Zigeunerweilen, so daß die­selben uns stets von meuem anheimeln. Lebh­aft erinnern und diese wild rauschenden und sanit verhallenden Töne an die SJavna, das National: Musikinstrument der P­eruaner, Ddessen - herrlichen Klängen wir gelegentlich einmal in Neapel lauschten. Balf(Wolfs),30.Juni.[Orig.-Korr.] (Frequenz. Konzert. — GBemitter.) Der Zudrang zu unseren rühmlichst bekannten Schwefelbädern war am Beter- und Baultage ein so großer, daß Viele infolge des langen Wartens recht ungeduldig wurden, und manche sogar unver­­richteter Sache den Heimweg antreten mußten. Von Nachmittags 3­­, bis Abends 9 Uhr fand gestern, wie bereits angekündigt, im Garten des Badgasthauses ein großes Konzert statt, zu welchem er zahlreiche Gäste von Nah und Fern eingefunden hatten. Die Musik besorgte die Zigeunerkapelle aus Csepregh. Der Zigeuner-Primas ist zwar sein Munczt, allein er ist immerhin ein V­irtuog, und won muß jedes Mal vom neuen sich staunend fragen, wie es möglich ist, Menschen, die seine Ahnung von Noten haben, zu solche vortrefflichen «und es zugleich aber auch etwas Wech­es­­ _ Diufileen zu Schulen. Es liegt etwas ungemein Venettes. Budapest 30. Juni. Finanzminister Dr. Weterle begibt sich Samstag Abends, nach Wien, um mit dem österreichischen Finanzminister bezüglich der seiten3 des VBaluta-Aus­­schusses des österreichischen Abgeordnetenhauses vorgenommenen Wanderungen an den Balutavor­­lagen zu fonferiren. Budapest, 30. Juni. Am 27. Juni hielt General Blajchef Truppenrevue über das 86.­­Infanterie- Regiment, bei welcher Gelegenheit sich vierzehn Mann zum Divisiong-Rapport meldeten und sich über den Wachtmeister eher beschwer­­ten, welcher einen Infanteristen, der lange Haare trug, Petroleum auf den Kopf gegossen und das­­selbe angezündet haben sol, so daß dem Unglück­­lichen die Haare und die Kopfhaut verbrannten. Divisionär Blafchef Hat sofort eine strenge Untersuchung gegen den Obersten Baron Philipp Scotti, Hauptmann Ritter, Theo­­dor Horetich und Wachtmeister Feher, Sämmtliche vom 86. Regiment, angeordnet. Oszlany, 30. Juni. Gestern wütdete hier ein Schredliches Schadenfeuer. 142 Wohnhäuser rammt Nebengebäuden sind gänzlich abgebrannt. 80 Familien sind brod- und obdachlos. Zwei Menschenleben fielen dem Brande zum Opfer. Ora;, 30. Juni. Von zwei Touristen, welche vorgestern auf der Hohen Beiu­h waren, ist einer, ein junger Mann aus München, beim Abfahren über ein Schneefeld abgestürgt und schwerverlegt liegen geblieben. Breslau, 50. Juni. Die „Schlesische Zei­­tung“ erfährt, daß zwischen dem deutschen Reichs­­gesundheitsamt und der österreichisch - ungarischen Regierung Vereinbarungen getroffen sind, um nach Möglichkeit die Einschleppungsgefahr der Cholera aus Rußland zu verhüten. Köln, 30. Juni. Bei einer Kahnfahrt auf dem Emsflusse sind ein Mann und fünf Mäd­­hen ertrunken. 2 .Petersburg, 30. Juni. In Bafu dauert ER fort. In Astradhan selbst ist sein Cholerafall vorgekommen, nur auf den an der Rhede angehaltenen Schiffen sind einige Erkrankungen konstatirt worden. Athen, 30. Juni. Gestern Nachmittags brach im Zolhanfe in Batras einer große Tennersbrunft aus; der größte Theil der Waaren verbrannte; der Schaden ist ein be­­trächtlicher. Christania, 30. Juni. Ministerpräsident Steen machte dem Storthing die Mitteilung, daß das Ministerium seine Demis­­ion eingereicht habe, und daß er somit an den Verhandlungen nicht theilnehmen­ künne. Der Präsident des Storthing beantragte Hierauf Die V­ertagung der Berathungen. Anlasse Seiner ‚Dural aucht­­ Schriftlich zu gratulis Communal-Beitung. Wedenburger Munizipal-Ausschuß. Sigung am 30. Juni. Vorsipender: kön. Rath Bürgermeister Jod. Sind. der­ Borsigende ‚der, Schwad besuchten Beh­andlung die jngst verliegene hohe Auszeichnung­­ -unseres Herrn, Obergespans, Fürsten Paul Esterházy zur Kenntniß , und beantragt aus diesem freudigen ren. (Angenommen). |. « Der Erlaß de Ministerd, daß bezüglich de­s Nu Bien Kellers das angesuchte Erpropriations- Verfahren angeordnet wurde, dient zur Kenntnig. Herr Abt und Stadtpfarrer A. v. Poda unterbreitet für die städt. Bibliothek ein Exemplar der Geschichte der Pfarre und der lath. Gemeinde Dedenburg im Brachteinbande. Laut Ministerial-Erlaß wurde dem Herren Grafen Alstander Haller und Genossen die von und bereits mitgetheilte Barkonzession für eine Eissenbahn von Dedenburg nach Breu­­burg und Nebenlinien ertheilt. Der Bürgermeister theilt bei diesem Anlasse mit, daß die Situation für das Zustandekommen dieser Bahn durch Anschluß mehrerer Großgrund­­befiger, Fabriken und der erzherzoglichen Guts­­verwaltung in Ung.-Altenburg ji insoferne günstig gestaltet, als mit ziemlicher Gewißheit die Zeichnung der erforderlichen Stammak­ien in Aussicht gestellt werden könne. Die jüngst in Pozsony diesbezüglich stattgehabte Konferenz betraute unseren Bürger­­meister wegen der Finanzirung mit mehreren Geld­­instituten in Verhandlungen zu treten.­­ Das­­ Regulativ bezüglich der Wesserleitung wurde vom Ministerium genehmigt. Die Erhöhung des Diurnums für die städt. Diurnisten wurde vom Minister des Innern ge­­nehmigt. Die Flüssigmachung der erhöhten Diurnen vom 1. Mai an wurde bewilligt. Die Kosten der am Anlaß des Krönungs- Jubiläums veranstalteten Öltlichkeiten betrugen 1271 fl. 45 fl. Dem Arrangirungs-Komite wurde der Dank votirt. Das Kontrasts-Verhältnis mit dem Theater- Direktor Leopold Straßmeyer wurde mit einer Majorität von zwei Stimmen gelöst. Dr. Kania­­ führte aus, daß Direktor Straßmeyer den Anforderungen nicht entsprochen habe und im Publikum die Unzufriedenheit immer mehr und mehr um sich gegriffen habe. Abgesehen von den Schwierigkeiten bei Erlegung der Kaution, verrietd die Zusammenstellung des Wepertoird wenig Geschmach und auch das Personal war nicht komplett. — Georg Dörfler plaidirt für die Aufrechthaltung des Kontrasts mit Straßmeyer, der stets redlich bemüht war den Th­eaterbesuchern genußvolle Abende zu bereiten. — Advokat Hering befürchtet nur, daß Straßmeyer seinen Verpflich­­tungen nicht werde nachkommen künnen und schließt sich dem Antrage des Magistrats auf Lösung des Bertraged3 an. — Der Bürgermeister macht auf­­merksam, daß es bereits harte Zeit sei das Theater zu vergeben, da laut den einlangenden Aufschriften verschiedener Direktoren dieselben sonst nicht in der Lage wären ein treffliches Ensemble zu­­ammenzustellen. Es wurde hierauf abgestimmt, wobei sich 14 für die Aufrechthaltung und 16 für die Lösung des Kontrast­-Verhältnisses erklärten; mehrere Herren, wie der Herr Stadtfiskal Gebhardt, Dr. Töpfer enthielten si der Abstimmung. E 3 wurde gleichzeitig beschlossen, mit Rücksicht auf die Kürze der Zeit, den Magistrat im Vereine mit der Theaterkommission wegen Bewegung der Theater»­leitung zu­­ betrauen. Das alte Rathbaus wird demolirt und die Repräsentanz bewilligte hiefür die Summe von 3000 fl.­­ Mit der Leitung der Demolirm­gd- Arbeiten wurde Here Jejchef, der gleichzeitig auch die Verantwortung trägt, betraut, und erhält derselbe Hiefür. 300 fl.­­­ . Das Baukapital für das neue Rathhaus in der Höhe von 335.000 fl. wird im Darlehens­­wege beschaffen und der Magistrat angemieten sich in erster Reihe mit der Ungarischen Hypothesen­­bank in Budapest in Kontrakt zu jehen. Ansicht des Stadtpfarrers Poda, daß die in der­ Kafsa vorhandenen 80.000 "fl, zu diesem Bweche, flüssig gemacht werden mögen, trat mit sehr stich­­­haltigen Argumenten Stadtsilial Gebhardt ent­­gegen. Derselbe kann sich aus finanzpolitischen Gesichtspunkten nicht für die Stoffigmagung er­­klären, nachdem eine Kommune wie Dedenburg stets einen Baarvorrath haben sol und außerdem ein solches Kapital nicht auf den Markt geworfen werden dürfe.­­ Die Fenster der Mannarts-Gebäude in der Iweiten Infanterie-Kaserne mit einem Kostenauf­­­­wande von­ 220 fl. 80 fl. erhalten eiserne L­üf­­tungsflügel. Die Anträge der Hotelbau-Kommission in Betreff theilweifer Modifikation der Hotelpläne und in­ Betreff der Bassierung von 1300 fl. Mehr­­stosten für die Zundierung wurden angenommen. Ber PTR zur Sassrechnung, bringt.­­ Der Antrag des.­ Stadthauptmannamtes in Betreff der im Wojenmeister- Gebäude zu errichtenden Dundefotter wurde angenommen. Die Summe von 490 fl. wird aus dem Extra­­ordinarium bestritten. Die sogleiche Herstellung­­ eines Geschotterten Zußtwrges, vor den durch die Herren Kerndl, Der.i;i? | EEE EEE EEE

Next