Oedenburger Zeitung, 1904. September (Jahrgang 37, nr. 199-223)

1904-09-01 / nr. 199

@ | N | F F | BR | Ba ‚ dem Ausgleich mit Oesterreich, sowie bei den internationalen Handelsverträgen, unsere vitalsten wirthschaftlichen Interessen zu wahren. Oedenburger Zeitung. FT" VENEN.) 1. September 1904. Bom S Kriegsschaupfabe in Oflaften. Sopren, 31. August. Heute liegen seine Meldungen von be­­sondern Belange vor. Die Entscheidung ist weder in der Mandschurei, noch vor Port Arthur gefallen. Wie immer, sind die von beiden Seiten einlaufenden Nachrichten so widerspruchsvoll, daß sie eine richtige Orien­­tirung nicht zulassen. Die aus englischer Duelle fließenden telegraphischen Kriegeberichte lauten allerdings den Japanern günstig, doch hat die Erfahrung gelehrt, daß auch Die englischen Zeitungen dieses Mal mehr auf Sensation, ald auf Zuverläßlichkeit Gewicht legen. Sicher ist nur Eines, daß General Kouropattin die N­üd­wärtebewegung ununterbrochen fortlegt. Dem "Daily Telegraph" wird recht aus Tichifu gemeldet, daß der vorwöchentliche große japanische Sturm auf Port Arthur mißglüct sei. Die Ja­­paner konnten sich blos der beiden kleinen Außenforte 10 und 11 bemäc­htigen, doch mußten auch diese wieder geräumt werden, da sie von den höher gelegenen russischen Festungs­­werten ringsum wirksam beschaffen wurden. Eine andere Depeiche erzählt, daß das viel­­genannte Fort Nr. 5 nicht weniger als viermal die Befiger wechselte. Aus P­etersburg liegt ein kaiserlicher Tagesbefehl vor, demzufolge allen unter den Vertheidigeren Bort Arthur befindlichen Militärchargen vom 1. Mai 1904 an bis zur Beendigung der Belagerung ein Monat gleich einem vollen Dienstjahre berechnet wird. Der Kaiser verlieh General Stöjfel für seine Tapferkeit das Georgskreuz III. Klasse, Rau vom mandschurischen Kriegsschauplag vorliegenden Nach­­richten, stellen sich nach verläßlichen Schoßungen der drei japanischen Armeen um Ziaojang gegenwärtig auf 330.000 Mann mit 940 Geschügen. Während der jüngsten Kampfpause erhielt General DE u 30.000 Mann Verstärkungen, die 140 Geschüge mitbrachten und um den 12. August in Inlou landeten. Die Hälfte dieser Mannschaften wurde der japanischen Garnison auf der Insel Zormoja entnommen. Ueber die Räumung Ampings duch die R­ussen wird gemeldet : Das gesammte russische Armeekorps, das seit dem 31. Juli auf beiden Seiten der Straße nach Amping konzentrirt war, trat Freitag Nachmittag den Rückzug gegen Liaoyang an, räumte Amping und mußte während des Marsches nahezu ununterbrochen Rückzugs­­gefechte mit den unnachdrängenden Japanern auskämpfen, doch gelang es den Rufen, ihre Verwundeten mitzuführen ; die Gefallenen­­ wurden unterwegs beerdigt. Die japanischen Patrouillen drangen bis­ auf zwölf englische Meilen gegen Liaoiang vor. Die enormen russischen Truppen masfen, die Amping räumten und sich in die weite Ebene im Osten Liaoyangs ergoffen, scheinen­­ diese fest biß mnapp an die altert­ümliche Stadt­­mauer zu füllen. Ein Theil der Truppen wurde auf den weiten Feldern untergebracht, wo sie bivouah­ren, während neben ihnen auf forhigen Straßen gegen Liaojang die schweren Tram­wagen mühevoll vorwärts gebracht werden. Majestät der König Hat dem Kurialrichter Oeterreich- Ungarn.­ ­O Hene Majestät der König trifft laut offizieller Meldung, in Uebereinstimmung mit unserer gestrigen Mittheilung, morgen Donnerstag um halb 8 Uhr Abends aus Zi­­nn der Station Penzing ein und begibt sich ins Schönbrunner Schloß. Er ver­­lautet, daß Se. Majestät schon im der zweiten Hälfte Oktober sich zu längerem Auf­­enthalte nach Budapest und Godwille begibt. — Der König wird von Montag, den 5. September, an in­­ Wien allge­meine Audienzen ertheilen. OD Alerhöchste Auszeicnung. Seine Ludwig Szeremley, aus Anhast seiner auf eigene Bitte erfolgten Benftonirung, als Anerkennung seiner vieljährigen treuen und eifrigen Dienste das Ritterkreuz des Leopold- Ordens verliehen. O Aus dem Armeeverordnungsblatte. Seine Majestät hat die Uebernahme des Obersten Franz, Wacrzel v. Duna Szent- G­yörgy auf sein Ansuchen in den Ruhestand angeordnet und ihm bei diesem Anlaß den Generalmajors charaster ad honores und den Orden der Eisernen Krone dritter Klasse verliefen. Unter Einem wurden pensionirt die Oberste : Konstantin vd. Ost­rich, Johann dv. Liustina und Sofef J­anko­vic und ernannt: zum Kommandanten des bosnisch-herzegovinischen Infanterie-Regiment Nr. 2 der Oberst Sig­­mund Ritter vd. Benigni, zum Komman­­danten der Traindivision Nr. 15 der­­ Oberst­­lieutenant Josef Heilmann und zum Kommandanten der Artillerie-Inspizierung Nr. 2 in Mostar der Major Gustav Nomwal. O Erzherzog Otto. Seine K. u. K. Hoheit ist am 29. d. Nachmittags von Bad Hall in Wien angekommen. Die Kur des Erzherzog war von vollem Erfolge begleitet. Ein Beweis seiner Gesundheit liegt darin, daß Erzherzog Otto sich nach einem kurzen Aufenthalte in Wien nach einem seiner Güter in Galizien begibt, um Dort der Jagd zu obliegen. In Begleitung des Erzherzog befindet sich sein­­­­ Obersthofmeister FZM. von Daublebery.­­ Eine dritte Universität in Ungarn. Der einstige Bischof von Siebenbürgen %oga­­­­rajjy hat vor Jahrzehnten zum Zwecke der Errichtung einer katholischen Uni­­versität in Öyulafehervár eine namhafte Stiftung gemacht, welche derzeit mit Zinsen und sonstigen Dotationen unge­­fähr zwei Millionen Kronen beträgt. Der gegenwärtige Bischof Graf Majlath schicdt er nun an, die Durch­­führung des Projekts ernstlich in Angriff zu nehmen und ist selbst bereit, die Errichtung der Uni­versität mit namhaften Opfern zu fördern.­­ Anfäßlich des Hundertjährigen In­­biläums des Raffael­bistrums trifft in der­­­ Regierung Unterrichtsminister­tretung Der Albert Berzepbiczy am 3. September in Rajja ein, wo er als Gast des Bischofs Bubicz zwei Tage verweilen wird. O. Der Österreichische Kabinetschef in Galizien. Am 28. d. inspizirte in Krakau Ministerpräsident Dr. R. vol. Koerber, nachdem er mit dem Statthalter Grafen Botocki einer stilen Messe hatte, das Oberlandesgericht, sowie das Lan­­desgericht in Zivil- und Strafsachen. Beim Empfange im Oberlandesgericht hielt Präsident Hauser eine längere Ansprache. Na­ Er­­widerung derselben nahm der Ministerpräsi­­dent die Vorstellungen der Gerichtsfunktionäre, sowie einer Reihe von Deputationen entgegen. Sodann folgte die Besichtigung des Spitals der Barmhderzigen Brüder und der metallur­­beigewohnt­­ au­chen Landesausstellung, die der Minister­­präsident als neuerlichen Beweis den ernsten Bestrebungen Galiziens begrüßte, das Gebiet industriellen Schaffens erfolgreich zu betreten. Nach dem Besuch der metallurgischen Ausstel­­lung nahm W Ministerpräsident Koerber das Dejeuier beim Stadtpräsidenten Dr. Ye­vo. Nachmittags inspizirte der Ministerpräsident auf seiner Reise nach Wieliczla die Bezirkshauptmannschaft in Podgorze. In W­i­­eiczla fuhr der Ministerpräsi­dent mit der Bezirkshauptmannschaft und Salzberg­­werk ein, wo das neue Abbaufeld seinen Namen erhielt und eine entsprechende Gedenk­­tafel enthält wurde. Sodann kehrte der Ministerpräsident nach Krakau zurück und nahm beim Grafen Wodzicki das Diner.­­ Graf Albert Apponyi in Amerika. Der Präsident der ungarischen interparlamentari­­schen Gruppe, Graf Albert Apponyi ist Sonntag von Liverpool in Gesellschaft des Obergespans Georg Lufäch und de Reiche­­tagsabgeordneten Franz Stetla auf dem Dampfer „Kampania“ nach Nemw-Nork abgereist.­­ Ein Stammbuch der ungarischen Kurorte. Das Ministerium des Innern läßt­en Stammbach der ungarischen Bäder und Kurorte anlegen. Zu diesem Behufe erging an die Munizi­­­­pien bereit eine Verordnung, in welcher denselben aufgetragen wird, die Eigentümer, Pächter oder Direktoren der auf ihrem Gebiete befindlichen Bäder, Kurorte, Heilquellen, Rah­­­mwasserheilanstalten und Sommerfrischen auf­­zufordern, die nothwendigen Daten spätestens bis 15. Oktober d. h. an das Ministerium de Innern gelangen zu lassen. O Ein neuer F­inanzdirektor. Seine Majestät der König hat den Finanzrath und BPoz3onyer Y Finanzdirektor-Stellver­­treter Andreas Mauss zum Finanzdirektor in Sätoraljaujberg ernannt. O Ein Bheilsieg der Unabhängigkeits­­partei. Die Kommunalwahlen in Nagyförös am 29. d. endeten bei überaus starter Betheiligung der Wähler mit einem Theilsiege der Unabhän­­gigkeitspartei, welche ehedem sämmt­­liche Bezirke innehatte. Diesmal gelang es der Liberalen Partei, der Unabhängigkeitspartei drei Bezirke zu entreißen; in jechs Be­­zirken siegte die Lite der Unabhängigkeits­­partei, während in einem Bezirk die Stimmen sie derart zersplittert haben, daß drei Man­­date den Liberalen, zwei der Unabhängigkeits­­partei zufielen. OD Die Eröffnung der Ausflehung in Bepprem. Borgestern Sonntag wurde die in Bebprem veranstaltete Ausstellung für Landwirthschaft und Industrie in Anwesenheit des Staatssekretär Gas Matfalvay er­öffnet. Obergeispan Kolofjspärg rictete an den Staatssekretär eine kurze Ansprache und drückte sein Bedauern darüber aus, daß Aderbauminister Tallian wegen des in sein­er Familie eingetretenen Todesfalles der Eröffnung nicht beimohnen künne. In seiner Er­widerung führte Staatssekretär Malfalvay aus, die Ausstellung sei ein eklatanter Beweis der unwirthschaftlichen­ Entwicklung des Komi­­tated. Staatssekretär Maktfalopay trat sodann einen Rundgang durch die Ausstellung an und äußerte sich­ über das Gesehene in Worten höchster. Anerkennung. Um 2 Uhr fand ein Fefitbanktet zu 400 Gededen statt. ! Dustan | Ausland. — Das serbische Krönungsprogramm. Aus Belgrad meldet man: Heute wurde da Krönungsprogramm publizirt. Am 20. September Nachmittag erfolgt die feierliche Ueberführung der Kroninsignien in die Kathedrale, wo die Einweihung derselben stattfindet, dann Ueberführung in den Kanal. Am näch­sten Tage Früh findet die Krönung statt, zu der sich der König zu Pferde im Oonat mit beiden Prinzen in die Kirche begibt. N­ach der kirchlichen Zeremonie ist Empfang der Wiürdenträger und der Deputationen durch den König im T­estsaale des Kanals. Abends Theatre pare. Am dritten Tage Vormittags findet eine Militärparade, Abends Empfang bei Hofe statt. Dem Krönungsak­te und dem Empfange wohnt auch das diplomatische K­orpß bei. — Der rustig-japanische Krieg. Das Berliner „Tageblatt“ meldet aus Ziaoyang unterm 30. d.: Die Entscheidung ® Schlacht ist seit ,6 Uhr Früh im Gange. In einem mächtigen Halbkreise von 14 Kilo­­metern Durchmesser umgeben die russischen Höhenstellungen von der Bahn bis zum Tait­­scho die Stadt in einer durchschnittlichen Ent­­fernung von 7 Kilometern. Der Artillerie­­kampf von den Höhen ringgum ist ein so fuchtbarer, daß man von der Ferne feuerspeiende Berge vor sich zu sehen glaubt. Die Japaner begannen den Angriff östlich von Liaoviang. Ihre Infanterie ging längs des Taitjeho mit gewohnten Elan vor, wurde aber von den N­ufsen zurückeschlagen. Die japanischen Kolonnen mußten hier den Angriff aufgeben. Die Gesammtzahl der Streiter beider Parteien beträgt über eine Halbe Million Menschen. Man darf wohl prognostiziren, daß die Schlacht mehrere Tage dauern wird. Die Entscheidung des blutigen Ringen scheint im Dosten zu liegen, wo General Ruroki bemüht ist, fo den Niedergang über den Zeitgefluß, der den Rüden der russischen Schlachtordnung deckt, zu erzwingen. Gelingt dies dem japanischen Heerführer, dann ist das Schieftal der Armee Europatfling­ a

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