Oedenburger Zeitung, Juli 1913 (Jahrgang 45, nr. 149-175)

1913-07-01 / nr. 149

»Josfxgssssyskjspsskissvssiskstf 2 UT RE­EEE Re £ Denburger Rettung. Die Zentrale trat mit dem V­orschlage hervor, gegenüber der unter Vorbereitung stehenden Steuerreform zur Wahrung der gerechten Interessen der Fabriktindustrie eine Steuerkanzlei zu errichten und ersuchte ung um unser Gutachten. Da das Insleben­­treten der Steuergehege auf unbestimmte Zeit verfristet wurde, werden wir und mit diesem Vorschlag erst in einem späteren Zeitpunkt befassen. * Eine bedeutende Wendung trat in der Zeitha-Angelegenheit ein, indem das fterrei­­chische V­ernwaltungsgericht jene Entscheidung des österreichischen Aderbauministers, wonach die beabsichtigte Ableitung des Wassers des Reitha­rluftes durch die Wiener Neustädter In­­teressentenschaft, seitens der österreichischen W Ver­­waltungsbehörde endgültig erledigt erscheint, bestätigte. &8 sei wohl wahr, daß diese Ange­­legenheit zufolge der Entscheidung der öster­reichischen Regierung resp. des Verwaltungs­­gerichtshofes für die an diesem Flußabschnitte einzig und allein Wasserrecht befigenden B­i­m­­pacher Mühle eine günstige Erledigung fand, insoferne die Österreichische Regierung die Wiener­ Neustädter Interessenten ange­wiesen hatte, zur Sicherung des alten Wasserquantums für die Bimpacher Mühle einen besonderen Kanal zu erbauen, nichtsdestoweniger bedeutet die Ab­­leitung des Wassers des Leithaflusjeg eine ver­­hängnisvolle Konsequenz für die ein Wasserrecht entbehrenden, entlang des Fluftes liegenden ungarischen Ortschaften und Fabriken. Laut rechtskräftiger österreichischer Entscheidung wurde nämlich die Wr.­Neustädter Interessentenschaft nur dazu verhalten, die in Frage stehenden ungarischen Gemeinden vor Waffernot zu zwiügen, wo doch mir sehr gut missen, welch’ elastischer Begriff die Waffernot sei. Diese Sachlage ist noch gefahrvoller, wenn wir in Betracht ziehen, daß auf dem 25 Kilometer betragenden Fußteil, welcher von Laitapent­­mifld8 bi Bimpäcz sich erstreckt, blühende In­dustrieunternehmungen bestehen. Wir ver­­messen nur in dieser Hinsicht auf die Jutefabrik in Lajtaujfalu, welche 1800 Arbeiter be­­schäftigt, ferner auf die Medinger’sche chemische Fabrik u. |. w. Obschon diese Fabriken das Wasser des Leithafluftes zu motorischen Zmeden nicht verwenden, it e8 doch klar, daß die voll­­ständige Bersiegung resp. Ableitung des Wassers des Leithafluftes für diese Etablissements und auch für die benachbarten Gemeinden ver­­hängnisvoll fein dünne Wir verweilen in diesem Belange auf eine Nachricht, welche wir von kompetenter Quelle erhielten, daß nämlich infolge der Wassermanipulation der Wr.-Neu­­städter Interessentenschaft das Wasser auf dem Flußabschnitte des Mosoner Somitates, be­­sonder näc­hst Magyaróvdr bereits heute ganz versiegte, sodaß die erzherzogliche Mühle ge­­zwungen war, ihren Betrieb einzustellen. Der ungarische Ministerpräsident ver­­ständigte in einer wohl motivierten Zuschrift (Zahl 4140 ex 1912) den österreichischen Mi­­nisterpräsidenten, daß in der Leithaangelegen­­heit der Fall eingetreten sei, wo laut dem Handelsvertrag zwischen beiden Staaten auf dezidierten Wunsch der ungarischen Regierung die etwaige Meinungsverschiedenheit durch ein Schiedsgericht zu entscheiden sei. Troßdem, das diese Zuschrift noch vom Juli des vorigen Jahres datiert­e­, wurde bis heute sein Schritt getan, daß ein Schiedsgericht sich konstituiere, weshalb unsere Filiale es­ für dringend er­­achtete, wegen rascher Einlegung eines Schieds­­gerichtes bei dem Ministerpräsidenten zu inter­­venieren. * Die Leitha-Angelegenheit. Gegen die Wasserabfuhr aus dem Leithafluffe. Auf der Generalversammlung des Landes­­bundes der Fabriksindustriellen wurde auf An­­trag des Präsidenten der Knopf­ und Metall­fabrit und der Soproner Sparkasia, Ludwig Töpfer, folgende Depetche an den Minister­­präsidenten Graf Stefan Ti­a gerichtet: „Die heute in An­wesenheit des geschäftg­­‚­führenden Direktors des Landesverbandes der Yabrissindustrielen Dr. Gustav Graf abge­­haltene Generalversammlung bittet Eure Er­­zellenz, die österreichischer Zeit geplante und durch österreichische Behörden bereits rechts­­giftig gewährte Wasserabfuhr aus dem Leitha­­fluffe, welche die Grenze Ungarns in einer Länge von 25 Kilometern des Flußmasters be­­raubt, mit allen Mitteln zu verhindern und entsprechend dem Standpunkte ihres Vor­­gängers Dr. Ladiglaus vd. Lufács, beziehm, mit Hinweis auf die Zuschrift desselben an den österreichischen Ministerpräsidenten dag um 1 924 die Zölle und Handelsvertraged vorgesehene gewählte Gericht je früher zu gründen, nachdem ansonst die in Nede stehende Gegend unserer Grenze, die für die ungarische Industrie von großer Wichtigkeit ist einer der­­hängnisvollen wirtschaftlichen Kata­strop­he entgegensieht. In Bevollmächtigung der Generalver­­sammlung: Rudolf von Babenhofer, Präsident. *­­ Vizepräsident Rosenberg beantragt an Stelle der verstorbenen Mitglieder Kühne und Dr. R.v. Schwarb und des wegen Scheidens resignierten geschäftsführenden Vize­präses Adolf Balfay zu wählen: Zum ge­­schäftsführenden Vizepräsidenten den Präsidenten der Knopf und Metallfabrik­-AN.­G. Ludwig Töpfer, zu Vizepräsidenten Lorant Kühne, den Chef der Mosoner Firma und Franz Parzer, Direktionsmitglied der Eisen­waren­­fabrik und zu Ausschußmitgliedern Den hiesigen Direktor der Haaß’schen Teppichfabrik Anton Rosenberg und die Ziegeleibefiger Ludwig Käarolyi und Viktor Schwarz. Vertrag Dr. Grab. Mit allen Zeichen warmer Sympathien empfangen, entbot der geschäftsführende Direktor des Landesverbandes zunächst­ den Gruß des Abg. Dr. Roland v. Hegedü­s, der infolge Erfrankung am Erscheinen verhindert war. Herr vd. Hegedüs, der von nun ab von der Bereilung des Landes absieht, fühlt sich der übernommenen Aufgabe in Sopron noch einen Vortrag zu Halten, nicht enthoben, be­­dauert außerordentlich im Kreise der Soproner nicht erscheinen zu können und behält sich den­­ Vortrag für nächtes Jahr vor. (Lebhafte Eisentufe.) Dr. Graß bittet, ihn als geschäfts­­führenden Direktor vertrauensvoll, in seiner Million zu unterfragen. Er versichere, daß er mit demselben Hingebungsvollen Eifer sein Amt versehen werde, wie sein berühmter Vor­­gänger, der nun in seine Händen Die Leitung des Verbandes gelegt hat.­­ Die Ausführungen Dr. Grab’ — der mit fein­er Schlichtheit und offenem Wesen äußerst sympathisch sich einführte — gipfelten darin, daß man in Ungarn eine starre, sparen und arbeiten wollende Mittelflaffe schaffen müsse, in welcher der Sinn für die Industrieali­­sierung, für den gemwerblichen Geist gemwedt werden müsse. Reiben wir uns nicht in sterilen Kämpfen auf, sondern arbeiten wir, dann werden die Uebel, an welchen das Land abo»­viert, von selbst aufhören. Hier wartet auch der Gesellschaft eine große Aufgabe. Man würdigt viel zu wenig jene, die an der Er­­starrung und Entwicklung der Industrie tätig sind. Noch in zahlreichen Gegenden des Landes herrscht beispiellose Indolenz. Redner erinnert an ein Erlebnis des großen Stefan Szechenyi, der aus England zurückehrend, unseren kleinen Landwirten von der großen Arbeit erzählte, die man in England zu bewältigen habe. Dort leben die Leute auch üppig, weil sie arbeiten. Anstatt dieses Beispiel zu befolgen, war die Antwort unserer Bauern: „Wier be­­dauern die dortigen Landwirte.” Man sieht bei uns verächtlich auf jene herab, die arbeiten; man hält den für einen Schwachkopf, der — weil seine Existenz ohne­­hin gesichert — auch in der Arbeit seine Bes friedigung findet. Bis es nicht gelingt, diese verm­öd­erte Auffassung zu brechen, ist an eine­r Verbesserung der Lage nicht zu denken. Redner ruft ein italienisches Sprichwort ins Gedächt­­nis. Der Vater arbeitet, der Sohn spielt den Kavallier und der Entel wird zum Bettler. Dr. Grab berührt die politischen Ver­­hältnisse — denn der Verband der Industriellen treibt seine Politif — nur insoferne, als er der Wahlreform gedenkt, bei welcher es dem Verbande gelang, mehrere gravaminöse Be­­stimmungen auszumerzen. Die Hauptsache es, ein Parlament zu bekommen, welches Sinn für Industrie hat. Redner bedauert, daß das In­ fompatibilitätsgeset eine ganze maßgebende Klasse und zwar den Arbeit­geber aus dem parlamentarischen Leben ausschließt. Das Ge­­fäß bezeichnet es als inkompatibel, daß der­­jenige, der mit dem Staat in geschäftlicher Be­­ziehung steht, Mitglied des Reichstages sein kürne. Ein solches Gefäß vermag nur der Neid inspiriert zu haben. Der Mißbrauch, die Korruption, die müssen mit allen Mitteln be­­kämpft und verfolgt werden, aber eine ganze und noch obendrein produktive Klasse zu stig­­matisieren, dagegen müssen wir uns mit­ allen Mitteln mehren. Diesen Zustand dürfen wir nicht dulden. Dr. Grab bespricht dann allgemeine in unser volfswirtschaftlichem Leben tief einschnei­­dende Fragen. Die im Jahre 1915 beginnenden Ausgleichsverhandlungen gehen unter gün­­stigeren Konstellationen vor sich. Das Jammern der Agrarier am Land­wirtekongreß zu Kafja erinnert an das Volfelied: „Ich möchte weinen, weiß aber nicht warum.“ Wenn wir eine starre Industrie geschaffen haben, werden die Agrarier immer ihre Rechnung finden. In England, wo man der Fleisch und Getreideproduktion entsagte, sind die Breite billiger, weil Fleisch aus Argentinien, Australien und Indien im­­portiert wird. Auf sozialpolitischem Gebiete bartet des Reichstages die Schaffung eines Streifgefegess. In scharfer aber nur zu gerechtfertigter Weise geißelte der Vortra­­­­gende die Zustände bei den Arbeiterver­­sicherungsfarffen. Wie er mit den Soproner Verhältnissen stehe, misse er nicht, aber anderswo sind die Verhältnisse derart, da Verpflegstosten an bedürftige Arbeiter nur in ganz geringem Maße auchgefolgt werden. Die Arbeiterver­­sicherungsfafien in ihrer heutigen Beschaffenheit seien nichts andere ®­al ein Institut für Aerzte und Beamte. Diese Zustände seien unhaltbar, da sie dem eigentlichen Zwecke, zu dem man sie in Leben rief, eine Wohl­­fahrtsstätte für Arbeiter zu sein, nicht entspreche. Der bekannte Soziologe Baron Sojef Hatvany wird diesbezüglich einen Geießentwurf ausarbeiten. Nedner schließt mit dem Appell an die Mitglieder, daß jeder seinen Teil an der ernsten, produktiven Arbeit heraus­­nehme und bittet in seinem neuen Wirkungs­­freife um die Unterftüßung. Präsident v. PBasenhofer dankte für den genußreichen Vertrag und das Auditorium Honorierte den­­selben durch Lebhaften Beifall. Kammer-Vizepräsee Spiegel bittet Dr. Grab, bei N Rebision des neuen Steuerge­­fäßes den ganzen Einfluß dahin geltend zu machen, daß die Lasten für die ungarische Grenze nicht größer seien als in Oesterreich.­­Sabrikant Emil Spiker verdolmetscht nur die Gefühle aller, wenn er Dr. Graf bittet, den Gruß der Versammlung an Dr. vol. Hege­­düs zu überbringen. Hiemit endete die Jahresversammlung. Am Sonnabend veranstaltete die Filiale im Kasino ein gemeinsames Souper. Hier begrüßte der Kammerpräsident fünf Rat Ullein den Dr. Grab, hinweisend auf die riesige Ent­­wicklung des Landesverbandes der Fabrik­- Industriellen. Es sei dies übrigens nicht zu wundern, da an der Seite derselben mie­­ 1. Juli 1913 auf wissenschaftlicher Grundlage. Die tatsächlich beste Methode zur Stärkung der Kopfhaut und Kräftigung der Haare. Preis pro Flasche A. 2.50. Mehrere Monate ausreichend. 1165 rt K.

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