Oedenburger Zeitung, August 1913 (Jahrgang 45, nr. 176-200)

1913-08-01 / nr. 176

meidlich,daß ehesteng eine energische Aktion unternommen werde, um den Widerstand der Türkei zu brechen und erklärt, daß von einer wirklichen Befreiung der Sachlage so lange nicht gesprochen werden künne, alß die Pforte nicht bedingungslos den Nachmarsch ihrer Truppen so­wie die Räumung Adrianopels ver­­fügt habe. Die in Petersburg eingetroffenen Meldungen über die Stimmung in der Türkei und die Absichten der ottomanischen Regierung sowie der ottomanischen Armee sind nicht ge­­eignet, die Hoffnung auf ein baldige Nach­­geben der Pforte zu begründen, und steigern daher die in Petersburg Herrschende Skepsig. Das Hauptaugenmerk der europäischen Diplo­­matie müsse si­­est — so Heißt es in Peters­­burg — darauf lenken, rasch einen Friedens­­schluß in Bukarest zu erzielen. Denn sollten die Bukarester Verhandlungen scheitern, so spilte sich die Situation in gefahrdrohender Weise zu. Die russische Negierung bietet ihrerseits alles auf, um in diesem Sinne möglichst fordernd zu wirken.­­ Kokal-Beiting. Der Goldbarrendiehstahl in der Genter Ausstellung. Die gefroffenen Barren — wertlose Nach­­ahmungen. Brüsfel, 30. Juli. Die in der Genter Ausstellung gestohlenen angeblich einen Wert von 100.000 Franken darstellenden Goldbarren waren einer N­eußerung des Justizministers zufolge wertlose Nach­­ahmungen der im Kolonialmuseum von fer­­bueren aufbewahrten Originalgoldklumpen. Streiks. Der Ausstand in Barcelona. Barcelona, 30. Juli. Seit heute früh ist der Streik allgemein. Namhafte Gruppen von Fachringarbeitern und Arbeiterinnen mehrerer Vorstädte zogen in die­ innere Stadt und erz­wangen die Einstellung der Betriebe, wobei sie mehrere Fabriken durch Steinwürfe beschädigten. Von dem Ausstande sind 64 Fabriken in der Stadt betroffen. An verschiedenen Orten wurden gestern Reden gehalten, in denen zum revolutionären Ausstand aufgefordert wurde. Der Zivilgouverneur erklärte, er verfüge über 17.000 Soldaten, um zu verhindern, daß der Aufstand­ einen revolutionären Charakter annähme. & Denburger Beilung. Sopron, 31. Suli. * ZRAIL. Emil Bolerus von Geldern Kommandant der 6. Infanterietruppendivision in Graz, unweilt seit einigen Tagen zum Besuch seiner Verwandten in Sopron. Der Divisionär besuchte heute das Kulturpalais, wo ihm Ober­­archivar und Museumoberkustos Alois Kugler die nötigen Aufklärungen erteilte. Erz. v. Bolerus sprachh fig über die Neichhaltigkeit unseres Museumd in überaus anerkennender Weise auß.­­ . * Diözesanbischof Dr. Leopold A. v. Barady weilte gestern in unserer Stadt. Der Kirchenfürst kam um 9 Uhr 30 Min. in Ber­gleitung des Abten von II, Dr. 5. Kol­­ony von Gydr Hier an und begab sich mit seinem Gast per Wagen nach Fertüräfog. Seine bischöfl. Gnaden besichtigte, von Fertöräfos­ zurückgekehrt, die Loyalitäten die durch seine Munifizenz neugebauten Lotalitäten des kathol. Zefevereind und die daran anschließenden und bereits wohnhaft hergerichteten Appartements, die der Herr Bischof während seines Soproner Aufenthaltes selbst zu bewüßen gedenkt. Mit dem Abendzug fuhr der Oberhirte nach Győr zurück. * Komitat Bas für Stefan Riße. Unter den Mitgliedern der Generalkongregation des Komitat Va hat überall aufrichtige und Begeisterte Aufnahme gefunden — wie man uns meldet — die Anregung ‘der­­Bartei der nationalen Arbeit des Komitates, wonach dem liten, denn unsere Religion entstammt ja der Tagesweuigkeiten, Grafen Stefan Tipa und der Regierung in der im Monat August abzuhaltenden General­­kongregation das­s Vertrauen votiert werden möge. Nach der in den Bezirken kundgebenden begeisterten Stimmung zu urteilen, sichert die August: Generalkongregation der M­artei der nationalen Arbeit einen solch imposanten Sieg, wie es bisher noch nicht gegeben. Auch Ober­­‚gespan Stefan v. Bekäffy vernahm mit Freude die beabsichtigte Kundgebu­ng der Arbeits­­partei des Komitates Bag und verständigte er gestern die Parteileitung, daß die Einberufung der Kongregation für den 11. August festgefecht wurde. * Personalnachricht. Wie wir zu unserem aufrichtigen Bedauern erfahren, liegt der emerit. evang. Pastor Se. Ehrw. Herr Dionye Jabraf in seiner Villa zu Abraham (Komitat Zala) Schwerfrans darnieder. Dies war auch die Ur­­sahge, warum Pfarrer Zabräk an der Leichen­­feier seines nunmehr in Gott ruhenden guten Freundes, Seniors Johann Brunner, dessen Hingang auch ihn tief erschütterte, nicht teil­­nehmen konnte. * Solomon Sipos 7. Wie mir mit Bedauern vernehmen, ist der Proft- und Tele­­graphendirek­tor Anloman Sipos nach län­­gerer Krankheit heute früh 4 Uhr im 63. Le­­bensjahre gestorben. Der Verblichene lebte nur seiner Familie und seinem An­te. Er trug sein Begehr nach öffentlichen Rollen , dagegen füllte er als Beamter und als Leiter der auf sechs Komitate sich erstrebenden Bostdirektion voll und ganz seinen Pla aus. Den ihm unter­­stehenden Beamten war er­ ein besonders gütiger Vater, der stets bestrebt war, deren 208 zu verbessern. Wo er nur Helfen konnte, tat er e8. Der Kaufmannschaft zeigte er jeder­­zeit ein sehr liebenswürdiges Entgegenkommen. Aus dem Lebenslaufe des Heimgegegangenen liegen uns folgende Daten vor: Koloman Sipos wurde am 27. Juni 1850 zu Horgo ®­ -­patafa (Rom. Szolnos-Dobofa) geboren. Urs­­prünglich wollte Sipos die Richterlaufbahn betreten, worauf der Umstand deutet, daß er auch die Richterprüfung ablegte. Der Ver­­storbene begann seine postalische Tätigkeit am 1. Januar 1870 bei der Direktion in Nagy­­barad,­ von dort wurde er 1890 der Roit­­abteilung im Kommunikationsministerium zuge­­teilt, kam dann nach Nagykeben als Postrat und wurde im Jahre 1902 zum Pol. und Z Telegraphendirektor in Sopron ernannt, wo er am 31. Oktober seine Stelle antrat, welche er bis 30. Juni 1913 zur allgemeinen Zufrieden­­heit bekleidete. Nach Ajähriger Dienstzeit trat Sipos in den unwohlverdienten Ruhestand, den er leider nicht lange genoß. Den Heimgegangenen betrauern seine Gemahlin geb. Zolan Molnár, mit der er 1884 seine zweite Ehe schlos und seine einzige Tochter Irma, die an den fünf Tafelrichter Nopotny in Budapest vermalt ist. Die Leiche Sipos’ wird nach­ hier erfolgter Einsegnung heute nah­m, nach Budapest überführt und dort zur Ruhe bestattet. Unter dem Regime Koloman Sipos entstand das schöne Prostpalais, dessen Fertigstellung zu erleben ihm nicht bes­­chieden war. Still und bescheiden schritt der Berewigte durch Leben. Seine Anspruchslosig­­keit charakterisiert nichts treffender, als die Tatsache, daß der Beamtenkörper im festlichen Rahmen Sipos’ 40jährige Wirksamk­eit feiern wollte und der Subilacr war ed, Der allen Festivitäten aus­wich und die geplante Feierlich­­keit daufend ablehnte. * Goldene Messe. Aus Mojon schreibt man und: Sonntag feierte der Propstpfarrer zu Magyardvdr Michael Manninger sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum, aus welchem Anlasse auch eine Deputation der dortigen kr. Filialgemeinde zu seiner Begrüßung erschien. Auf die Spwungvolle Ansprache des Mojoner Bezirksrabbiners Joel Lömwinger, der ber­vorhob, daß der Probstpfarrer in die Reihe jener ausgezeichneten Männer der katholischen Kirche gehöre, die die Schäle der Religion, das heilige Gebot der Nächstenliebe ohne Unterschied der Skonfesion nicht nur auf der Bunge, sondern auch am Herzen tragen, er­­widerte der Jubilare tiefgerührt: „Ich danke Ihnen sehr für Ihr freundliches Erscheinen und ihre sehönen, liebenswürdigen Worte. Ich mar stets ein Freund und Verehrer der Yirae- Jhrigen und wir sind doch­ Finder eines Vaters,und da wir einen Vater haben,so sind wir ja Alle Brüder und m­üssen uns brüderlich lieben. Der sich gegen diese Wahrheit vergeht, vergeht sich auch gegen die Grund­­prinzipien unserer Religion.“ Nachdem sich der bochwürdige Here noch eine Weile mit dem Rabbiner über diverse religiöse Fragen unter­­halten hatte, verabschiedete er sich mit warmem Händebruch freundlicht von der Deputation. * Vermählung in der High­life. Die Stätte einer glänzenden Hochzeit wird Sonntag das Rohonezer Schloß des Großgrundbesigers Heinrich Thyssen-Bornemijsa. Graf Stefan &3äfy, Dipl. Maschineningenieur wird an diesem Tage seine Vermählung feiern mit der Schwägerin des Schloßherrn,­ mit Baronesse Hlda Bornemisßa. Bei dem Bivilatt wird D­berstuhlrichter Bela Ruzda aus Niößeg intervenieren. Der kirchliche Teil der Trauung findet in der Schloßkapelle statt. Dem jungen Bar wird Tit. Bischof Stefan Hocväath den Segen erteilen. ·­­sgcemsstündendes s Mitglied Die Nagyczenker Zuckerfabriks-Aktiengesellschaft ist dem Verein Soproner Kaufleute als gründendes Mitglied beigetreten­.Gleichzeitig übersandte die Aktiengesellschaft ZOOK mit der Weisun­g,dies­en dem Fondo verarmter Kaufleute zuzufp­ühren.­­ AEE: Bekanntmachung. Bechre mich dem p. t. Publikum die er­­gebenste Mitteilung zu machen, daß ich mit heutigem Tage mein Atelier dem Photographen Herrn Dezsdh Kürti übergeben habe und empfehle denselben den p. t. S Herrschaften märmsteng. Zugleich danfe ich allerseits für das mir bisher entgegengebrac­hte Wohlwollen und bitte gleichzeitig, Dasselbe meinem Nach­­folger gütigst übertragen zu wollen. Hochachtend Fignaz Brükmer. Im Anschlusse an die vorstehende DBe=­kanntmachung beere ich mich dem p. t. publi« fum mitzuteilen, daß ich mit h­eutigem­ Tage das photographische Atelier des Herrn Ignaz Brüdner übernommen habe und daßselbe mit den modernsten technischen Hilfsmitten ausgestattet, unter den bisherigen streng rechten Prinzipien weiterführen und am 6. August I. 3. eröffnen werde. Um gütige Zuwendung des bieher meinem Vorgänger entgegengebrachten Wohlmollens bittend, zeichne . Hochachtend Dezsö Kürti, Photograph, wolfe wirtschaftlichen Arbeit, * Der Wechsel im Handelsministerium und die Kammer. Der Handelsminister Ladis­­lau vd. Bedethy, verabschiedete sich anläßlich seines Nachtrittes in einem herzlichen und marinempfundenen Schreiben von der Soproner Handels- und Ge­werbekammer, worauf die Kammer sowohl im eigenen Namen, als auch im Namen­ der Kaufmannschaft und der Ge­­werbetreibenden ihres Bezirkes dem scheidenden Minister, der unter schweren wirtschaftlichen Verhältnissen, die der von der Krise am sch­werk­sten getroffenen Gesellschaftsklasse mit Wohl­­wollen unterstüßte, ihren Dank aussprach. Die Kammer richtete gleichzeitig eine Begrüßungss adresse an den, seinen Regierungsantritt der Kammer mitteilenden neuen Handelsminister Baron Johann Harkänyi, der als erprobter und ausdauernder Bork­ämpfer der praktlichen die Agenden des vaterländischen Handels und Gewerbes führen wird. * Der frühere Abgeordnete Advary bei Sihadaldida gefallen. Vor einigen Jahren verschwand aus Ungarn der Reichstagsabgeord­­nete der Volkspartei Franz Advary nach Ver­­übung mehrerer Schwindeleien. Später tauchte er in Smyrna auf, wo er sich unter dem Namen David Fromm als angeblicher Maler herumtrieb. Er gab sie ala Sude aus und trug auch stets einen Kaftan. Al er entlarvt und seine Identität festgestellt wurde, trat er zum mohammedanischen Glauben über und fand in der türkischen Armee Aufnahme, wo er es bis zum Offizier brachte. Als solcher a AERRAE « -.-.-: 1.August 1913. iu

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