Pester Lloyd - esti kiadás, 1930. június (77. évfolyam, 123-145. szám)

1930-06-02 / 123. szám

Montag, 2. Juni 1930 Eine Versammlung der National­­demokratischen Partei. Die Nationaldemokratische Partei hielt am gestrigen Sonntag in der Blisabethstadt eine gut besuchte Versamm­lung ab, in der die Abgeordneten Pakots, Dr. Fábián, Dr. Brody und Dr. Gál sprachen. Ihre Ausführungen, die von den Versammlungsteilnehmern mit lebhaftem Beifall auf­genommen wurden, richteten sich hauptsächlich gegen die von der Regierung befolgte Zollpolitik, sowie gegen die Tätigkeit der Kartelle. Abgeordneter Pakots führte u. a. aus, daß, wenn das Kabinett Bethlen tatsächlich für die Revision des Trianon­­vertrags ernstlich eintrete, dann möge es in erster Reihe jene Gesetze und Regierungsverordnungen außer Kraft setzen, die die einheitliche Stellungnahme der ungarischen Nation nicht zur Geltung kommen lassen. So müsse in erster Reihe das Gesetz über den Numerus clausus, durch das alljährlich mehr als zwei Millionen Pengő nach Prag, Wien und Italien wandern, aufgehoben werden. Abgeordneter Dr. Fábián forderte die Einführung des Iallgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts, und zwar unter Berufung darauf, daß alle jene, die genug reif dazu waren, um für das Vaterland zu kämpfen, auch die erfor­derliche Reife zur Ausübung des Wahlrechts besitzen. Jene, die den Kriegsschauplatz nie gesehen haben, mögen nichts von jenen befürchten, die das Vaterland verteidigt haben. . Abgeordneter Dr. Bródg trat u. a. für die Aufhebung der Schutzzölle für die Industrie und die Niederbrechung der Kartellwirtschaft ein und urgierte Maßnahmen zur Verbesserung der allgemeinen Wirtschaftslage. Nicht nur die aus dem Auslande hier eintreffenden Gäste müssen mit der Regierungspolitik zufrieden sein, sondern auch jene ungarischen Staatsangehörigen, die in diesem Lande leben. Schließlich teilte Abgeordneter Dr. Brödy noch mit, daß die Partei in allen Budapester Bezirken Bureaus errichten werde, die sich mit allen Beschwerden über die Zusam­menstellung der Wählerlisten zu befassen haben werden. Rechenschaftsberichte der sozialdemo­tischen Parlamentsfraktion. In einer gestern im Tattersall von der Sozialdemo­kratischen Partei eimberufenen Versammlung haben meh­rere Mitglieder der Parlamentsfraktion ihren Rechen­schaftsbericht erstattet. Mehr als viertapsend Personen hatten sich aus diesem Anlaß eingefunden. Die Versamm­lung wurde von Emanuel Buchinger eröffnet. Kaum hatte dieser zu sprechen begonnen, als in der linken Ecke des riesigen Raumes große Skandale entstanden. Ein Mann, der schon vorher durch sein unruhiges Verhalten die Auf­merksamkeit aulf sich gelenkt hatte, rief mit weithin schal­lender Stimme in den Saal: „Es lébe die Proletarier­diktatur! Es leibe die Proletarierdiktatur!“ Im nächsten Augenblick brach der Skandal los. Sämtliche Anwesenden nahmen gegen den Ruhestörer Stellung und bedrohten ihn mit ihren Stöcken. Die Ordner legten sich ins Mittel und nach einem kurzen Handgemenge gelang es ihnen, den Zwischenrufer, ein jugendliches Individuum, aus dem Saale zu drängen. Die Ruhe war aber nur von kurzer Dauer und als Abgeordneter Stefan Farkas zu Beginn seiner Rede den Namen des Ministerpräsidenten Grafen Bethlen nannte, brach der Lärm von neuem los, so daß die inspektionierenden Polizeibeamten die Menge zur Ruhe ermahnen mußten. Mehrere Personen mußten aus dem Saale geleitet werden. Kaum hatte Abgeordneter Farkas wieder zu sprechen begonnen, als mehrere Kommunisten, die sich in der Nähe des Podiums aufhielten, durch Zwischenrufe den ruhigen Verlauf der Versammlung wieder störten. Die Menge wandte sich mit drohenden Gebärden gegen die Ruhestörer und rief ihnen zu: „Hin­aus mit euch, ihr kommunistischen Sirolche! Ihr wollt euch die Rubel verdienen, die Ihr aus Moskau erhalten habt!“ Es kam zu sehr erregten Szenen und die Ruhe­störer wurden in nicht eben sanfter Weise aus dem Saale geführt. Wenig hätte gefehlt und es wäre ihnen übel ergangen. Im weiteren Verlaufe der Versammlung sprachen noch die Abgeordneten Peger, Kabök urid Propper, so­wie die Abgeordnete Kcthly. Sie alle traten für die Schaf­fung der Vereinigten Staaten von Europa ein, forderten eine intensivere Kultur- und Sozialpolitik und selbstver­ständlich auch die Einführung des allgemeinen und ge­heimen Wahlrechts. Zehnte Jahreswende des Trianonéi' Friedensschlusses. Gestern vormittags 11 Uhr war der Budapester Szabadság-tér der Schauplatz einer imposanten Kund­gebung. Etwa 50.000 Mitglieder des Landesverbandes der Gesellschaftlichen Vereinigungen und der Revisionsliga waren unter Fahnen, Tafeln mit Protestaufschriften und bei den Klängen von Musikkapellen aufmarschiert, um gegen den Frieden von Trianon an der zehnten Jahres­wende des Abschlusses dieses Friedens Abhilfe zu fordern. Die Eröffnungsansprache hielt der Miipräsident des Tesz, Staatssekretär a. D. Gustav Ilosvay. Er leitete das ganze Elend, das heute auf dem verstümmelten Ungarn lastet, vom furchtbaren Trianoner Frieden her und forderte, nachdem er festgestellt hatte, daß seit zehn Jahren gegen den Friedensvertrag weiter nichts geschehen ist, als daß man gegen ihn protestierte: ein dringendes Handeln. Seiner 'Forderung zollte die gewaltige Menschenmenge stürmischen Beifall. Nach der Eröffnungsrede sangen die Versammelten mit entblößtem Haupt den Hymnus und das ungarische Credo, worauf Ferdinand Urmänczy die mit Blumen und Fahnen geschmückte Rednertribüne be­stieg. Er bezeichnete es — von wiederholten Beifalls­stürmen unterbrochen — als eine Schmach, daß Ungarn heute noch ins Trianoner Joch gezwungen ist und vier Millionen Ungarn unter drückender Fremdenherrschaft schmachten. Das Ungartum verblute auf dem abgetrenn­ten Gebiet und auch im verbliebenen Vaterlande. Die Großmächte zeigen aber, obwohl sie die Unhaltbarkeit des Trianoner Friedensvertrages kennen, keinerlei Hilfsbereit­schaft. Man dürfe diesen großen Prozeß nicht auf die Nachkommen weiterlenken, sondern müsse bestrebt sein, die alten Grenzen wiederherzustellen. Auf seinen Vor­schlag wurde mit einhelliger Zustimmung eine Resolution angenommen, in der das abwartende Verhalten der un­garischen Regierung und der Großmächte erbittert ver­urteilt und jeder Ungar aufgefordert wird, nur eine Re­gierung zu unterstützen, die bereit ist, den entscheiden­den Kampf zur Wiederherstellung der Unversehrtheit des Landesgebiets aufzunehmen. Nicht ohne Eindruck ge­langte der Beschlußantrag des nächsten Redners, des Ministers a. D. Georg v. Lukács zur Annahme. Georg v. Lukács kennzeichnete mit treffenden Worten die poli­tischen und wirtschaftlichen Nachteile des Friedens­vertrages. Als er auf das Verständnis zu sprechen kam, das Italien und auch England Ungarn bereits entgegen­bringen, wurden Rufe laut wie: „Wir brauchen einen Mussolini!“ und „Hoch Lord Rothermere!“ Als er aber vorschlug, den Beschlußantrag, in dem die schwierige Lage des Ungartunis und ihre Ursachen detailliert dar­gelegt werden, an den Völkerbund gelangen zu lassen, er­hoben sich zum Zeichen dessen, daß breite ungarische Volksmassen kein Vertrauen zu dieser Körperschaft ha­ben, energische Protestrufe. Der Antrag wurde erst auf die zwingende Argumentation des Präsidenten Ilosvay hin angenommen, daß das Ungartum bestrebt sein müsse, seine Wünsche und Forderungen innerhalb der von dem Gesetze vorgeschriebenen Grenzen zu verwirklichen. Auf Antrag des dritten Redners, Dr. Tibor v. Eckhardt, sandte die Monsterversammlung an Lord Rothermere eine Be­­griißungsdepesche. Es sprachen noch die Vertreter des Landesverbandes Ungarischer Frauen, Frau Oliver Eöttevényi, der Universitätsjugend, Dionys Magsay-Gaál, der ungarischen Arbeiter, Árpád Petykó, der Gewerbe­treibenden, Johann Végh. Koloman Zsabka deklamierte ein Gelegenheitsgedicht. In seinem Schlußworte gab Prä­sident Ilosvay dem Bedauern Ausdruck, daß die unga­rische Aristokratie und die Vertreter der sozialdemokra­tischen Arbeiterschaft der Protestkundgebung ferngeblie­ben waren. Mit dem Absingen des Szózat erreichte die Kundgebung ihren Abschluß. • 3 « PESTER LLOYD Die internationale Anleihe. London, 2. Juni. Times melden aus Washington: Laut einer aus zu­­verläsisger Quelle stammenden Nachricht beschloß die Regierung, ihre Zustimmung zu geben, daß ein Drittel der Reparationsanleihe auf dem amerikanischen Markte gezeichnet werde. Angeblich hat das Morgan-Bankhaus im Aufträge der BIZ eine Anträge in diesem Sinne an die , Regierung gerichtet. Trotz den Einwendungen des Finanz­ministeriums lautete die Antwort dahin, es würde sich empfehlen, noch im Laufe dieses Monats in dieser Hin­sicht einen ausdrücklichen Antrag zu stellen. Laut Infor­mation der Times war bei der Entscheidung der Regie­rung ausschlaggebend, daß eine erfolgreiche Abwicklung des Young-Planes für die ganze Welt von Bedeutung sei und daß es verhängnisvoll werden könnte, wenn sich die Vereinigten Staaten weigern würden, diesen Prozeß zu fördern. Man beruft sich auch darauf, daß die neuen Bons eine solide Kapitalanlage bedeuten und daß ihre Emission auch den Wert anderer auf dem amerikanischen Markte kotierter deutscher Aktien erhöhen würde. Amt­lich wurde die Nachricht über die Zustimmung der Regie­rung noch nicht bestätigt. ^ ÖSTERREICH. Das Anleiheproblem und die Milizfrage. Wien, 2. Juni. Minister Schumy, der bekanntlich durch seine jüngste Rede im Nationalrat in einen Konflikt mit der Heimwehr geraten war, hielt gestern eine vielbemerkte Rede auf einer Landbundversammlung in Leoben. Er kündigte unter anderem an, daß an der Einführung des militäri­schen Milizsystems in Österreich gearbeitet werde und daß Aussicht bestehe, daß die ausländischen Mächte die-sem Projekt zustimmen werden. Er teilte ferner mit, daß die Entwaffnung systematisch und etappenweise vor sich gehen werde. Es gehe nicht an, daß neben der bewaffne­ten Exekutive auch private Armeen in Österreich bestehen. Schumy versicherte schließlich, daß zum Generaldirektor der Bundesbahnen nicht ein Schützling der Parteien, sondern ein Fachmann ernannt werden würde. Seine Rede wurde von den zahlreich anwesenden Heimwehrangehöri­gen wiederholt stürmisch unterbrochen. Wien, 2. Juni. Nach den Morgenblättern sprach Vizekanzler Schumy in einer Landbundversammlung in Knittelfeld (Steier­mark), von gegnerisch eingestellten He i m weh deuten w.ederholt unterbrochen, über «J e politische Lage, wobei er sich unter anderem mit wirtschaftlichen Fragen be­schäftigte, sodann eine strenge Untersuchung in Ange­legenheit der sogenannten Geheimfonds der Bundesbahnen ankündigte. Weiter betonte er die unbedingte Notwendig­keit des Entwaffnungsgesetzes als Vorbedingung der Schoberschen Anleiheaktion und wandte sich schließlich gegen alle Diktaturgelüste und erklärte, er könne ohne weiteres sagen, daß an der Einführung des militärischen Milizsystems in Österreich gearbeitet werde, und daß zu er­warten sei, daß dem Bundeskanzler, bei dem Ansehen, das er im Auslande genießt, auch diese Fragen keine beson­deren Schwierigkeiten bereiten werden. Schließlich ver­sicherte er, daß er den auf die demokratische Republik geleisteten Eid immer halten werde. Schlägerei zwischen Heimwehr und Schutzbund. Wien, 1. Juni. Am heutigen Sonntag kam es in der Ortschaft Kotzelsdorf, in der Nähe von Wiener-Neustadt zu einer schweren Schlägerei zwischen Heimwehr und ihren poli­tischen Gegnern. Die Heimwehrsleute hatten dort einen Aufmarsch veranstaltet. Bei der Rückkehr von dem Auf­marsch wurden, die Heimwehrleute von politischen Geg­nern verspottet. Sie stiegen aus den Wagen aus und es kam zu einer Schlägerei, in deren Verlauf auch Schüsse gewechselt wurden. Ein Heimwehrmann wurde durch einen Kieferschuß erheblich verletzt, überdies wurden SALVATORO.UELLE iSU Geschäfteleitung: BUDAPEST, ERZSÉBET-TÉR I. bei Erkrankung der HARNORGANE * RHEUMATISMUS * ARTERIENVERKALKUNG * STOFFWECHSEL­■■ STORUNGEN glänzend bewährt. Vorzüglicher Geschmack. I Horváth Miksa Szönyegipar Rt. M iP Itaii« [Inni (Vákum Kliner) Budapest, V., ^isegrádi-ucca 62. sz. Tfilfifnn • Anfc Qflfi_OS QHß_QG : |j£ Gg Alaptőke: 1903. p 6081.000 Szőnyegek és szőrmék nyári gondozása. Szőnyegek művészies javítása, ’ mosása és festése. Magyar pezsaszőnyegek _______ gyártása és eiadása. XJT auf beiden Seiten sechs Personen, teils schwer, teils leichter verletzt. Ein großes Aufgebot von Gendarmerie mußte die Kämpfenden trennen. DEUTSCHLAND. Ein stürmischer Stahlhelmtag. Breslau, 2. Juni. (Wolff.) Beim zweiten schlesischen Stahlhelmtag kam es gestern an verschiedenen Stellen der Stadt zwischen Stahlhelmern und Kommunisten zu Zusammenstößen. Insgesamt sind 27 Personen festgenommen und drei ver­letzt worden. FRANKREICH. Ein angeblicher Zwischenfall. •* Tunis, 1. Juni. (Havas.) Amtlich wird mitgeteilt, daß die Nachricht, als ob ein französisches Kriegsschiff ein italienisches Fahrzeug, das hydrographische Untersuchungen aus­führte, beschlagnahmt hätte, der Wahrheit nicht ent­spreche. GROSSBRITANNIEN. Rekonstruktion des Kabinetts Macdonald. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 2. Juni. Zwischen dem Ministerpräsidenten Macdonald, dem Außenminister Henderson, dem Finanzminister Snowden und anderen Mitgliedern des Kabinetts fand gestern eine eingehende Aussprache über die Umbildung der Regierung statt. Nach Daily Herald dürfte sehr bald eine wichtige Veränderung in der Zusammensetzung der Macdonald- Regierung erfolgen. Wahrscheinlich werde ein Wechsel im Handels-, Bergwerks- und Landwirtschaftsministerium staltfinden. Die Umbildung des Kabinetts dürfte späte­stens bei der Vertagung des Unterhauses am Freitag be­kanntgegeben werden. Die Unruhen in Indien. London, 2. Juni. An dem vom Kongreß als letzten Angriff vor dem Eintreten des Monsunfestes angekündigten Sturm auf das staatliche Salzwerk von Whadala am gestrigen Sonn­tag haben nicht weniger als 15.000 Personen teilgenom­men. Den ganzen Tag über trafen immer neue Scharen von Freiwilligen in Whadala ein. denen es teilweise ge­lang, die Salzpfannen zu stürmen. Den 15.000 Freiwil­ligen standen nur 800 zum Teil unbewaffnete Polizisten gegenüber. Außerdem war eine Kompagnie des Haider­­abadregiments nach Whadala kommandiert worden, die jedoch nicht einzugreifen brauchte. Immerhin wird die Tatsache, daß einzelne Salzpfannen von der Menge ge­stürmt wurden, dem Umstande zugeschrieben, daß ein­zelne Polizisten dem Angriff nicht genügend Widerstand entgegensetzten. Insgesamt wurden 100 Personen verletzt, davon einige schwer. Etwa 50 Verhaftungen wurden vor­genommen. Ähnliche Angriffe, wenn auch in kleinerem Umfange, wurden von den Kongreßanhängern auf die Salzwerke von Dharsana unternommen. Hier schlug die Polizei alle Angriffe erfolgreich zurück. Ungefähr 100 Personen erlitten Verletzungen. Mehrere Freiwillige wurden ver­haftet.

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