Pester Lloyd - esti kiadás, 1931. február (78. évfolyam, 26-48. szám)

1931-02-03 / 26. szám

Dienstag. 3. Februar 1931 • 3 • PESTER LLOYD Politische Schlägereien. (Telegramm des Pestet Lloyd.) Kablcn:, 3. Februar. Im Dorfe Melsbach, in der Nähe von Neuwied wurde eine Abteilung Reichsbannerleule von Nationalsozialisten mit Sensen, Mistgabeln, Stöcken angegriffen. Im Hand­gemenge wurden drei Leute, schwer, mehrere leicht ver­­■wurdet. Einer der Schwerverletzten erlitt gefährliche Brandwunden, denn er wurde mit heißem Wasser über­gossen und mußte einem Krankenhaus eingeliefert werden. Berlin, 1. Februar. (Wolff.) Im Laufe der Nacht kam es in Charlottenburg zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten zu schwe­ren Zusammenstößen, in deren Verlauf auch sechs Schüsse abgefeuert wurden. Ein Arbeiter wurde getötet, zwei schwer verletzt. Es sind durchweg Kommunisten. Als Po­lizei eintraf, waren die Exzedenten verschwunden, so daß nur noch vier Personen festgenommen werden konnten. Heute früh halb 8 Uhr kam es wieder zu einer Schlä­gerei mit Nationalsozialisten, die Zeitungsausträger zur Verbreitung ihres Blattes Der Angriff bewogen, was Kom­munisten verhindern wollten. Ein Arbeiter wurde durch einen Messerstich schwer, ein Zcitungsverkäufer leicht ver­letzt. Backmang, 2. Februar. Am Sonntag entstand n Backmang vor einer Wirt­schaft eine Schlägerei zwischen vierzig Nationalsozialisten, die von einer Ausfahrt in Lastkraftwagen heimkehrten, und einer Gruppe Kommunisten. Zwei Nationalsozialisten wur­den schwer, drei Nationalsozialisten und vier Kommuni­sten leicht verletzt. Der Polizei gelang es schließlich, die Kämpfenden zu trennen und die Ruhe wieder herzustellen. FRANKREICH. Die Entscheidung in zwei Wahlbezirken. Paris, 2. Februar. (Ung. Tel.-Korr.-Bur.) Am Sonntag fanden in der Provinz zwei provisorische Deputiertenwahlen statt. Beide Bezirke gehörten ursprünglich den Radikalen. Die Vakanz war eine Folge der Wahl der betreffenden Abgeordneten zu Senatoren. Es gelang den Radikalen, den einen Bezirk zu behalten. Im anderen jedoch erlitten sie dem sozialisti­schen Kandidaten gegenüber eine Niederlage. Der Oustric-Skandal. Paris, 2. Februar. (Ung. Tel.-Korr.-Bur.) Ein Mitglied des parlamentari­schen Untersuchungsausschusses erhielt heute einen ano­nymen Brief, in dem mitgeteilt wird, die vertraulichen Dokumente des Bankiers Oustric seien in einem Schloß in der Umgebung von Paris verborgen. Der Inhalt des Briefes wurde sogleich dem Präsidenten des Ausschusses Marin mitgeteilt.. Möglicherweise handelt es sich bloß um einen schlechten Scherz. Paris, 2. Februar. (Ung. Tel.-Korr.-Bur.) Der Untersuchungsausschuß verhörte heute den Bankbeamten Sarovics, der seinerzeit die Bekanntschaft zwischen dem italienischen Bankier Gualino und dem Bankier Oustric vermittelt hatte. Es stellte sich vom Zeugen heraus, daß er früher Moses Salz­mann geheißen hat, in Bukarest geboren und während des Krieges als Militärflüchtling in contumaciam verurteilt worden ist. __________ ÖSTERREICH. Vizekanzler Schober über die Wirtschaftslage. Wien, 2. Februar. (Wiener Amtliche Nachrichtenstelle.) In der heutigen Versammlung der Journalisten- und Schriftstellervereini­gung Concordia hielt nach einer Begrüßungsansprache des Präsidenten der Concordia, Dr. Lipschütz, Vizekanzler und Außenminister Dr. Schober in Vertretung des verhinderten Bundeskanzlers Dr. Ender eine Ansprache, in der er zu­nächst auf den glücklichen Abschluß der Unterhandlungen über die Abgabenteilung und auf die bevorstehenden Ar­beiten des Parlaments hinwies. Er besprach kurz die Wirt­schaftsnot, die sich in dem politisch geschwächten Körper Österreichs empfindlicher auswirke als in anderen, obzwar gleichfalls von Wirtschaftsnot betroffenen Ländern und sprach seine Hoffnung auf eine erfolgreiche Airwicklung der beginnenden oder schon begonnenen Handelsvertrags­verhandlungen aus. Man werde versuchen, das angestrebte Ziel im Sinne seiner vom Völkerbünde angenommenen An­regungen auf zum Teile neuen Wegen zu erreichen. Die Bundesregierung habe sich auf außenpolitischem Gebiete stets bemüht und werde sich mit allen ihren Kräften dafür einsetzen, um die Beziehungen Österreichs zu allen Nach­barn und den übrigen Staaten unausgesetzt zu verbessern und möglichst innig zu gestalten. In Wahrung des Inter­esses unseres Vaterlandes — sagte der Vizekanzler — wer­den wir uns aktiv bemühen, unsere nationalen Interessen mit unseren, der Erhaltung des Friedens geweihten Be­strebungen in Einklang zu bringen und Österreich zu einem Lande der Ruhe und Ordnung zu gestalten, in wel­chem Rahmen allein unsere Wirtschaft gedeihen kann. Der Vizekanzler schloß mit der Erwartung, daß nach all den Jahren Schweren Leidens und unerhörter Anstrengungen sich die österreichische Wirtschaftslage bald bessern werde. _______ POLEN. Deutscher Sieg bei einer Gcmeiuderatswahl. Kattowitz, 1. Februar. (Wolff.) Heute fand in Rosdzin-Schopinitz die Wahl für die neue Gemeindevertretung statt. Von den auf­gestellten Parteilisten vermochten die Deutschen die meisten Stimmen auf sich zu vereinigen. Die Deutschen erzielten die meisten Mandate. TÜRKEI. Die Verschwörung von Menenicn. (Telegramm des Pester Lloyd.) Stambul, 3. Februar. Das Parlament hat die Todesurteile gegen 32 Teil­nehmer der Verschwörung von Menemen bestätigt. Das Todesurteil gegen zwei Angeklagte murde in lebensläng­liches Gefängnis ungewandelt. In Menemen wurden be­reits gestern die Galgen öffentlich aufgestellt, und zwar an verschiedenen Plätzen der Stadt, zumeist dort, wo die verurteilten Seheiks ihre Versammlungen zu halten pflegten. AMERIKA. Der Notstand in Arkansas. (Telegramm des Pester Lloyd,) New York, 3. Februar. Die Lage der durch die Dürre und die Arbeitslosig­keit schwer betroffenen Bevölkerung des Staates Arkansas gestaltet sich von Tag zu Tag trostloser. Nach einer Mel­dung des amerikanischen Roten Kreuzes erhielten bisher 322.000 Personen Unterstützungen an Lebensmitteln und Kleidungsstücken, doch dürfte sich diese Zahl in den allernächsten Tagen auf 700.000 erhöhen. Die Zahl der Farmer der Südweststaaten, die durch die Sommerdürre an den Bettelstab gebracht worden sind, wird auf 1 Vs Millionen geschätzt. Der Vertreter des Staates Arkansas im Senat, Senator Caraway, erklärte, die Zahl der zum Hun­gerlode verurteilten Menschen werde sich erschrecklich vermehren, denn heute schon stürben täglich etwa tausend Menschen an Hunger. Die Frage, in welchem Maße und mit welchen Mit­teln der Staat den Notleidenden zu Hilfe eilen soll, hat berejts zu einem Konflikt zwischen dem Senat und dem Repräsentantenhaus geführt. Der Senat fordert, daß der Kongreß schon während der gegenwärtigen Tagung alle Maßregeln ergreife, um die Not zu lindern. Vor allem wünscht der Senat die Votierung von 25 Millionen Dollar, um Lebensmittel anzukaufen. Dieseii Kredit lehnt jedoch das Repräsentantenhaus mit der Begründung ab, es könne seine Zustimmung zu dieser Art verdeekter Unterstützung der Arbeitslosen nicht erteilen. Der Senat droht nun, mit obstruktiven Mitteln die Verabschiedung aller Gesetzent­würfe zu verhindern, um den Präsidenten Hoover zu zwingen, zur Erledigung der Reliefkreditc eine Sonder­tagung des Kongresses einzuberufen. Tagesneuij^keiten. Ein Konflikt in der schwedischen Königsfamilie. Aus Stockholm wird uns telegraphiert: Das Ministerium des königlichen Hauses stellt in einem amtlichen Konlmu­­niqué fest, daß die Mitglieder des königlichen Hauses nur mit dem vorangehenden Erlaubnis des Königs eine Ehe eingehen können. Prinz Lennart habe nun, ohne die Ein­willigung des Königs erhalten zu haben, erklärt, sich mit Fräulein Karin Nisswandt zu verloben. Der König erklärt nun, er müsse, wenn auch mit schmerzlichen Gefühlen, seine Zustimmung zu dieser Verlobung verweigern. Gleichzeitig mit diesem amtlichen Kommunique erklärte Prinz Lennart, daß er sich mit Fräulein Nisswandt ver­loben werde, und daß er alle, Konsequenzen dieses Schrittes auf sieh nehme. Beide Erklärungen haben in der öffentlichen Meinung Schwedens sehr großes Auf­sehen erregt. ’Vermählung des Großherzogs von Hessen mit der Prinzessin Cäcilie von Griechenland. Aus Darmstadt wird uns telegraphiert: Der Erbgroßherzog von Hessen, Georg Donatus, schloß Montag die Ehe mit der Prinzessin Cäcilie von Griechenland. An den Hochzeitsfeierlich'keiteu nahmen teil: die Königinwitwe von Griechenland, die Kronprinzessin von Schweden, die Vertreter der könig­lichen Häuser Jugoslawiens und Rumäniens, der Landgraf von Hessen und viele deutsche Fürstlichkeiten. Die griechisch-orientalische Zeremonie fand im Neuen Schloß, die protestantische in der SchloßkapeHe statt. Die Fürst­lichkeiten wurden auf dem Wege von der Bevölkerung herzlich begrüßt. Aaszeichnung des französischen Handelsattaches in Budapest. Dem Handelsattache der französischen Ge­sandtschaft in Budapest Herrn Louis F. Brillat hat der Reichsverweser in Anerkennung der Verdienste um den Handel und die Industrie Ungarns das Ungarische Ver­dienstkreuz zweiter Klasse verliehen. Die Nachricht von dieser Auszeichnung wird überall, wo man seine Tätigkeit kennt, mit Befriedigung aufgenommen werden, denn Herr Brillat erfreut sich sich in weiten Kreisen des ungarischen Wirtschaftslebens, wie überhaupt der Budapester Gesell­schaft allgemeiner Hochschätzung. Mit unermüdlichem Eifer hat er in den drei Jahren seines bisherigen hiesigen Amtswirkens an der Vertiefung und Förderung der fran­zösisch-ungarischen Handelsbeziehungen mitgewirkt und nicht zuletzt ist es seinen Bemühungen zu danken, daß Frankreich sich an den hiesigen internationalen Frühjahrs­messen Ln zunehmendem Maße beteiligt und die Ausfuhr­tätigkeit nicht nur der heimischen Landwirtschaft, sondern auch der ungarischen Industrie in der französischen Rela­tion erfreuliche Fortschritte aufzuweisen hat. Karl Hans Strobls Propaganda für Ungarn. Wie wir bereits berichteten, hat unser ausgezeichneter Mitarbeiter Karl Hans Strobl seine gelegentlich seines Budapester Aufenthaltes gewonnenen Eindrücke in einem begeister­ten Feuilleton ..Flaggen auf Halbmast“ verzeichnet. Die geistvolle Arbeit Strobls, die für Ungarns Freud und Leid seltenes Verständnis voll größter Einfühlungskraft auf­weist, ist bereits in einer Reihe von großen deutschen Zei­tungen erschienen. Beim Boxkampf erblindet. Aus London wird uns telegraphiert: Vor 12.000 Menschen fand gestern in I.eicestcr der Kampf zwischen dem englischen Schwer­gewichtsmeister Reggy Meen und dem französischen Meister Griselle statt. Meen hatte sich sehr gut bis in die neunte Runde behauptet, so daß man schon mit seinem Siege rechnete, als ihn Griselle nach einer Jagd durch den Ring durch einen schweren Schlag in das rechte Auge zu Falle brachte. Blutüberströmt stürzte Meen laut stöhnend zusammen. Der rasch herbeigerufene Arzt stellte fest, daß Meen des Augenlichtes beraubt worden war. Opfer der Wirtschaftskrise. Wie die Wiener Sönn­­und Montagszeitung meldet, hat der 60jährige Wiener Architekt und Baumeister Hans Kazda, vor dem Kriege einer der reichsten und bekanntesten Baumeister Wiens, infolge materieller Schwierigkeiten Selbstmord durch Vergiftung begangen. Verhaftete Frauenmörder Die Polizei in Lübeck hat einen 27 jährigen, aus Budapest gebürtigen Schlosser namens Krämer, ermittelt und verhaftet, der im drin­genden Verdacht steht, im August vorigen Jahres in Szolnok zwei Frauen ermordet zu haben. — Die Krimi­nalpolizei in Mächen hat gestern einen 19jährigen Wqgen­­und Karosseriebauer, sowie einen 18jährigen Hilfsarbeiter aus München unter dem Verdacht verhaftet, in der Gravelotte-Straße die Metzgermeisterswitwe Karolina Franke ermordet und etwa 150 Mark aus der Laden­kasse geraubt zu haben. Einer von ihnen legte noch in H/IG KAI/É MEGÓVJA der Nacht ein umfassendes Geständnis ab. Seine Angaben bedürfen noch der Nachprüfung. Do X“. Das deutsche Riesenwasserflugboot „Do X“ ist heute morgen um 8 Uhr mitteleuropäischer Zeit von Las Palmas auf der Insel Gran Canaria nach Porto Praia auf den Cap Verdischen Inseln gestartet. Die Ent­fernung beträgt 1700 Kilometer. Diebstahl im Eisenbahnzug. Gestern abend erstattete die Advokatensgatfin Edith Térni ans Bordeaux bei der Wiener Polizei die Anzeige, daß ihr beim Aussteigen aus dem Budapest-Wiener Schnellzug im Ostbahnhof eine schwarze Damenhandtasche gestohlen wurde. Diese ent­hielt nebst anderem Schmuck eine Perlenschnur mit 87 rosafarbenen echten Perlen in einem Gesamtwert von ungefähr 300.000 Francs. Aufregung in der Wiener Universität. In dér Wiener Universität herrschte gestern nachmittags eine gewisse Aufregung. Eine Rieseneidechse und eine. Riesenschlange, die seif Monaten im Institut zu Forschungszwecken ge­halten werden, waren gestern aus dem im zweiten Stock der Universität gelegenen zoologischen Institut entflohen, und durch die Rohrleitung der Zentralheizung in die Räumlichkeiten des Rechtswissenschaftiichen Seminars gelangt. Während die Eidechse vom Personal auch bald aufgefunden und gefangen werden konnte, ist es bis jetzt noch nicht gelungen, der Riesenschlange habhaft zu werden. Die Riesenschlange, übrigens ein selten schönes Exemplar ihrer Gattung, hat bereits vor einigen Monaten denselben Weg in das Rechtswissenschaftliche Seminar genommen. Damals war das Tier gleichfalls durch die Dampfheizungsschächte gekrochen und blieb viele Stun­den unauffindbar. Der Hunger trieb es schließlich dazu, seinen Käfig freiwillig wieder aiufzusuchen. Man ver­mutet, daß die Schlange sich in der Nähe der Kessel­anlagen verkrochen hat. Wasserstand. Die Donau fällt durchwegs, bei nied­rigem Wassersland. Donaupegel: Passau 214, Struden 167, Stein —36, Wien —59, Pozsony 104, Komárom 259, Budapest 200, Paks 104, Baja 207, Mohács, 229, die Dran bei Bares — 75 Zentimeter. Die Theiß fällt durchwegs, hei niedrigem Wasserstand. Theißpegel: Tiszabecs —15, Vásárosnamény —64, Tokaj 68, Tiszafüred 114, Szolnok 139, Csongrád 144, Szeged 186, die Szamos bei Csenger — 4, die Kőrös bei Gyoma 210 Zentimeter. Wetterbericht. In Nord- und Osteuropa hält die strenge Kälte an. In Mitteleuropa und auf dem Balkan ist die Temperatur zum großen Teil unter dem Gefrier­punkt. Niederschläge kamen nur in geringen Mengen vor. Der Luftdruck ist in Mittelrußland auf 780 Mm. ge­stiegen. In Ungarn gab es in den letzten 24 Stunden kein Niederschlag. Die nächtliche Abkühlung hat sich gestei­gert. Die Temperatur ist unter — 5 Grad gesunken. Die Schneedecke beträgt auf dem Gallyatetö 50, in Lillafüred 28, auf dem Dobogókő 25 Zentimeter. Mittagstemperatur in Budapest heute 3 Grad C. Barometer 762 Mm. Pro­gnose: Zumeist bewölkt, mäßig kalt mit Neigung zu Niederschlägen. ____ Graf Theodor Batthyány f. Graf Theodor Batthgäng, ein vor dem Zusammen­bruch im öffentlichen Leben Ungarns hervorragend tä­tiger Politiker, ist Montag vormittag in Budapest gestor­ben. Seine politische Lebensbahn war von nicht alltäg­licher Art. In seinen Anfängen hatte er der Liberalen Partei angehört, in der er sich dem konservativen Flügel des Grafen Julius Szapáry anschloß. Anläßlich der libe­ralen kirchenpolitischen Reformen schied er jedoch aus dem Verband dieser Partei, in die er dann im Jahre 1896 aus Anlaß ihrer Fusion mit der gemäßigten Opposition wieder zurückkehrte. Aber auch diesmal war nicht lange seines Bleibens innerhalb der regierenden Partei. Es kamen die leidenschaftlichen parlamentarischen Kämpfe um die nationalen Anforderungen in der Heeresfrage, und als sich die Aussichtslosigkeit dieser Kämpfe erwiesen hatte, bezog Graf Theodor Batthyány wieder eine oppo­sitionelle Stellung, diesmal aber — zusammen mit dem Grafen Albert Apponyi — in der Unabhängigkeits- und 48er Partei. In dieser zum Vizepräsidenten gewählt, stand er fortab in den vordersten Reihen derer, die mit allen Mitteln der technischen Obstruktion von der Krone na­tionale Zugeständnisse in der Armeefrage zu erzwingen trachteten. Als in diesem Kampfe die Liberale Partei aufgerieben wurde und in den vom Grafen Stefan Tisza geleiteten Winterwahlen in der Minderheit verblieb, kam die aus der Unabhängigkeiispartei und der Verfassungs partéi gebildete Linkskoalition ans Ruder, und Dr. Alex­ander Wekerle wurde als Ministerpräsident zum Chef der Koalitionsregierung ernannt. Graf Theodor Batthyány erhielt jedoch kein Ministerportefeuille in diesem Kabi­nett; es wurde ihm lediglich der Posten des Gouverneurs von Fiume angeboten, den er schon früher innegehabt hatte, doch wies er diesen Posten zurück und arbeitete fortab mit Julius Justh an der Sprengung der Unabhän­gigkeitspartei, die schließlich gelang und den Sturz des Kabinetts Wekerle zur Folge hatte. Erst im Kabinéit des Grafen Moritz Esterházy konnte Batthyány Minister werden, doch mußte er sich unter Verzicht auf seine ehrgeizigeren Wünsche mit dem Posten des Ministers am königlichen Hoflager bescheiden. Das kurzlebige Ministerium Esterházy wurde zwar bald von einer Regierung unter der abermaligen Ministerpräsident­schaft Wekerles abgelöst, doch konnte Batthyány auch hi diesem Kabinett seinen Ministerposten behalten. Dann, in den Tagen des Zusammenbruches, als König Karl unter dem Druck der ,sich bereits regenden revolutionären Be­wegung den Grafen Michael Károlyi mit der Regierungs­bildung beauftragte, wurde Batthyány in dem von diesem gebildeten Kabinett zum Minister des Innern ernannt. Alter auch diesmal hatte er kein Glück; den radikalen Anhängern Károlyis war er unsympathisch, und als er die

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