Nach 25 Jahren. Ein Beitrag zur Geschichte unserer Schul- und Kirchenzeitungen (1891)

Der „Schul und Kirchenbote” hat Ende vorigen Jahres seinen 25. Jahrgang vollendet. Da zieht es sie wohl, auf das bisherige Streben und Wirken­­ dieses Blattes einen Nnterblick zu werfen. Der langjährige Herausgeber desselben, Franz Obert, erfüllte mit der Begründung des „Schulz und Ki­rchenboten“ bekanntlich einen Lieblingswunsch unseres St­­. Noth, weshalb es zweckdienlich sein wird, zunächst auf die Bemühungen dieses großen Mannes um das Zustandekommen eines Schul- und Kirchenblattes zurückugehen. Da aber bereits vor Dbert wiederholt ernstliche­­ Versuche gemacht wi­rden, den anregenden Gedanken Nothe zu verwirklichen, so werden wir auch über die Vorgänger des „Schul und Kirchenboten“ zu berichten haben. Wie anderwärts, so machte sich auch in unserer evangel. Landeskirche das Bedürfnis nach öffentlichen Gewanfenaustausch über kirchliche und Schulangelegenheiten schon seit dem Bestande der Tages- und Wochenblätter geltend ; namentlich wurden in dieser Beziehung die „Hermannstädter Zeitung“, sowie die Kronstädter „Blätter für Geist, Gemüth und Vaterlandsfunde“ vielfach in Anspruch genommen. Als St. %. Roth, erfüllt und begeistert von den Lehren seines großen Meisters Bertalozzi von Stetten heimkührte und die das Schulwesen der damaligen Zeit mächtig fordernden Grundfäße seines großen Lehrers auch in unserer Landeskirche vertreten und zur Geltung bringen wollte, tant er gleich zu Beginn seiner öffentlichen Wirksam­­eit zur Erkenntnis, daß eines der geeignetsten Mittel zu viesem Zwecke ein gutes Fachblatt sei. Bereits 1821 forderte er daher die Gymnasiallehrer zunächst Medinidis in einer Konferenz, dann aber auch weitere Kreise auf, ihm bei der Herausgabe einer solchen Zeitschrift, die unter dem Titel „Der füchsische Schulfreund die vaterländische Zeitschrift Für Erziehung und Unterricht”, erscheinen sollte, behülflich zu sein. (Das. Dr. Stephan Ludwig Roth, nach seinem Leben und Wirken dargestellt von A. Gräfer, Kronstadt 1852, 5. 27 und 93). Mit dieser Zeitschrift wollte er die geistigen Kräfte unseres Volkes vereinigen und in den Dienst der Jugenderziehung stellen, die ihn als das Herz aller K­unst und Wissenschaft galt. Zur Sicherung dieses Unternehmens sollte jeder Stadt­­sullehrer Weitarbeiter und zugleich Abnehmer sein. Doch fand er bei seinen Kollegen für das angestrebte Ziel weder das rechte V­erständnis, noch Empfänglichkeit, hier daher den Plan einstweilen fallen, vergru­b ihn aber in seinem fir das Wohl seines Bolfes so waren schlagenden Herzen, um günstigere Zeiten abzuwarten. Zu Anfang der vierziger Jahre, da er bereits als Pfarrer zu Niemersch wirkte, veranlasten ihn die bewegten Zeitverhältnisse mit seinem Plane abermals hervorzutreten, den er inzwischen auch auf die Kirche ausgedehnt hatte. In diesem Sinne veröffentlichte er 1843 die Broschü­re „An mein Bolt, ein DBorschlag zur Herausgabe von drei absonderlichen Zeitungen, für siebenbürgische deutsche Land­wirtschaft, Gewerbe, Schul und Kirchen­­sachen, wo er bezüglich der lettern über den zu behandelnden Stoff und die Abnehmer nähere Anweitungen machte; namentlich wünschte er, daß das Blatt die siebenbürgisch­­sächsischen Verhältnisse eingehend berückscchtige und rechnete darauf, daß jede Gemeinde 1*

Next