Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1893. Oktober (Jahrgang 20, nr. 6023-6048)

1893-10-01 / nr. 6023

| YedakiionundYdministration Heltauerggfse23. ‚Erscheint mit Ausnahme des auf Sonn- und Feiertage folgenden W­ohentages täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fr., vierteljährlich 2 fl. 50 fl., halb» . PN jährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’3 Haus, mit Zustellung 1 fl., 3fl., 6 Sl., 1251. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: bierteljährig 3 fl. 50 Er., Halbjährig 7 fl, ganz. whrig 17sl. « Für das Ausland: bierteljährig 7 RM. oder 10 Fre3., halbjährig ARM. oder 20 Sich, ganzjährig 28 RM. oder tc3. Eine einzelne Nummer fostet 5 Er. d. W. Unfrank­te Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. Hermannstadt, Sonntag 1. Oktober - Siebenbürgisch-Deutsches Kom­merssionen und Inserate tosenzö,en außer dem Hauptbureau, Heltaners Waffe Nr. 23: in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Dannes­berg, Budapest A. V. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­n Liebmann. A Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile tostet beim einmaligen Einraden 7 Tr., das zweites mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. ex­­celusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1895 % Bräm­merations-Einladung auf Das S­iebenbürgisch- Deutsche Tageblatt. Mit 1. Oktober 1893 beginnt ein neues M Abonnement auf das „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt“. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährig 2 fl. 50 fr., halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. one en in? Kauf, mit Busteilung 1 fl., 3A. 6 , 12 fl. — Abonnement mit Po­oL für das Inland: vierteljährig 8 fl. 50 fl., halbjährig 7 fl., ganzjährig 14 fl., für das Ausland: vierteljährig 7 RM, oder 10 Fres., Balbjährig 14 RM. oder 20 Fred., ganzjährig SS HM. oder 40 Fred. Auswärtige Monatsabonnenten, welche vom 1. Oktober an einzutreten wünschen, erhalten das Blatt im Oktober; im Sulande gegen Direkte Einsendung von 1 fl. 20 fl. im Auslande gegen direkte Einsendung von 2 Mark 33 Pfennig oder 3 Frances 33 Gentimed an das Hauptbureau (Hermannstadt, Heltanergasse 23.) RB” Präuumerationen und Inserats-Aufträge twerbes entgegenge­­nommen: in Hermannstadt beim Hauptbureau, Heltauergafse 23, in der Buch­handlung Michaelis , Seraphin, Elisabethaaffe Nr. 29 bei Gustav Gürtler, Ede ver Burger und Schmiedgaffe bei Sosef Zimmermann und Gaggaffe Nr. 8 bei Sofef Schwarz, Kaufmann, auswärts bei den am Kopfe des Blattes ge­­nannten Firmen. Der Berlag des „Siebenbürgisch-Ventschen Tageblatts.” (Hermannstadt, Heltauergaffe Nr. 23.) “­­ Aus dem ungarischen Weichstage. Budapest, 27. September. Präsid­ent Baron Banffy eröffnete die Sihung um 10 Uhr vormittags mit der Meldung, daß eine Zuschrift des Ministerpräsidenten das Haus von der Ernennung des Generals der Kavallerie Krieghammer zum gemeinsamen Kriegsminister benachrichtigt. Unter den eingelaufenen Petitionen befanden sich auch zwei Petitionen der Organisationskommission des hauptstädtischen Zentrals Unabhängigkeitsflubs, in denen gebeten wird, daß das Ministerium Weferle wegen der Borossebejfer und Günter Antworten des Königs in den Anklagestand versegt werde. (Elsenrufe Links.) Ministerpräsident Weterle überreichte sodann die Schlußrechnungen von 1892, dann einen Gefegentwurf über die Vermehrung der Beamten am Staatsrechnungshof und einen Gefegentwurf über die Evidenzhaltung der in K­roatien-Slavonien domizilierenden Magnatenhausmitglieder. Nachdem diese Gegenstände zur Vorberatung an die betreffenden Kom­­missionen getriefen waren, erhob sie wieder der Ministerpräsident. Das Erpojee des Finanzministers, Ministerpräsident Wedterle: Geehrtes Haus! (Hört! Hört!) Indem ich um die freundliche Geduld des geehrten Hauses bitte, um den 1894er Staats­­voranschlag vorlegen zu können, erachte ich es für meine Pflicht, bei dieser Gelegenheit dieses Budget in großen Zügen zu charakterisieren, ferner werde ich die Gelegenheit bewügen, um in betreff unserer volfswirtschaftlichen und Finanzpolitik eines und das andere zu jagen. (Hört! Hört!) Der Haupt­charakterzug des Budgets ist der, daß seine Ausgabsposten ss in den bis­­herigen Rahmen bewegen und daß dasselbe gleichsam den Charakter eines Normalbudgets besitz. Wenn auch entsprechend den erforderlichen Renderungen und der gesteigerten Entwicklung neuere und größere Ausgaben vorkommen, so sind sie nicht unvorhergesehene Ausgaben, sondern natürliche Folgen der nor­­malen Regierungsthätigkeit und entsprechen in allem jenem Programm, welches die Regierung seinerzeit entwickelt hat; sie beziehen sich auf Posten, welche die Gefäßgebung, sei es indirekt, sei es direkt, bereits vorhergängig zur Kenntnis genommen und festgestellt hat. Ebenso entstehen auch unsere Einnahmsposten nicht aus neuen Quellen, sondern wir wollen die bisherigen Quellen reichlicher, ausgiebiger und in einer der stufenweisen Entwicklung besser entsprechenden Weise angnüßen. Unsere ordentlichen Ausgaben sind gegenüber den bisherigen 377.877.203 fl. mit 394,532.835 fl. präliminiert, das heißt sie weisen in runden Summen ein Plus von 16.600.000 fl. auf. Uebergehend auf die detaillierte Darstellung der größeren Ausgaben, erwähne ich vor allen, daß die Ausgaben des Reich­­tages um 432.000 fl. gestiegen sind. Bei den gemeinsamen Ausgaben zeigen sich im Ordinarium Mehrausgaben im Betrage von 1,032.000 fl. Dem gegenüber zeigt ich jedoch im Extraordinarium ein Minus von 400.000 fl., so daß wir rund um 632.000 fl. mehr zu den gemeinsamen Ausgaben beizus­tragen haben. Bei dem Erfordernisse der Staatsschulden, wie bei dem jener D Obliga­­tionen und Renten, welche für die eine Zinsengarantie genießenden, wie auch für die anderen verstaatlichten Bahnen übernommen wurden, ergiebt ss ins­­gesamt ein Plus von 522.000 fl. Es ist sehr natürlich, daß, nachdem für die eingezogenen Obligationen der verstaatlichten Eisenbahnen Staatsschulden-Obli­­gationen emittiert wurden, das für die Obligationen und Renten entstehende Erfordernis beträchtlich abnimmt, hingegen das bei den Staatsschulden um ebenso viel zunimmt. Ich habe dieses Erfordernis unverändert angenommen, so wie dasselbe dem 1892er Erfordernis entspricht, wietwohl ich von den 72,400,000 fl. Goldrenten-Obligationen, die für den Konversionsgemwinn emittiert werden können, bisher nur 12 Millionen emittiert habe und, wenigstens in der nächsten Zukunft, von den noch emittierbaren 62 Millionen weitere bedeutende Beträge zu emittieren nicht gebenie. Zum Schluffe meiner Aeußerungen über die Staatsschulden will ich nur noch bemerken, daß unsere Kaffenvorräte Summen r repräsentieren, welcher wir nicht bedürfen, und es ist gegenüber der zunehmenden Binsensaft des Staates jedenfalls sehr motiviert, daß diese nicht aufzubrauchenden Beträge frucht- und wugbringend angelegt werden. Deshalb gedenke ich einen besonderen Geießent­­wurf über die Art und­­­eise der Verwendung der Kaffenvorräte einzureichen, wovon ich übrigens später eingehend sprechen werde, wenn ich mich darüber äußere, was für Kosten wir in diesem Budget nicht präliminiert haben. Diese Kaffenvorräte wünsche ich zum Teile für Eisenbahn-, Wasserregulierungs- und Kolonisationszwecke zu verwenden (lebhafte Zustimmung rechts); in Bezug auf den anderen, meineren Teil derselben will ich das Prinzip zur Geltung bringen, daß jene Beträge, welche infolge der Zunahme der gerichtlichen Depositen und insbesondere der Waffendeposite einfließen, vonselben Klaffen durch dieselben Kanäle zurückgeführt werden, durch welche sie in die Staatsfafja eingeflossen sind. (Lebhafte Zustimmung rechts.) Akt wird diese Frage eigentlich erst an­­läßlich der Regelung der Verwaltung, bei welcher wir eine solche Lösung der Frage empfehlen werden, daß nebst dem individuell verwalteten auch das su­­mulativ verwaltete Waisenvermögen staatlich verwaltet werde (lebhafte Zustim­­mung rechts); allein schon transitorisch wollen wir das Prinzip realisieren, daß wenigstens jene Summen, die als Plus jet einfließen, den kleineren Geld»­instituten, den Kreditanstalten als Unterfrügung gewährt werden sollen (lebhafte Zustimmung rechts), damit wir auch an dem Aufblühen dieser feineren In­­stitute mitwirken. (ebhafte Zustim­mung rechts.) Der Ministerpräsident legte hierauf bis in die geringfügigen Detail dar, Ministerien gestiegen sind. Dann hob der Redner hervor, daß die transitorischen Ausgaben und der Bedarf zu Simvestitionen mit 63,928.000 fl., also um 34,741.000 fl. niedriger als für das laufende Jahr präliminiert werden konnten, weil die kostspielige Goldprägung noch heuer beendet werden wird. Unter den transitorischen Ausgaben und nvestitionen it­au erwähnen, daß die Donaubrücke bei Gran gebaut, die Flußc­ifffahrt mit 200.000 fl. unter­­stüßt, zur Hebung der B Viehversicherung der Betrag von 200.000 fl. verwendet, die Anschaffung von 1200 Personenwagen für die Staatsbahnen durchgeführt, ferner der Betrag von 100.000 fl. zur Subventionierung des Fonds der res­­­­ormierten und evangelischen Kirche verwendet werden sol. Die lehtere Aus­­­ um wie viel und bei welchen Titeln die ordentlichen Ausgaben der einzelnen gabe ist damit motiviert, daß die ge jeglich votierte Prämienanleihe fett nicht durchgeführt werden kann. Die ordentlichen Einnahmen sind um 13.275.000 fl. höher, die transis­torischen um 34 Millionen niedriger präliminiert, als im Vorjahre, haupt­­sächlich, weil die durchlaufenden Ausgaben und Einnahmen der Goldprägung im nächsten Jahre nicht mehr vorkommen. Wenn wir nun — fuhr der Mi­­nisterpräsident fort — die Bilanz des Staatsbudgets zusammenstellen, so finden mir, daß dem ordentlichen Ausgaben im Betrage von 394,532.000 fl. ordent­­die Einnahmen im Betrage von 416,608.000 fl. gegenüberstehen, so daß die ordentliche Gebahrung mit einem Ueberfchuß von 22,075.000 fl. schließt. Im ganzen betragen die Gesamtausgaben 464,992.000 fl., die Gesamteinnahmen 465,003.942 fl., so daß die Bilanz mit einem Ueberfchuß von 11.688 fl. schließt. (Lebhafte Elsenrufe rechts. Bewegung sint ® und auf der Äußersten Linken.) Und ich kann dem geehrten Haufe die Versicherung geben, daß wir auf nicht präliminierte Ausgaben, auf Nachtragskredite, welche die Schluß­­bilanzen des Budgets alterieren könnten, nicht zu rechnen haben. Unsere über­­flüssigen Kaffenvorräte wollen wir erstens zu Eisenbahninvestitionen, zweitens zum rascheren Bollzuge wichtiger Wasserregulierungsarbeiten, drittens zur Lösung der Kolonisierungsfrage, viertens zur Unterftügung der Kreditverbände ver­­wenden (Lebhafte Zustimmung.) Ioh erachte es deshalb für notwendig, die Eisenbahnen zu erwähnen, weil in sppterer Zeit immer häufiger das Gerücht auftaucht, ald wären bei den Staatsbahnen außerordentliche und dringende Investitionen notwendig, welche nir nur die bisherige Rentabilität der Staatsbahnen stören, sondern auch auf unsere Finanzen im ganzen genommen von nachteiligem Einflusse sein können. Wohl wird die rationelle und ökonomische Verwaltung der Staatsbahnen noch lange namhafte Investitionen erfordern und wohl mußten wir diese Eisenbahn- Investitionen, die samt den in Verbindung damit stehenden Schifffahrtsausgaben mit 6,700.000 fl. in unser Budget aufgenommen waren, in dem 1894er Budget auf 7,800.000 fl. erhöhen, allein diese im Rahmen des Budgets vor­­kommenden namhaften Beträge liefern samt den 6,000.000 fl., melde wir zu diesem Zweckk aus den Kassenvorräten verwenden wollen, den Berweis, daß wir bei­ den Investitionen der Staatsbahnen bis zur richtigen Grenze gingen. Die Reformen Die bisher angeführten Daten be­weifen, daß wir in den Stand gerecht sind, nicht nur bei entsprechender Vorsicht unsere ordentlichen staatlichen Auss­gaben zu deden, sondern auch jene Ausgaben in vollem Maße zu beschaffen, mit denen die Verwirklichung der von der Regierung in Aussicht gestellten Re­­formen verbunden sein wird. (Bustimmung rechts.) Dies kann ich aber nur unter der Bedingung versprechen, wenn wir — wie ich dies immer betonte — die Anforderung der Sparsamkeit noch mehr vor Augen halten, als in den vertroffenen Jahren (Zustimmung rechts), wenn wir diese Reformen mit Rück­­sicht nicht bloß auf die Ausgaben, sondern auch auf die Einnahmen in ent­­sprechender Reihenfolge verwirklichen und so rasch, als die Gründlichkeit es nur zuläßt, ins Leben rufen. (Beifall rechts.) „Die mit den meisten Kosten verbundene ist von diesen Reformen die Verwaltungsreform. Diese bildet nicht bloß die Verwirklichung meiner poli­­tischen Aufgabe, meines Wunsches, nicht bloß eine Vorbedingung der systema­­tischen Verwaltung, sondern es liegt in derselben auch eine neue Garantie für die Wahrung unserer geregelten Finanzen, für die richtigere und ausgiebigere Auswügung unserer Einnahmen. Diese Kosten sind, ebenso wie wir Dies bei der Verstaatlichung der Gerichte gesehen, nur ein Vorschuß, der reiche Früchte tragen wird. (Zustimmung rechts.) Wir werden deshalb, geehrtes Haus, mit Voraugenhaltung dieser Prinzipien bestrebt sein, die Gelegentmwürfe über die admininistrative Reform je früher einzureichen. (Zustimmung reits.) Einen derselben — die Vorlage über die Verwaltungsgerichtsbarkeit — wird der Innenminister demnächst dem Benilleton. Ein Vorurteil. Roman von Doris Freun d v. Spättgen. (27. Fortlegung.) „Maud! Darf ich nun sagen, daß ich glücklich — namenlos glüdlich bin? Wollen — fünnen Sie mir volles, inniges Vertrauen für die Zukunft Id­enten ?“ Sehr waren es die Töne ihrer und feiner Muttersprache, die in so trauten Lauten an ihre Ohr drangen. Ragend Hob sie die langen Wimpern und begegnete mit den nachtdunkeln Augen fest und warm seinen heißverlangenden Du­den, indem sie sanst erwiderte: „Sie, James Clifford, haben mir doc wohl den besten, ja erhebenden Beweis gegeben, was wahres Vertrauen bedeutet, daß Sie troß all’ der meine eigene Familie berührenden traurigen Antezedenzien mich für würdig und wert erachten, Ihren eveln Namen tragen zu dürfen !” „Um Gottes willen, Mit Maud, schweigen Sie doch davon und berühren Sie jene Dinge nie mehr! Jegt, in dieser Stunde, die und beiden ganz allein angehört, erscheint es mir gleich einer Verkündigung an meinen unseren Empfindungen!” rief Mr. Clifford in Ungeduld und Heftigkeit. „Hat Ihr väterlicher alter Freund Ihnen denn nicht verraten, daß ich nach nichts frage, absolut nichts mich berührt, als einzig der beseligende Gedanke, daß Sie — mein sein wollen, Maud ?“ Wohl blikte er wie Stolz und Genugthuung über die schönen Züge Mit Gordons, als sie bestätigend mit dem Köpfchen nichte. Aber zwei helle Tropfen waren dabei in ihre Augen getreten, was ihn befremdete, „Und das genügt ihnen noch immer nicht, Kleine ängstliche Maud ?“ sorichte er Halb vermweiend, indem er es wagte, seinen Arm um ihre schlanke Taille zu legen. „Warum reden Sie von mir, James Clifford ? Sie find­en ja, der dem armen reichen Mädchen, dessen Vater als einzigen Segenswunsch das häßliche Wort: Geld über das weite Meer zugerufen hat . Sie find­et, der Sie mir eine tote, beglühende Heimat geben, mich für allen Schmerz und alle Bitter» seit meines bisher trüben Daseins entschädigen will! Und dabei fragen Sie wo, ob ich Vertrauen zu inen zu gewinnen vermochte ?” „Nur Vertrauen?” Immer tiefer und näher beugte er sich zu dem holden Angesicht herab. „Weiter nichts, Maud?” Unter der festen Berührung seines Armes erbebte der schlanke Oberkörper; das fühlte er, als er fortfuhr: „Es giebt no ein Wort — ein süßes Wort, was dieser Mund mir verraten sol! Werde ich es heute — jeht Schon hören, oder muß ich auf den herz= erquidenden Klang desselben noch lange warten, Maud ?* Keine Antwort erfolgte, aber hoch und mächtig wallte des jungen Mädchens Rufen, während um die halbgeteilten Lippen der Augbruch eines seligen, verheißungsvollen Glüces ‚Ing. 10. Kapitel. James Clifford Hatte, dem Wunsche seines Vaters folgend, die Braut verlassen miüssen und war nach England gegangen, nachdem er acht Tage das Glüd geworfen hatte, das holde Mädchen täglich zu sehen und im steten­­ Ver­­zehr immer mehr die feste Heberzeugung zu gewinnen, daß er, wie der Prä­­sid­ent ganz richtig gesagt hatte, eine Perle sein eigen nannte. Indem war er noch vor der jungen Engländer Abreise bestimmt worden, die Vermählung mit MiR Maud Gordon soll im Laufe der Randows sofort nach seiner Nachkehr in aller Stille gefeiert werden. Dann gedachte das junge Paar eine Hoheitsreife zu unternehmen. Berthold dr. Holzendorf war inzwischen noch vor der Abreise des Freundes zu seinem Berufe nach Berlin zurücgekührt. Mithin schien alles wieder ind alte Gleis gekommen zu sein. Allein die plögliche Wandlung in den Ver­­hältnissen der Amerikanerin machte dennoch ihren Einfluß geltend. Von früh bis spät waren Maud und Frau dr. Randow, welche sich bereitwilligst dazu erboten hatten, beschäftigt, die Aussteuer für die Braut zu besorgen, so daß Vera eigentlich wieder, wie nach ihrer Rückkehr aus Franzensbad, sich selbst überlassen blieb, weil niemand Zeit und Muße fand, si eingehender mit ihrem Geistesleben zu beschäftigen. Durch ihr ruhiges und gefaßtes Wesen ließ das Mutterauge sich wirklich täuschen; ja, der Präsident wie seine Gemahlin fingen bereit, an zu Hoffen, die Erinnerung an Dir. Thomas Gordon beginne zu erblaffen und Vera füge fi­­eben in das U­nvermeidliche. War sie doch in den feäten Tagen, die der Vetter Holzendorf noch in Dresden weilte, sogar ein wenig heiterer und zugänglicher gewesen, hatte selbst mit seiner Silbe da­­gegen Einspruch gethan, als die Mutter ihr befohlen hatte, sie möge während der Gäste Unwesenheit fich Hübsch und geschmachvoll Heiden. Es schien fast, als mache die Aussicht auf Mauds Hochzeitstag und die damit im Zusammen­­ange stehende Wahl der eigenen Toilette ihr sichtlich Vergnügen. „Und wenn ich erst in Blifford­ House, was James Vater und ganz überlassen will, als englische Hausfrau walten werde“. Hatte Maud im Hochgefühl des sie er­­wartenden Glückes mit einer zärtlichen Umarmung zu der trauten Freundin einmal gesagt­­, „so mußt du für einen ganzen Sommer mir deinen Besuch scheifen! Würdest und möchtest du zu mir kommen, Vera?" „Vielleicht, Man muß auf so weit hinaus seine Pläne machen,“ gab diese, in ihre alte Düsterkeit verfallend, ihr zurück. Doch gab es im M­andowischen Hause eine Person, die über den Gemüts- und Herzenszustand der scheinbar Getrösteten anderer Meinung war. Bar war das eine einfache schlichte Frau, deren einzige Bildung in dem dur lange Dienstzeit notdürftig gewonnenen Schliff bestand. Allein da sie das junge Mädchen von frühester Jugend her kannte, ja Vera Mienen und ganzes Gebahren stets mit wahrer Affenliebe beobachtet und recht eigentlich studiert hatte, so durfte man si kaum wundern, wenn derselben auch jegt ein tiefer Einblid in das Innere der fast angebeteten jugendlichen Herrin zu Teil geworden war. Seit fast 17 Jahren befand sich die alte Karoline — kurzwegs nur eine gerufen — im Hause des Präsidenten, wo sie bei Bern und deren älteren Geschwistern, welche jedoch zum größten Schmerze der Eltern alle noch vor dem achten Lebensjahre­­instarben, die Stellung als Kinderfrau einnahm. Nach und nach rückte sie allerdings zu dem Posten einer Art Kammerjungfer, aber richtiger bezeichnet Haus - Faltotum auf, weil sie wegen ihrer ganz seltenen Treue und Anhänglichkeit das größte Vertrauen der gnädigen Frau genoß. Wie das bei Leuten, melde Jahre Hindurch im selben Hause dienen und unter ihrer Obhut die Kinder aufmachten sehen, zu gehen pflegt, so hatte si auch bei Line eine gewisse Familiarität eingeschlichen, die bisweilen die Grenzen ihrer Stellung arg zu überschreiten drohte. (Fortlegung folgt.)

Next