Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1922. Juni (Jahrgang 49, nr. 14698-14721)

1922-06-23 / nr. 14716

·­­­ is : W« stadt, Trauerg. 29 ,snsssudu- Wut-Un WILL « — spreis ds Hermannfadt: ins Haus Fe Lei 3058 TR i­s . 8­ mit Zufle sent...» « 28:50 Aasteliüheli . . 77 1 derfenbung ” (an dus Anland: ermteljäbtlilh. . Lei 70­5 See­winkehne Rummert m­it 14716 Bezugsbestellunges und Anzeigen * Hberatanmt­en kon Beumsmeri und ermittlun DR ab Aust tsumänien,Bessarabien Yobrubicha u. Butomina bei­­ Friedrich 8.1 Bendek, ne ET Bei a­eren u 49. Zabhrgang Das Ergebnis der Parlamentstagung. (H­­PL) Nach zweitägiger Lisungsdauer ist die außerordentliche Tagung der geießgebenden Körpershaf­­ten am Dienstag gescloffen worden. Wie zu erwarten war, stand in erster Reihe der zu erledigenden Angele­­genheiten die Zustimmung des Parlaments zu den Ab­­machungen, die der Finanzminister zur K­onsolidierung der­ romänischen Staatsschulden in London getroffen hat. Wenn man die Höhe der Zahlen sich vergegen­­wärtigt, um die es sich bei diesem Abkommen handelt, dann muß man einbenennen, daß die Einberufung des Parlaments nicht nur begründet, sondern sogar not­­wendig war. Es m wäre ein schiwerer Fehler getreten, wenn über Summen von solcher Höhe ohne­­ Befragen der Geietgebung entschieden worden wäre. Die Höhe unserer Staatsschulden übersteigt sogar die pessimistischen Schälungen über die Lage unseres Staatshaushaltes­ . Die Zahlen, die der Finarzzminister bot, geben eine Erklärung dafür, daß unsere Landeswährung so fief gefunden ist und daß sie si Bisher niemals­­ ehrlich erholen­­­onnte, Wer so viel Schulden hat, wie unser Land, und während dreier Jahre nichts Ernstliches unternimmt, um Diese Schulden oder auch nur Die daraus aufgelaufenen Zinsen zu bezahlen, der Fanny allerdings nicht erwarten, daß ihm das Ausland für die Eröffnung’ weiterer Kredite mit V­ertrauen entgegen­ fommt. &8 ist ein zweifelloses Verdienst des Finanz­­ministers, daß endlich einmal die Höhe unsreier Schuld ‚Denlast der, Wirklichkeit SURee Be Teac' tporden is, und, daß die verschiedenen Anleihen in einer er sind. Die Zahlung dieser Schulden wird dadurch, jedenfalls er­­leichtert, d wenn es der Regierung gelingt, die Wirt­­­chaftskräfte des Landes dafür fruchtbar zu machen. Es ist sein leichtes Werk, das da zu vollbringen ist. Nach den im Genat gemachten Angaben beträgt die K­onsolidierungsanleihe 35 Millionen Pfund Sterling und die zur Deckung dringender Verpflichtungen aufzu­­nehmende neue Anleihe zwei Millionen Pfund. Das­­ ergibt nach dem gegenwärtigen Kursstand der eng­­then Währung den Betrag von rund 26 Milliarden Rei. Da die Anleihe zu Dem Zinsfuße von 4 vn. 9. zum Abschlusse gelangt, hat Rumänien für Zinsfen al­­lein jährlich eine Milliarde zu zahlen, und außerdem, da die Amortisation innerhalb von 20 Jahren por» gesehen ist, eine jährliche Kapitalsrate von ebenfalls ı Milliarde Lei. Das bedeutet eine ganz außerordentl­ich schwere Belastung unseres Staatshaushaltes, Die umso schwerer ins Gewicht fällt, als bisher schon das­­ Auskommen aus den laufenden Einnahmen des Staa­­tes kaum möglich­ gewesen ist, und es dem Staate zur Bestreitung seiner unbedingt notwendigen Ausgaben an allen Eden und Enden fehlt. unsere Verkehrsmittel und die staatlichen Beamten mwissen davon ein Lied­­lein zu singen. Allerdings fan in Betracht gezogen werden, daß mit der fortschreitenden Zahlung Der Kapitalsraten die Zinsenlast sich ständig verringert und daß die bei pünktlicher Zahlung zu erwartende He­­bung unserer Landeswährung eine stetige Verringe­­rung der schiwebenden Schuld mit fi bringt. Heute steht der Leu in Paris wenig über 7 Gentimes. Bei richtiger­­ Sinangpolitit besteht angesichts der Reich­­tümer unseres Landes gar sein Grund, daß der ‚Leu nicht in wenigen Monaten auf die Höhe der tsche­­chischen Krone, also etwa auf das Preisahe seines heutigen Wertes sich erhebe. Das würde­ sofort eine Herablegung unserer ‚heutigen Staatsschuld auf etwa 9 Milliarden, der Jahreszinsen auf e­­wa 400 Millionen bedeuten. Also immerhin erträglich. Aber die ersten Zeiten der Schuldentilgung werden schwer sein. Und­ der Ministerpräsident hatte vollkommen recht, als er in seiner Rede darauf hinwies, daß nur angestreng­­teste Arbeit­ung eine Streichterung der heutigen [hmeren Lage­­ haffen kann. In politischer Hinsicht hat die außerordentliche Ta­­gung der parlamentarischen Körperschaften wenig Ber meffenswertes gebracht. Die mit Spannung erwartete­ Rede des Ministerpräsidenten über die Ergebnisse der Konferenz von Genua hat wohl allgemein die Er­­­wartungen enttäuscht, mit denen man ihre entgegensah. Wenn die außenpolitische Lage von ebenso wohl zu en­­gweilig fest wäre, wie, es: Die Darauf bezügliche Rede des Ministerpräsidenten war, dann hätten wir allen rund, der Zukunft mit Beruhigung entgegen­­zusehen. Aber ein Hinweis fand sich in den‘ Aus­­führungen des Ministerpräsidenten, der uns das Be-­wagen solcher Beruhigung empfindlich stört. Es war der Hinweis darauf, das­s Rumänien in­ seinem Ber­ Hältnisse zu Rußland noch immer einer konlfommen unilaren Sachlage gegenübersteht. Die Donjestigrenze ist noch immer durch, sein festes Abkommen mit Ruß­­land und durch seinen Berzicht dieses Landes auf Bessa­­rabien gesichert. Das fällt heute nicht übermäßig schwer ins Gewicht, denn es ist Rußland nicht zugetrauen, daß es in der Lage wäre, einen Angriffskrieg zu führen. Aber es bedeutet Doch für Gegenwart und Zukunft eine ständige Beunruhigung, die jedenfalls neben den vorhin erwähnten Umständen auch auf den Stand der Landeswährung ihren Einfluß ausübt. Heute weiß es noch niemand, was für die Zukunft von Rußland zu erwarten ist. Wohl ist es uns nicht mehr das undurchdringliche Rätsel, das es bis vor wenigen Monaten war. Man ist heute einigermaßen darüber unterrichtet, wie es gegenwärtig in Rußland aus­­sieht. Darüber aber­ besteht allgemeine Unsicherheit, wie die russische Politik in den nächsten Monaten und Jahren sich weiter entwickeln werde. Das bewiesen schon die Betrachtungen, mit denen die fette Krankheit Le­­nins begleitet wurde. Man rechnete damit, daß bei einem etwaigen Hinscheiden Lenins Trogli sein Nach­folger und Sroffi der Krieg sein werde. Was an diesen Grsägungen richtig ist, läßt sich nicht jagen, umso fertiger, als Rußland ein systematisches Spiel Damit betreibt. Diese Unklarheit über seine Pläne ständig rege zu erhalten. Während Tichitscherin in Beuia über Rußlands Friedenswillen schalmei­, raf­­felt in Moskau Trogst mit dem Kosakensäbel und spricht von den roten Fahnen, die über ganz Europa wehen würden. Das Spiel ist nur allzu durchsichtig, aber Eu­­ropa figt ihm immer wieder auf. Und wenn von den Angriffsabsichten Rußlands gesprochen wird, dann denkt eben doch Die ganze Welt vor allem an Polen und an Rumänien, und wir haben darunter zu leiden, ob»­gleich von einer akuten Bedrohung der Priestigrenze ganz gewiß seine Rede­n­. Umso notwendiger wäre es, wenn unsere Außenpolitik darauf bedacht sein würde, QAußland gegenüber eine Sachlage zu schaffen, die den Druck dieser europäischen Nervosität endlich einmal­ den­ung nimmt. Die Munitions- und Waffenlieferungen, die Stanfred­­ Bratianu in Paris zugesagt hat, können uns da nicht helfen. Aur direkte Abmachungen mit­­ Rußland können wirkliche Sicherheit bieten. Vielleicht gibt doch der bielgrjämishhe Vertrag von Rapallo eine Handhabe­ dafür, das­ früher oder später Rubland zu einem ehrlichen Medereinkommen mit uns bereit sein wird. Heute betreibt .e8 eine Politit der aufgelegten Doppelzüngigkeit. Will e 8 aber zu einer wirklichen Einfügung in die eurpäische Staatspolitik gelangen, dann, wird Rußland fi­doc veranlaßt sehen müssen, in eine Politik der Zuverlässigkeit einzuschweiken. Wir würden wünschen, daß Rumänien zu den ersten Staa­­­ten gehörte, die dann ihr Verhältnis zu Rußland auf­­ eine feste Grundlage stellen. =­­ ° Die Vorbereitung der Berfassungs­­­ 1 Bildung der Haupt- und Unterausschüsse. Aus dem Buch des Kronprinzen Wilhelm. Der frühere deutsche Kaiser­­ Wilhelm II. hat das Regieren nicht verstanden. Das­ Beste, namentlich den Frieden meilend, ist er von einer großen Schuld an dem Unheil, das ihn, sein Haus und sein Vaterland getroffen hat, nicht freizusprechen. In den ersten wanzig Jahren seiner Negierungszeit voll Selbstüber­­ee machte er nach der Entlassung Bismarcs einen Mitgriff nach dem andern. In der äußern Politik trieb er Rußland dur die Nichterneuerung des Rad­­versicherun­gsvertrag­s und England durch die Ableh­­mung eines Bündnisangebotes in die Arme Frankreic und geriet im immer größere­ Abhängigkeit von der kurzsichtigen österreichische ungarischen Diplomatie. Im der innern Bottit begünstigte er, gleich im Anfang seiner Regierung, durch die Aufhebung des Sozialisten­­geseßes gerade die Partei der Sozialdemokraten, die ihn später vom Thronen stürzten. Ohne Wirklicheits­­sinn und Menscentenninis war er in der Wahl seiner Ratgeber ungüdlich. Alle von ihm ernannten Reichs­­fanziere versagten. Im Kriege­­ wärhte­ sich die Ernen­­nung des Franken Grafen Moitte zum Generalstabschef durch­ den Ausgang der Marnesclacht (September 1914), welche, da die fünfte, vierte, dritte und erste deutsche Armee siegreich, und nur Die zweite unter­ Ge­­neral Bülow zu b­egedrängt war, nur die Nervosität Moltkes und seines, an die Front als Beobachter ge­schickten D Oberstleutnants Henifch verloren gab. Mieltkes Nachfolger, Erich v. Faltenhayn, al Korpsführer tüch­­ig, berichtwendete vor Berdun da Leben von Hundert­­tausenden deutscher Soldaten und ein halbes Jahr, bis Hindenburg, zu spät, Ende August 1916 zum Generals­­tabschef ernannt wurde. Die deutsche Hochseeflotte den Rat Bethmann Hollwegs, sie möglichst unbeschädigt dur den Krieg zu bringen — eine der, welche, wie Kronprinz Wilhelm bemerkt, nicht Flügel it­ al etwa die Absicht, das Heer oder die Munition im Kriege völlig in Haft zu erhalten­­, werden das Drängen des Admiral Tirpik­ und zum Erstaunen des englischen Admirals Jellicoe von dem Angriff auf die britische Küste zurücgehalten. Eine Wendung im Seelen­­leben des Kaisers trat im November 1908 ein.­­ Er hatte in Gesprächen, mit dem General Stuart Worsley sich unvorsichtig über manche politische Dinge geäußert; ‚der Journalist Harold Spender hatte die Neu­erungen­­ Kaisers zu einem für den, ‚Daily Telegraph‘‘ bestimmten Interview verarbeitt und den Kaiser um die Erlaubnis zur Veröffentlichung gebeten. Wilhelm II. übergab da Manuskript dem damaligen Reichskanzler . Yürst Bülow zur Brufung und Ddieser steifte­­ mit­ dem Bemerken zurück, dass Bedenken gegen die Ver­­öffentlichung nicht vorlägen. Nach der Veröffentlichung erhob sich am 10. und 11. November­ 1908 ein zi­ei­­tägiger Neberturm im deutschen Reichstag. Gegen die von allen Parteien auf den Kaiser niederhagelnden Angriffe hatte der Neidigkanzler Bülow sein Wort der Verteidigung. Wilhelm II. wurde vor Aufregung krank. Sein Sohn Kronprinz Wilhelm schreibt in­ seinem Buche „Erinnerungen“: „Nach zwanzig Jahren, während derer er sic­h für den Abgott der Mehrheit des deutschen Wol­­fes­ und seine Negierungsart für vorbildlich gehalten hatte, war ihm und seinem Wesen das Mittrauen ganz unverkennbar ausgesprochen t­orden.“ „Ich war tief­­u­ng & 21. De Heute Ina fand * Senate eine Sekun­d " « « Husseswn Khtzänrger mede anemn AULJÆ gez krig recktiibeks seineiuss«.»Nu»iumcruochyar­esicki ihn so gesehen nehnayrs spater an den illnheilsg tag in Spa, als General Gröner ihm den Tegten Halt, den Glauben an die Treue der Armee,­­ mit einem Achsel zu den Fall zerbrach. Um Jahre schien er mir ge­altert, war hoffnungslos, fühlte sich verlassen von Allen, war zusammengebrochen unter­ der Katastrophe, die ihm den Boden unter den Fühen fortgenommen, sein Selbstbewußtsein und Vertrauen zertrümmert hatte. . . „. » Gefundet ist er niemals wieder von diesem Schllage.‘ An die Stelle der bisherigen Selbstzuversicht trat Uengst­­lichkeit und Unschlüsfigkeit in­ den legten zehn Jahren seiner Regierung. 2. Ein Unglaf war Bilows Amtsnachfolger, der Reicskanzler Reichmann Hollmeg. Dieser Jen­loge kam aus den „Erwägungen” nicht hinaus. Einem Vorsschlag, den er anfänglich zu­ billigen schien, bhef­­tete er gewöhnlich das Wort ‚immerhin‘ an. Sch­an­­fend in seinen Entschlüssen, lähmte er jede Willens- Kraft. Seiner Tatenschu war zuzuschreiben, dass Deutsch­land ohne die drei neuen Armeekorps, welche der Gene­ralstab 1912­ gefordert hatte, und­ ohne wirtschaftliche Vorbereitung in den Krieg ging. Zur Charakteristis­che­s Mannes dient, was Der Kronprinz über eine Begegnung mit Bethmann Hollweg am 3. August 1914 erzählt. "Der Kronprinz fragte, England werde in den Krieg eintreten. Bethmann Holfweg er­widerte: „Das i­st ja ausgeschlossen. England bleibt bestimmt neus­tral.” Einen Tag darauf, am 4. August, al der britische Botschafter Gord­en die Kriegserklärung Eng­­lands überbrachte, schlug Bethmann Holfweg verzweifelt die Hände über den Kopf zusammen: nun sei seine ganze Bolitis wie ein Kartenhaus zusammengestürzt!­ ­ . wide auf IN Be 5

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