Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1932. April (Jahrgang 59, nr. 17689-17713)

1932-04-01 / nr. 17689

stark-«­­ u, 5 wo, U is — Taxele plä­­tite in numä­­rar ord. Dir, Gen. P.T.T, 223720/926 Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien Schriftleitung: Hermannstadt, Honterusgasse Nr. 11 Fernsprecher: Nr. 11 und Nr. 130 — Verwaltung: Königin Mariastraße Nr. 35 Fernsprecher: Nr. 237 — Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellung 90 Lei; mit Zustellng 100 Lei; mit Postversendung: Inland: 100 Lei; Ausland: 135 Lei; Einzelnummer 5 Lei; Sonntagsnummer 6 Lei ir. 17689 59, Jahrgang Hermannjtadt, Freitag den 1. April 1932 Krifis überall Bon Dr, Guido Gindiich Die meisten Wirtschaftsführer, die nach den Ursachen der lähmenden Störungen und Nöte gefragt werden, schieben die Hauptschuld auf die Politik. Die unselige Streitfucht der Staatsmänner habe Die Vertrauen frise zur Folge gehabt, man habe im Bublikum jedes Gefühl der Sicherheit verloren, dann haben sich die Na­­tionen immer mehr voneinander abgesperrt, dadurch sei der Sturm auf die Banken und anderen Geldan­­stalten, dadurch sei die vollständige Ablasstadung her­­beigerufen worden, was Unordnung im Staatshaushalt und Breissturz Sur Produkte selbstverständlich nach Ti) ziehe. So beiläufig sprechen die aktiven Leiter großer Un­­ternehmungen. Wenn man den Verlauf der jenigen wirtschaftlichen Erschütterungen richtig einfragen will, dann kann man Nie allerdings mit den N Ratschlägen der Praftn­er des­­ Kapitalistisc­hen Systems­ nicht begnügen. € 3 ist Elar, daß ihre Wahlmeinungen nicht Das Bestreben haben, nach wissensHaftlicher Wahrhaftigkeit zu streben, jon= aan ge sich jene en zu geht gewährt Ba een len: 10 (dire in der Züngstvergangenheit, das sie seinen Blick für die Ummwandlungen haben, deren Zeugen wir gerade inmitten der gegenwärtigen schweren Tage sind, E35 it einfach nit wahr, daß die Friedfosigkeit der politischen Verhältnisse zu dem wirtschaftlichen Zus­­ammenbruch fast der ganzen Welt geführt hat. Die Genfer Böllerbundpolitik und Frankreichs imperialisti­­sche Bläne Haben gewiß nit mildernd gewirkt. Die besonders gefahrenlle und drühende Lage in Südost­­europa hängt ohne Zweifel auch damit zusammen, dass hier große Zollgebiete zertlagen worden sind und daß die neue Spdee der Selbstversorgung für seine Staa­­ten fat gar nicht durchführbar ist am m wenigsten in Krisenzeiten. Aber Das Wesen der Krisis ist in allen Weltteilen dasselbe, ohne Nachsicht auf gute oder schlechte Politik des betreffenden Landes: es han­delt ich um eine Pro­duktion- und Ab jag- Krise, wie sie im Laufe der Gesch­ichte schon sehr häufig unwiedergekührt ist. die jedoch noch niemals so große Weiterungen angenommen hat, wie in unseren Tagen, und deren Verheerungen wo nie so schmerzlich und so langdauernd waren, wie für unsere Generation. Der Beginn war typisch. Am Anfang stand der Börsientrab in Newyork. Die Effektenspekulation hat das Tempo der wirtsheaftligen Blüte übertrieben, wie al­ein andermal. Dann kam der Rückschlag. Denn die steigenden Warenpreise und die Kaufkraft der Ver­­braucher wurden überihäst. Es ist dafür gesorgt, dass die Bäume nit in den Himmel wachsen. Dem Sturz der Börsenpapiere folgte eine Kredit- und Geldfrise zwangsläufig. Die Produktion, die der steigenden Nach­­frage nur zu gerne und zu willig gefolgt ist, die ihre Produktionsmittel mit Hilfe eines großzügigen Kredit­stars vermehrt und verbessert hat, stand ziemlich pröglich bei der Unmöglichkeit, ihre Waren zu verfaufen. Je mächtiger solche Unternehmungen sind, umso langsa­­mer fügen sie sich. Der Betrieb wurde vorerst nicht eingestellt, denn man hoffte noch lange auf eine baldige Besserung, und man dachte auch bei dem niedrigen Prei­­sen aushalten zu können. Nicht­ viel­leichter hattei­ e3 die Zandm­­rie, denn die sogenannte Agraridere, die Unverhältnismäßigeit der industriellen und land­­wirtschaftlichen Breite, war noch nie so schreiend, wie gerade diesmal, weil der technische Fortschritt in Amerika eine ungeheuere agrarische Heberproduktion nach js gezogen hat. Gewiß, auch die geiwerbliche Er­­zeugung it über den augendbildlichen Bedarf, be­­ziehungsweise über die augenbirkliche Kaufkraft der Be­­völkerung weit hinausgegangen. Da sind Die Erzeug­­nisse der Industrie meistens feine verderblichen Wa­­ren, können also gehalten werden, während der mögliche Verkauf agrarischer Biodufte meist an eine kurze Spanne Beit gebunden ist, also auch den niedrigsten Preis akzep­­tieren muß. SA: ge We Yu, Er Die Londoner Grossmachtskonferenz Deutschland erwartet offiziell seine großen Entscheidungen Brüning von Bülow vertreten Berlin, 30. März. Reichskanzler Dr. Brüning läßt sich, wie heute mitgeteilt wird, auf der Londoner Großmäc­htelonieren, vom Staatssekretär des Auswär­­tigen Amtes vol. Bülow vertreten, welch’ Techterev Mitte nächster Woche nach London fährt. Der Reichs­­tanztex selbst glaubt, für den Reicspräsidentschaft-Wahl­­kampf unentbehrlich zu sein, was­ besonders in jenen Kreisen Staunen hervorruft, die glaubten, Hindenburgs Wahl sei im zweiten Wahlgang, wo es ja auf eine ab­­solute Mehrheit nicht mehr ankommt, völlig gesichert. In den Kreisen des U. U. schreibt man andererseits der Londoner Konferenz nur die Bedeutung einer Bor­onferenz zu, während die eigentl­ichen Entscheidungen über die Hilfsmaßnahmen für die Donaustaaten erst in Genf Mitte April fallen würden, wo dann Brüning sicher auch anwesend wäre. Da Brüning nicht nach London geht, hält sich Tars­cieu für die Viermächtefonieren, gleichfalls für entbehrli­c und wird von ‚einem ‚Finanzminister­­­en I Slandi‚ berireiet werdet oo zarn­en über am­ Tom­­­­­menden Montag. Ihom seine Bridat aussprache mit MacDonald unter vier Augen hält, ist Tardieus Weg­­bleiben von der V­iermächtekonferenz für die französischen Interessen nit so gefährlich &3 soll, wenn man Brüning vertreten sein Duc d­ Bülow beklagt, damit durchaus beim Bedenken gegen Herr und Bülow angedeutet sein; im Gegen­teil besteht zu Bülow auch in jenem deutschen Kreisen Vertrauen, die Brüning gegenüber ji ablehnend ver­­halten, € 3 handelt ji jedoch darum, das Mac­Do­­nald an der persönlichen Aussprache mit Brü­­ning unzweifelhaft viel gelegen war. In Fortführung ihrer vorstehend dargelegten Ans­­ichten legt man in Berliner offiziösen Kreisen aber auch der Sonderaussprache zwischen Mac­Donald und Tardieu am 3. ek seine entscheidende Bedeutung bei; man glaubt, diese Begegnung zwischen den Ministerpräsidenten Englands und Frankreichs diene nur dem persönlichen Kontakt und seinerlei po­­litischen Entsreidungen. Es ist zu befürchten, daß man si hier irre; im persönligen Kontakt tragen Franz zofen meist die größten Erfolge davon. Wobei man im fest gegebenen Falle jedoch zugeben fan, daß Mac­Donald sich gegen französische Einflüsse seit Jahrzehn­­ten verhältnismäßig immun gezeigt hat, während Tars dieu gerade Frankreichs gefährlich­e Waffe, die per­­sönliche Liebenswürdigkeit, eigentlich weniger als an­­dere Franzosen bejsst. Dafür besagt er andererseits die den meisten Franzosen fehlenden Sprachkenntnisse. Die deutsche Rechtspresse teilt die offiziöse Ansicht über die geringe Bedeutung der Begegnung Tarbieus mit MacDonald mit. Französische Stimmen Paris, 30. März. Die Bresje befaßt ji ungemein bey r mit 5 Londoner Konferenz. Daß gegen en Tardi: d gemäß hi Bim­­­bor­die­ren Br­er ee, ist als Mißerfolg Tardieus nicht Ar­mag ein großes Blatt sprich von einer Schachpartie Be Tardieu und MacDonald, woher MacDonald « blilidy im Vorteil sei. Auch ei­n segmeigerisches Genf, 30. März. „Journal de Geneve‘‘ meldet, daß amerikanische Bankiers die amtliche Berwilligung erhielten, nach Regelung der Donaufrage Gei dorthin zu investieren. Es füge also außer französischem und englischem and­ amerikanisces Geld in Verrat. Die Scanzosen mächten auch die Schweiz zur Teilnahme veranlassen. | | A das. sind Aickäieimennens, die au­chon früher vorgekommen sind: einer Periode des Aufschtwunges, die mit den Zeichen der Teuerung verbunden ist, folgt bald danach der Niedergang der Preise, was wieder eine allgemeine Billigkeit nach ji zieht. RR Wellenz bewegung rennt jeder Mensch. Doch diesmal it das Wellental, in dem die Wirts­­chaft tat der ganzen Welt sie befindet, ganz ausneh­­mend tief und lang. Die Armut und Not der Agrarstaa­­ten,­ und die Arbeitlosigkeit in den Industrieitans­ten geht über alles bis jecht Dagewesene hinaus. Es müssen mithin Ursachen aufgetreten sein, Die das öfters wiederkehrende Leiden des Umschwunges bei Dieser Ge­­legenheit sehr verschärfen. Daß die gegenwärtige Ueberproduktion zfriie seinen normalen Verlauf nimmt, daran ist vor allem Der Weltkrieg schuld und die V­erwüstungen, die er an Warenmengen, am Kapitalbefig und im den menschlichen Gehirnen verbrochen hat. Die Vernichtung an Produkten, die Der Weltkrieg bedeutet hat, hat nach desser Beendigung naturnotiwen­­digerweise zu einem riesigen Bedarf und zu einer b­e­gebeneren Haft in der Erzeugung geführt. Das Blühen, Wachsen und Gedeihen hat zu zahlreicen Neugrün­­dungen Anlaß gegeben, unternehmungslustige Grunds befiger und Handwerker machten Schulden auf Schul­den, denn auf die Weise dachte jedermann groß und reich zu werden. Der Weltkrieg hat dabei das Kapital vernichtet und der Zinsfuß war Darum Doppelt so had, wie im Or, man glaubte indessen alles verdienen zu künnen. Die eigentlichen Kriegsgewinner sind be­kanntlich die Schuldenmacer geiwesen, weil die Geld­­ent­wertung sie ihre Darlehen leicht zurückzahlen lie. Deswegen kam geradezu ein Drängen nach nötigen und unnötigen Krediten. Seder wollte mit Krediten gute Geschäfte machen. Die öffentlichen Körperschaften sahen die Zeit genommen, kostspielige Anlagen zu erh­äten, die seinen unmittelbaren Nagen abiwerfen. Demgegens­über waren Die wenigen Kapitalisten so. weit Doc mit« teauifch (Die Geldentwertung stecte ihnen noch in den G­liedern), daß sie langfristige Darlehen nur ganz jeh­er bewilligten, nur furz ablaufende, die man leicht fünz­digen fan, wer die Währung vielleicht wieder einmal ins Wadeln geraten kürnte. Und die Kündigung der kurzfristigen Darlehen hat zu der Banfensperre in Deutschland und in anderen Staaten, wie an zu den Baluten- und Devisen-Be­­schränkungen geführt. Das große Bublistum ist den Als­tien-Gesellsshaften gegenüber nach dem Weltkrieg nie mehr warm geworden: man taufte einfach feine Aktien oder Genossenschaftsanteile mehr, mar machte Einla­­gen und taufte gerne festverzinsliche Papiere. Die ges­taltigen Aktien-Gesellschaften vermehrten ihr eigenes Aktienkapital kaum, mashten aber Wechsel- und Obli­­gationenschulden. Die Darlehen auf laufende Nehnung, die eigentlich eine Umsitte sind, haben unglaublich als genommen. Zu alldem kam der französische Bahnfilm der „Wieder­­gutmachungen“. Die Franzosen sind jie mehr als zehn Jahre der einleuchtenden Wahrheit nicht bewußt gewor­­den, hat Deutschland nur mit Waren­zahlen fanıt und nicht mit Gold, das 3 nit besigt. Infolgedessen wurde die Ausfuhr und damit die industrielle P­roduk­­tion Des Deutschen Neiges in einer unnatürlicher Weise aufgepulvert. Die Agrarländer hatten in derselben Zeit wie noch nie Darunter zu leiden, da Die Regelung der Produk­tion Dice­­dem steigender und bald wieder sintenden Preis auf dem­ ganzen gewerbliger Markte sozu fas­sen aufgehört hat oder wenigstens lange Zeit fast ganz ausgeschaltet war, weil Die industriellen Kar­telle die Breite fünftli hochhielten. Die Kartelle sind die Hauptschuldigen der Agrarischere Das Geseh, wonach Angebot und Nachfrage den Marktpreis regu­­lieren, wurde durch die Kartelle die längste Zeit unmwirt­­ten gemacht und ist bis heute gemildert. Diese Leitstellungen sind jeder einfach und­ Flingen a­re

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