Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1935. August (Jahrgang 62, nr. 18683-18709)

1935-08-01 / nr. 18683

: (Taxele plä- Kite in numä­­­rar ord. Dir, Gen. PT. T. «2237MM BE DE Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien Schriftleitung und Verwaltung: Adram Iancus Reispers)gafle Ar. 10. Fernsprecher: Schriftleitung Nr. 11 und Ar. 12, Verwaltung Nr. 237. Boitihedronto Ar. 62119 Bezugspreis für einen Monat ohne Zustellung 90 Lei; mit Zustellung 100 Lei, mit Postversendung im Inland 100 Lei; und Ausland 135 Lei, Einzelnummer 5 Lei Nr. 18683 Sibin-Hermannstadt, Donnerstag den 1. August 1935 62, Jahrgang Die Vorbereitung für die a. 0. Natstagung Erfolg verspricht sich eigentlich niemand. Laval mit Eden Dienstag­­abend nach Genf gereist Baris, 30. Juli. Laval Hat Montag­­abend den englischen Geschäftsträger Campbell empfangen. Die Unterredung deehte sich selbsttverständlich um den ital­­ientideabeii­na­hen Streitfall. Der engstige Diplomat hat Lavel u. a. mitgeteilt, daß Eden Dienstag in Bo­­­ris en­ttreffen werde, worauf eine Unterredung zwischen Eden und Laval für den späten Nachmittag im Außen­­­ministerium verabredet wurde. Diese Aussprache hat heute abend an stettgefunden, · Edenistzsus sammsen mit Laval h­eute aben­d nach Genf g­ereift.L­aval ist zw­m Gienser als Sekretär im Außenamt Leger,dem polnischen Direktor Mamqlx und seinem Kabinettchef begleitet——Litwinioiw ist in Genf im Kraftwagen eingetroffen. Haare verhandelt mit den Dominions Ebdeus gebundene Marschroute London, 31. Juli. Laval soll einen neuen Blan für die friedliche Beilegung des, traffen ih­r ahellinischen Streites ausgearbeiten Haben. Heber den Blan selbst ver­­­öffentlichen die Blätter keine Einzelheiten; sie laffen aber seinen Zweifel daran, daß auch nach Lavals An­­­sicht Die Aussichten auf einer Vermeidung des Krieges glei Null seh­en. Webrigens kei­­­nen die Blätter, daß England entschlossen sei, allem zwar nit zu Handeln, aber eine moralisc­he Kundge­­­bung zu­ unternehmen. Haare hatte Montag­­abend eine längere Beratung mit den Vertretern der Domi­­­nions, in der er erklärt haben soll, England sei ent­­­schlossen, in Genf weiter nach friedlichen Lösungsmög­­­lich­eiten zu suchen,­­­ werde aber gleichzeitig allen Bersuchen, die Streitfrage in den legten britischen Wig­­­chen wieder zu vertagen, energischen Wider­­­stand entgegenlegen. Eden, der ursprünglich für die Genfer Verhandlungen freie Hand erhalten hatte, ist nun angew­iesen worden, bei allen wichtigen Entscheie­­dungen in Genf erst mit dem Londoner Kabinett in Verbindung zu treten. (Das war bisher überall glei­­­cherweise Gebrauch). Italiens Presse polemisch mit England Mailand, 31. Juli. Die aboffinishe Antwort an den Belferbund wird von der italienischen Presse als spisfindig und Tüdenhaft bezeichnet und ‚die Biolemit gegen England wird mit unverminderter Schärfe fort« gelöst. Mussolinis „Popolo Italia“ kommt Dabei zu dem Schluß, daß in Genf u Krieg­­­ nur vermieden werden könne, wenn England den italienischen­­­ Won­­schlag auf Errichtung eines italienischen Protesto­­­rates über Abefsinien annehme. Hinten würde dad­uc­h eine dem englischen Regime in Weggp«­­ten gleiche Stelluung erhalten. &3 liege auf der Hand, daß ihre Die englische Unterfragung der Negus Shaw nac­hgegeben hätte und eine Verständigung einge­­gangen wäre, So daß Der Krieg­ und „neues Unheil in Genf“ vermieden mcharden wären. Engtt­-itelieiiiger Wettlauf um Den Ziamnsee Baris, 31. Juli. Der Londoner­ Berichterstatter des „Edi de Baris" meldet, aus­­­ägyptischer Duelle werde bestätigt, daß die englische Negierung gegenwärtig im Sudan gewisse militärische Maßnahmen treffe. Sobald der Krieg ausbrechen werde, würden ägyptische und englische Sudantruppen die Grenze nach Wbefsinien überschweifen und die Provinz Gondar samt der Gel­­gend um den Tijanasee bejegen, um die englischen Be­­­lange zu fügen. An dem Tag, an dem die Italiener dann nach Hartem Kampf an den Duellen des Nil eintreffen würden, würden sie bereits auf England stoßen, das, da es das Gebiet zuerst belegt habe, auch Anspruch auf seinen Befig erheben werde. Gegenwärtig spreche man Davon, Den Schuß der englischen Gesandte ihaft in Adis Abeba­ zu verstärken, was offenbar einen Vorwand zur V Begehung des Tianasees Tiefern milde, Ein schwerer Schlag für unsere Bauernschaft (H­­­BL) Die Landwirtschaft aller Länder ringt heute schwer um ihren Bestand, um Ablag ihrer Erzeugnisse und um entsprechende P­reise dafür. Einst war die Landwirtschaft an in Rumänien der goldene Boden der Staatswirtschaft, auf deren Erträgnissen fie der Wohlstand des Landes aufbaute. Heute sümpft unsere Landwirtschaft schwer um ihre Behauptung in der Notlage, die ihr duch­ den allgemeinen Tiefstand der BWirtschaftskonjunftur auferlegt ist. Wenn nun unsere Landesregierung si entschlossen hat den Weizenpreis zu tragen, damit der Bauer im Inland einen ent­­­spreenden Preis erziele und unsere Ausfuhr im Auslande dennoch wettbewerbsfähig sei, kann Diejeg nur allgemeine Zustimmung finden. Denn die Stärkung der Wirtschaftslage unsrerer Bauern und damit die Erhöhung ihrer Kaufkraft liegt im Interes­se aller Erwerbstände, die auf die Abnahme ihrer Erzeugnisse für die Bauernschaft angewiesen sind. Zur Erreilung des von der Negierung angestrebten Bieres muß ein innerer Widersprg überwunden wer­­­den. Denn ist der Preis des Weizens auch, wie es das­­­ Interesse der Landwirtschaft erfordert, dann ist er auf dem Weltmarkt nicht wettbewerbsfähig. Dann steht unsere Ausfuhr und es kommen seine fremden Sahlungsmittel ins Land. it aber der Weizenpreis im Inlande so niedrig, das er es mit dem Weltmar­kt­­­preis aufnehmen kann, dann wird dem Bauern in seiner heutigen Notlage nicht geholfen. Der Land­­preis des Weizens beträgt heute 35.000 Lei für den W­aggon, der Weltmarktpreis im besten Falle 20.000 Lei. Folglich muß Die Regierung den Exporteuren Prämien gewähren, die sie in Die Lage verlegen, dem im Inlande für 3.50 Lei für das Kilogramm gekauften Weizen im Auslande für 2 Lei zu verkaufen. Die Regierung muß also ein namhaftes Kapital bereit­­­stellen, um den Exporteuren den Untersäten zwischen­­zugleich aber will die Regierung noch ein drittes Ziel erreichen, das nämlich durch die Hochaltung der Inlandpreise und die Kapitalsbeschaffung für die Ausfuhrprämien dennoch der Brotpreis seine Besteuerung erfährt. Also will die Regierung bei der Aktion zum Stagung des Weizenpreises drei Fliegen mit einem Schlage treffen. Der Plan der Regierung geht dahin, das für die Ausfuhrprämien erforderliche Kapital weder von dem Erzeuger (dem Bauern) noch auch von dem Verbraucher (dem Brotkäufer) einzuheben, sondern von dem Ver­­­mittler zwischen beiden. Das sind die Grogmühlen, die den Weizen laufen, vermahlen und das Mehl in den Handel bringen. Die Mühlen sollen dem Staate aus diesem Vermittlungsgeschäft das für die Ausfuhr­­­prämien benötigte Kapital zur Verfügung stellen. Die Mühlen aber dürfen die ihnen auferlegten Lasten nicht etwa auf ihre Käufer abwälzen, weil beim Steigen der Mehlpreise auch das Brot teuerer werden müßte. Sie müssen die Abgabe an den Staat, die 1.15 Lei für das Kilogramm, also ein Drittel des Weizenpreises erträgt, aus dem Gewinn drehen, den sie bei Vermahlung und Verlauf des Weizens erzielen. Der Plan der Regierung hat jedenfalls den Vorzug, daß er sehr einfach ist. Die Mühlen sollen die Be­­­<ünstigungen bezahlen, die der Staat sowohl den Sauern al auch den Exporteuren einräumen will. Leider scheinen die Vorauslegungen für die Durch­­­führung nicht gleich einfach zu sein. Es sind schon Anzeichen dafür vorhanden, daß die Mühlen sich gegen die ihnen auferlegte Abgabe enerativ sträuben und sie dennoch auf den Mehelpreis aufschlagen werden. Dann kann, wie schon erwähnt, auch der Bäder den heutigen­­­ Brotpreis nicht Halten. Wohl hat der Staat Die Mühlen mit Strafen bedroht, wenn sie die Verordnung nit einhalten, aber die Grogmühlen haben gute Ver­­­bindungen und lassen sich nicht so einfach einschlichtern. Es bleibt abzuwarten, wie das Aderbauministerium diesen Streitfall mit den Mühlen austragen wird. Das legte Wort ist da jedenfalls noch nicht gesprocen. Aber einen Prügelfunken hat sich die Regierung bei dieser Aktion auserwählt, der bei dem Finger ziehen zwischen Regierung und Großmühlen sicherlich Draufzahlen wird. Das sind diejenigen Dorfmühlen in Siebenbürgen, die durch einfache Verordnung 208 Aderbauministeriums willkürlich in die Kategorie der Handelmühlen eingereih­t worden sind. Der Un­­­terschied Liegt darin, daß­­s­iese Dorfmühlen si mit dem Handel von Getreide und Mehl überhaupt niet befassen, wie es die großen Mühlen tun, sondern nur das Getreide vermahlen, das ihnen von der Bauern­­­schaft ihres Umsteises zugebracht wird, und dafür eine geringe Maut in Mehl einheben. Auf Grund Dieser Tatsache waren sie bisher in einer Kategorie mit den dörflichen Wassermühlen, die zu der Abgabe für Die Weizenttagung nit herangezogen sind. Nun sind viele von Diesen Mühlen — in dem feinen Kleinfofler Komitat allein sind es fünfzehn — duch Verfügung des Ministeriums einfach zu Handelsmühlen er­­­klärt worden und haben somit nach jedem ver­­­mahlenen Tg Mehl 1 Leu 15 an Taxen zu bezahlen. Wohl war an alle diese Mühlen die Anfrage gerichtet worden, ob sie Handelsmühlen werden wollten, und­­­ zeitgerecht Haben sie die im Gehege verlangten Er­­­k Närungen und Gefische abgegeben, daß sie Dorfsmühlen­­­ bleiben wollen und nicht für den Handel zu mahlen , beabsichtigen. Auf diese Eingaben ist ‚no feine @r­­­| Tedigung eingelangt, aber die Mühlen wurden ges­un­­­gen, die vorgeschriebenen Tagen abzuführen. Da nun die meisten von ihnen zur Zahlung dieser Tapen einfach : nicht in der Lage waren, hat eine Reihe von Wahlen den Betrieb bereits eingestellt. Die Übrigen werden sie gleichfalls zur­ Einstellng gezwungen sehen, wenn nicht schleunig Abhilfe geschaffen wird. Damit verlieren zunächst die Mühlenbesiger nicht nur gänzlich ihren Grhverb, sondern sie müssen noch dazu für Einnahmen, die sie gar nicht haben, Hohe Steuern zahlen. Aber weit darüber hinaus ist in gan­­­zen Bezirken diese Betriebseinstellung der Mühlen ein schweres Unglück für die Bauernschaft ohne Unterschied der Volkszugehörigkeit. Mitten in ihrer dringendsten Arbeitszeit müssen die Bauern oftmals 25 Kilometer weit zur nächsten Wassermühle fahren, die nut zur Handelsmühle erklärt worden ist und wo sie daher die hohe Taxe nicht zu entrichten haben. Das bedeutet mindestens einen Tag Arbeitsverkuft für einen Mann und zwei Zugtiere in einer Zeit, wo alle Arbeitskräfte dringend gebraucht werden. Oft aber müssen sie bei den wenig leistungsfähigen Kleinm­ühlen tagelang warten, bis sie ein, ihrem Weizen gar nicht entsprechendes Wahlprodukt mitnehmen können. Pan greift si an den Kopf, wie Die Regierung solche Ber­­­uftigungen treffen konnte, wodurch Die Bauernschaft gans­­zer Bezirke in die­ größte Verwirrung verlegt, im, der ‚Erntearbeit und in der Verwertung ihrer Ernte aufs Schwerste geschäldigt wird. Mehrere Jahre hat die Bauernschaft Siebenbürgens unter gänzlicher­­­ oder teilweiser Migernte schwer ge­­litten. Sie Haben den Mut nicht finten Waffen, Haben weiter gearbeitet und Darauf gehofft, daß ihrer Arbeit doc einmal der verdiente Ertrag zuteil werde. Nun Hat dieses Jahr endlich eine gute Ernte gebracht, aus fernerschiweren Garben rinnt goldener Weizen aus der Dreschmaschine In die Läde. Und da fällt nun die Verordnung der Regierung dem Bauern in Den arbeits­­­müden Arm und Hindert ihn seinen Weizen so zu Ostland und Auslandpreis auszugleichen. | -

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