Süd-Ost, Mai 1936 (Jahrgang 2, nr. 100-124)

1936-05-01 / nr. 100

j Tageblatt der Deutschen Volksgemeinschaft in Rumänien Schriftleitung: SibiusFermannstadt, Dofffad 55, Franziskanergasse 7/1 Telephonnummer : 519 Breitag, den 1. Mai 1936 Berwaltung: Sibiu-Sermannstadt, 2 Dofffad­ 55, Kleine Erde 4 Tel. Air. 268, Mofihehk.: Bukarest 82.130 Jahre. —­­ Der Bormaiih auf Addis- Abeba Nirgends ein Widerstand Rom, 29. April. Nach neuest­en Meldungen von der Nordfront befinden sich 2000 Lastwagen und Kriegswaf­fen in ununterbrochenem Bormaih auf Addis-Abeba und sind ungefähr 70 Kilometer von der Hauptstadt ent­­fernt. Auf dem ganzen Wege trafen die italienischen Streit­­kräfte auf keinerlei Widerstand. Man spricht davon, daß der erste Guverneur der Hauptstadt, der ehemalige Ita­­lienische G­randie in Abessinien, Graf Davinc­, sein wird. Die Bormarschbewegung an der Nordfront kann sich auch für die bei Harrar stehenden aberlinischen Streitkräfte der Südfront verhängnisvoll auswirken. Der italienische Pressefeldzug um Aberlinien Rom, 30. April. In der Zeit vom 14. bis 20. April sind auf der Linie nach Deijte über 200 km Geirade ge­­baut worden. Diese ungewöhnliche Reisfung zeugt von der Gründlichkeit, mit der Stalien den abersinischen Feld« zug organisiert und zu Ende führt. Der Führer des Zlug­­aeschwaders „Re dilp’rata“, Graf Ciano gewährte dem Berichterstatter des „Journal de Geneva“ eine Unterredung und wies u. a. auch darauf hin, daß ausländische Fadın­leute und auch die ausländische Presse behauptet haben, das Stalten nur für die Eroberung der Provinz Tigrai 1 Sahr brauchen werde. Seht st­he Stalten knapp nach 6 Monaten vor den Toren Addig-Abebas. Stalten leide an Rohstoffmangel. Im barbarischen Abellinien liegen die Rohstoffe brach. Warum will man Stalten hindern, Diese Stoffe zu bem­üßen ? Abefliniische Meldungen Zonden. 30. April. Abeflinischen Meldungen zufolge haben die Italiener bei Safjah Baneh einige laufend Tote verloren. Die politischen Unruhen im Innern werden in Abrede gestellt. Q Rumänien und Deutschland In unserer 90. Folge vom 18. April halten wir unter dem Til „Rumäniens Wirtschaftspolitik“ einen Abschnitt aus einer in der „Zeitschrift für Geopolitik“ erschienenen Abhandlung unseres Mitarbeiters Dr. Riktor €. Irk „Rumäniens politische Probleme“ wiedergegeben. Im Nachfolgenden machen wir unsere Xıfer mit einem zweitem Abschnitt aus dieser Arbeit bekannt, Dr. Irk Schreibt: Gewilt finden wir heute noch den Weg zur öffentlichen Meinung Rumäniens versperrt von einer fast durchweg deutsch gegnerisch eingestellten Presse, die jedoch — und das wird in rumänischen Kreisen selbst offen Zuger geben — gerade in diesen Fragen keineswegs die Mei­­nung des Rumänentums widerspiegelt. Die Not­­wendigkeit einer sachlichen Aufklärung über die wahren Ziele Deutschlands ist ein erhobener Ruf, der nicht uns gehört verhallen darf. Hier hat eine auf b­es der Grund­­­lage aufgebaute Tätigkeit einzulegen, Werbung im besten Sinne des Wortes, Werbung für das gegenseitige DBar- Händnis und Sichkennenlernten, Propaganda für den Frieden. Durch Schaffung eines zielbewußt geleiteten deutschen­­ Bressedient es (Pressebeirat bei der Gesandtschaft) mit taktvoller und verständiger Einflußnahme auf die rumä­­nische Deffentlichkeit, Herausgabe einer großen deutsschen Tageszeitung in der Hauptstadt, der Rundfunksendun­­gen, durch Verbreitung des deutschen Buches, Bıran- Haltung billiger gegenteiliger Gesellsschaftsreisen, Ausstel­­lung rumänischer Landeserzeugnisse und Schöpfungen rumänischer Volkskunst in Deutigland usf. Grundfaß muß hierbei sein, daß die ganze Aktion planmäßig von einer einzigen Stelle aus geleitet werde. Einzelunter­­nehmungen wirken durch ihren Dilektantismus nicht gün­­stig oder schaden, wenn sie zumeist „geschäftlichen“ Charakters sind. Jedenfalls werden sie der breiten Öffent­lichkeit überh­aupt nicht dbekannt. Deutschland wird sich hierbei mit Erfolg seiner auslanddeutigen Volksgenossen bedienen können, denen durch rein persönliche Bindungen der Weg zum Herzen der Rumänen offen fehl. Arbait dieser Art darf nicht den Charakter geschäfliger Geheim­­fuerer fragen; wer sich in den Dienst dieses ehrlichen Friedenswillens stellt, darf nicht der Gefahr ausgefeßt sein, als „finatsfeindlicher Propagandist“ sogenannter „deutscher imperialistischer tele“, des „Dranges nach dem Dsten“ der Idee „Deutschland bis zum schwarzen Meere“ usf. verdächtigt und­ verurteilt zu werden ! Mir werden endlich darangehen müssen, uns von dem gefährlichen Balast Hummender und bedingungslos hin­­genommener Schlagworte frei zu machen. Oier will man in dem Versuch einer verständnisvollen Annäherung zwischen Deutschland und Rumänien einen Barfuch der Lockerung der Treue Rumäniens gegen Frankreic erblicken, zu der sich Rumänien moralisch, kul­turell, politisch und aus tausend anderen Gründen der Dankbarkeit verpflichtet fühl? Man höre doch, ende­­ i­ einmal damit auf, jedem von Deutschland ausgehen­­den Verständigungsgedanken eine geheime oder böswillige Absicht zu unterschieben! Würden sich nicht gerade für Rumänien, dessen Auben­­‚­minister Titulescu der Vertrauensmann Frankreichs und Sprecher der Kleinen Entente­n­, wenn es sich seiner B­rükenstellung bewaht wäre, dem Gedanken einer einer Annäherung zwischen den beiden westeuropäischen Großmächten die Tore zu öffnen, Aussichten von großer Tragweite ergeben? Man verweise nicht jeden Gedanken fächelnd ins Land der Utopie, nur einfach deshalb, weil er ich nicht auf dem ausgefahrenen Galerie vorgefaßter aller Meinungen und Vorstellungen bewegt! Und man versuche einmal, nicht in Tagen, Monaten oder Sahren oder besetzt um Augenblickserfolge zu denken, sondern in gefhitlichen Zeiträumen. Man wird, losgelöst von zunftmäßig für Pakte und Konferenzen arbeitender Politik, auf Erkenntnisse Heftter Bedeutung stoßen. Das Einfallstor asiatischer Horden, die Mactraum und Zerstörungswut nach Westen trieb, war der Lebensraum des heutigen Rumäniens seit Jahr« hunderten und es ist au heute noch. Es wird in einem Endkampf der Weltanschauung ein fataler Aufmarschraum sein für den roten Stern Asiens, für die Sold« fruppen und Massen im Dienste einer dunklen Macht, deren Ziel die Herrschaft über diese Welt it, nachdem sie Rafsen und Völker zerschlagen hat. Vorwerk is dieses Rumänien für den Kampf, der einmal um das Sein oder Nichtsein der weißen­­ Raffe geführt werden wird. Als vor 10 Jahren die deutschen Bauernsiedler von Tatar-Bunar aus eigenem Willen zu den Waffen griffen und die ins Land dringenden bolsche­wikischen Horden vertrieben, war dies kein Zufall, es war Sinnbild und Fingerzeig der Beschichte Man glaube nicht, daß das Rumänentum dieser Er­­kenntnis fremd gegenüberstehe, es gibt Männer genug, die mit wachsender Besorgnis nach dem Offen sehen, heute mehr denn je, wo Moskaus „goldene“ Soldaten ihre Borpostenstellungen beziehen. Ein einheitlicher Volkswille hat in Erfüllung seines jahrhundertealten Traumes Großrumänien von heute ges­chaffen, dem seine Gefahr droht aus der deutschen Weltanschauung, und für welches es einmal nur einen Kampf geben wird, sich zu wehren gegen das Ertrinken in der Bem­ihlungswelle slawische mongolischer Sorden aus dem Offen. Wer es mit dem Bestande des rumänischen Volkes wirklich ehrlich meint, kann nur so und niemals anders denken. Wir diesen Gedanken zur Tat­kämpfer für die Jahrfauj Europas­ reifen läßt, ist endealte Kultur Englisher Krämergen­f Kolonialgebietsmandate unantastbar London, 30. April. Der parlamentarische Kolonials­ausschuß hat in einer Sikung den Grundfaß der Un­­antastbarkeit der Mandatsgebiete ausgesprochen. Forderungen Kolonialer Art müßten abgelehnt w­erd­­en,gleich viel von welcher Seite sie auch kommen mögen. Diese Erklärung it in hohem Maße bezeichnend für den Kramerpetif der englischen Politik. Eng­land it ohne Steifel bemüht, einen Ausgleich zwischen Deutsschland und Frankreich herbeizuführen und will gewiß dem Deutschen Neid auch die beanspruchte Gleich­­berechtigung gewähren. Nur darf das nichts aoften! Bon einer Rückgabe der wenigen Kolonien, die sich das Doufice Neihb vor dem Arteg in ehrlicher Kulturarbeit erworben hatte, will das englische Weltreich, das fast 34 Millionen Quadratkilometer beherrscht, nichts willen. Auf diese Art wird der babaierige Englisyman den Sıreden der Welt nicht herbeiführen können ! Das Exgebung der französischen Wahlen Man beginnt sich mit dem E­rfolg der Kommunisten abzufinden tätig.29.April.ancliUschen Kreisen hat die Aks­regung nüchternen Erwägungen Platz gemacht.Man hofft, daß sich an den Kräfteverhältnissen der beidennonten, Volksfront und Nationale Front,im Wesen nicht­ ändern werde,wenn auch nicht geleugnet wird,daß sich besens der­ innerhalb der Volksfront starke Verschiebungen z Gunsten der Kommunistan vollziehen werden.­­ Der Kampf der Sudetendeutschen Die Deutschen fordern einen Parlamentsausschuß Prag, 30. April. Im Laufe der Parlamentsaus­­sprache über das Staatsverteidigungswejeß, reichte die Sudetendeutsche Partei einen Entschließungs­­antrag ein, in dem sie die Einiegung eines parlamen­­tarischen Ueberwachungsausschusses zum­­ Schuße der Ber­affung und der Rechte der Minderheiten fordert. Die Deutsche V­ölkerbundbeschwerde PBran, 30. April. Das Blatt der Sudetendeutschen Partei schreibt im SZusammenhang mit der Völker­bundsbeschwerde der Sudetendeutschen, dh 1: 1 u . diese aus zwei Gründen erfolgt jet: 1. die Sudetendeutschen immer als zerstöürendes Clement in der Tichechoslowakei. Daß die Sudetendeutschen den legalen Weg eingeschlagen haben, beweise das Gegen­­teil. 2. Der tschecslowakische Staatspräsident habe er­­klär­t, daß die Z­ichechoslowakei ihre Minderheitenver­­pflichtungen streng einhalten werde. Die Sudetendeutschen fordern eine gerechte Behandlung. Das mögen sich die Völkerbundsmitglieder, die Über die Balhwerde zu richten haben, vor Augen führen und auch dies, daß die Sudetendeutschen dur ihre große Zahl ein wichlines Element seren, das nicht überfeogen werden dürfe, wenn in Mitteleuropa Ruhe herrschen soll. Der Wiener „Rhoenir“-Skandal Ein magerer Trost Wien, 30. April. Das halbamtliche Blatt der öster­reichischen Regierung, die „Neidspost“, befaßt sich im Tone ausgesprocher Erleichterung mit den endlich der Deffentlichkeit Überantworteten Namenlisten im Zusammen­­hang mit dem „Phöniz“-Skandal. Das Blatt schreibt, die öffentliche Meinung sei dadurch von einem schweren Alpdruck b­efreit wo­ren. Es habe sich nämlich gezeigt, daß bei weitem nicht so viele und nicht so wichtige Persönlichkeiten in den Skandal verwickelt waren. Man könne heute schon sagen, daß die ersten Tartarennachrichten übertrieben waren und daß viele führende Persönlich-­keiten einfach verleumdet worden seier. 65

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