Kirchliche Blätter, 1916 (Jahrgang 8, nr. 1-44)

1916-07-22 / nr. 30

» Bezugspreis: Anland: gMMWJV Blätter» aug deren XandegkirrlerLDJ»,,z;­»XFFZ,"Z,ZMW in den siebenktürg.Tandemzeilenzu­ngarns Infertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Bet­tzeile kostet bei einmaligem Ev. Wortenfchrift für die Glaubensgenossen aller Stände hinrüd­en 20 Heller, bei jedem weiteren Einrücken je 15 Heller Ar. 30 Hermannstadt, den er Suli 1916 vom Jahrgang Inhalt: Verfäumnisse. — Bistriper Zweigverein der Gustav-Moll-Stiftung. — In Tranzsylvanien und Bennsylvanien. (XVI. Frauenliebe und -leben.) — Nachrichten aus Nah und Fern. — Bücherschau. — Amtlicher Teil. — FIRE Ganzjähr. K 11, halbj. K 5'50 Ausland: Sanzj. Mt. 11, Halbj. Mt. 5'50 Erscheint jeden Sonnabend Versäumnisse. Sal. 5, 22: Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Glaube, Kreuschheit. &3 war an einem schönen Zunitag.. Ich ging hinaus auf den Pfarrgrund. Die Leute arbeiteten hier im Heu. Eine junge Frau, deren Mann im Weide steht, arbeitet allein auf einer geparkteten Parzelle. Ihr junges Kriegskind liegt schlafend im Schatten einer Weide. Sie hat die Heugabel gesenzt und haut längere Zeit auf die Erde. Ach trete zu ihr. „Suten Tag, Trinit“ Erschredt blicht sie auf. „Buten Tag, Herr Pfarrer.” „Er ist Heute warm, gutes Heimwetter. Wirft das allein alles bewältigen künnen? Dein Mann tut jeßt not. Aber höhere Pflichten halten ihn fern.“ „So mein Mann ... .” Tränen stehen ihr in den Augen. „Hast du vielleicht eine schlimme Nachricht erhalten? Oder geht's ihm schlechter? Sein Wunde war du im Heilen begriffen?” Sie weint: „Er wird ja nicht etwa gestorben sein!?“ „Rein, er ist noch immer im Spital; er schreibt, e3 geht ihm besser.“ „Warum weint du denn? Du wirst mir e3 doch jagen. Nichts verbirg!” „So habe 6i8 Heute noch niemandem etwas gesagt, nicht einmal meiner Mutter. Aber seit der geitrigen Predigt­ kann ich meinen Schmerz und Kummer nicht mehr allein tragen, ich muß e3 wenigstens dem Herrn Pfarrer mitteilen.“ Was ich längst geahnt, schien sie auch Hier leider betätigen zu sollen. „Mein Mann ist ja gar nicht verwundet, er ist sonst wie franf. Er hat mir zwar nicht geschrieben, was ihm fehlt, aber der Arzt hat mir es gesagt. Denn ich bin durch ihn nun auch krank. Als er im vorigen Jahre vom Urlaub wieder einrüd­e, fing er an zu £räufeln, biß er ins Spital kam und nun dort ist. Wird er und ich wieder gesund wer­­den? Der Arzt meint: ja. Wie hat er sich so weit vergessen können? Der Herr Pfarrer nennt ihn ja gut; er war ja so ein zurückgezogener und stiller Mann. Und dann das arme Kind dort? was wird mit dem werden?“ Sie weint: „Du mußt nun an — Wie viele andere Frauen — unschuldig für die Sünden anderer büßen mit deinem Kinde. Das Unheil, das die Sünde anrichtet, trifft oft ganz Unschuldige. Unser Heiland hat auch für fremde Schuld büßen müssen. Schau auf ihn! Halte Glauben! W Vertraue auf Gott! Du wirst Schon wieder gesund werden! Auch dein Mann ist an seinem Leiden nicht allein Schuld. Denke an den gestrigen Predigtiert: „Wandelt im Geiste, so werdet ihr die Lüfte des Fleisches nicht vollbringen. Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Glaube, Keuschheit.” Dein Mann Hat eben nicht­ in diesem Geiste gewandelt und hat so auch nicht die Frucht dieses Geistes — die Keuschheit — ein­­erufen künnen, d. h. es ist ihm früher der Weg zu diesem Geiste nicht richtig gewiesen worden, und er hat sich dieses Versäumnis an ihm und vielen andern­­ gerächt.“ Sh shied von der bedauernswerten jungen Frau. Was ich Hier erfahren hatte, war mir leider nichts Neue. Aber wie es erzählt wurde, war er­­greifend, und vor allem der Beweggrund zum Ge­­ständnis hat mir den für die Zukunft einzuschlagen­­den Weg gewiesen. Wer trägt nun die Schuld daran, daß viele, viele unserer Söhne, Männer und Brüder, die wir in den großen Weltkrieg Hinausgefchtet haben, nicht die Mahnung des Paulus: „wandelt im Geist“ befolgt Haben? Wer Hat in Friedenszeiten etwas versäumt? Gestehen wir es ehrlich und offen, vieles die Schule und Kirche! Haben wir mit unsern Schulkindern, mit der Jugend, mit Männern und Frauen je­den Wandel im Geiste so besprochen, wie Baulus, mit den Galatern im 5. Kapitel? Nein! * Da an dem Sonntag zufällig einige jungen Männer aus dem Felde auf Urlaub weilten, lag der Predigt der Terz: Gal. 5, 16­-24 zu Grunde,

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