Oedenburger Zeitung, 1879. Dezember (Jahrgang 12, nr. 145-156)
1879-12-03 / nr. 145
« Er « ' "gung: Ahi. .·L«;-kpf«· EEE RT ETEN EEE WETTEN x Mittwoch, Organ für Politik, Handel, Indias, Blatt, erstpeint Fräammerations-Preise: hr toco: Ganzjährig 9 f., Halbjährig 4 ff. 80 Tr. ·«Vierteljährigs siksss kr.«, ee 1 k 3 ur Auswärts: Ganzjährig 12 fl, Halbjährig 6 fl., Vierte gl. Alle für das Dick AN danen, mit .. .nahme von Inseraten, Siemepereiane und Infersiongebühren sind um die Redaction portofrei einzusenden. Administration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. IM. Neugasse Nr. 18, im 1. Stock. Redaktion: —— (vormals „Hedenburger Nachrichten‘“.)uffiie und Landwirthschaft, dann für sociale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr! — Betrüchten zur Rehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.” den Mittwoch, Freitag im Sonntag. Einzelne Nummern Bosten a2. Kreuzer. A vermitteln: die Herren Hafenstein , Vogler, Wall fi alle 10, Wien, ... U Dppelit, I, Stubenpartei 2 ien. Heinrich, Schaler, I, Singersiraffe 8, Wien. 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Daß aber der Ministerpräs ssident, selbst die Nothwendigkeit einer Fertigung seiner ‚nur Äußerlich stark scheinenden, am si 'aber ehr erschütterten Stellung fühlt, ‘zeigen Die mit immer größerer Bestimmtheit auftretenden Gerüchte von einer Rekonstruirung des Ministeriums,welche in der Pause stattfinden soll, durch welche die Beratungen des Richttages wegen der„ für Dezember in Aussicht “genommeenen Delegationsfigungen und der darauffolgenden Weihnachtsferien unterbrochen werden sollen. Im Januar, vor der Budgetdebatte, würde denn ein aufgefrischtes Ministerium vor das Parlament treten. Yu der That it Finanzminister Syapary wegen seiner jüngsten Affaire, Kommunikationsminister Pehy wegen seiner iwiel Mach zu Tage getretenen Unfähigkeit, welche durch die von »dend berufenen ausländischen Sachverständigem dargelegten und von Seiten der Beamten seines Ministeriums bezüglich der Donaus und Theigregulirung begangenen Fehler und Unterlassungsfünden nur noch potenzirt wird, Baron Kemeny, Miinister Für Aderbau, Gewerbe und Handel im wegen der Naivetät seiner wirthschaftlichen Ansichten, Justizminister Pfauler wegen seiner Schwäche gegen den im der Justiz eingerisfenen Schtendrian auf die ‚Dauer ‘unmöglich geworden. Freilich‘ ‚fan 'man ‚mit dem Oppositionsblatte „Magyarorsäg,, hinzufagen‘: „gu spät! das non possumus wird das Tödliche Ber ftreden Lächerlich machen. Daß die Austände des Landes von allen Seiten und nach aller Richtigkeit die unfähigen Minister verkünden, ist allerdings eine Längst zum Gemeingut gewordene Wahrheit, daß man das Land nicht lange so regieren kann, ist gewiß. Freilich muß das Kabinet refonstruirt werden, aber die Nefonstruktion muß beim Haupte desselben begonnen werden, denn ein Tipakabinet anderer Sorte, als heute vor uns steht, kann man nicht machen. Von wo und aus was will Tiga sein Kabinet refonstruiren ? Daß er genug Portefeuilles zum vertheilen, und jegt wo Minister genug hat, deren Abgang weder er, noch das Parlament, am wenigsten aber das Band bedauern würde, leidet allerdings seinen Zweifel. Aber wen will er an dessen Stelle fegen, nachdem er alte Persönlichkeiten von politischen Gewicht von fi gejagt, seine Politik seinem Spystem i entfremdet hat? Alle Kombinationen sind möglich, denn nach Tiga wird das Land Alles mit Freuden begrüßen, nur das eine it nicht möglich, das Tika heute im Stande sei,sein wesentli anderes Kabinet zu bilden, als er set hat. Yeder Kabinetschef hat ein Kabinet, wie er es verdient... . Yebe Gewalt geht zu Grunde, sobald sie die Grundlagen auf denen sie entstanden, mit andern vertauschen will. Die Macht Tiga’s berufe darauf, daß er stark war und alle übrigen schwach waren. Sobald er ‚einsieht, daß er schwach geworden ist, daß er si auf die Kraft Anderer stägen muß, mußte sein scharfer Verstand einsehen, daß man immer fünf Minuten früher von selbst gehen sol, he man hinausgeworfen wird, und er sollte einsehen, daß er kaum viel mehr, al diese fünf Minuten übrig hat. Auch den starren Ziga "lie man sich nur aus Zwang gefallen. Einen ihm wachen Tiga Tann Niemand in der Welt brauchen. Ziga Tann sein Kabinett nit refonsteniren, weil er sein Material dazu hat und dann weil die Refonftenienng die Konstatirung feiner, Siewähe, das Belkenntnig derselben, die Befleunigung feines Starged wäre. Ein weiterer Moment der Schwäche des Ministeriums ist der nun nicht länger zu vertuschende Umstand, daß die Ausgleichsverhandlungen zwisen der ungarischen und kroatischen Negrikulardeputation gescheitert sind, und die geiegliche Feststellung eines Provisoriums bezüglich des finanziellen Ausgleichs in Borschlag gebracht werden mußte. Ziehen sich die froatischen Abgeordneten in den Schmollwinter zurück, so ist die Majorität der Regierungspartei vollständig in Frage gestellt, gehen sie zur Opposition über, so ist Ti«a’s Sturz besiegelt. Vielfac glaubt man, da nach Erpledigung der bosnischen Vorlagen und des M Wehrgefetes die Krone fi dieses unpopulären Werkzeuges bereitwillig entledigen werde, weil die Stimmung, die seine Negierung im Rande hervorruft, den dynastischen Synteressen ernstlich abträglich zu werden beginnt. Der Einflug Kossuth’s ist gewaltig im Steigen. Seine Memoiren, die demnächst herausformmen, hat er mit einem von alten Zeitungen mitgetheilten Vorwort eingeleitet, das von großer Wirkung auf alle magyarischen Weltüther ist. Sogar der deaftstiihe „Petti Naple“ nicht „Ohne Koffuth "wäre der 1848er Freiheitskampf: sagt zur euerfäule geworden, welche mit ihrem Glanze Europa beleuchtete und dem magyarischen Namen die Achtung des Erdenmundes erwarb. Koffuth lebt fern, allein, verkaffen, nicht vergessen. Er lebt seinem Vaterlande, feinen Erinnerungen, feiner Unsterblickeit. Heute ist Ludwig Kossuth der erste Magyare. "Kein Lebender genießt gleich ihm die Achtung und Liebe der Nation.“ Aber nicht blos als ungarischer Gambetta der Vergangenheit wird der einstige Diktator gefeiert, seine gegen den Verband Ungarns mit Oesterreich gerichteten dee, melde von der Äußersten Linken imıt scheinbar immer mehr schwindender Hoffnung auf Erfolg seit dem 1867er | | | | & Sa . . zu . ann —— ...te uiletqn. DgO·Portt cit. (Bortfegung.) Hm, hm, dachte der Marseiller, das war einmal wieder weht dumm von Dir. 05 und er nahm ei vor, auf der Stelle sein Unzeit wieder gut zu machen. Natürlich ließ er es jeit nicht mehr an jenen Heinen Artigfeiten und Gefällig- Feiten’fehlen, welche das Reifen im Postwagen so sehr erleichtert. Aber die Dame nahm seine Annäherung mit Kälte auf; allmälig schmolz indes das Eis, sie würdigt es ihn,sogar eines freundlichen Blics, sie lachte , selbsts Schon über, einen guten Wit, den der "Marseiller "gemacht hatte, und wie es schien, bestätigte sich all hier das französiche Epridmwort : Quand on est seul, son! devient 'necaissere ! Nachdem die ersten Schritte zur Verständigung geschehen,kam se8: zu einer wirklichen Unterhaltung ambs im Laufer des Gesprächs zu Mittheilungen über persönliche Verhältnisse, wie Lies gehen, nach Marseille, mein Fräulein ? Ka, mein, Herr, geline Schöne. Stadt, eMie ich höre, 'ja. Sie Fennen ‚Marseille, nochp nicht. issäksurzs und so guy die««Reisegefährtin wurde,da sie »einmal xyswsugø wayx mittheilfam,vertrat KOCHer- Mchszdies.umsso’leichter,sda sie«weder Fräulein such u,-wochthweswar,«und sdas Alless zugleQ ' &8 würde mich freuen, wenn ich Ahnen nüglich sein könnte ; ich " Bin eine Marseiller..i Denken in die Länger: dort zu verweilen:? «»,::Möglich,so devss auchi nicht;eS hängtss von«den Vers Wer also war sie ? Die Lösung dieses Näthfels Heißt: Künstlerin. Sie war Künstlerin,erste Sängerin, welche in Marseille, wenn sie gefiele, auf Engagment gastiren wollte, und da sie am Erfolge nicht zweifelte, dreiahre an den glücklichen Gestaden des Mittelmeeres zu verweilen, gedachte. Der Marseiller war auf den Namen der Künstlerin gespannt, und als er vernommen, daß Mademoiselle de Saint-Alban seine Ratterstadt beglücken wolle, rief er mit Provinziale Patriotismus:: : Ya, Mademoiselle, er kann ihnen nicht fehlen, Sie werden Furore machen. So sprechende Augen, ein so einnehmendes Gesicht, eine solche Figur — wo Sie werden kommen, sehen und siegen, und ihre herrliche Stimme den Triumph vollenden. Dieser Enthusiasmus war der Künstler in allem Unscheine nah, nicht wnnangenehm, wenn sie an iögerlich nicht viel darauf gab. Wahrscheinlich war sie an starke Dosen Schmeichelei gewöhnt. Der Marseiller wußte im Verlaufe des Gesprächs sehr fein zu bemerken, wie sehr er seinen Ölücstern preife, daß seine solche Küstlerin mit ihm, die sonst so langweilige Reife mache ; er deutete auch leise an, daß er ein leidenschaftlicher Theatergänger, und ein nicht ganz zu verachtender Kunstmäcen sei, daß er als Zuschauer ein Urtheil habe, und dieses durch seine äußeren Verhältnisse, wie durch weitverzweigte Verwandte und DBelanntschaften, ein bedeutendes" Gewicht in die Wagfpkale der öffentlichen Meinung werfe, Inrz, daß er zu den Tonangebern in Mearseille‘ gehöre, und nöthigen Hals an durchringende Gründe über seine sehr respektable Menge Mlatschhände zu gebieten habe. Die Künstlerin lächelte, der Mäcen nahm dies für eine Halbe Anerkennung seiner Wichtigkeit als Sulzelmacher, und sagte: Vertrauen Sie mir, verlassen Sie’sich auf mich, ich stehe Ihnen für Alte. Dies war ihm vollkommen Ernst, und wir hoffen, man werde ein solches Selbstgefühl und einen solchen Eifer, der reinem reichen Kaufmanne aus Marseille nicht unmalerfeinlicher oder unnatiriler finden, als bei einem Wiener Geldmanne. Die Menscen sind sich ziemlich glei, und wenn jemand sich den Spaß machen will, statt des Heren Brugnieres zu sagen Herr &. 9. 3. aus Wien, so wird unsere Behauptung no mehr einleuchten. Ob unser Marseilier auch Mitglied des Theaterkomites seiner Vaterstadt war, wissen wir nicht, jedenfalls aber steht es fest, daß er ein höcht nüglicher Betrüger der Kunst werden konnte, wenn er wollte. Und an gutem Willen fehlte er in diesem Falle nicht, denn er war nicht untinterefsirt bei der interessanten Sängerin. Um gerade herauszusagen, was er sich selbst zu gestehen, Anstands halber, noch einigen Anstand nahm, so müssen wir bemerken, daß die Liebe zu seiner hübschen und reichen jungen rau gerade so ehr abgenommen "hatte, je mehr die ihrige zunahm. Die Anhänglichkeit seiner Frau, ja selbst ihre Eifersucht schmeichelte seiner‘ Eitelkeit zwar, aber sie wurde ihm mitunter doch bereits häftig und langweilig. Die meisten Menschen Lassen so viel Lieber lieben, als sie Lieben mögen, die Liebe aber, welche nur ein Geben auf der einen, und ein Nehmen auf der anderen Seite ist, darf nur eine halbe Liebe genannt werden, und rät sich früher oder später durch diese Halbheit. Ym Brautstande ist die Dame meistens der Theil, der sich lieben ‘läßt, und dem ihre Hand gibt, welcher sie, nicht welchen sie am meisten liebt : in der Ehe dreht sich das Verhältnis um, und der Mann sucht sich, mit oder ohne Wissen und Willen für früheres einseitiges‘ Geben dadurch schadlos zu Halten, daß einfich, je mehr er der nehmende Theil wird, desto mehr herausnimmt. (Fortfegung folgt.) bhissen.ab... |