Oedenburger Zeitung, 1885. März (Jahrgang 18, nr. 49-73)

1885-03-01 / nr. 49

v»«"35eniell)mwomöglich tmd bcikuter gefurden ist als vor längst vergangenen Zeiten. Sie mögen also nicht Andere als die Ursache ihrer vor ihnen sc schmerzligen Trennung dahin stellen, während sie fi doc selbst gegenseitig im­­mer wieder anfeinden, und nicht im Stande sind unter fi einen modus vivendi zu finden. E. E « E: · Wr ; € re TE Diese anderen Lehrer des Volkes sind aber da nur eine Minorität. Möge das was bis jegt ehrenvolle Ausnahme is, Regel werden und die Priester sind dann gewiß im edelsten Sinne des Wortes Gefeggeber für das Bolt, au wenn sie nicht im Neichstage, ode gar im Oberhause erleuchtete Reden halten. x. Die wahren FJehrer des Volkes. Dedenburg, 1. März 1885. Da streiten sie sich im Parlament e schon wei j­·ch"enlangeherum,ob die Titularbischöfe und die höhe­­­ren geistlichen Würdenträger der anderen Konfessionen in das Oberhaus gelangen sollten oder nicht.Ist ez j­­ui«cit im Grunde einerlei?Der Priester hat eine weit­e höhere Mission als die Politik.Er ist weit mehr Hals für den Ministerpräsidenten zu stimmen,dazu be­­zsciufen das Wort Gottes zu verkündem Er ist kein­e Staatsmant,sondern ein Mann der felsenfesten Kirche, die keine Me­liorationen verlangt und welche seine Opposition je zu erschüttern vermag. Er hat nicht politische Prinzipien­ aufzustellen, sondern Die bereit, feststehende Moral zu predigen. Mite zu helfen Gehege zu machen braucht der Priester auch nicht, denn die Gefege, die er der Lehre und Wan­ E =­del zu bekräftigen hat, sind unabänderlich. Gleichwohl — wir geben es gerne zu — wäre «… einseitig wenn der Priester seine Tätigkeit auf das geistliche Lehramt beschränken wollte. Der Mensch lebt nicht allein von dem Worte Sotteß, er hat auch materielle Bedürfnisse. Derjenige, der ihm hilft seine materielle Lage zu verteib­en, der ihm materielles Wohlbefinden zu verschaffen weiß, oder der ihm die Wege zeigt, die zu die­­sem Ziele führen, wird sein Freund sein, dem er fol­­gen, dem er sich anschließen wird, wohin er ihn an­führen mag. Dem Geistlichen gibt seine Stellung die Mittel «7itz--diehand,einen wohlthätigen Einfluß auf das spielhaus zuüben!Sausmachen Orten beherrscht der Priester vollständig die Gemeinde a welcher er sich befindet. Das Landvolk der bäuerliche Kleingrundbesitzer inst in Folge der total geänderten wirthschaftlichen ..."Verhältnisse und durch die riesige Konkurrenz der Maschi- Bedrängnißsr­­.««steht im Kampfe des Lebens einem übermächtigen Er bedarf eines­­ Führers, eines Lenfers, eines Lehrers, der ihn auf dem Gebiete der landwirthschaftlichen Thätigkeit über Alles aufklärt, ihm Fingerzeige gibt, ihm praktisch Alles beibringt, was ihn konkurrenzfähiger, wohlhaben­­der machen kann. Die verschiedenen Nebengewerbe der Landwirth­­schaft, Obst- und Weinbau, Bienen- und Geflügelzuch, ‚die diversen Handiindustrnen wären berufen, dem lei­­nen Landwirtle materiellen Wohlstand zu sichern. Eine energie und­­ lohnende Thätigkeit wird den Bauern das Wirthehaus entfremden. Er wird Iormen, auf eigene Kraft bauen und wird sich von dem Wucherer emancipiren. Er wird nüchtern, spartan, moralisch, aus einem Wilden ein zivilisirter Mensch werden. Wer wäre berufen, ihn auf diese Bahn zu Ienfen, ihm ein Lehrer, ein Verather, ein Wegweiser zu sein ? Wer anders als sein Pfarrer, sein Seelsorger. Ein verkommenes, mit Noth und Elend knü­­­pfendes, dem Branntweinteufel verfallenes und unter ‚dem Lohe des Wuchers freufzendes Volk wird nie im edeln Sinne des Wortes religiös sein. Mit dem materiellen Wohlstande des Wolfes würde sich auch seine Moralität heben. Der Staat wäre der Sorge enthoben, Wander:­lehrer zu bestellen, welche bei uns zu Lande ohnehin weder wandern noch lehren. Der Priester, der Pfarrer würde zu dem Bolte in der diesen verständlichen Sprache sprechen und ihm Alles beibringen, was er von dem Wanderlehrer erlernen künnte. E­­Der Pfarrer müßte der Mutterlandwirth, der Apostel der wirthsgaftlichen Aufklärung sein. Seine Gemeinde wäre ein großes landwirthscaftliches Kasino, ‚an dessen Spige er stünde. E. Freilich müßte der Priesteramtskandidat schon im Seminarium einige Stunden wöchentlich theoreti­­schen und praktischen Unterricht ‘in der Landwirthschaft und ihren Nebenzweigen erhalten. Die Kirche würde dabei auch nur gewinnen, um die große Preisfrage, wie wann die ma erielle Lage des niedern Klerus ge­bessert werden, wäre mit einem Schlage­r gelöst. Der Priester, der ein intelligenter Landwirth ist, wird sich selbst bei geringerer Baardotation eines ent­sprechenden materiellen Wohlstandes erfreuen. Er wird selbst prosperiren und mit ihm, durch ihn die Gemeinde. 63 gibt schon Heute SPriester, die ihr Lehramt in unserem Sinne auffassen und der Segen des Ros­­tes ist der Lohn ihres edeln Strebens. Sie und dem Kapital e­in großer Gegner völlig wehrlos gegenüber. E­B­e­ne Kr Zi EIER vom Tage. Aus dem ungarischen Zeidstage­­ Die Spezialdebatte über die Reform des Oberhauses wurde Freitags bis zu. 5 fortgelegt. — Eraußt erklärte, um Mißverständ­nissen vorzubeugen, daß, obwohl er und seine Partei den Entwurf im Allgemeinen ablehnten, er de eventuell Berbefferungsanträge bezüglich der Inkompatibilität, der ernannten Mitglieder, der staats­rechtlichen Stellung der Kroatischen Magnaten, sowie betreffe Beschränkung des Initiativrec­htes notigen werde. Em. Szalay beschuldigte in längerer an sid ummwesentlicher Nede, die israelitischen Mitglieder des Hauses eines exklusiven konfessionelen Standpunktes Chorim verwahrte sich gegen eine solche Infinuation und berief sich auf das Beugniß des Hauses dafür, da­ss die israelitischen Mitglieder gegenüber den Exper­­torationen der antiesemitischen Fraktion die größte Sie erfüllen gegenwärtig nur eine Pflicht­­ gegen ihre Konfession, indem­ sie für die Vertretung von 600.000 Staatsbürgern plaitiren Paul Roth sprach für die unveränderte Annahm­e des in Verhandlung stehenden Paragraphen. Adam Lazar besimpfte alle Anhänger des Wahlsostens, daß das israelitische Kirchenoberhaupt Mitglied des Oberhauses werde und unterbreitete Na­­mens der Unabhängigkeitspartei ein Aınendem­ent, wo­­nach die jüdische Konfession durch ein von den Kul­­turgemeinden frei zu wählendes M­itglied vertreten Zoff Madarag beantragte die Streic­hung vder ganzen Paragraphen, weil er es mit der Rechtsgleichheit der Volksvertretung unvers­einbar hält, daß jemand Kraft seiner Würde oder seines Amtes an der Gejeggebung theilnehme. Die Referenz Lang sprach si noch gegen die Anträge aus, worauf die Die vorliegenden zehn Amendes­ments und Anträge wurden sämmtlich mit überwiegen- Debatte wurde hierauf geschlossen. Abstimmung erfolgte, der Majorität abgelehnt, wierige Debatte entspinnt. Zum legten Punkte, betreffend die Ernennung israelitischen weltlichen oder geistlichen Vertreters, wird die nament­­liche Abstimmung verlangt, worüber sich eine lang. &3 wird sodann über das Prinzip, ob ein Vertreter juüdischer Konfes­­sion überhaupt im Oberhause Sig erhalten soll, namentlich abgestimmt und Punkt d mit 214 gegen 43 Stimmen unverändert angenommen. D Pas Rronprinzlige Paar fegelt woßl- behalten zwisgen dem jonischen Syntem­ herum, am 26.d. ist er an Bord seiner Yacht „Wiramare“ in Korfu eingetroffen, wurde dort seitlic empfangen und fuhr nach mehrstündigem Aufenthalte bei Herrli»­er meine, und fast zu warmer Temperatur nach eirut. ..,© Großartige Spende. Der Kardinalerz­­bischof von Kalocsa Dr. Ludwig Haynmald hat zur Erinnerung an die Geburt der Erzherzogin Elisa­­beth, Toter Sr. Jai­. und königl. Hoheit des Kron­­prinzen Rudolf, mit einem Stiftungskapital von 60.000 Gulden und 20.000 fl. zu Baus, und Einrichungs­­fosten, unter der Benennung „Elisabeth-Waisenhaus“, ein für 25 Waisenfinder berechnetes Waisenhaus er­­richtet und auch für den Unterricht und die Erziehung der W­aisen Sorge getragen, was damit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird, daß der s. u. Minister für Kultus und Unterricht für dieses im Interesse der Humanität und des Unterrichtswesend gebrachte große und patriotische Opfer, dem genannten Herrn Kardi­­nalerzbischof seinen Dank zum Ausbruch brachte. © Erzbischof Ignazius Paoli I. Der in Wien zu Besuch eingetroffene Bukarester gowür­­digste Erzbischof, Dr. Ignazius Paoli, der — wie wir berichtet haben — in dem Hotel, wo er in Wien abgestiegen war („König von Ungarn“) vom Schlage gerührt worden ist, ist am 26. d. Abends gestorben. Der Kirchenfürst hat ein Alter von 67 Jahren erreicht. Seine Leiche wird nach Bukarest gebracht. " Der Kroatifge Landtag soll, wie „P. N." aus Agram meldet, für den 9. April einbes rufen werden, um das Budget zu votiren und ver»­chiedene wichtigere volkswirthschaftlice Gelegent­­würfe zu beratben. Der inanzausflug des Land­­tages beginnt seine Thätigkeit am 26. März und hofft, trug der Unterbiegung während der Oster­feiertage, Bis zum 9. April seine Arbeiten zu beendigen. © der Serr R. R. ung. Anlons- und Unterrichtsminister, U. v. Trefort — schreibt das „Budapester Tagblatt" — hat anläßlich der Debatte über das Budget des­­ Unterrichtsministe­­riums wiederholt erklärt, er habe Kenntnig davon, daß einzelne Schulinspektoren den in sie gefegten Erwartungen n­ich­t entsprechen k­und dag er fürderhin bei den­ diesbezüglichen Er­­nennungen vorsichtiger zu Werke gehen werde. Seit dieser Zeit sind drei Schulinspeftors Ernennungen erfolgt und nun hätte man glauben sollen, daß der Herr Minister nach so kurzer Zeit sich seines gegebenen Versprechens noch erinnern werde. Doch der Mensch denkt und Minister res fort lenkt. Mit dem Amte des Zipser Schulinsper­­t Itord glaubte der Herr Ministr den Sohn seines Hauptfortes in Deden­burg belohnen zu müssen, den er zuerst als­ Konzipist im Ministerium verwendete, um ihn sodann zum Schul­­»linspertor avanziren zu lassen. Wurden in diesem Falle an die Fachinteressen gewahrt ? Da geben wir weiter: von Arad kommt die Nachricht, daß Arpad Barjoffy zum Schulinspektor ernannt­­ worden sei. Am Motiv der Ernennung werden in ‚seinem Arader Blatte die Verdienste hervorgehoben, welche der Rater des Ernannten sich auf dem Gebiete der öffentlichen Angelegenheiten erworben, und daß er (der Rater und nut der Sohn) zweimal als Kandidbat der Regie­rungspartei aufgetreten ist. Nun solche Verdienste müssen wahrlich gewürdigt werden­ .IBen der Eignung des jungen Mannes zu­­­ieser so überaus wichtigen Stelle wissen selbst die regie­­rungsfreundligen Arader Blätter nichts zu berich­­ten. Da genug von diesem Thema. Wohl künf­­ten wir wo Dinge beriten,­ welche gleich den an­ geführten Fällen geeignet wären, die­­ Indignation der Fachkreise hervorzurufen, da die erwähnten Ernennungen charakterisi­en genügend die Negier­­ung, welche sich nicht feut, bei Bewegung solcher Stellen einzig und allein die Protektion walten zu lassen. O Ben der Landesausflelung. Als äußer­­ster Termin für die Einsendung der Objekte wurde bekanntlich der 15. März bestimmt, in­folge dessen Hielten im Laufe dieser Woche die haupt­­städtischen Aussteller frümmtliher Gewerbegruppen Berathungen, in welchen sie, mit Nüdfigt darauf, daß die Ausstellungs-Objekte in den 6 Wochen bis zur Eröffnung mehr und leichter beschädigt werden künnen, als während der ganzen Dauer der Aus­­stellung, betroffen, an den Lofal-Ausschuß das Erfuhen zu ftelen, den Termin bis 15. April zu verlängern. Die Landesk­ommission dürfte auf diese Srifterstrebung eingehen.­­ Eine großartige Reform im Zoflver- Rohhr. Zwischen Paris und Brüsfel wird eine Rohr­­post hergestellt, der welche Briefe in einer halben Stunde ans Ziel gelangen. Der Postverkehr schlägt so den Telegraphen.­­ Anarchistisches. Zu Bern wurden meh­­rere Anarchisten verhaftet; auch in an­i­deren Städten der Schweiz sollen Verhaftungen von Anaristen stattgefunden haben. Jn Irland gelang «n der Negierung und zwar in unmittelba­­rer Nähe von Dublin das­ Haupt einer Veni­­erbande festzunehmen. Der verbiegerische Mani­­pulationen mit Zündung platte bei den militä­­rischen Schiegübungen n Shorburynep am 27.D. M. eine Granate, wodurch ein Offizier und ein Kanonier sofort getödtet wurden. Oberst 5­or, Direktor der Artillerieschule, Oberst Xyons, sie­ben andere Offiziere und mehrere Artilleristen und Zivilisten wurden schwer verwundet. Bezügung Eini­­ger wird an ihrem Aufk­mmen gezweifelt.­­—— Die „Neidenberger-Zeitung" meldet, daß in Gablonz ein geplantes Dynamit-Attentat auf das dortige „K­aiser - Josef“ Monument entdeckt und noch reichzeitig vereitelt worden sei. Von der Zollkonferenz. Aus Wien erfahren wir, mag die österreicisch-ungarische Zollkon­­ferenz mac zwei mehrstündigen Gigungen, bezüglich der meisten jener Schritte, welche gegenüber der deut­­schen Getreidezöile theils als Schuß-, teils als sind, vorbehaltlich der Genehmigung der beiderseitigen Legislativen einig geworden sei. Voraussichtlich wurden einige Punkte nur ad referendum aufgenommen. Es handelt es darum, unsere Exportartikel — insoferne dieselben vorläufig von dem bdeutschen, später eventuell auch vom französ fischen Markte verdrängt würden, inwenigstend im ns­lande vor jeder ausländischen Konkurrenz zu jungen Retortionsmaßregeln für nothunwendig befunden­ worden ; — es handelt sie aber an darum jene Mixtitel, die wir bisher zumeist aus Deutschland oder, Frank­­reich bezogen haben, die aber auch bei und ohne be­­sondere Schwierigkeiten herzustellen sind, je viel als möglich aus dem Gebiete der Monarchie auszuschlie­­ßen. Deßhalb wird auch bei den beiderseitigen Legis­­lativen bezügli­­chieser MAxtitel eine bedeutende Erhol- Fortjekung folgt in der Beilage. Nejerpe auferlegen. werde. eines ee er rigr De en - a em

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