Pester Lloyd - esti kiadás, 1934. december (81. évfolyam, 272-295. szám)

1934-12-01 / 272. szám

Samstag, I. Dezember 1934 Nachsicht mit den Emigranten aus anderen Ländern — könne auch gegen andere Staaten, gegen Frankreich, Jugoslawien, Deutschland usw. erhoben werden. Eine bulgarische Meinung. • Sophia, 1. Dezemlber. (U. T.-K.-B.) Professor Genau» stellt im Blatte Vtro fest, daß die gegen Ungarn erhobenen Beschuldigungen zu einer internationalen Krise führen werden. Die Be­schuldigung, daß ein Staat auf seinem Gebiet eine gegen andere Staaten gerichtete Tätigkeit zuließ, sei schon schwer genug, doch habe vollends die Anklage, daß die Behörden eines Landes mit den Attentätern zuisammen­­wirikten, in der Vergangenheit schon zum Kriege geführt. Der Artikel wendet sich dann den politische« Grup­pen in Genf zu und stellt fest, daß nicht nur England und Italien, sondern auch Frankreich sich voll bewußt sei, welch schwere Folgen ein scharfer ungarisch-jugo­slawischer Konflikt nach sich ziehen werde. Verschiedene internationale Streitfragen von der Saarfrage zum Fer­nen Osten beunruhigten die Welt; es sei jedoch zu hof­fen, daß die Mäßigung der Großmächte Komplikationen verhüten werde. Die Hintergründe der polnischen Politik. Warschau, 28. November. .Am 12. Dezember beginnt die für einen Monat ver­tagte ordentliche Winterscssion des polnischen Parla­ments, um — mit einer kurzen Unterbrechung in der Weihnachtszeit — bis gegen Ende März zu dauern. Es wird dies voraussichtlich die letzte Session des jetzigen Parlaments sein, denn schon im Herbst 1935 stehen Neu­wahlen bevor. Obwohl nun in der letzten Zeit nur wenig über die Verfassungsänderung gesprochen wurde, so ver­lautet dennoch, daß diese noch vom jetzigen Parlament endgültig zum Abschluß gebracht werden soll. Somit würde eines der wichtigsten Postulate Pilsudskis verwirklicht werden und Polen eine autoritäre Staatsform erhalten. Über die Grundziige der neuen Verfassung haben wir an dieser iStelle schon im Januar d. J., gleich nach ihrer An­nahme durch den Sejm, berichtet. Wie es nun jetzt heiß, soll der Senat den Verfassungsentwurf nur in einer Be­ziehung ändern: ay.if die ursprünglich beabsichtigte Schaf­fung einer „Legion der Verdienstvollen“, deren Mitglieder ails einzige das Recht haben scillten, den Senat zu wählen, eoll nunmehr verzichtet werden. Die Art der Zusammen­setzung und Wahl des Senats soll einer späteren Regelung Vorbehalten bleiben. Die Erledigung der VerfassungsYrage würde indessen zweifellos einen wichtigen Abschnitt im Aufbau des polnischen Staates zum Abschluß bringen. Bei dieser Gelegenheit dürfte es vielleicht nicht überflüssig eein, einen Blick auf die Mentalität und die Anschauiungs­­welt jener Männer zu werfen, die zusammen mit Pil­­sudski am Ausbau des autoritäten Staatswesens teilgenom­men und sich gegen ihre Gegenspieler, die eine ganz an­dere Auffassung von der iS'taatsleitung hatten, durehgesetzt haben. Dieser Rückblick dürfte umso interessanter sein, als er auch Aufschlüsse über die tieferen Ursachen und Hintergründe der polnischen Außenpolitik bringt, die ge­rade in der letzten Zeit im Mittelpunkt der Aufmerksam­keit der politisch interessierten Welt stand und noch steht. Wie verschieden die einzelnen Mitarbeiter Pilsudskis Buch sind, sie wurzeln dennoch alle in der Anschanungs­­welt des sogenannten „Aktivismus“, einer politischen und .— man könnte fast sagen — auch philosophischen Zeii­­itrömung der letzten Jahrzehnte des vergangenen Jahr­hunderts. Sie haben alle ihr ganzes Leben lang nicht nur gegen die äußeren Feinde Polens gekämpft, sondern auch gegen eine starke Gegenströmung im Innern, deren Ver­treter wir heule in den rechtsoppositionellen National­­demofcraten sehen. Gegen diese waren in erster Linie alle ernstlichen inneren Auseinandersetzungen gerichtet, denn die übrigen inneren Konflikte, wie zum Beispiel der vor einigen Jahren sehr lebhafte Kampf gegen die Links­opposition, trugen eher einen vorübergehenden Charak­ter. Die einzigen reellen Machtfaktoren, zwischen denen der Kampf um die Zukunft des polnischen Staates ausge­­tragen wurde, waren einerseits jene Politiker, die man gemeinhin Pilsudskisten nennt, und auf der anderen Seite die Nationaldemokraten. Als nach dem Schiffbruch des letzten polnischen Auf­standes vom Jahre 1863 sich großer Teile des polnischen Volkes eine Apathie bemächtigte und die Ansicht zum Durchbruch kam, daß gegen den russischen Koloß nichts auszurichten sei, entstand der sogenannie „Positivismus“, der, sich zuni Ziel setzte, alle Träume von einer gewalt­samen Abschüttelung der Fremdherrschaft zu begraben und durch die Pflege des Volkstums und die. wirtschaftliche Hebung des Landes dem polnischen Volk zu dienen. Es war dies natürlich eine Art Unfergangsstimmung, die nur auf die vorausgegangenen schweren Enttäuschungen zu­rückzuführen w'ar. Die „Positivsten“ und ihre geistigen Erben, die Nationaldemokraten, behielten jedoch ihre Abneigung gegen den Kampf auch dann noch bei, als ein großer Teil der jungen Generation w ieder Kampfesmut zu zeigen begann. Dies erklärt sich vielleicht dadurch, daß die Nationaldcmokraleu ihren Anhang in jenen Volks­schichten hatten, die man „bürgerlich“ zu nennen pflegt, und die jeder „Aufregung“ abhold sind. Die nationalen polnischen Aspirationen glaubten die Nationaldemokraten durch die Unterstützung der panslawistischen Pläne Ruß­lands verwirklichen zu können: sie dachten dabei an ein autonomes Polen im Rahmen eines allslawischen Staates. Solche Aussichten konnten, indessen die begeislerungs­­fähige Jugend nicht mehr befriedigen. Von dieser Art „Nationalismus“ wollte sie nichts wissen und schloß sich daher, obwohl keineswegs doktrinär marxistisch gesinnt, der Polnischen Sozialistischen Partei (P. P. S.) an. So sehen wir denn gegen Ende des vergangenen Jahrhun­derts Pi’Lsudski als einen der maßgeblichsten Führer des polnischen Sozialismus auftreten, und alle seine späteren Mitarbeiter erblicken wir ebenfalls in den Reihen der Sozialisten. Diese „Aktivisten“ scheuten vor keiner Ge­fahr zurück: sie gingen zur Richtstätte oder nach Sibirien und hatten nur ein Ziel vor Augen, die völlige staatliche Selbständigkeit Polens, ein Ziel, das damals vielfach als ein Traum ohne Aussicht auf Verwirklichung angeseheu wurde. Diese Entwicklungslinie können wir in der ganzen Vorkriegszeit verfolgen, und aucli während des Welt­krieges änderte sich die Sachlage kaum. Während Pll­­sudski die Legionen zum Kampf gegen Rußland führte und seine Soldaten erzog, für das Vaterland zu sterben, begnügten sich die Nationaldemokraten mit dem Ver­sprechen des russischen Großfürsten Nikolai Nikolaie­­w lisch, daß Polen eine Autonomie erhalten soll. Als im Jahre 1917 von den Legionären verlangt wurde, sie soll­ten den Monarchen der Zentralmächte einen Treuescilrwur leisten, scheute Pilsudski nicht davor zurück, diesen zu verwersu, was zur Folge hatte, daß er selber in der Festung Magdeburg interniert wurde, während seine Legionäre in die Konzentrationslager Szczypiorne und Mármarossziget gelangten. Auch hier zeigten die „Aktivi­sten“, daß sie ihrem Ideal, der Unabhängigkeit Polens, treu bleiben wollen, und daß sie sieh vor niemand zu beugen gedenken. In »derselben Zeit — Rußland wrar in­zwischen von den Wogen der Revolution überflutet wor­den — versuchten die Nationaldemokraten in Paris, Lon­don und New York, die Entente für die polnische Sache zu gewinnen, um ein selbständiges Polen als eine Gabe der Entente entgegennehmen zu können. Dasselbe Bild sehen wir wiederum im neuen Polen: die Nationaldemo­kraten betrachten dieses als ein Geschenk der Entente, nur um nicht eingestehen zu müssen, daß Piksudskis Militärpolitik und die Schaffung von geheimen Militär- Organisationen noch während der deutsch-österreichischen Okkupation bewirkt hatte, daß Polen gleich nach seinem Wiedererstehen schon über eine Kriegsmacht verfügen konnte. Die unterwürfige Politik der Nationaldemokraten gegenüber Frankreich in den Nachkriegsjahren war für diese ebenso charakteristisch, wie die selbstbewußte und selbständige Außenpolitik der Regierungen Pilsudskis für den letzteren. Eine nicht minder charakteristische Er­scheinung ist der Widerstand der Nationaldemokraten gegen die Verfassungsänderung gewesen: obwohl sie nämlich keineswegs grundsätzliche Anhänger der liberal­­demokratischen Staatsform waren, bekämpften sie den­noch die Bestrebungen Pilsudskis, eine autoritäre Regie­rungsform einzuführen, nur weil diese Bestrebungen eben von ihm ausgingen. Neben diesem grundsätzlichen Kampf zwischen den „Aktivisten“ und der „Positivisten“, zwischen den An­hängern Pilsudskis und den Nationaldemokraten, ver­blassen die übrigen innerpolitischen Auseinandersetzun­gen des letzten Jahrzehnts. Die Loslösung Pilsudskis und seines Anhangs von den Sozialisten vollzog sich zwar auch nicht ohne schwere Kämpfe, aber es war dies nur eine notwendige Etappe auf dem Wege zum autoritäten Staat, der indessen nicht jene grundsätzliche Bedeutung zukam, die dem Gegensatz Piksudskis zu den Ntitional­­demokraten seit Jahrzehnten, anhaftet. • B» PESTEK LLOYD ROYAL SZÁLLODA líAVtfí.Vt TÉLIKERTJÉBEN december hó 1-től minden délután és este t fan&Palriek Hoffmann a kontinens legjobb tánc-zenekara vendégszerepei Polgári éttermi é's kávéházi árak Zenetányér nincs. Százalékos borravalórendszer Vom Tage. Sitzung des Auswärtigen Ausschusses des Abgeord­netenhauses. Der Auswärtige Ausschuß des Abgeordneten­hauses hielt heute vormittags 11 Uhr unter dem Vor­sitze des Außenministers a. D. Dr. Ludwig Walko eine Sitzung ab, an der seitens der Regierung Ministerpräsident Julius Gömbös, Außenminister Kánya und Staatssekretär Darányi teilgenommen haben. Nach Eröffnung der Sitzung begründete Abgeordneter Dr. Rassay, warum er in Gesellschaft des Abgeordneten Dir. Tibor Farkas im Hinblick auf die Genfer Ereignisse die Einberufung das Auswärti­gen Ausschusses für notwendig gehalten hat. Nach der Rede des Abgeordneten Rassay informierte Mini­sterpräsident Julius Gömbös die Mitglieder des Aus­schusses, und an seine Ausführungen knüpfte sieh eine lange Debatte, an der die Abgeordneten Buchin­­<jer, Dr. Lakatos, Dr. Wolf)', Graf Stefan Bethlen, Dr. Illés, Stefan Friedrich und Dr. Gustav Grätz teil­­nahmen. Vor 1 Uhr verließ Ministerpräsident Julius Gömbös die Sitzung, die bei Schluß des Blattes noch anhäli. Die Durchreise Titulescus in Budapest. Von der deutschen Gesandtschaft in Budapest wird milgeteilt, daß die im Pester Lloyd im Morgenblatte vom 1. Dezember veröffentlichte Nachricht, daß Mitglieder der deutschen Gesandtschaft sich zum Empfange des rumänischen Außenministers auf dem Bahnhofe eingei funden hätten, auf einem Irrtum beruht. Die Mitglieder der deutschen Gesandtschaft waren zur Begrüßung eines mit dem gleichen Zuge reisenden Kollegen erschienen. Wieder neue Anklagen gegen Bürgermeister Vásáry, Aus Debrecen wird gemeldet: Der Monizipalaus­schuß der königlichen Freistadt Debrecen hat gestern eine außerordentliche Generalversammlung abgehalten, in deren Verlauf gegen den suspendierten Bürgermeister der Stadt Dr. Stefan Vásáry wiederum npere Beschuldi­gungen erhoben worden sind. In den Büchern des Bau­unternehmers Ludwig Sebestyén, dem der Bau eines städtischen Zinshauses übertragen worden war, wurde nämlich nach den Mitteilungen eines Munizipalausschuß­mitgliedes angeblich eine Post „diskreter Ausgaben“ entdeckt, und von gewisser Seite wurde behauptet, über diese könne nur Bürgermeister Vásáry Aufschluß geben. Dr. Vásáry, der der Generalversammlung als Ausschuß­mitglied anwohnte, nahm zu dieser Frage sogleich das Wort, um zu erklären, daß er niemals auch mir einen einzigen Heller von irgend jemand auf unbefugte Weise erhalten habe, und daß Bauunternehmer Sebestyén, der gleichfalls Mitglied des Munizipalausschusses ist, in die­sem Falle dies sicherlich werde bestätigen können. Er jedenfalls erachte es für seine Pflicht, gegen Ludwig Sebestyén die Inkompatibilitätsanzeige zu erstatten. Die Anhänger des Bürgermeisters begleiteten diese Erklä­rungen mit stürmischen Sympathiekundgebungen und forderten den anwesenden Sebestyén stürmisch zur Äuße­rung auf. Dieser erklärte, daß die Fachorgane der Finanzdirektion seine Bücher vier Wochen hindurch einer Revision unterzogen hatten, alles in Ordnung be­funden, aber eine Ausgabenpost von 40.000 Pengő sei nem Einkommen hinzugerechnet haben, wogegen er Be­rufung eingelegt habe, weil er auch nach diesem Be­trage hätte Steuern zahlen sollen. Weder er, der niemals »uch nur einen Heller unter dem Titel von „diskreten Ausgaben“ verausgabt oder verbucht habe, noch der Bürgermeister, der damit in keiner Weise in Verbindung gebracht werden könne, verdienten es, bloß aus dem Grunde verunglimpft zu werden, weil Organe des Steuer­amtes beziehungsweise der Finanzdirektion eine Post in seinen Büchern zu Unrecht bemängelt, beziehungsweise statt Ausgabe als Einkommen qualifiziert haben. In der Angelegenheit Vásáry ist übrigens eine inte­ressante Wendung eingetreten: mehrere angesehene Bür­ger der Stadt, unter ihnen auch Bischof Dr. Desider Bal­tazár, wandten sich mit einem Gesuch an den Reichsver­weser, in der Stadt Debrecen, deren Frieden und Ruhe durch die Hetze gegen Dr. Vásáry in unheilvoller Weise aufgewühlt seien, Ordnung zpj schaffen. An Erzherzog Albrecht, den Ministerpräsidenten Gömbös und den Gra­fen Stefan Bethlen sind Telegramme in ähnlichem Sinne gerichtet worden, FRANKREICH. Der Besuch Ribbentrops. Paris, 1. Dezember. (U. T.-K.-ß.) Der Mitarbeiter des Petit Parisiet, Bertrand de Jouvenel hatte ein Interview mit dem Ver­trauensmann Hitlers Ribbentrop, der sich, wie gemeldet, in Paris befindet. De Jouvenel bemerkt, daß Ribbentrop bei der Begegnung stark gehinkt habe. Gestern vormittag hatte er nämlich kurz vor seiner Ankunft einen Auto­unfall, der leicht verhängnisvoll hätte werden können, Nur die Geistesgegenwart des Chauffeurs hat das Un­glück verhütet. Man kann sich vorstellen, schreibt De Jouvenel, welche internationale Wirkung ein schweres Unglück ausgelöst hätte. Ribbentrop äußerte sich mit warmer Sympathie über die französischen Persönlichkeiten, mit denen er in Paris zusammengekommen ist. Die Franzosen werden hauptsächlich durch die Frage der SaarabStimmung beunruhigt. Hierüber erklärte Ribbentrop in bestimm­tem Tone: — Jede Besorgnis ist vollkommen grundlos. Die Deutschen werden anläßlich der Volksabstimmung kei­nerlei Ausschreitungen veranstalten. Wir sind sicher, daß die riesige Mehrheit der Saarbevölkerung deutsch gesinnt ist. Wir wünschen nur, daß die Freiheit und Aufrichtig­keit der Abstimmung gesichert werde. De Jouvenel warf sodann die Frage der Rüstungen auf. Ribbentrop wandte ein: — Der europäische Einfluß der französischen Diplo­matie stützt sich doch auf die französischen Waffen. Sie halten an ihren Rüstungen fest, ohne den Krieg zu wol­len. Die Armee ist unter den heutigen internationalen Verhältnissen ein Attribut der großjährigen Nationen,

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