Ungarische Revue 2. (Budapest, 1882)

1882 / 10. heft - Moriz Jókai: Denkrede auf Alexander Petőfi

ZUR ENTHÜLLUNG DES PETŐFI-HENKMALS. 768 nerung an Debreczin“, „Am Ende des Winters“, „Im mageren Herbst“, in seinem Briefe an Tompa, in „An der grossen Donau stellt ein kleines Haus“, wo er seiner Mutter sein Missgeschick verhehlt: „Wüsst’ sie, wie ich leide zum Erbarmen, Ach, es brach’ vor Weh' das Herz der Armen ! “ nur in „Das letzte Almosen“ schlägt er in einen elegischen Ton um ; die Werke, die er in seiner Krankheit schrieb, und seine Todes­ahnungen bezeugen eine prophetische Wahrheit, welche uns betroffen macht; aber selbst mit diesen wollte er Niemanden be­trüben: „Und über meinem Grabe sollt ihr singen die todten Lieder Eures Kameraden.“ Doch weder Elend noch Leiden brechen seinen Körper, bre­chen seinen Geist. Yor des Winters Kälte hüllt er sich in seinen Stolz und wie weiss er zu verherrlichen das trokene Brod und den Bettelstab! Ich bin ein Zeuge dessen, dass diese Gefühle alle wahr gewesen sind. Ich habe mit ihm lange zusammen gelebt; ich weiss, wie viel er entbehrte und dass er selbst von seinem besten Freunde niemals eine Unterstützung annahm; ja, als ihm einmal für ein Gedicht, das er zur Erhöhung einer Feier hätte schreiben sollen, die Stadt Pest eine bei seinen Verhältnissen beträchtlich zu nennende Geld­summe anbot, war seine Antwort eine monumentale Grobheit. Jemanden in Versen für Geld loben, und sei es auch ein grosser Mann, das vermochte Petöfi’s Feder nimmermehr. Auch seine Eltern waren arm; sein Vater, der simple klein­städtische Fleischhauer, verleugnete ihn sogar, weil er Schauspieler o-eworden, und dennoch überhäufte er seine Eltern mit solcher Zärtlichkeit! Zuweilen verwandelt sich sein ganzer Charakter: er wird zum Kinde, wenn er sein Haupt in den Schoss seiner Mutter neigen kann. Es rührt zu Thränen ; er entsagt seinem Ehrgeize, seinen glänzenden Träumen, wenn er in die Stille des lieben Heims zuweilen zurückkehrt; er ermahnt seinen jüngeren Bruder mit brüderlichen Worten, seine Eltern zu pflegen, und er segnet das schwarze Brot des Vaterhauses. Dann vertröstet er seine Eltern damit, dass sie es bei ihm gut haben würden, wenn er es dereinst werde tinin können.

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